Читать книгу Legend (Arizona Vengeance Team Teil 3) - Sawyer Bennett - Страница 7
Kapitel 4
ОглавлениеLegend
Ich lasse meine Sporttasche auf den Boden des Hotelzimmers fallen, lockere die Krawatte und gehe an die Minibar. Ich habe keine Lust, mit den Teamkollegen feiern zu gehen, denn auch wenn wir Detroit mit 5:4 geschlagen haben, habe ich beschissen gespielt. Wir haben nur gewonnen, weil unser Team unglaublich offensiv gespielt und einfach überwältigend viele Schüsse auf das gegnerische Tor gepfeffert hat.
Natürlich habe ich andere Dinge im Kopf, doch diesen Scheiß Einfluss auf meine Spielkonzentration haben zu lassen, ist absolut inakzeptabel für mich. Lange bevor ich ein professioneller Spieler wurde, hat mein Vater mich schon darauf trainiert, irrelevanten Kram auszublenden. Er gab sein militärisches Training an mich weiter, um meine Sinne scharf und meine Nerven wie Stahl zu halten, sodass ich jederzeit mein Bestes geben kann. Er wäre enttäuscht, zu erfahren, dass meine Konzentration wegen privater Sorgen schlecht war, doch das ist ein Geheimnis, das ich ihm nicht anvertrauen werde. Ich bezweifle, dass er das Spiel überhaupt gesehen hat, denn er fliegt Roundtrips nach Atlanta von Montag bis Freitag. Allerdings wird er sich die Spielstatistiken ansehen und sich wundern, was mit mir los war, denn er kennt seinen Sohn sehr gut. Ich schwächele unter Druck nicht.
Normalerweise.
Und da ich gerade die beste Saison meines Lebens habe, wird er sich wundern. Vielleicht wird er mich sogar zur Rede stellen, und ich bin innerlich nicht darauf vorbereitet, so durch den Wind zu sein, weil ich vielleicht bald Vater bin.
Und vor allem werde ich ihm nicht erzählen, dass da eine unglaublich sexy Nachbarin ist, die mich von jeher verrückt gemacht hat, die mich am Freitagabend geküsst hat und damit meine Welt mehr erschütterte als jede andere Frau bisher.
Nur ein verdammter Kuss.
Der mich fast in die Knie gezwungen hätte.
Ich hatte das nicht erwartet, aber das bedeutet nicht, dass ich es mir nicht wünschte. Seit Monaten schon fantasiere ich von ihrem Mund und was der vielleicht alles kann.
Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich sie zum ersten Mal gesehen habe, als wäre es gestern gewesen. Ich wohnte erst ein paar Tage in meinem Haus und habe draußen meinen Tahoe gewaschen. Sie fuhr auf ihre Einfahrt, und ich verzog das Gesicht, weil ich wusste, dass in den Taschen und Kartons, die sie aus ihrem Auto lud, bestimmt noch mehr knallbunte Gartendeko sein würde.
Fröhlich winkte sie mir und kam herüber, um sich vorzustellen. Ich hatte bereits durch das Gebüsch zwischen unseren Häusern einen Blick auf sie geworfen und wusste, dass sie umwerfend aussah. Aus der Nähe raubte mir ihre Schönheit jedoch den Atem, was seltsam war. Sie ist nicht wirklich mein Typ. Ihre Haare sind zu kurz. Ja, ich bin eben ein Mann. Wer mag es nicht, beim Sex seine Hände in langen Locken zu vergraben. Doch ihr Gesicht ist dafür gemacht, von dem zarten dunklen Flaum umrahmt zu werden, sowie ihre hübsch geschwungenen Augenbrauen, hohen Wangenknochen, funkelnden blauen Augen, die um die zehn Töne heller sind als meine und in denen ein ewiges Licht zu strahlen scheint.
Und dann diese verdammten Lippen.
Voll, seidig zart, gemacht zum Küssen und Saugen und …
Ich knurre und greife nach einer Miniflasche Bourbon. Mit einem Glas gebe ich mich gar nicht erst ab, öffne den Schraubverschluss und kippe den Inhalt hinunter. Mit zusammengekniffenen Augen versuche ich, gegen die Erinnerung anzukommen, wie verdammt schön der Kuss von Pepper war.
Mein Körper reagierte. Mein Hirn reagierte. Jede Faser in mir reagierte und ich erwiderte den Kuss. Entdeckte die Vorzüge, mit den Fingern durch Haare zu gleiten, die nicht lang waren, doch so seidig, dass sie sich wie zarter Regen anfühlten.
Pepper sagte, es solle mich locker machen, aber stattdessen machte mich der Kuss steinhart.
Leider brach ich ihn ab, bevor er irgendwohin führen konnte, denn Pepper wäre nur eine weitere Komplikation in meinem Leben. Eine riesige. Lida hat mir bereits die größte Komplikation beschert, und ich brauche wirklich keine weitere.
Ein Klopfen an meine Zimmertür lässt mich zusammenzucken. Ich werfe die Miniflasche in den Papierkorb. Auf dem Weg zur Tür ziehe ich das Jackett aus und werfe es aufs Bett.
Ein kurzer Blick durch den Spion zeigt Dax.
Ich schwinge die Tür auf. „Was geht, Mann?“
Dax Monahan und ich kannten uns schon lange bevor wir bei den Arizona Vengeance Teamkameraden wurden. Er, Bishop und ich spielten eine Saison zusammen für die New York Vipers, bevor ich zu den Florida Spartans getauscht wurde, und wir waren ruckzuck Freunde geworden.
Dax geht an mir vorbei ins Zimmer. Er hat einen Sechserpack Bier dabei. „Will nur mal nach dir sehen und dachte mir, wir könnten uns ein paar Bier hinter die Rüstung römern.“
Lächelnd schließe ich die Tür. Natürlich sieht er nach mir. Zwar habe ich nicht dem ganzen Team von dem Baby erzählt, aber Bishop und Dax. Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit.
Dax stellt den Sechserpack ab, nimmt zwei Flaschen heraus und reicht mir eine. „Du hast echt kacke gespielt.“
„Und wie“, murmele ich, nehme die Flasche und öffne den drehbaren Kronenkorken. Dax hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen oder die Dinge beschönigt.
„Gewonnen ist gewonnen“, sagt er, doch das tröstet wenig.
Ich habe die Möglichkeit, die beste Saison meines Lebens zu spielen. Wir haben ein heißes, neues Team, arbeiten sehr gut zusammen und haben ein phänomenales Coaching-Team. Wenn ich mein Hirn nicht in die Spur bekomme, werde ich meinen Vorwärtsschwung verlieren.
„Da fällt mir ein Stein vom Herzen“, sage ich und deute mit dem Kopf auf einen der Gästestühle an dem runden Tisch am Fenster. Dax setzt sich und ich lasse mich auf dem Bett neben ihm nieder. Der andere Stuhl bleibt heute unbesetzt, denn Erik, mit dem ich auf Reisen immer ein Zimmer teile, bleibt über Nacht bei Blue, die eine unserer Stewardessen im Team-Flugzeug ist. Das kann man ihm nicht verdenken.
Dax stemmt die Füße ans Ende meines Bettes, und ich lehne mich ans Kopfteil, schlage die Beine übereinander und trinke von meinem Bier.
„Hast du schon was von der Frau vom Jugendamt gehört?“, fragt Dax.
Ich schüttele den Kopf. „Aber das habe ich auch nicht erwartet. Sie hat gesagt, es dauert etwas länger, weil ein Wochenende dazwischen ist.“
Dax stützt die Bierflasche auf seinem Bauch ab. „Mit welchem Ergebnis rechnest du?“
Ich schüttele leicht den Kopf und schaue auf mein Bier. „Keine Ahnung, aber das Timing würde passen. Zu der Zeit, als Lida schwanger wurde, war ich mit ihr zusammen. Ich glaube nicht, dass sie noch mit einem anderen rumgemacht hat. Wir hatten uns auf exklusiv geeinigt, aber wer weiß das schon so genau.“
„War sie schon immer so verrückt oder ist das neu?“, fragt Dax grinsend und spielt darauf an, was wohl Beklopptes in ihrem Hirn vorgegangen sein muss, ihr Baby einfach vor meine Tür zu legen.
Ich muss über ihn lachen. „Ich habe sie nie für verrückt gehalten. Mehr für … sehr leidenschaftlich. Sie macht alles, was sie tut, auf extreme Weise.“ Damit meine ich wirklich alles. Der Sex mit ihr war wie eine Turbo-Achterbahn, manchmal so wahnsinnig schnell, mit Kurven und Höhen, dass ich fast aus der Bahn geriet. Aber guter Sex ist guter Sex, also fuhr ich mit dieser Achterbahn, bis es Zeit wurde, auszusteigen. Lida ist ein Partygirl und am Anfang machte es Spaß. Aber in meinem hohen Alter von siebenundzwanzig fand ich, dass ich nicht mehr jede Nacht in irgendeinem Club verbringen und mich besaufen wollte, um dann bei ihr oder bei mir zu ficken wie die Tiere. Das kam mir … wurzellos vor, und ich bin mehr der bodenständige Typ.
„Wenn das Kind deins ist, was ist dann dein Plan?“
Mit dieser Frage bringt Dax mich zurück zur schlimmsten meiner momentanen Angelegenheiten. „Ich werde eine Nanny anheuern müssen. Pepper will mir helfen, eine gute aus den Bewerberinnen auszusuchen.“
Dax hebt die Augenbrauen. „Pepper?“
Ich bewerte sämtliche seiner Bewegungen. Tonfall, Haltung, Gesichtsausdruck … und versuche, herauszufinden, wie Dax darüber denkt. Denn der wahre Grund, warum ich das mit Pepper abgebrochen habe, ist meine Befürchtung, dass Dax und Pepper zusammen sein könnten. Oder waren. Oder noch sind. Wie auch immer.
Bishop ist sich sicher, dass sie nur befreundet sind. Ehrlich gesagt ist mir auch nie aufgefallen, dass sie miteinander herumgeturtelt hätten.
Aber, fuck, sie sind recht oft zusammen.
Was mich zum nächsten Sorgenthema bringt. Dass ich von dieser Frau schon viel zu lange fasziniert bin und der Kuss es nur noch schlimmer gemacht hat.
Genau wie Dax halte ich auch nichts zurück, bewege mich nicht wie auf rohen Eiern, also stelle ich ihm die direkte Frage. „Was läuft zwischen euch beiden?“
„Wir sind nur Freunde.“
Meine Erleichterung ist unbeschreiblich. Dennoch ist es schwer zu glauben. Dax ist ein Frauenverführer. Er hat eigentlich keine weiblichen Freunde, außer fürs Ficken. „Komm schon … nur Freunde?“
Er zuckt mit den Schultern. „Ich habe sie angebaggert, als wir das erste Mal zusammen weggegangen sind. Sie hat mich abblitzen lassen. Vielleicht ist sie lesbisch, aber es macht Spaß, mit ihr zusammen zu sein. Sie hat mich in die Freundezone verwiesen und da bleibe ich nun auch.“
Ich bin skeptisch. „Sie ist nicht lesbisch.“
Diesmal hebt er nur eine Braue. „Ach, ja? Und woher willst du das wissen?“
Ich trinke einen Schluck Bier. „Weil sie mich am Freitagabend geküsst hat.“
Ich beobachte Dax mit Adleraugen. Er nimmt die Füße vom Bett, beugt sich auf dem Stuhl vor. Sein Gesicht ist ungläubig, aber interessiert. „Ach was! Machst du Witze?“
„Kein Witz! Aber weiter bin ich nicht gegangen, weil ich nicht wusste, wie ihr zwei zueinander steht.“
„Freundezone, Mann“, wiederholt er versichernd und lehnt sich wieder auf dem Stuhl zurück. Er sieht mich abschätzend an. „Sie ist echt cool, Legend. Ich kann mir euch zwei gut zusammen vorstellen.“
Ich schüttele den Kopf. „Ich bin nicht auf eine feste Freundin aus, Dax. Habe viel zu viele andere Sorgen.“
„Dann leg sie einfach nur flach“, sagt er mit einem Achselzucken, was bestätigt, dass er wirklich nicht an ihr interessiert ist.
Aber es ärgert mich, dass er so locker hinnimmt, dass ich sie ausnutzen könnte, denn immerhin ist er mit ihr befreundet. „Ihr das als Freund zu sagen, ist ganz schön widerlich von dir.“
„Oh“, sagt er und lacht. „Sieh einer an, wer Pepper schon verteidigt. Du stehst echt total auf sie.“
„Gar nicht“, murmele ich. Doch es stimmt.
„Hör zu“, sagt Dax und deutet mit seiner Flasche auf mich. „Pepper ist eine tolle Frau. Und es sieht so aus, als könntest du Hilfe brauchen, wenn das Kind wirklich deins ist. Geh da einfach ohne Erwartungen ran. Ob du sie fickst oder nicht, ist mir egal. Ihr seid beide meine Freunde und erwachsen. Schlimmstenfalls hast du eine neue Freundin in ihr, und als jemand, der schon mit ihr befreundet ist, kann ich nur sagen, dass du es nicht bereuen wirst.“
Nachdenklich sehe ich ihn an. Das ergibt durchaus Sinn, aber wenn ich ehrlich bin, will ich sie absolut ficken. Sie spielt bereits in so vielen meiner Fantasien mit, dass ich kaum die Finger von ihr lassen kann, wenn sie in meiner Nähe ist. Die meisten meiner Pepper-Fantasien handeln davon, dass ich wegen etwas sauer auf sie bin, wir uns streiten und dann aggressiven wilden Sex haben.
Dax dringt in meine Gedanken ein. „Noch ein Rat. Hör auf, dich wegen ihres Hauses und ihrer künstlerischen Art aufzuregen. Es ist ein Teil von ihr und sie wird es nicht ändern, also gewöhn dich daran.“
Ich schnaube und trinke Bier. Das hatte ich schon entschieden, als mich die Bewohnerin des aufdringlichen Hauses in die Klinik gefahren hat. Und als sie mich küsste, beschloss ich, mich davon eventuell bezaubern lassen zu können.
„Kein Problem“, versichere ich Dax und trinke meine Bierflasche aus.