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Weiblich, sexy, sinnlich?

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Was die Maße angeht, gibt es allerdings auch bei uns Regeln, denn auch bei großen Größen gibt es Musterkollektionen. Bei einer Größe von 1,76 Meter sollte man eine Kleidergröße zwischen 42 und 46 haben. Und für Jobs bei Hochglanzmagazinen am besten keine kurzen Haare. Dass die immer noch ein K. o.-Kriterium sind, zeigt das Model Rachel Spencer. Auf ihrem Instagram-Profil @kathleen.rach schilderte sie im Winter 2017 ihre emotionale Reise von ihrer wilden Mähne zu einem Pixie.

„Ich weinte bitterlich, nachdem mir die Haare geschnitten worden waren“, schreibt sie. „Und ich weinte noch bitterlicher, als mir bewusst wurde, dass ich diese Veränderung dringend nötig hatte. Ich hatte mich die ganze Zeit hinter meinen langen Haaren versteckt. Und das, obwohl sie eigentlich fisselig und kaputt waren. Ich war es leid, mich nur mit langen Haaren selbstbewusst und wie ein Model zu fühlen.“

Die Sensation: Rachel ist heute erfolgreich wie nie, weil ihre Schönheit durch den Kurzhaarschnitt erst richtig rauskommt. Aber sie ist eine Ausnahme im Curvy-Business. Denn unsere Attribute sind immer noch klar definiert: weiblich, sexy, sinnlich. Und dazu gehören eben schulterlange Haare.

Auf Selbstzweifel in Sachen Körper haben natürlich nicht nur wir Curvy-Models ein Abo. Ich kenne keine Frau, die mit ihrer Figur zu 100 Prozent zufrieden ist. Wir unternehmen höchste Anstrengungen, kurz bevor es zum Strand oder auf ein Date geht: panisches Sporteln, plötzliche Zuckerabstinenz, Last-Minute-Waxing. Wir stehen alle unter einem enorm hohen Beauty-Druck, ganz gleich, ob Model oder nicht. Es gibt eine ganze Industrie, die uns einreden will, dass wir nicht genügen, nicht schön genug sind – und damit sehr viel Geld an uns verdient. Von Diätratgebern bis zu Abnehmpulvern: Fast jede Frau hat schon mal versucht, ihren Körper zu optimieren. Nur so erklärt es sich, dass nicht nur in Deutschland Unsummen für Abnehmmittel ausgegeben werden. Selbst jetzt, in Zeiten, in denen man ständig zu hören bekommt: Jede Frau, jeder Körper ist schön. Das klingt super, aber eben nur in der Theorie. Hier verhält es sich recht ähnlich wie die Realität in Bezug auf Rollenverteilungen in Beziehungen oder Gleichberechtigung im Job. Nur weil wir das Thema viel diskutieren, sind die Veränderungen innerhalb der Gesellschaft eine vor sich hin kriechende Angelegenheit, für die wir noch Zeit brauchen werden. Ich spreche da aus Erfahrung. Es gab auch in meinem Leben Momente, da fühlte ich mich fett, weil ich es mal wieder nicht ins Fitnessstudio geschafft oder zu meinen geliebten Nudeln gegriffen hatte. In denen ich diese Panik spürte, wenn ich mich auf eine Waage stellte, zusah, wie sich die kleinen Striche im Display zu einer Zahl zusammenpuzzelten. Eine Anspannung, als schaute ich gerade einen Thriller. Und alles, weil ich einem sportlich schlanken Körperbild entsprechen wollte.

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