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Die Kommunikation zwischen den Genen verändern

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Das An- und Abschalten von Genen wird als Genregulation bezeichnet und unser Verständnis der verschiedenen Prozesse und ihres Zusammenwirkens ist noch in der Entwicklung begriffen. Ihre Lebensstilentscheidungen beeinflussen die Genregulation – Sie steuern sie indirekt, indem Sie, neben anderen Maßnahmen, bestimmte Nahrungsmittel essen, wie Sie in den Kapiteln 5 bis 11 erfahren. Ihr Ziel ist es, sicherzustellen, dass diese Prozesse bestmöglich ablaufen. In diesem Buch konzentrieren wir uns auf die Rolle der Transkriptionsfaktoren, die Methylierung, und neuere, aber weniger bewiesene Methoden wie die Histonmodifikation und die Chromatin-Remodellierung. Andere Wissenschaftler stellen die Rangfolge epigenetischer Mechanismen vielleicht anders dar, wenn sich dieses junge Fachgebiet weiter entwickelt.

Während jene Begriffe nach Nobelpreis-verdächtiger Forschung klingen, möchte ich einige wenige Regulationsprozesse leicht verständlich beschreiben. Es folgt also eine kurze Zusammenfassung, damit wir alle auf demselben Stand sind. Wichtig ist jedoch, dass Sie diese Prozesse nicht verstehen müssen, um von dem Programm zu profitieren.

Transkriptionsfaktoren: Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die spezifische Gene an- oder abschalten können, indem sie sich an eine DNA-Sequenz binden und die Geschwindigkeit kontrollieren, mit der DNA in Messenger-RNA transkribiert wird. Beispiele hierfür sind Hitzeschock-Faktoren, die durch einen Saunabesuch freigesetzt werden, die jene Gene hochregulieren, dank derer Sie große Hitze überleben können8; an der Blutzuckerkontrolle beteiligte Transkriptionsfaktoren, die Kohlenhydrate erkennen9; oder der Transkriptionsfaktor für den Östrogenrezeptor.10

Methylierung: Die Methylierung ist eine einfache biochemische Reaktion, die Ihren Zellen mitteilt, was sie tun sollen, in der Regel durch das Abschalten eines Gens. Dieser Vorgang läuft in jeder Ihrer Körperzellen eine Milliarde Mal pro Sekunde ab; das bedeutet, er ist wichtig und eng reguliert. Methylierung liegt vor, wenn Ihr Körper einen DNA-Strang oder ein Vitamin mit einem Arbeitsauftrag markiert, ein Gen oder einen Teil eines Gens abzuschalten. Dabei wird eine Methylgruppe (die aus einem Kohlenstoffatom und drei Wasserstoffatomen besteht) an ein Molekül angehängt, meist an ein Protein oder ein Enzym. Die Methylierung brauchen Sie, um Östrogen zu deaktivieren, damit es nicht fortwährend zirkuliert und Schaden anrichtet. Die Methylierung trägt zur Bildung von Glutathion bei, einer treibenden Kraft Ihrer Entgiftung und wohl das wirkungsvollste Antioxidans. Glutathion benötigen Sie, um Quecksilber aus dem Körper auszuscheiden, wenn Sie Sushi gegessen haben, und um Ihr Immunsystem vor Schimmelsporen zu schützen, wenn Sie in einem von Feuchtigkeit geschädigten Gebäude leben. Wenn Ihr Körper nicht gut methyliert, entgiften Sie nicht gut – was Sie potenziell anfälliger macht für eine Schwermetallvergiftung und auch anfälliger für Schäden durch andere Gifte, wie Schädlingsbekämpfungsmittel, Umweltgifte und Schadstoffe sowie Lipopolysaccharide (ein Toxin, das Sie belastet, wenn schlechte Bakterien Ihren Darm überwuchern). Im Allgemeinen erhöht sich die Anfälligkeit für eine toxische Überlastung, weil der Körper nicht richtig entgiften kann. Zusatzinformation entnehmen Sie bitte dem folgenden Kasten für Anzeichen, die darauf hinweisen, dass Ihre Methylierung beeinträchtigt ist, was ich bei etwa 70 Prozent meiner Patienten feststelle. Ein Beispiel hierzu: Meine Methylierung funktioniert nicht gut, deshalb sammeln sich tendenziell toxische Östrogene in meinem Körper an. Als ich begann, täglich grünes Gemüse zu essen und Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, die meine Methylierung fördern, deaktivierte ich einen Großteil meiner schlechten Östrogene und jetzt kann mein Körper sie via Urin und Kot ausscheiden. (Unfein, aber wahr!)

Anzeichen beeinträchtigter Methylierung

– Erschöpfung – entweder wenig Energie oder starke Energieschwankungen

– Geringe Belastungstoleranz

– Fettleibigkeit und Gewichtszunahme

– Schmerzen, wie chronische Muskelschmerzen

– Stimmungsstörungen, etwa Depressionen, bipolare Störung und Ängste

– Funktionsstörung des Immunsystems wie Autoimmunerkrankungen oder Infektanfälligkeit

– Probleme mit der Entgiftung, etwa Schwermetallvergiftung oder übermäßiger Hefebefall

– Unfruchtbarkeit

– Wiederholte Fehlgeburten

– Schlaflosigkeit

Histonmodifikation: Bestimmte als Histone bezeichnete Proteine an den Chromosomen sind nicht Teil des genetischen Codes, sondern fungieren als Spulen, um die sich die DNA wickelt. Histone kontrollieren in einem gewissen Maß, ob Gene angeschaltet werden. Allgemein gibt es mehrere Möglichkeiten, Histone zu modifizieren: unter anderem durch Methylierung, durch das Anfügen einer Acetylgruppe und durch Phosphorylierung. Das Hinzufügen einer Acetylgruppe schaltet ein Gen an; die Acetylgruppe gleicht einem Aktivierungsschalter, der einschaltet, wenn sie an ein Histon angehängt wird (biochemisch ist eine Acetylgruppe C2H3O).11 Angehängt wird die Acetylgruppe mittels Histon-Acetyl-Transferase, die wie ein kleines Taxi die Acetylgruppe absetzt, damit sie an das Histon angefügt werden kann. Wie Forscher feststellten, können natürlich auftretende Veränderungen an diesen Proteinen, die sich auf ihre Gensteuerung auswirken, von einer Generation an die nächste weitergegeben werden und so beeinflussen, welche Merkmale vererbt werden. Die Ergebnisse belegen, dass die DNA nicht allein dafür verantwortlich ist, wie Merkmale vererbt werden. Diese Entdeckung ebnet den Weg für Untersuchungen dazu, wie und wann dieser Weg der Vererbung auftritt und ob er mit bestimmten Merkmalen oder Krankheiten zusammenhängt.

Wie ich bereits in der Einleitung erwähnte, besteht einer der fünf Faktoren, die zum Altern beitragen, dass Sie mit zunehmendem Alter mehr Fett ansammeln und Muskeln einbüßen. Die Ansammlung von Fett tritt häufig in der Leber auf, was zu einer Erkrankung führt, die als Fettleber bekannt ist, oder, fachspezifischer, als nichtalkoholische Fettlebererkrankung, und diese wird mit einer Histon-Acetylierung in Verbindung gebracht. Auslöser ist der Verzehr von Zucker, der die Acetylgruppen anregt, jene Gene anzuschalten, die Fett speichern.12

Chromatin-Remodellierung: Chromatin ist ein Komplex aus DNA, Proteinen und RNA, der in Zellen zu finden ist. Es dient dazu, die DNA auf einen winzigen Rauminhalt zusammenzupacken, der in die Zelle passt, wenn alle Zellgrenzen wiederhergestellt sind und die DNA um Histone gewickelt ist. Durch das Chromatin können außerdem Genexpression und DNA-Replikation auf eine weitere Art gesteuert werden. Halten Sie sich dabei nicht mit den Einzelheiten auf. Der wichtigste Punkt ist, dass es eine andere Möglichkeit ist, über die Ihr Körper die Genexpression steuern kann, indem er die Nukleosomen (ein Komplex aus DNA und Histonen, Grundbausteinen des Chromatins, Anm. d. Ü.) abändert, die spezielle Enzyme verwenden. Bestimmte neurologische Erkrankungen, darunter die Autismus-Spektrum-Störung, hängen mit Problemen bei der Chromatin-Remodellierung zusammen (die auch als Nukleosom-Remodellierung bezeichnet wird). Spezifische Enzyme steuern die Genexpression, indem sie Nukleosomen verschieben oder umgestalten. Eine Gruppe von Enzymen, die Chromatin umbauen, sind Tumorsuppressoren. Frauen, die über diese Enzyme in ausreichender Anzahl verfügen, haben ein geringeres Risiko für Eierstockkrebs.13

Ihre Gene und Ihr Lebensstil steuern Ihre Fähigkeit zur Methylierung. Es ist ein wenig wie bei der Frage von Henne und Ei. Betrachten Sie beispielsweise folgende Szenarien, die ich in meiner Praxis für funktionelle Medizin erlebt habe:

– Sie können über vollkommen normale Methylierungs-Gene verfügen, aber so viel Zucker essen, dass eine Dysbiose vorliegt, ein Ungleichgewicht zwischen guten und schlechten Darmbakterien. Die Dysbiose könnte Sie daran hindern, die zentralen B-Vitamine zu resorbieren und so für eine schlechte Methylierung sorgen.

– Sie könnten fehlerhafte Methylierungs-Gene haben, sich aber so gut ernähren und sich so gewissenhaft um Ihren Darm kümmern, dass Ihre Methylierung normal abläuft.

– Eine Zeit lang fand möglicherweise eine schlechte Methylierung statt, nach einer entsprechenden Änderung der Lebensumstände methyliert Ihr Körper jetzt aber im Übermaß. Das erscheint positiv, und dennoch fühlen Sie sich erst einmal so elend, als wäre eine Erkältung im Anmarsch, weil Ihr Körper gerade die bislang aufgestauten Toxine verarbeiten muss. Das Gefühl ist nur vorübergehend, doch es kann dazu führen, dass Sie unter einer sogenannten Erstverschlechterung leiden, bevor es Ihnen dann besser geht.

Ich kann zwar den meisten Menschen allgemeine Tipps zur Unterstützung einer besseren Methylierung geben, doch ich möchte auch eine Warnung aussprechen: Manche Patientinnen und Patienten, deren Gesundheitsprobleme vielschichtiger sind oder die nicht auf die erwartete Art und Weise auf das hier vorgestellte Programm ansprechen, könnten von einer individuellen Betreuung durch einen Experten für funktionelle Medizin profitieren. Wie sich die Arbeit mit einem professionellen Therapeuten gestaltet, der sich mit dem Wechselspiel zwischen Genen und Umwelt auskennt, erfahren Sie ausführlicher auf der Website www.functionalmedicine.org; dort finden Sie eine Liste zertifizierter Behandler, die in Ihrer Gegend funktionelle Medizin praktizieren (auch zwei Behandler in Deutschland; ansonsten im Internet nach „funktionelle Medizin“ + Wohnort suchen; Anm. d. Übers.).

10 Jahre jünger!

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