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Nicht ohne meine Familie

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Meine Familie fieberte von Anfang an mit und dokumentierte jeden Schritt. Sie freute sich über meinen Erfolg und wollte alles immer haargenau erzählt bekommen. Für sie war das Model-Business eine exotische Welt, voller exaltierter Persönlichkeiten und Glamour. Verständlich. Ich komme aus bescheidenen Verhältnissen, in denen Mode und Lifestyle so fremd waren wie Smoothie-Läden auf dem Land. Für meinen Vater, einen Filialleiter im Großhandel, und meine Mutter, eine zahnmedizinische Fachangestellte, war das alles neu und aufregend. Ich war die erste Nowak, die jemals mit Mode in Berührung kam. Meine kleine Schwester Miora spielte in ihrer Freizeit Fußball und träumte heimlich davon, Schauspielerin zu werden. Später wählte sie einen sozialen Beruf und ist heute auf dem Weg zur Ergotherapeutin. Mein älterer Bruder hatte, typisch Jungs in der Pubertät, keine anderen Interessen als Computerspiele. Er machte dann sein Fachabitur und eine Ausbildung zum Lebensmitteltechniker. Mode? War für die Nowaks ein Fremdwort. Also machte auch mich diese schillernde Welt nervös.

Ich hatte mir nie großartig etwas aus Mode gemacht. Während meine Schulkameradinnen ihre Nachmittage am liebsten damit verbrachten, bei Zara oder H&M die neusten Trends nachzustylen, ging ich Hip-Hop tanzen, machte Judo und Akrobatik in der Schul-AG. Statt Taschen und Schuhe zu shoppen, jonglierte ich mit kleinen Bällen und fuhr auf dem Einrad. Selbst wenn ich nicht zum Sport ging, trug ich fast ausnahmslos knallenge Leggins und Schlabberpullis (warum eigentlich immer in diesen schrecklich giftigen Farben wie Leuchtorange oder Grasgrün?). Meine Devise lautete: Hauptsache bequem. An meinen Look verschwendete ich jedenfalls keinen Gedanken. Ich wusste also überhaupt nicht, worauf ich mich eigentlich einließ, hatte kein Bild von der Modewelt. Aber komischerweise machte sie mir keine Angst. Die neue Welt reizte mich. Wenn ich mir vorstellte, Model zu sein, kribbelte mein ganzer Körper.

Anfangs teilte meine Familie die Aufregung. Aber nun äußerten sie auch erste Sorgen. Dass ich dem Druck womöglich nicht standhalten könne, zu sensibel für das Business sei. Hinter all ihren Ängsten verbarg sich eigentlich eine ganz andere Sorge: dass ich für den Job vielleicht Diäten machen müsste. Dass ich, wie man es immer wieder in den Medien hört, von einer Agentur gesagt bekommen würde, ich sei zu dick, und genötigt würde, so gut wie gar nichts mehr zu essen und irre viel Sport zu treiben. Ich versuchte, sie zu beschwichtigen, aber wusste doch, dass die Sorgen meiner Eltern nicht ganz unbegründet waren. Nicht, weil es wirklich so ist und man als Model zwangsläufig magersüchtig wird. Nein, nein. Die meisten Models, die ich kennengelernt habe, sind von Natur aus schlank gebaut. Entweder weil sie blutjung und noch nicht voll entwickelt sind oder weil sie dank ihrer Gene einen athletisch-schlanken Körper haben. Das Vorurteil, alle Models seien essgestört, kann ich jedenfalls nicht bestätigen.

Die Sorgen meiner Familie um mich waren durchaus plausibel, weil ich essgestört war. Ich hatte gerade eine Phase mit Magersucht und Bulimie hinter mir, und zwar noch bevor ich überhaupt daran dachte, Model zu werden. Ich war also erst wieder gesund geworden, und die Sorgen um mich wegen meiner Krankheiten saßen bei meinen Eltern noch immer sehr tief. Mit aller Macht wollten sie daher verhindern, dass ich rückfällig würde.

Curvy

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