Читать книгу Legend (Arizona Vengeance Team Teil 3) - Sawyer Bennett - Страница 10
Kapitel 7
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Meine Haut glüht und meine Handflächen schwitzen. In meiner Brust hämmert mein Herz erbarmungslos. Ich bin ziemlich sicher, dass ich gleich auf meine Veranda kotze, während ich darauf warte, dass Louise in meine Einfahrt biegt. Alle drei Sekunden schaue ich zu Peppers Haus hinüber, in der Hoffnung, dass sie herüberkommt und mich unterstützt. Doch ich habe sie nicht darum gebeten, also ist das unwahrscheinlich. Aber verdammt noch mal, sie war bei mir, seit Charlie vor meiner Tür lag, und ich dachte, sie will vielleicht dabei sein.
Ich meine, wahrscheinlich könnte ich noch ein paar Hände brauchen, am ersten Tag als Dad. Das hat sie mir jedoch nicht angeboten. Allerdings habe ich sie auch nicht gefragt. Das letzte Mal habe ich mit ihr kurz nach Mitternacht gesprochen, als sie nach dem Ficken gegangen ist.
Ich habe sie nicht gefragt, weil ich nicht implizieren wollte, dass zwischen uns mehr ist als das, worauf wir uns geeinigt haben. Und ich habe sicherlich recht klargemacht, dass ich nicht viel zu geben habe und Sex einfach nur Sex ist. Demnach habe ich kein Recht, sie darum zu bitten, irgendwas für mich zu tun. Und ich kann auch nicht einfach meinen Sehnsüchten nachgeben und sie herüberbitten, nur weil ich sie gern sehen würde.
Nein, auf keinen Fall. Das werde ich nicht tun.
Mein Handy liegt neben mir auf der Veranda und gibt einen Ton von sich, der eine Textnachricht vermeldet. Es ist Pepper. Meine Haut kribbelt vor Freude.
Pepper: Tief durchatmen. Du schaffst das heute.
Ohne nachzudenken, tue ich genau das und ziehe tief die Luft ein. Langsam atme ich aus und siehe da … ich spüre, wie mich ein kleiner Teil der Anspannung verlässt. Ich wiederhole den Vorgang und nach dem fünften Mal bin ich viel ruhiger.
Ich: Danke. Tief durchatmen hat tatsächlich geholfen.
Sie antwortet fast sofort.
Pepper: Schön, dass ich helfen konnte. Viel Glück.
Ich bin kein Experte im Benutzen von Emojis. Und wenn ich es wäre, würde ich sie trotzdem nicht einsetzen. Das ist viel zu niedlich für mich, also tippe ich nur eine kurze Antwort.
Ich: Danke.
Nach einer nur kurzen Pause tippe ich noch etwas und schimpfe mich selbst aus, weil ich keine Selbstbeherrschung habe.
Ich: Magst du rüberkommen?
Diesmal antwortet sie nicht sofort. Ich glaube, es ist ihr unangenehm, dabei zu sein, wie ein frisch gebackener Vater sein ihm unbekanntes Kind kennenlernt. Irgendwie muss ich das rückgängig machen, aber mir fallen keine taktvollen Worte ein. Glücklicherweise erspart Pepper mir das.
Pepper: Ich will dir nicht auf die Füße treten oder irgendwie im Weg stehen. Das ist ein zu persönlicher Moment.
Fuck, sie hat recht. Ich kenne Pepper überhaupt nicht. Fünfundneunzig Prozent unserer gemeinsamen Existenz besteht daraus, dass ich mich über sie und ihre Grundstücksgestaltung aufrege, inklusive einer Beschwerde beim Hauseigentümerverein. Die wurde allerdings gestoppt, weil ich eine Wette mit ihr verloren habe, und ich habe nicht vor, sie zu wiederholen.
Ich weiß aber, dass ich mich viel sicherer fühlen würde, wenn sie hier wäre. Sie würde einspringen, wenn ich ins Straucheln gerate, nachdem Louise gegangen ist. Aber wenn ich sie herüberbitte, mache ich unsere Beziehung persönlicher, und das wäre wohl egoistisch von mir. Ich hätte das Gefühl, sie auszunutzen.
Ich grübele weiter darüber nach, kämpfe gegen meine inneren Dämonen, ob das eine gute oder schlechte Idee ist.
Dann kommt Louise angefahren, und ich spüre, dass ich eine Panikattacke bekommen werde. Ich tippe den schnellsten Text meines Lebens.
Ich: Nein, bitte komm rüber.
Nachdem ich den Signalton gehört habe, dass die Nachricht rausgegangen ist, stecke ich das Handy ein. Ich blicke zu Peppers Haus und bin unendlich erleichtert, als sie aus der Tür kommt und zu mir herüber. Sie sieht toll aus mit dem langen, pfirsichfarbenen Rock, der um ihre Knöchel weht, und einem grauen Pulli, der ihr von einer Schulterseite gerutscht ist. Sie lächelt ermutigend und ihre Haltung signalisiert Zuversicht, dass alles gut laufen wird. Je näher sie kommt, desto erleichterter fühle ich mich, und wende mich Louises Wagen zu.
Die Jugendamtbetreuerin steigt aus und lächelt mich an. „Na? Bereit, Vater zu werden?“
„So gut es geht.“ Das ist leider nicht die Wahrheit. Ich wäre mental besser in ein paar Jahren vorbereitet, mit einer Frau, aber darüber darf ich mich jetzt nicht beklagen. Besser wird es nun mal nicht.
Pepper geht zu dem Auto und Louise sieht sie. Diese schließt ihre Fahrertür und lächelt sie an. „Hallo. Schön, Sie wiederzusehen.“
Pepper lächelt nett, dreht sich zu mir um und boxt mir leicht gegen den Arm. „Fertig, Daddy?“
Ich könnte jetzt zig dreckige Witze machen, dass Pepper mich Daddy nennt, aber mir fällt nur ein, dass ich hoffe, Charlie wird mich Daddy nennen, denn Dad ist viel zu altmodisch für einen Siebenundzwanzigjährigen.
„Bereit“, sage ich, aber mein Herz will mir in die Kehle springen, als Louise die hintere Tür öffnet, um meine Tochter zu holen.
Ich nehme Details wahr. Sie trägt ein rosa Strickmützchen und einen eventuell handgestrickten kleinen Pulli. Auch wenn es heute bis zu 21 Grad warm werden soll, ist es für ein Neugeborenes sicher noch etwas frisch. Beim Kleiderkaufen hat Pepper gestern darauf geachtet, dass ich warme Sachen besorge.
Louise richtet sich mit Charlie im Arm auf und dreht sich zu mir um. Mir bleibt die Luft weg, als ich noch mehr Einzelheiten erkenne. Wie ihre zarte Haut und die winzigen Finger. Ich könnte nicht sagen, wem sie ähnlich sieht, mir oder Lida oder uns beiden. Ihre Gesichtsmerkmale sind noch nicht sehr ausgeprägt, aber ich erkenne, dass sie das schönste Baby ist, das ich je gesehen habe.
Louise reicht sie mir, und ich werde total nervös, weil sie so winzig ist und ich sie bestimmt zerbrechen werde.
„Achten Sie darauf, ihren Kopf zu stützen, wenn Sie sie nehmen, und legen Sie sie in ihre Armbeuge.“
Ich tue, was sie sagt. Charlie rührt sich nicht, sie schläft einfach weiter. Sie hat die kleinen Lippen leicht geöffnet und ein Spuckebläschen erscheint.
„Wow“, sage ich und betrachte sie. Meine Wangen schmerzen, und ich glaube, ich habe noch nie so breit gegrinst.
„Sie müssten mir noch ein paar Papiere unterschreiben“, sagt Louise geschäftsmäßig. „Können wir das drinnen machen?“
„Gute Idee.“ Ich höre nur halb zu. Ich bin viel zu verzaubert von dem kleinen Menschen in meinen Armen, den ich mit erschaffen habe.
Habe ich immer noch Angst? Oh ja. Das ist das Größte, was mir je passiert ist, und ich will mein Kind nicht vermurksen. Aber etwas ist geschehen, als sie mir Charlie in die Arme gelegt hat. Etwas in mir hat sich verändert. In meinem Herzen wurden Dinge umarrangiert. Dinge, die mir bisher am wichtigsten waren, wurden zur Seite geschoben, und dahinter lag ein offener Raum und wartete. Und jetzt wurde er mit einer unerklärlichen Liebe zu diesem Baby gefüllt, das sich so einmalig und fremd anfühlt. Noch nie war mir etwas so wichtig wie Charlie. Nicht mal meine Eltern oder Eishockey.
Meine Welt hat sich gerade auf dieses dreieinhalb Kilo schwere erstaunliche Bündel in meinen Armen reduziert, und ab sofort bin ich ein anderer Mensch.
„Du bist ein echter Pro“, wispert Pepper, als ich mit den Händen am Gitter vor dem Bettchen stehe und die schlafende Charlie betrachte.
Der Vormittag war ereignisreich. Charlie war bald aufgewacht, und Pepper trug sie herum, während ich mit Louise die Papiere besprach. Ich musste die Anerkennung der Vaterschaft unterschreiben, die Entlassung vom Jugendamt, und bekam ein Schreiben vom Gericht ausgehändigt, das mir das volle Sorgerecht zusprach. Lida könnte Einspruch dagegen erheben, aber zumindest verhinderte es, dass sie einfach herkommen und Charlie wieder abholen könnte, falls ihr danach wäre. Das bezweifele ich jedoch, gemessen an der Art, wie sie mir unser Kind heimlich vor die Tür gelegt hat.
Nachdem Louise gegangen war, zeigte mir Pepper, wie man Windeln wechselt. Dann gab ich Charlie die Flasche, die ich umsichtig angemischt hatte. Ich bekam meine erste Lektion in Körperfunktionen, denn nach der Flasche kackte sie in die Windel und ich musste nicht nur die, sondern auch die Klamotten wechseln, weil die Windel undicht war. Ich bin stolz, nur ein paarmal gewürgt, aber nicht gekotzt zu haben. Dies ist bei Weitem das Unangenehmste in Bezug auf meine Tochter.
Jetzt schläft sie wieder. Aus den Büchern und Peppers Ratschlägen habe ich gelernt, dass Charlie in dieser Phase ihres Lebens sehr viel schläft. Manchmal an die zwanzig Stunden am Tag.
Als ich sie zum Schlafen hingelegt hatte, bereitete ich mich innerlich darauf vor, dass sie schon bald wieder aufwacht und die Flasche bekommen muss. Sie wird müde werden und wieder einschlafen. In dem Alter ist es nichts weiter als der Rhythmus aus Schlafen, Essen und Wachsen.
Ich schaue auf meine Uhr. Es ist fast Mittag und ich habe Hunger. Das erste Bewerbungsgespräch mit einer Nanny beginnt um zwei.
Ich öffne den Mund, um Pepper zu sagen, dass wir uns irgendwo etwas zu essen besorgen sollten, doch plötzlich kommt mir, dass ich das nicht machen kann. Ich bin ja jetzt ans Haus gebunden. Oder besser, ich bin an ein Kind gebunden. Wir könnten sie zwar mitnehmen, aber ich glaube, momentan sollte sie lieber ruhen.
Pepper steht neben mir und ich sehe sie an. „Hast du Hunger?“
Sie sieht mich kurz an und dann wieder zu Charlie. „Ich könnte etwas essen, ja. Soll ich mal nachsehen, was du im Haus hast, und uns schnell was kochen?“
Ich schüttele den Kopf und trete leise vom Bettchen zurück. „Ich habe alles für Omeletts da. Ich koche, du ruhst dich aus.“
Sie lächelt, und ich glaube, dass sie hierbleiben und Charlie weiter betrachten will, doch sie folgt mir in die Küche.
Dort hole ich, was ich brauche, aus dem Kühlschrank. Eier, Butter, Zwiebeln, rote Paprika, Käse und Bacon.
Pepper nimmt sich etwas von den Sachen. „Ich schneide das Gemüse und du machst den Bacon?“
„Deal.“ Beide stehen wir an der Kücheninsel, wo sich der Herd befindet und eine Grillplatte. Ich brate den Bacon an und Pepper schneidet neben mir das Gemüse klein.
Freundschaftlich plaudern wir über Charlie, meinen Spielplan, der aus zwei Heimspielen mit einer kurzen Weihnachtspause besteht, sodass ich mir keine Sorgen machen muss, während Charlies erster Woche reisen zu müssen.
„Was ist mit deinen Eltern? Ich nehme an, du hast ihnen von Charlie erzählt.“ Pepper schnieft und blinzelt wegen der Zwiebeln.
„Lass mich das machen“, sage ich, reiche ihr die Grillzange für den Bacon und tausche den Platz mit ihr. „Zwiebeln machen mir nichts aus. Und meine Eltern … tja, die haben unterschiedlich reagiert. Mom ist begeistert, Großmutter zu sein, aber Dad hat ein bisschen ablehnend reagiert. Er war sehr still am Telefon.“
„Warum könnte er so reagiert haben?“, fragt sie erstaunt.
Ich zucke mit den Achseln. „Wahrscheinlich, weil ich eine Frau geschwängert habe und nun ein alleinerziehender Vater bin. In seiner Welt ist so was verantwortungslos.“
„Lächerlich“, erbost sich Pepper. „Du hast Verhütungsmittel benutzt, was leider mal schiefging. Und jetzt tust du wirklich alles, was du kannst.“
„Genau“, sage ich und lächele sie kurz an. „Und auch wenn ich meinem Vater sehr ähnlich bin – du kennst ja mein Bedürfnis nach Ordnung und der Abwesenheit von Plastikflamingos im Garten –, bin ich nicht immer seiner altmodischen Meinung. Aber ich lasse das einfach an mir abprallen. Wenn er sich daran gewöhnt hat, wird er seine Einstellung bestimmt ändern.“
Pepper wendet den Speck. „Werden sie dich besuchen kommen?“
Ich nicke und lege das Messer ab, da ich ein schönes Häufchen Zwiebeln geschnitten und neben die Paprikawürfel gelegt habe. Ich lehne mich mit der Hüfte an die Insel. „Nach Weihnachten. Für Dad als Pilot sind die Feiertage immer hektisch. Inzwischen müssen sie sich mit Fotos und Videos zufriedengeben. Apropos Fotos, kannst du mir bitte die Bilder schicken, die du heute von uns gemacht hast?“
Sie hat mir Ratschläge beim Windeln und Babyumgang gegeben und gleichzeitig bestimmt an die hundert Fotos von mir und Charlie gemacht. Nichts Gestelltes, alles Schnappschüsse, wie ich Charlie füttere oder windele.
„Gern“, antwortet sie und sieht mich sanft an. „Auf dem besten Foto sitzt du mit Charlie auf der Couch, nachdem du ihr die Flasche gegeben hast. Warte, bis du dein Gesicht siehst, Legend. Könnte man von Liebe ein Bild malen, würde es so aussehen.“
Das macht mich sprachlos und der ergriffene Ton ihrer Stimme berührt mich tief. Ob ich wollte oder nicht, soeben hat sie einen sehr persönlichen Moment mit mir geteilt, und ich habe es nicht einmal sofort gemerkt. Doch jetzt merke ich es und es hat eine Wirkung auf mich, und ich wünschte, diese hätte nichts mit meinem Herzen zu tun. Außerdem hat sie mich auch körperlich berührt. Eine Welle purer Begierde durchflutet mich. Ich weiß nicht, was mein Ausdruck Pepper sagen muss, doch sie spürt, dass sich die Schwingung zwischen uns verändert. Ihr Gesicht wirkt entspannter und sie atmet etwas schneller.
Ich drehe den Gasherd ab und die Flamme unter dem Speck erlischt. Langsam nehme ich Pepper die Grillzange aus der Hand und lege sie ab. Pepper holt zischend Luft, denn sie weiß, was ich vorhabe.
Ich warte eine Sekunde, sogar zwei, doch sie läuft nicht davon. Ich kann nicht sagen, wer den Anfang macht, doch in einem Moment sehen wir einander verlangend an und im nächsten küssen wir uns, als hinge unser Leben davon ab. Ich umfasse Peppers Gesicht, dränge sie bis an die Spüle zurück, schiebe ein Knie zwischen ihre Beine und übe Druck aus. Sie stöhnt kehlig und der Kuss wird wilder. Sie reißt an meinen Klamotten, doch ich tue nicht dasselbe bei ihr. Sie trägt einen Rock und ist somit leicht zugänglich. Ich schiebe ihn nach oben, eine Hand darunter und tauche in ihr Höschen.