Читать книгу Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer - Страница 32
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Sigfrit Stassen kam wieder und brachte seine Tochter mit. Sie war eine hübsche, junge Frau. Ihr langes Haar glänzte wie Kupfer in der Sonne.
Niemand hätte sie für krank gehalten. Dr. Berends begrüßte sie und ihren Vater in seinem Büro. Gabriele trug ihr Schicksal auf eine bewundernswerte Weise.
Um ihre Augen lagen kaum wahrnehmbare Schatten. Man musste schon genau hinsehen, um sie zu entdecken. Der Chefarzt unterhielt sich sehr angeregt mit ihr.
Sie war intelligent und hatte vernünftige Ansichten. Dr. Berends konnte verstehen, dass Sigfrit Stassen gefragt hatte: „Warum Gabriele?“ Und er bedauerte, dass die Medizin dieser Krankheit so ohnmächtig gegenüber stand.
Er erwähnte Alfons Epplers Interesse, Stassen mit seinem Geld unter die Arme zu greifen. Wie die Rettungsaktion im Detail aussehen würde, wollte Dr. Berends den beiden Geschäftsleuten überlassen.
„Wann und wo kann ich ein erstes Gespräch mit Herrn Eppler führen?“, wollte Sigfrit Stassen wissen.
„Ich stelle Ihnen mein Büro zur Verfügung“, sagte der Leiter der Wiesen-Klinik. Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Herr Eppler wird in wenigen Augenblicken erscheinen.“
Veronika Baier führte den Grundstücksmakler kurz darauf in Dr. Berends’ Büro. Alfons Eppler befand sich in Begleitung seines Stiefsohnes. Dr. Berends übernahm es, die Anwesenden miteinander bekannt zu machen.
Ihm fiel auf, dass Waldemar Eppler Stassens Tochter irgendwie überrascht ansah.
Sie schien ihm sehr zu gefallen, und auch Gabriele Stassen schien sich von ihm angesprochen zu fühlen. Da war so ein gewisser Blick zwischen den beiden ...
Wenn Gabriele gesund gewesen wäre, hätte Dr. Berends es begrüßt, wenn diese beiden jungen Menschen zueinander gefunden hätten. Aber Gabriele litt an multipler Sklerose.
„Ich denke, ich lasse Sie jetzt allein“, meinte der Chefarzt.
Der Patient setzte sich vorsichtig. Er trug einen weinroten Schlafrock, und seine Füße steckten in ochsenblutfarbenen Lederpantoffeln. Ihm war nicht entgangen, dass sich zwischen Gabriele und seinem Stiefsohn ein knisterndes Spannungsfeld aufgebaut hatte, und da die junge Frau auf ihn einen großartigen Eindruck machte, schlug er Waldemar vor, mit ihr in den Anstaltspark zu gehen.
„Was Herr Stassen und ich zu besprechen haben, würde euch nur langweilen“, sagte er.
Waldemar Eppler war über diesen Vorschlag sehr froh. Selbst hätte er ihn wohl nie zu machen gewagt. Er sah Gabriele scheu an.
„Wollen wir gehen?“, fragte er leise.
Sie war einverstanden, und Dr. Berends verließ mit ihnen den Raum. Ein Anruf hielt ihn zurück. Er nahm das Gespräch gleich an Veronika Baiers Schreibtisch entgegen.
Gabriele Stassen und Waldemar Eppler gingen indessen in den Park. Zunächst wusste keiner so recht, was er sagen sollte. Langsam schlenderten sie nebeneinander über die Wege, und Waldemar Eppler begann über seine gemeinnützige Arbeit zu sprechen.
Es freute ihn, zu sehen, dass sich Gabriele dafür interessierte. Sie entdeckten viele Gemeinsamkeiten und kamen einander menschlich in kurzer Zeit erfreulich nahe.
Waldemar war noch nie von einer Frau so sehr begeistert gewesen. Gabriele hatte genau seine Wellenlänge. Er fühlte sich zu ihr hingezogen und hatte den Wunsch, sie wiederzusehen.
Als er ihr das sagte, schien ein Vorhang vor ihr hübsches Gesicht zu fallen. Ernst erklärte sie ihm, dass das nicht möglich wäre. Er wollte wissen, warum nicht, doch sie nannte ihm den Grund nicht.
Was hatte er falsch gemacht? Er wusste es nicht, und Gabriele sagte es ihm nicht. Sie wurde kühl und distanziert. Sie tat Waldemar Eppler damit weh, und er zog sich in sein Schneckenhaus zurück, wie er es immer tat, wenn ihn das Schicksal enttäuscht hatte.
Als sie in Dr. Berends Büro zurückkehrten, hatten der Grundstücksmakler und der Papierfabrikant eine erste Übereinstimmung erzielt.
Selbstverständlich würde es bei diesem einen Gespräch nicht bleiben, und Sigfrit Stassen hatte dem möglichen neuen Geschäftspartner auch Einblick in die Bücher zugesichert.
Da Dr. Berends sie zusammengebracht hatte, brachten sie einander jenes Vertrauen entgegen, das ein gesunder Nährboden für eine ersprießliche Zusammenarbeit sein konnte.
Alfons Eppler blickte insgeheim sogar schon weiter. Er hätte es begrüßt, wenn es zwischen seinem Stiefsohn und Gabriele Stassen zu einer dauerhaften Verbindung gekommen wäre, aber das behielt er vorläufig noch für sich. Er fand lediglich, dass die beiden sehr gut zueinander gepasst hätten.
„War’s schön im Park?“, fragte er seinen Stiefsohn.
„Es ist ein herrlicher Tag heute“, antwortete Gabriele schneller als Waldemar.
Alfons Eppler lächelte. „Wir haben Sommer. Die Vöglein zwitschern. Die Luft riecht angenehm warm. Da kommen manchen Leuten so gewisse Gedanken.“
Waldemar Eppler warf Gabriele einen raschen Blick zu und senkte dann den Kopf.
Der Grundstücksmakler deutete das falsch. Er lachte in sich hinein. Ja, ja, die Liebe, dachte er zufrieden. Jetzt hat sie ihn erwischt. Gratuliere, Waldemar. Du beweist einen guten Geschmack.
Doch der junge Mann war traurig, weil ihm Gabriele nicht erlaubte, sie wiederzusehen.