Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 74

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Tim van Drosten war zuerst aus der Ohnmacht erwacht. Verwirrt blickte er sich um. Was er erkennen konnte, war so schrecklich, so furchtbar und entsetzlich, dass er es vorzog, ganz schnell wieder die Augen zu schließen.

Da hörte er die Stimme eines Mannes.

„Ich glaube, der kommt langsam zu sich.“

Daraufhin versuchte Tim noch einmal, die Augen zu öffnen, mochten die Bilder, die sich ihm darboten, auch noch so grauenvoll sein.

Diesmal war sein Blick ganz klar, als er sich umsah und erkannte, was von seinem Sportwagen, den er zwei Stunden hatte, übriggeblieben war: Ein Trümmerhaufen, reif für den Schrottplatz!

„Was ist denn nur geschehen?“, murmelte er. „Wie konnte es zu diesem Totalschaden kommen?“

Er versuchte sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht.

Erst jetzt stellte er fest, dass er immer noch in dem Unfallwagen saß, dass er von dem verbogenen Metall eingequetscht worden war.

Als er einen Blick nach links warf, traf ihn ein neuer Schock.

Verena Geldermann, die hinter dem Steuer saß, hing leblos in ihrem Sitz. Das schwarze Haar war blutverkrustet, ihr Gesicht leichenblass.

„Verena! Verena! Mädchen, so gib doch Antwort!“ Tims Stimme überschlug sich. Panische Angst ergriff ihn. Verena war doch nicht etwa tot? Nein, das durfte nicht sein, das konnte nicht sein!

„Bleiben Sie ganz ruhig“, erklang wieder die fremde Männerstimme, die Tim schon gehört hatte. „Wir tun alles, um Ihnen und Ihrer Begleiterin zu helfen. Der Wagen ist so verzogen, dass die Feuerwehr ihn auseinanderschweißen muss.“

Als Tim eine halbe Drehung machte, konnte er ein Gesicht sehen, das zwischen den Metallteilen seines Wagens hindurchsah. Es war ein gutes, vertrauenerweckendes Männergesicht, und jetzt sagte der Fremde: „Ihrer Freundin geht es zwar nicht ganz so gut wie Ihnen, das habe ich schon festgestellt, soweit ich eine Untersuchung unter diesen Umständen vornehmen konnte, aber noch lebt sie.“

„Gott sei Dank“, stöhnte Tim. Dann fragte er: „Wer sind Sie?“

„Ich heiße Martin von Waldheim und bin Arzt“, erklärte der Fremde, „Ich kam aus Zufall hier vorbei. Da Ihre Begleiterin verletzt ist, blieb ich hier, um sie sofort behandeln zu können, wenn die Feuerwehr den Wagen auseinandergeschweißt hat.“

„Das ist gut“, sagte Tim leise, „dann bin ich beruhigt.“

Nachdem er das gesagt hatte, wurde ihm wieder schwarz vor Augen, und er fiel erneut in Ohnmacht.

Dr. von Waldheim wunderte sich nicht darüber, denn so, wie Tim in dem Unfallwagen hing, war anzunehmen, dass er eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen hatte.

Über ihn machte sich Martin von Waldheim jedoch die wenigsten Gedanken. Mehr Sorgen bereitete ihm Verena, deren Hautfarbe zusehends fahler wurde.

Die Platzwunde am Kopf, die zwar schlimm aussah, trotzdem aber verhältnismäßig harmlos war, bereitete dem Arzt keine Sorgen. Die Atmung und die Pulsfrequenz erschienen ihm jedoch bedenklich. Er vermutete, dass die Verletzte einen schweren Schock und innere Verletzungen davongetragen hatte. Noch konnte er aber keine präzise Diagnose stellen, weil Verena ebenfalls noch nicht aus dem Auto herausgehoben werden konnte.

Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Feuerwehrmänner die beiden jungen Menschen befreit hatten.

Sofort kümmerte sich Dr. von Waldheim um das junge Mädchen, dessen Zustand als sehr kritisch bezeichnet werden musste.

„Ich halte es für das Beste, wenn die beiden sofort in eine Klinik befördert werden“, äußerte sich der Arzt einem Polizeibeamten gegenüber. „Ich kann ihnen hier auf der Straße nicht helfen, zumal ich außer meiner Bereitschaftstasche nichts dabei habe.“

„Dann nichts wie los“, meinte der Beamte und winkte den Sanitätern, die mit ihrem Wagen warteten.

„Meine Klinik ist hier ganz in der Nähe“, sagte Martin von Waldheim. „Wenn Sie nichts dagegen haben, könnten wir die Verunglückten dorthin schaffen.“

„Von uns aus steht dem nichts im Wege“, meinte einer der Sanitäter. „Es sieht wirklich so aus, als ginge es bei dem Mädchen jetzt um Minuten.“

„Da könnten Sie recht haben“, nickte Martin von Waldheim.

„Ich habe ihr zwar ein kreislaufstärkendes Mittel injiziert, doch viel hat es nicht genutzt. Sie scheint innere Verletzungen zu haben und muss so schnell wie möglich auf den Operationstisch.“

Während sie sprachen, war Verena auf der Trage angeschnallt und in den Unfallwagen gehoben worden. Martin von Waldheim stieg zu ihr und kontrollierte laufend ihren Puls und die Augenreflexe.

Die Fahrt zu seiner eigenen Klinik, die unter normalen Umständen zehn Minuten gedauert hätte, legte der Krankenwagen in der Hälfte der Zeit zurück.

Vor dem Krankenhausportal angekommen, sprang der Klinikchef sofort heraus, lief in die Eingangshalle und rief der Pfortenschwester zu: „Rufen Sie im OP an, Schwester Renate. Ein Notfall. Alles soll sofort einsatzbereit gemacht werden. Ich ziehe mich nur schnell um!“

Damit eilte er auch schon weiter und überließ es den Sanitätern und den Schwestern, die Verletzte in den Operationssaal zu bringen und Tim van Drosten in den Ambulanzraum zu fahren.

Der Klinikchef selbst stand schon im Waschraum und desinfizierte sich die Hände. Dabei wies er eine Schwester an: „Rufen Sie den Oberarzt auf seiner Station an. Er wird hier gebraucht. Frau Dr. Andergast wird wohl schon daheim sein. Sie muss auch her. Allein schaffe ich es nicht, die beiden Verunglückten zu behandeln. Das Mädchen scheint ein schwerer Fall zu werden.“

Als Martin von Waldheim endlich fertig war, war auch Verena soweit vorbereitet, dass der Arzt sie untersuchen konnte.

„Verflixt“, murmelte er, nachdem er fertig war und sich aufrichtete. „Ich habe zwar gern recht, und ich freue mich immer, wenn meine Diagnosen stimmen, doch in dem Fall wäre es mir lieber gewesen, ich hätte mich einmal geirrt.“

„Was fehlt ihr denn?“, erkundigte sich die OP-Schwester. die dabei war, den Instrumententisch zu ordnen.

„Wahrscheinlich eine Nierenquetschung. Von dem Schock, unter dem die Patientin steht, gar nicht zu reden“, erläuterte Dr. von Waldheim. „Ich muss sofort aufmachen.“

„Dr. Radloff ist gekommen. Er wäscht sich noch“, berichtete der Pfleger, der sich im Hintergrund des großen Operationssaales aufhielt und darauf wartete, dass der Chef noch Anweisungen für ihn hatte.

„Das ist gut“, meinte Martin. „Ich brauche jetzt jeden. Hoffentlich kommt Dr. Andergast bald. Um den jungen Mann, der mit im Wagen saß, muss sich nämlich auch noch jemand bemühen. Er hat eine schwere Commotio.“

„Frau Doktor ist schon benachrichtigt“, meldete eine junge Schwester. Martin von Waldheim nickte beruhigt und begann, mit der schwersten Operation, die er jemals ausgeführt hatte.

Das ahnte er aber noch nicht.

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