Читать книгу Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer - Страница 17

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DER KLINIKCHEF BETRAT den Operationssaal. Eine sterile Operationsschwester hielt ihm die Operationshandschuhe hin, und während er hineinschlüpfte, band ihm eine zweite Schwester den Mundschutz um.

„Volker Ahlert“, sagte Dr. Jürgen Büttner. „Achtundzwanzig Jahre alt. Es ist fraglich, ob er älter werden wird.“ Seine grimmigen Worte wurden vom Mundschutz geringfügig gedämpft.

Dr. Berends nahm die Position des Operateurs ein. „So schnell geben wir nicht auf“, sagte er, und sein Blick richtete sich auf die Anästhesistin Dr. Doris von Ringsdorff, die aufmerksam die Skalen und Geräte beobachtete.

„Wie ist die Atmung, Frau Kollegin?“, erkundigte sich der Chefarzt.

„Könnte besser sein“, sagte Dr. von Ringsdorff. Ihre Stimme klang besorgt.

„Puls?“

„Flattert“, sagte die Narkoseärztin.

„Wo sind die Röntgenbilder?“, fragte Dr. Berends.

„Hier“, sagte Jürgen Büttner und zeigte sie dem Chefarzt. „Die Kugel ist gut zu sehen. Sitzt verdammt nah am Herzen.“

„Aber sie hat das Herz nicht getroffen“, stellte Dr. Berends fest.

„Sie wurde von dieser Rippe geringfügig abgelenkt“, sagte Dr. Büttner. „Andernfalls würde der Mann nicht mehr leben. Er hat sehr viel Blut verloren.“

„Sind genügend Blutkonserven da?“, wollte der Chefarzt wissen.

„Ich habe sicherheitshalber vier Konserven angefordert“, antwortete Dr. Büttner.

„Gut“, sagte der Chefarzt und blickte auf den Körper des Patienten, der mit sterilen Tüchern abgedeckt war. Nur das Operationsfeld war frei und desinfiziert.

Der Chirurg streckte der instrumentierenden Schwester die Hand entgegen. „Skalpell, Schwester Thea.“

Sie stand am Instrumententisch und hielt das Messer schon bereit. Die schmale Hand des Chefarztes schloss sich darum, und einen Augenblick später setzte er es an und führte den ersten Schnitt.

Ihm war bewusst, dass er schnell und exakt arbeiten musste, wenn er das Leben des Patienten retten wollte. Und er musste trotz des Zeitdrucks so gewissenhaft wie nur irgend möglich sein. Das verlangte ihm vollste Konzentration ab.

„Sonde!“, sagte er gedämpft.

Die Operationsschwester reichte sie ihm, und er überprüfte damit den Verlauf des Schusskanals.

Wieder nahm Dr. Berends das Skalpell zur Hand und durchtrennte die feinen Muskelschichten über den Rippenbögen. Schwester Thea wischte ihm die kleinen Schweißperlen von der Stirn.

„Der Puls wird schwächer!“, meldete Dr. Doris von Ringsdorff.

Das war alarmierend, und Dr. Jürgen Büttner warf dem Chefarzt einen beunruhigten Blick zu, aber Dr. Berends behielt die Nerven. Er konnte jetzt nicht mehr tun, als arbeiten.

Jeder Handgriff saß. Die Anästhesistin nannte die ständig sinkenden Werte. Es gehörte schon sehr viel innere Kraft und eine gesunde Portion Selbstvertrauen dazu, um äußerlich völlig ruhig zu bleiben und weiterhin überlegt zu handeln.

„Saugen Sie das Blut ab, Herr Kollege!“, verlangte Dr. Berends.

Dr. Büttner begann sogleich damit. Sobald der Brustraum leer war, nähte Dr. Berends die verletzten Adern. Danach erkundigte er sich nach dem Blutdruck.

Dr. Doris von Ringsdorff nickte. „Wird langsam besser.“

Das war erfreulich zu hören. Der Chefarzt warf einen Blick auf die große Wanduhr, die über der Tür des Operationssaals hing. Volker Ahlert lag bereits eine halbe Stunde auf dem Tisch, doch der Kampf war noch lange nicht gewonnen.

Die Ruhe, die Dr. Berends verbreitete, steckte sein Team an. Der Chefarzt ordnete an, man möge dem Patienten eine Bluttransfusion geben. Ahlert bekam sie in die linke Armbeuge, und in die rechte eine mit Medikamenten angereicherte Kochsalzlösung.

„Das Schwierigste kommt noch“, sagte Dr. Berends.

Er meinte das Entfernen der Kugel. Mit größter Vorsicht ertastete er das Projektil. Es hatte den Anschein, als würden in diesem Augenblick alle im Operationssaal Anwesenden den Atem anhalten. Sehr behutsam löste Dr. Berends das Geschoss heraus.

Operationsschwester Thea griff nach einer emaillierten Schale und hielt sie ihm hin. Er ließ die Kugel hineinfallen.

„Für die Polizei“, sagte er. „Wäre schön, wenn man mit ihrer Hilfe den Täter überführen könnte. Aber dazu müsste man den Mann erst haben.“

Wieder musste Dr. Büttner Blut absaugen. Dr. Berends klemmte zwei Adern ab, nähte, schweißte mit dem Lasergerät und schaute wieder auf die OP-Uhr.

Die Zeit raste. Eine Stunde war nun schon um.

„Wie ist der Puls jetzt?“, wollte der Chefarzt wissen.

„Hat sich normalisiert“, antwortete die Anästhesistin.

„Herzschlag?“

„Regelmäßig“, sagte Dr. Doris von Ringsdorff.

Dr. Jürgen Büttner atmete auf. „Mit einem kleinen Quäntchen Glück hat er es überstanden.“

Dr. Berends war zwar kein Pessimist, aber so rosig sah er die Sache noch nicht. „Ihre Freude erscheint mir im Moment noch etwas verfrüht, Herr Kollege.“

„Sie denken an den Schock, den der Patient erlitten hat“, sagte Dr. Büttner.

„Genau. Wir wissen nicht, wie sehr er dem Mann zu schaffen machen wird.“

„Er ist jung und kräftig“, sagte der junge Chirurg. „Er müsste rasch darüber hinweg kommen.“

„Wir müssen versuchen, seine physiologischen Funktionen so rasch wie möglich wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, sagte Dr. Richard Berends.

„Ist klar.“

„Wenn uns das nicht gelingt, kann es noch zu erheblichen Komplikationen kommen“, erklärte der Chefarzt.

„Ich bin zuversichtlich“, sagte Dr. Büttner. „Wir bringen ihn durch.“

Nachdem der schwierigste Teil der Operation getan war, trat Dr. Berends vom Operationstisch zurück.

Jetzt spürte er, wie sehr ihn die Arbeit, der Kampf um das Leben dieses Patienten, angestrengt hatte.

„Machen Sie weiter, Herr Kollege“, sagte er zu Dr. Büttner.

„In Ordnung“, sagte der junge Chirurg und begann damit, die Operationswunde zu verschließen.

Er behandelte die Nahtstelle dann so fachgerecht, dass es Dr. Berends nicht besser gekonnt hätte. Mit sterilen Kompressen deckte er schließlich das Operationsfeld ab und sagte: „Das wär’s. Und nun auf die Wachstation mit ihm. Mehr können wir im Moment nicht für ihn tun.“

Von der Wachstation würde Volker Ahlert später auf die Intensivstation verlegt werden.

„Sollte in seinem Befinden eine Verschlechterung eintreten, möchte ich umgehend informiert werden!“, sagte Dr. Berends. Er konnte sich darauf verlassen, dass man seinen Wunsch respektierte.

Aufatmend begab er sich in den angrenzenden Waschraum, zog die Handschuhe aus und nahm die Gesichtsmaske ab. Dr. Büttner folgte ihm.

„Ich bin froh, dass Sie so schnell kommen konnten, Herr Chefarzt.“

„Sie hätten das doch auch ohne mich hingekriegt“, sagte Dr. Berends. Er hielt sehr viel von Dr. Büttner.

Der junge Chirurg wiegte den Kopf. „Ich bin nicht ganz so sicher wie Sie. Mir fehlt Ihre Routine.“

„Die kommt von selbst“, erklärte der Leiter der Wiesen-Klinik.

„Und Ihre Ruhe.“

„Die kommt mit der Routine“, sagte Dr. Berends.

„Ich hatte nach einer Operation selten so ein gutes Gefühl“, gestand Dr. Büttner. „Vielleicht deshalb, weil ich nicht will, dass irgendetwas schiefgeht.“

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