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Drei Jahre später

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„Männer, das war der beste Kampf seit langem! Es ist mir immer wieder eine Freude, an eurer Seite zu stehen und zu sehen, wie unsere Gegner das Schlottern in den Knochen kriegen.“ Deaglán lachte laut auf und hob seinen Krug, gefüllt mit Met, so energisch hoch, dass sich einiges vom Inhalt über dem Tisch verteilte.

Raek und Océan wichen zurück und selbst Thrace, der dritte Elf neben Dea und Océan, bekam Spritzer vom Met seines Landsmannes ins Gesicht, obwohl er am weitesten entfernt saß. Er wischte sich das klebrige Getränk aus den Augen, grinste aber ebenfalls.

„Du sollst das trinken, Dea“, rief Dawer und lachte schallend, denn der alte Elf hatte ihm den Blick zwar zugewandt, jedoch bereits leichte Gleichgewichtsprobleme. Es war nicht sein erster Wein an diesem Abend und das merkte man ihm an.

„Mach ich doch!“, rief Dea zurück und wollte einen Schluck nehmen, war aber erneut so ungestüm, dass nun der nächste Schwall auf seiner Rüstung landete. Er war der Einzige, neben Thrace, der sie noch trug. Alle anderen Söldner hatten sie bereits in ihren jeweiligen Zimmern im Gasthaus abgelegt und waren erst dann ins Bordell gegangen.

Deaglán und Thrace waren jedoch der Meinung, dass es mehr hermachte, verdreckt und teilweise blutverschmiert unter die leichten Damen zu treten. Thrace eiferte Dea in diesem Punkt nach, weil er sah, dass es durchaus Erfolg hatte. Allerdings eher bei den älteren Damen, die auf Trunkenbolde wie Dea und Draufgänger wie Thrace standen. Der Rest der Truppe war da viel mehr für die jüngeren offen. Und für die musste man sich eben waschen und rasieren.

Dawers Blick fiel auf Lysján. „Kleiner. Trink was“, befahl er dem Neuling und schob ihm den Krug zu, der zwar für ihn gebracht worden war, von dem Lysján jedoch erst einen winzigen Schluck getrunken hatte. Der Neue wandte ihm den Blick zu und sah ihn mit großen Augen an. Dawer schüttelte den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck seines eigenen Mets.

Er leckte sich über die Oberlippe und sah wieder den Neuen an. „Gewöhn dich dran. Nach einer Schlacht ist das hier“, er wies mit dem Krug in der Hand im Raum herum, „das Erste, was wir tun.“

„Immer?“, fragte Lysján nach und zog die Brauen hoch. „Warum? Ich habe eine Freundin.“

Dawer lachte. „Weil’s Spaß macht und deine Kleine nicht hier ist.“ Er lehnte sich zu ihm und schlug ihm unsanft auf die Schulter. „Wir haben gewonnen, also feiern wir.“

„So?“, hakte der Kleine nach und klang ungläubig.

„Warum denn nicht so?“

„Was tut ihr, wenn ihr verliert?“

Wir, Kleiner. Du willst dazu gehören? Also mach mit. Und die Antwort ist; das hier.“ Erneut wies Dawer im Raum herum.

Lysján hatte nur einen verständnislosen Blick für ihn. Der Söldneranführer verdrehte genervt die Augen. Der Kleine war dermaßen unschuldig, wenn Dawer es nicht besser wüsste, würde er sagen, Lysján war noch Jungfrau. Allerdings wusste er mit Sicherheit, dass es nicht so war, denn Dawers Bruder Dacré, der General in der Armee dieses Landes, war sozusagen Lysjáns Schwiegervater in spe. Dawer hatte den Auftrag bekommen, den Welpen auszubilden, nachdem seine Nichte klargemacht hatte, den Kleinen heiraten zu wollen.

Dacré hatte also seinen jüngeren Bruder beauftragt, einen Mann aus Lysján zu machen. Er sollte das Kämpfen lernen und wie man sich richtig schlug. Dawer wusste, dass Dacré selbst keine Lust auf den Burschen hatte. Als General hätte er sonst sicher einen Platz für den Zwerg in der Armee gefunden. Doch offensichtlich wollte er das nicht und so musste sich nun Dawer mit dem Welpen herumschlagen. Der letzte Auftrag war Lysjáns erster gewesen und der Kleine hatte sich unerwartet gut gemacht. Jetzt jedoch saß er da wie ein Junge, der nicht wusste wohin mit sich.

Also entschied Dawer, die Führung zu übernehmen. Er schaute sich um und fand ein Mädchen, das dem Kleinen gefallen könnte. Ihm selbst gefiel sie jedenfalls ganz gut.

Mit einem Wink befahl er sie heran und neigte den Kopf zum Welpen. „Er braucht ein bisschen Unterweisung. Gib ihm eine Lehrstunde auf meine Kosten. Aber übertreib es nicht, wenn er sich dumm anstellt.“

Das Mädchen schenkte Dawer ein kokettes Lächeln und nahm die Münzen entgegen. Dann ging sie zu Lysján und begann, ihn zu umgarnen. Auch die restliche Truppe hatte bemerkt, was Dawer getan hatte und beobachtete nun gespannt, wie der Welpe sie schlug.

Dawer wandte den Blick ab. Er hatte im Gefühl, dass der Kleine einen Rückzieher machen würde, und schüttelte bereits den Kopf. Der Anführer leerte seinen Krug und ließ den Blick schweifen. Mittlerweile war er selbst recht entspannt und der Meinung, sich ebenfalls ein Mädchen gönnen zu können. Sein Blick blieb an einer Gruppe Frauen hängen, die miteinander lachten und kicherten.

Zwei, vielleicht auch drei davon, kamen seinem Geschmack sehr nahe, also stand er auf. „Männer, ich empfehle mich“, sagte er und ließ seine Freunde zurück. Einige der Frauen sahen ihn kommen und sofort wurde ihr Verhalten professionell. Sie brüsteten sich und schoben sich gegenseitig beiseite, um im Vordergrund zu stehen. Dawer lächelte. Er wusste um seine Ausstrahlung und was die Söldner bis jetzt an Met hatten fließen lassen, ließ die Frauen darauf schließen, dass noch mehr Geld da war. Ein guter Verdienst für gute Dienste.

Er kam bei ihnen an und schenkte der Runde ein Lächeln. „Meine Damen. Ich bin auf der Suche nach etwas Zerstreuung. Wie sieht’s aus?“

Sie kicherten und drängten zu ihm. Er zählte fünf und alle streckten ihre Hände aus, um ihn zu berühren. Natürlich wollten sie alle nur Geld verdienen und so hatte er die Wahl. Sein Blick flog über ihre Gesichter und ihre Körper, während die Damen sich immer mehr aufdrängten.

„Ladys bitte.“ Er hob seine Hände. „Ihr seid ja alle reizend.“

„Komm mit mir, starker Mann“, säuselte eine von ihnen, während eine andere in sein Ohr flüsterte: „Mit mir erlebst du was.“

Oh, da war er sich sicher. Sein Lächeln wurde breiter und er hob eine Hand, um der Goldhaarigen vor sich, eine Strähne aus der Stirn zu wischen, als eine Bewegung im Hintergrund seine Aufmerksamkeit einfing. Dawers Blick glitt hoch, die Hand blieb in der Schwebe.

Aus einem Hinterzimmer kam eine junge Frau und ein Mann folgte ihr. Ihr Blick war auf ihren Freier gerichtet und ein Lächeln stand in ihren Zügen. Es war kein Echtes, es war eines für Kunden. Doch dem anderen schien das nicht aufzufallen. Er lächelte selig zurück, zog sie dann an sich und wollte sie offensichtlich küssen, doch die Kleine wehrte ab. Sehr geschickt, sodass ihm nicht auffiel, dass sie keinerlei Ambitionen hatte, mehr von ihm zu wollen.

Sie sagte etwas, was Dawer nicht verstand, dann schob der andere sich an ihr vorbei und verließ sie. Sofort schwand ihr Lächeln. Dawer selbst bekam kaum noch mit, wie die Frauen um ihn herum sich weiter an ihn warfen und quasi um seine Gunst bettelten.

Das Mädchen hatte jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Er schätzte sie auf Anfang 20, nicht viel älter jedenfalls. Ihr Haar war dunkel, lang und glatt. Sie trug es offen und hinter ein Ohr geklemmt. Ihre schlanke Figur wirkte fast etwas zu zierlich für ihren Beruf. Doch selbst dort im Halbdunkel und unter dem weiten Hemd, das sie trug, konnte Dawer ihre zarten, weiblichen Kurven erkennen. Sie ließ den Blick kurz schweifen, wobei sie wohl jemanden entdeckte, doch dann verschwand sie in einem anderen Raum und Dawer tauchte aus seiner Verträumtheit auf.

„Mein Großer. Komm mit mir“, hauchte eine der Frauen an seiner Seite und er spürte einen festen Griff im Schritt. „Ich merke doch, wie sehr du mich willst“, raunte sie weiter, doch sie lag so sehr daneben, dass es fast lächerlich war.

Er wollte, das ganz sicher und sehr offensichtlich dazu, doch nicht sie. Keine von denen hier. Er wollte die Kleine.

„Starker Mann, komm. Ich will dich zähmen“, kam es wieder von der anderen Seite. Dawer hatte noch immer den Blick auf die Tür gerichtet, hinter der die Kleine verschwunden war.

„Meine Damen, bitte entschuldigt mich“, sagte er und schob sich aus dem Knäuel Frauen heraus. Allesamt zogen sie Schnuten und ihre Hände hielten ihn halb fest oder strichen über ihn, als könnten sie ihn damit aufhalten. „Ein anderes Mal“, ließ er sie wissen und schenkte der Runde ein Lächeln. Dann wandte er sich ab und ging auf die Tür zu. Im Augenwinkel sah er, dass auch Thrace sich auf den Weg gemacht hatte und der Elf steuerte in die gleiche Richtung.

Dawer lief einen Schritt schneller und packte seinen Söldnerkamerad zwei Schritte von der Tür entfernt am Arm. „Wo willst du denn hin, mein Freund?“, fragte er und grinste überlegen.

Thrace runzelte die Stirn und hob dann eine Hand zur Tür. „Dort hin.“

„Ich denke nicht“, meinte Dawer und drückte die Hand seines Freundes nach unten. „Such dir eine andere, die gehört mir.“ Er ahnte, dass Thrace die Kleine ebenfalls gesehen hatte, und würde sich den Vortritt nicht nehmen lassen. „Die ist nichts für dich, Kleiner.“

„Wer sagt das denn?“, wollte der Elf wissen und klang gereizt.

„Ich.“

„Weil?“

„Weil ich das Sagen habe. Geh dich waschen. Die Kleine will sicher keinen Straßenköter im Bett. Wenn du wiederkommst, bin ich fertig und du hast alle Freiheiten. Vielleicht.“ Dawer grinste den Elf breit an.

„Leck mich! Seit wann bestimmst du, wen die Frauen zuerst nehmen?“

„Seit ich dir das erste Mal das Schwert ins Fleisch gerammt hab, Kleiner.“ Tatsächlich war Dawer schon von jeher ihr inoffizieller Anführer und Ausbilder. Er hatte ihre Gruppe zusammen mit Raekwon gegründet. Später war der Altelf Deaglán dazugekommen und hatte den Jungelf Océan mitgebracht, der von ihm ausgebildet worden war.

Thrace war Océans Freund aus Kindertagen und so war auch er zu ihnen gekommen und Dawer hatte dessen Feinschliff übernommen. Thrace war zwar als Verteidigungsmagier und Bogenschütze aus der Armee von Kahár gekommen, hatte aber den Schwertkampf dadurch ebenso schon weitestgehend beherrscht. Dawer hatte ihm die Feinheiten gezeigt, mit mehr als einer Schnittwunde zur Erinnerung.

Nun bekam Dawer einen grimmigen Blick vom Elf. Er selbst grinste noch immer, als die Tür wieder aufging. Beide Männer wandten die Köpfe und da stand sie vor ihnen. Die Beute, die beide haben wollten. Ihr Blick huschte von einem zum anderen und wurde amüsiert.

Die Arme vor der Brust verschränkt, fragte sie nur frech: „Jaa?“

Dawer ließ die Hand von Thrace’ Arm sinken, den er noch immer gehalten hatte und lächelte nun sie an. „Milady“, grüßte er sie und verneigte sich leicht.

Ihr Lächeln wurde zu einem erheiterten Lachen, dann ließ sie die Arme fallen und knickste. „Milord“, bekam er als freche Antwort. Ihr Blick glitt erneut zwischen ihnen hin und her und sie musterte beide. Auch Dawer schaute erst an sich runter und dann Thrace an.

Sein Freund stand in Rüstung und relativ staubverdreckt neben ihm. Thrace’ Gesicht und seine Hände waren gewaschen, das war es auch schon. Dawer selbst war frisch geduscht, hatte sich, so gut es ging, rasiert und steckte in sauberer Kleidung. Als er wieder die Kleine ansah, erkannte er den abschätzenden Ausdruck in ihren Augen. Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und schien zu überlegen.

„Milady“, holte er ihre Aufmerksamkeit wieder voll auf sich. „Wenn es in Eurem Interesse ist, würde ich gern Eure Zeit in Anspruch nehmen“, ließ er sie wissen und wusste, dass sein Auftreten besser ankam als das von Thrace.

Der stand einfach neben ihm und starrte die Kleine an. Dawer verpasste dem Elf einen Stoß gegen den Arm, um ihn aus seiner Starre zu holen. Der Sieg würde sonst zu leicht werden. Thrace’ Blick schnellte zu ihm, doch er sagte keinen Ton.

„Nun, werter Herr“, kam es wieder von der Kleinen und Dawer schenkte ihr erneut seine Aufmerksamkeit. „Ich bin keine von denen da“, gab sie an und nickte zu der Gruppe Frauen, die Dawer zuvor so umschwärmt hatte.

„Gewiss nicht“, stimmte er zu und wusste, sie meinte, dass sie mehr kosten würde. In jedem Bordell gab es so was wie höhergestellte Huren. Es waren die, die jeder haben wollte und so konnten sie sich ihre Männer aussuchen und mussten sich nicht anbiedern. Sie waren die Goldhennen der Frauenwirte und nahmen längst nicht jeden.

„Na dann“, sagte sie und lächelte verführerisch. Auch hier erkannte Dawer, dass es wieder ein rein professionelles Lächeln war, doch es hatte Wirkung. Sie wusste, was sie tat. Die Kleine überbrückte die Distanz zu ihm, hob eine Hand und fuhr in den offenen Spalt oben zwischen den Knöpfen seiner Weste. „Eine Stunde kostet dich 10 Drachen. Dafür darfst du fast alles mit mir tun.“

Er zog die Augenbrauen hoch. 10 Drachen war eine Menge Geld.

„Was kostet die ganze Nacht?“, fragte er dennoch. Zwar gab er sich gern den leichten Damen hin, doch es war ihm schon immer zuwider gewesen, danach aufstehen und gehen zu müssen, weil der Nächste anklopfte.

Sie wandte den Blick zur Decke und überlegte gespielt lang, dann sagte sie: „Es ist ja schon fast morgen und ich muss gestehen, dass du mir gefällst. Sagen wir 25 und Frühstück ans Bett?“ Sie grinste diebisch und ein Funken echte Belustigung stand in ihrem Blick.

„Wir werden eine wunderbare Nacht haben“, stimmte er zu, hob die Hand und schlug Thrace, der noch immer wie in Stein gemeißelt neben ihm stand, von hinten auf die Schulter. Der Elf taumelte nur ein wenig und stotterte dann etwas zurecht, was Dawer aber nicht verstand.

Die Kleine richtete ihren Blick auf Thrace, hob eine Hand an sein Kinn und befahl ihn zu sich herunter. Ihre Lippen strichen sachte über sein Ohr, dann ließ sie ihn los, nahm Dawers Hand und zog ihn hinter sich her in den Raum, aus dem sie zuerst gekommen war.

Revenge

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