Читать книгу Legend (Arizona Vengeance Team Teil 3) - Sawyer Bennett - Страница 6
Kapitel 3
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„Das war enttäuschend“, murmelt Legend auf meinem Beifahrersitz. Ich werfe ihm einen Blick zu und er lächelt ironisch.
Ich erwidere das Lächeln. Er spricht von der zweisekündigen Prozedur, in der ihm eine Krankenschwester mit einem Wattestäbchen durch den Mund gefahren ist, um seine DNA zu entnehmen. Wir waren ungefähr eine Stunde in der Klinik, wo wir hauptsächlich in der Notaufnahme auf Louise gewartet haben. Sie führte uns in den kleinen Raum, in dem die Schwester den Vaterschaftstest durchführte.
Keine Minute später verabschiedete uns Louise an der Tür und versprach ihm, anzurufen, sobald das Ergebnis da ist, was normalerweise zwei bis drei Tage dauert, aber diesmal etwas länger, weil Freitag ist und das Labor am Wochenende geschlossen ist.
„Vielen Dank“, sagt Legend leise. Ich sehe nicht zu ihm hinüber und höre die Dankbarkeit in seiner Stimme. „Ich war so ein Arsch dir gegenüber, seit wir Nachbarn sind.“
Glücklicherweise sieht er gut aus, sodass es leichter ist, ihm seine mürrische Art zu verzeihen. Sein dunkles Haar, oben etwas länger und an den Seiten kürzer, und seine hitzigen blauen Augen, die so ausdrucksstark sein können, ergeben meiner Meinung nach eine gute Kombination.
„Nicht wirklich.“ Damit unterbreche ich eine sicherlich sagenhafte Entschuldigung. „Ehrlich gesagt hat es mir einen Heidenspaß gemacht, also muss es dir nicht leidtun.“
Das ist sogar die Wahrheit. Sowie Legend neben mir eingezogen war, hatte er einen Stock im Arsch und war absolut mies gelaunt meinetwegen und wie ich mein Haus dekoriere. Mit meiner übertriebenen Gartengestaltung bringe ich Hauseigentümer auf die Palme, aber so bin ich eben. Es gefällt mir, mich künstlerisch auszuleben, und seit ich hier wohne, hat es die anderen Nachbarn nicht gestört.
Als Legend begann, sich darüber zu beschweren, und verlangte, dass ich die Sachen abnehme, reagierte ich beispielsweise damit, auf unserer Grundstücksgrenze Plastikflamingos aufzustellen, und brachte ihn so noch mehr gegen mich auf.
Nicht, weil ich gemein bin. Oder eine Bitch. Sondern, weil ich für diesen hübschen Eishockeyspieler schwärme, der alles viel zu ernst nimmt. Da er niemals an jemandem wie mir interessiert sein wird, habe ich extra gestichelt, nur um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das mag kindisch und ein bisschen bekloppt sein, aber ich versuche immer, das Leben nicht allzu ernst zu nehmen, und habe mich auf seine Kosten köstlich amüsiert. Die Belohnung war, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn auch meistens nur in Form von Wut.
Als er an meiner Haustür erschien, nicht um sich über meine zu laute Weihnachtsmusik zu beschweren, sondern weil er meine Hilfe brauchte, merkte ich, dass ich wohl etwas mehr für ihn empfinde als nur Schwärmerei. Ich war mehr als begeistert, dass er ausgerechnet zu mir kam, was bedeutet, dass sein Ärger über mich nicht zu echtem Hass geführt hat.
Unsere Einfahrten, die direkt nebeneinander verlaufen, kommen in Sicht, und ich bedauere, dass der Abend jetzt fast vorbei ist. Trotz der Tatsache, dass dies für Legend ein lebensveränderndes Ereignis ist und er sich gerade nichts als Sorgen macht, bin ich mehr als dankbar, dass ich dabei sein durfte. Denn heute, als wir in der Notaufnahme saßen, hatte ich die Gelegenheit, Legend auf normale, nicht streitlustige Art zu betrachten. Seine Gedanken drehten sich nicht um unseren Kleinkrieg, sondern um das Baby, das wohl ab sofort in seiner Verantwortung liegen wird. Ich nehme an, das hat die Dinge für ihn zurechtgerückt, und er hat mich behandelt wie eine enge Freundin.
Während wir warteten, half ich ihm, über eine Menge Was-wäre-wenn-Fragen nachzudenken. Er vertraute mir an, entsetzt über die Aussicht zu sein, Vater zu werden, und dass er gedacht hat, damit noch lange Zeit zu haben. Allerdings nahm er die Verantwortung ernst und zweifelte nicht an Lidas Ehrlichkeit. Legends Meinung nach ist es sein Kind, und er begann bereits mit der Planung für die Zeit nach dem Ergebnis.
Ich selbst habe keine Kinder, aber eine große Familie mit Nichten, Neffen, Cousinen und Cousins mit Kindern. Jammernde Babys und ängstliche Teenager sind mir nicht fremd. Also gab ich mein praktisches Wissen an ihn weiter, was er sich alles besorgen müsste. Ich bot sogar an, ihm dabei zu helfen, und er fand das furchtbar lieb von mir, obwohl er immer so unmöglich zu mir war.
Ich bedauere, dass sein Leben so eine Wende genommen hat, aber ich bin auch froh, dass er mich nicht mehr nur als nervige, extravagante Künstlertussi betrachtet, die nicht normal genug ist, um zu seinem engeren Freundeskreis gehören zu können.
Ich fahre langsamer, spare mir das Blinken, weil niemand hinter mir ist, und biege in meine Einfahrt. Ich öffne die Garage, schleiche an den leeren Kartons mit Weihnachtsdeko vorbei und schalte den Motor aus. Legend seufzt in die Dunkelheit. Ich drehe mich zu ihm um und er sieht mich an.
„Hast du einen Schnaps?“, fragt er. „Ich könnte einen brauchen. Ich habe welchen zu Hause, aber das ist weiter weg als dein Haus.“
Ich versuche, meine Freude zu verbergen, dass er gern noch ein bisschen mit mir abhängen möchte. „Bourbon, Tequila und Wodka. Was ist dein Lieblingsdrink?“
„Wie die wohl alle drei zusammen schmecken?“ Seine Stimme klingt so erschöpft, wie er aussieht.
„Ekelhaft“, versichere ich ihm. „Alle drei zusammen schmecken wie Kotze.“
„Dann nehme ich den Bourbon.“ Er öffnet die Tür.
Ich führe ihn durch die Garage, an der Waschküche vorbei und nach links in meine Küche. Legend sieht sich interessiert um, und sein Ausdruck ist neutral, während er meine hellblaue Küche betrachtet, die handbemalten Fliesen hinter dem Herd in leuchtenden Farben wie Rot, Blau und Grün, und die nicht zusammenpassenden Küchenstühle, die ich bei einem Garagenflohmarkt erstanden und selbst restauriert habe. Die Küche führt ins Wohnzimmer, das ebenfalls farbenfroh gestaltet ist. Ich wette, seine Einrichtung besteht aus braunen und beigen Tönen.
Zwar besitze ich eine Bar, doch ich trinke nicht oft genug, um sie mit Gläsern und allem ausgestattet zu haben. Stattdessen bewahre ich Bourbon, Wodka und Tequila im Küchenschrank neben meinen Kaffeetassen auf.
Mit dem Bourbon in der Hand nehme ich zwei Keramikbecher und frage ihn, ob er Eis möchte. Er verneint. Ich gieße ihm ordentlich was ein und nur ein wenig für mich. Dann reiche ich ihm seinen Drink. „Gehen wir ins Wohnzimmer.“
Legend folgt mir und sieht das Scrabble-Spiel auf dem Couchtisch. „Es tut mir leid, dass ich deine Party versaut habe.“
Bei meinem Lachen sieht er mich an. „Hast du nicht. Wir spielen oft und das eine Mal fällt nicht weiter auf.“
„Scrabble ist ein cooles Spiel“, sagt er und setzt sich auf die Couch.
Sie ist mit einem weichen Denim-Stoff bezogen und die Kissen sind bequem und plüschig. Er lässt sich dazwischen nieder und legt ein Bein über sein Knie.
Legend starrt in seinen Drink. „Was für ein Abend.“
Ich setze mich ans andere Ende der Couch, ziehe die Sandalen aus und nehme die Beine unter mich. Anständig zerre ich den Saum meines Baumwollrocks tiefer. Legend beobachtet mich wie ein Adler, wobei Hitze über meine Haut kriecht.
Er hebt seinen Becher. „Auf dich. Weil du an meinem wahrscheinlich folgenschwersten Tag für mich da bist.“
Ich überlege kurz und hebe dann ebenfalls meinen Becher. „Auf dich. Dafür, dass du die Sache mit wahnsinnig viel Anstand und Kraft behandelst. Die meisten Leute wären schon längst zusammengebrochen.“
Legend schnaubt, setzt das Glas an, und an seinem Schlucken erkenne ich, dass er alles auf ex getrunken hat. Er presst einen Zischlaut zwischen den Zähnen hindurch, steht auf, geht in die Küche, und schweigend sehe ich zu, wie er mit der Flasche in der Hand wiederkommt. Im Stehen schenkt er sich nach, stellt die Flasche auf den Couchtisch und trinkt sein Glas erneut leer.
Er sieht mich an und in seinen Augen schwimmen die Emotionen regelrecht. „Ich kann kein Vater sein. Bin noch nicht so weit.“
Ich weiß nicht, ob das stimmt, deshalb sage ich, was er jetzt hören muss. „Doch, das kannst du, und du bist auch dazu bereit, denn höchstwahrscheinlich musst du es einfach.“
Legend schüttelt den Kopf. „Ich bin die Hälfte des Jahres beruflich unterwegs. Manchmal sieben Tage hintereinander. Wie soll ich mich da um ein Kind kümmern?“
„Du besorgst dir eine Nanny“, schlage ich vor. „Bei deinem Einkommen kannst du dir die beste Kinderbetreuung der Welt leisten.“
„Okay.“ Er beginnt, auf und ab zu laufen, und deutet kurz mit dem Glas auf mich. „Guter Einwand. Aber was für ein Vater wäre ich, wenn ich fast nie bei meinem Kind wäre?“
„Dann nimm sie doch mit.“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin sicher, dass du dir auch das leisten kannst.“
Legend rollt mit den Augen. „Du hast aber auch auf alles eine Antwort.“
„Weil es für alles eine Antwort gibt.“ Ich lächele ihn verständnisvoll an und nippe an meinem Bourbon. Er brennt sich den ganzen Weg meine Kehle hinab, aber ich bin dankbar für das beruhigende Gefühl des Alkohols, denn Legend Bay in meinem Wohnzimmer zu haben, ist leicht verstörend. „Du musst nur ein paar Dinge organisieren, das ist alles.“
Er hält inne und sieht mich an. Möglicherweise klingen meine Ratschläge abgedroschen und auch leicht überheblich, als würde ich sein Problem kleinreden.
Überraschenderweise kräuselt er amüsiert die Lippen. „Wie kann es sein, dass ich dich vor ein paar Stunden noch verflucht habe, als ich nach Hause kam und deine Griswold-Deko gesehen habe, und jetzt in deinem Wohnzimmer sitze und kluge Ratschläge von dir bekomme?“
„Eigentlich stehst du“, sage ich grinsend. „Und wahrscheinlich bin ich momentan einfach praktisch.“
„Das stimmt nicht“, knurrt er.
„Warum rege ich dich so sehr auf?“, frage ich neugierig.
„Tust du gar nicht“, versichert er mir.
„Doch“, antworte ich lachend.
Legend sieht mich an und scheint zu überlegen, was er sagen soll. Schließlich kann er nicht leugnen, dass er sich über mich geärgert hat. Ich bin etwas enttäuscht, dass er mit den Achseln zuckt. „Ich weiß nicht. Du bist einfach so … abgefahren. Protzig. Das hat an mir genagt, schätze ich.“
„Du bist wohl eher ein Langweiler“, vermute ich klugscheißend.
Er schüttelt den Kopf und sieht mich finster an. „Ich mag einfach Ordnung. Regeln. So wurde ich erzogen.“
„Militärischer Hintergrund?“, rate ich.
Er wirkt kurz überrascht. „Navy. Mein Dad war Pilot und fliegt für kommerzielle Gesellschaften, seit er von der Navy pensioniert wurde.“
„Ah, jetzt ergibt alles einen Sinn. Eine Spaß liebende Künstlerin wie ich bringt dich durcheinander.“
„Ich habe schon Spaß liebende Frauen gedatet“, brummt er.
„Okay, aber wir daten ja nicht. Wir sind nur Nachbarn. Ich verstehe schon. Ich störe deinen Sinn für Ordnung, wenn ich so offen die Regeln des Hauseigentümervereins breche.“
Legend grinst. „Und jetzt verspottest du mich.“
„Ein bisschen“, sage ich mit einem Lachen und nippe an meinem Drink. „Aber mal im Ernst … du musst echt etwas lockerer werden.“
Sein Grinsen verblasst. „Und wie soll ich das anstellen? Besonders, wenn ich mich um ein Neugeborenes kümmern muss?“
Gute Frage. Die wichtigste heute.
Ich habe keinen langfristigen Rat, aber ich glaube, ich kann ihn für den Moment etwas beruhigen. Ich stelle mein Glas auf den Tisch, gehe um ihn herum und auf Legend zu, der mich mit dunklem Blick beobachtet. Ich stelle mich vor ihn und lege die Hände auf seine Brust, spüre seinen Herzschlag und gehe auf die Zehenspitzen.
„Ungefähr so.“ Ich unterrichte ihn in der feinen Kunst des Lockerwerdens und drücke meinen Mund auf seinen.