Читать книгу Sarah (eBook) - Scott McClanahan - Страница 14

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Am schlimmsten stritten wir uns an dem Tag, an dem ich nach Hause kam und den Computer zerstörte. Ich kam ins Haus und wusste sofort, dass Sarah wütend war, aber ich wusste nicht, weshalb.

»Bist du wütend?«

»Nein.«

»Warum bist du wütend?«

»Bin ich nicht.«

»Du sagst nichts und hast diesen total angepissten Blick. Und dein Mund ist so zusammengeschrumpft, wie so ein Anus.«

Sarah sagte: »Mir zu erklären, dass mein Mund wie ein Anus aussieht, heitert mich nicht besonders auf.« Sie sagte mir, ich solle nie wieder das Wort Anus in Verbindung mit ihrem Gesicht verwenden. Also setzte ich mich neben sie auf die Couch und versuchte, was zu sagen, aber ich machte einen Fehler. Ich berührte ihre Schulter und ihr Gesicht, und dann sah ich dieses kleine Fitzelchen Staub, oder was es war, an ihrem Kinn hängen. Es hing einfach so da. So ein Fitzelchen, wahrscheinlich Staub, hing da. Also griff ich hin und zog dran. Ich nahm es zwischen die Finger und zog dran, aber es war kein Staub.

Es war ein Haar an Sarahs Kinn. Sofort verzerrte sich ihr Gesicht zu mörderischer Wut, und sie begann zu brüllen: »Was soll der verdammte Scheiß, was machst du da?«

Und ich begann: »Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid.«

Sarah stand auf und da waren Tränen in ihren Augenwinkeln und sie schrie mich an: »Weißt du, wie unangenehm mir die Haare in meinem Gesicht sind? Warum tust du so was? Warum?«

Ich sagte ihr, ich hätte geglaubt, es wäre nur ein Staubfädchen. Dann beruhigte sie sich für ein paar Minuten, und dann schrie sie wieder. Sie sagte, sie sei es leid, mit mir zu streiten. Und sie sei wütend auf mich wegen der Dinge, die ich mir am Computer angesehen hätte. Ich fragte: »Was hab ich mir denn angesehen?« Und sie machte dieses Gesicht wie Pornos. Unmengen von Pornos. Ich sagte, das ist übertrieben, aber dann be­gann sie, eine Liste von ihrem Handy vorzulesen. Sie hatte sie sich selbst als Mail geschickt. Sie begann die Namen von Seiten aufzulisten: worldsex.com, youporn.com, mothersteachdaughters.com, bangbros.com, mycuckoldhusband.com, blacksonblondes.com, naughtyamerica.com, bigboobs.com, burningangel.com, mykidsbabysitter.com, youtorture.com.

Sarah schaute mich an und sagte: »Ernsthaft, Scott? Youtorture.com?«

Und dann ging es mit anderen Namen von Seiten weiter. Ich sagte, okay, okay. Ich sagte, sie solle mich nicht wegen meines Pornogeschmacks verurteilen. Wenn sie die Seiten so der Reihe nach vorlas, klang es, als wäre ich ein totaler Perverser. Sarah verdrehte nur die Augen und sagte: »Da schau her, so ein Zufall, denn eine der Seiten heißt iamapervert.com. Und da, noch eine, die heißt pervertcreep.com.« Sie sagte, sie frage sich, ob ich online mit anderen Leuten kommunizierte, und ich schüttelte nur den Kopf und fühlte Wut in mir aufsteigen.

Ich brüllte sie an und sie brüllte mich an. Und dann brüllte ich sie an und sie brüllte mich an. Dann brüllten wir in verschiedenen Räumen. Ich warf ihr vor, dass sie mir hinterherspionierte, und sie sagte, sie wisse ja, dass alle Menschen masturbieren, aber das hier, mein Gott. Wir hatten doch Kinder. Ich sagte ihr, dass ich die Schnauze voll hatte von ihrem ständigen Gemecker. Ich ging in den Computerraum im Keller und knallte die Tür hinter mir zu. Sarah rief mir hinterher: »Was hast du jetzt wieder vor?«

Und ich rief zurück: »Wenn ich so ein Verbrecher bin, werde ich jetzt diesen Computer umbringen.«

Sarah sagte »Was?« und lief mir hinterher.

Ich sagte: »Ich bring jetzt den Computer um«, und dann schrie ich: »Oh ja, ich bring ihn um, den scheiß Computer« und ein paar andere Varianten des Satzes, wie »Der verdammte Computer ist jetzt dran«, und auch direkte Drohungen an das Gerät: »Ich bring dich um, du kleine Sau.«

Ich ging in den Werkzeugraum und holte den 5-Kilo-Vorschlaghammer, der dort immer in einem Eck stand. Ich setzte mir die Sonnenbrille auf. Sarah sagte: »Wozu die Sonnenbrille?« Ich sagte ihr, das sei keine Sonnenbrille mehr, das sei jetzt eine Sicherheitsbrille. Ich sagte, mir ginge es vor allem um die Sicherheit. Dann sagte Sarah etwas über Bilder, aber ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. Ich zog am Computer, aber er rührte sich nicht. Also zog ich noch mal, aber die Kabel waren ein derartiges Rattennest, dass gar nichts ging. Wir hatten sowieso vor, einen neuen Computer zu kaufen, weil der hier alt war. Also begann ich, in Ruhe jeden einzelnen Stecker einzeln herauszuzupfen. 1, 2, 3, 4. Ich nahm den Monitor und schlug ihn an die Ecke des Tisches. Ich dachte, er würde vielleicht explodieren oder herrlich zerschellen, aber es passierte gar nichts. Ich rammte ihn noch ein paar Mal auf die Tischecke und dann knallte ich ihn gegen die Wand und er prallte einfach ab und Sarah stand daneben und schaute mir zu. Sie hielt ihre Hände erhoben neben dem Gesicht. Ich riss die Festplatte heraus und nahm sie in die Hand, und Sarah wiederholte immer wieder: »Was machst du denn?«

Dann hielt ich den Vorschlaghammer in der Hand und warf ihr diesen Blick zu, so auf die Art Wonach sieht es denn aus, ich bring hier unseren Computer um.

Ich stand über der Festplatte und schwang den Vorschlaghammer in die Höhe, als würde ich ein Baby hochwerfen. Ich ließ den Hammer hart aufkommen. Er traf den Computer, prallte gegen das harte Plastik. Dann hob ich ihn noch mal hoch und ließ ihn wieder auf den Computer krachen, dieser zerbrach in drei oder vier einzelne Computer, und dann zertrümmerte ich auch die. Sarah kreischte: »Scott! Meine Bilder! Die Bilder von den Kindern!« Ah, jetzt wusste ich, was sie gemeint hatte.

Ich brachte die Bilder unserer Kinder um, und ich schaute nach unten und meine Hand war voller Blut.

Sarah sagte: »Scott, scher dich verdammt noch mal zum Teufel und komm nie wieder zurück.«

Sie fiel vor dem zertrümmerten Computer auf die Knie. Auf meiner Hose war Blut und auf meinen Händen war Blut und auf meinen Armen und auf meiner Hose und auf meinem weißen T-Shirt. Ich sagte ihr, es täte mir leid und ich würde sofort gehen. Ich sagte ihr, vielleicht sei die Festplatte ja heil geblieben. Sarah weinte. Da ich vollkommen mit Blut bedeckt war, entschied ich, dass es eine gute Idee war, in die Öffentlichkeit zu gehen. Sarah blickte hoch zu mir und sagte: »Scott, du bist voller Blut.« Ich sagte, ich hätte immer schon geahnt, dass sich ihre Ausbildung zur Krankenschwester eines Tages bezahlt machen würde. Aber niemand lachte.

Ich ging raus zu meinem Auto und fuhr zum Super 8 Motel und stieg aus. Ich dachte: Hier werde ich übernachten. Ich versuchte, mir das Blut abzuwischen, so gut es ging, dann betrat ich das Motel. Die unauffällige Frau an der Rezeption schien nervös. Sie schusterte an ihrem Computer herum. Dann blickte sie mich an und sagte: »Tut mir leid, aber wir sind vollkommen ausgebucht.« Ich blickte an den Plastikpflanzen vorbei durchs Fenster hinaus auf den Parkplatz und sagte: »Zwei Trucks und ihr seid ausgebucht?« Die Frau holte eine andere Frau und fragte sie etwas, und die beiden flüsterten rum, als wäre jemand gestorben. Dann waren sie fertig mit Tuscheln, und eine von ihnen kam zurück und sagte, okay, sie hätten ein Zimmer. Sie nahm meine Daten auf und sagte, Zimmer Nr. 118. Ich wiederholte »118«, obwohl die Ziffer auch auf dem gefalteten Karton stand, in dem die Keycard steckte. Dann fragte die Frau: »Sir, ist Ihnen bewusst, dass Sie voller Blut sind?« Ich gab ihr keine Antwort. Ich ging einfach aus der Lobby und wiederholte 118, 118, 118. Ich wiederholte alle Zimmernummern, an denen ich vorbeikam. Ich sagte: »128, 124, 122«. Ich zählte sie in meinem Kopf auf, als würde 118 gar nicht existieren.

Ich steckte die Karte in das Lesegerät und ein kleines grünes Licht erschien. Die Tür entriegelte sich mit einem Summen und dann drückte ich sie auf und es fühlte sich an, als drückte ich mich in meine Gefängniszelle, und ich begann zu heulen. Ich rief Sarah vom Hoteltelefon aus an und sagte, es täte mir so leid und dass es uns immer so leid tun sollte, immer. Ich sagte, dass ich ein Problem hätte. Dann legte ich auf und dachte an ein Foto von uns beiden auf der Couch. Ich dachte an ein Bild von uns beiden am Strand. Ich dachte an uns im Vorgarten, wie wir Iris hochhielten. Ich dachte an ein Bild von Sarah mit einem komischen Hut, vor vielen Jahren. Augenblicke unseres Lebens.

Am nächsten Morgen rief mich Sarah an und sagte, ich solle nach Hause kommen. Sie sagte, die Fotos seien alle zerstört. Aber bitte komm heim, Scott. Sie machte sich Sorgen um mich. Das war alles. Alles war zerstört.

Ich erinnerte mich an die Zeilen aus einem Buch aus meiner Vergangenheit und die Zeilen bedeuteten jetzt etwas anderes: Ob ich mich in diesem Buche zum Bösewicht meiner Leidensgeschichte entwickeln werde … wird sich zeigen.

Sarah (eBook)

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