Читать книгу Das Israfil-Komplott - Sean D. McCarthy - Страница 15
Kapitel 13 Donnerstag, 25. Januar 2001 Maui
ОглавлениеFür ihren letzten, gemeinsamen Urlaubsabend hatten sich die fünf so unterschiedlichen Ehepaare, welche jetzt, für alle Angestellten oder Gäste des Hotels klar ersichtlich, zutiefst miteinander befreundet waren, an diesem Tag einen gemeinsamen Tisch zum Abendessen im „Oceanside Dining“ ihres Hotels Hyatt Regency auf Maui bestellt.
Sie hatten dem Manager des Restaurants bei der drei Abende vorher erfolgten Reservierung ein enormes Trinkgeld von 300 Dollar nur dafür in die Hand gedrückt „damit unser letzter gemeinsamer Abend so wunderbar endet, wie unser gesamter Urlaub hier war.“
Auch hatten sie gebeten, ob die Kellner José und Joey, die sie an ihrem ersten Abend schon bedient hatten, wieder an diesem Abend für sie zur Verfügung stünden.
„Für einen 300 Dollar Tip lasse ich sogar des Teufels Großmutter Euch bedienen“ dachte der Manager, während er den Gästen zusicherte, „dass deren Wunsch selbstverständlich erfüllt und er persönlich für einen perfekten Abend dieser wunderbaren Gäste sorgen würde.“
Er hielt sein Versprechen; es war ihm sogar gelungen, ihren Wunsch nach sechs Flaschen Champagner Cuvée Saphir des ihm bis dahin unbekannten, französischen Champagnergutes Bouché Père et Fils zu erfüllen.
Da die Gäste erklärt hatten, dass ihnen der Preis des Champagners wirklich nicht wichtig sei, „weil sie einen der schönsten Tage ihres Lebens feiern wollten“, hatte er den ganzen vorgestrigen Vormittag alle Weinhändler der hawaiianischen Inseln angerufen and war schließlich bei Tamura´s Weinhandlung auf Honolulu fündig geworden.
Die hatten noch sieben Flaschen dieses Champagners, Jahrgang 1996, auf Lager, der Preis pro Flasche belief sich 105 Dollar. Nach langem Verhandeln war es ihm gelungen, für die sieben Flaschen nur den Preis von sechs zu bezahlen und auch noch in den Gesamtpreis die Luftfrachtkosten für den abendlichen Flug von Honolulu nach Maui mit Aloha Airlines mit einzuschließen.
Er war hochzufrieden mit sich nach diesem Telefonat und wählte dann die interne Nummer des Managers an, welcher im Hotel den Getränke- und Essenseinkauf leitete: „Jimmy, ich habe für unser Hotel und Deine Abteilung ein schnelles und gutes Geschäft gemacht.“
Er erklärte ihm den Sachverhalt und setzte dazu „Ich werde den Gästen pro Flasche 680 Dollar, also für die sechs Flaschen zusammen 4.080 Dollar berechnen, und die 7. Flasche trinken Du und ich zusammen.“
Jimmy lachte und versicherte, dass er einen Fahrer des Hotels am Abend zum Flughafen schicken würde, um die Luftfrachtsendung dort abzuholen. Anschließend würde er die sieben Champagnerflaschen kaltstellen lassen und „Morgen Abend nach Dienstschluss werden Du und ich unsere Flasche verköstigen.“
Das hatte sie auch getan, und beide waren von der Güte dieses Champagners zutiefst beeindruckt „auch wenn unsere normalen Gäste diese Güte niemals erkennen, geschweige denn bezahlen würden.“
Als am Freitagabend die fünf Ehepaare das „Oceanside“ betraten, begrüßte sie der Manager mit ausgesuchter Höflichkeit und geleitete sie zu ihrem festlich gedeckten Tisch.
Auf dem Weg dahin bat er Mr. Masaad, denn dieser hatte für aller anderen der Gruppe immer mit bezahlt, ob er ihn kurz alleine sprechen könne.
„Was gibt es“ fragte Mr. Masaad, sichtlich irritiert, als er und der Manager ein paar Schritte von der Gruppe weg waren.
Der Manager erklärte ihm, dass es ihm unter enormen Anstrengungen gelungen sei, den gewünschten Champagner in Los Angeles aufzutreiben und erfand noch weitere, unwahre und an den Haaren herbeigezogene Lügen, welche die Begründung für seine jetzt kommende Preisforderung liefern sollten.
Schlussendlich sagte er:
„Sir, wollen Sie nicht lieber eine Flasche als sechs Flaschen trinken, denn die sechs Flaschen würden, selbst mit dem enormen Preisnachlass, welchen Ihnen unsere Geschäftsleitung als bevorzugten und extrem liebenswerten Gästen einräumt, insgesamt 4.080 Dollar kosten.“
Mr. Masaad musterte den Manager intensiv und dieser dachte „Ich habe es wohl überzogen.“
Doch plötzlich lächelte der Saudi „Es tut mir leid, dass wir Ihnen so viel Mühe gemacht haben, der Preis ist o.k. und wir nehmen alle Flaschen. Das hier nehmen Sie bitte als Anerkennung von uns allen für Ihren Erfindungsreichtum bei der Beschaffung des Champagners“ und drückte dem Manager zweihundert Dollar in die Hand.
Der Manager war so erfreut über dieses zweite, hohe Trinkgeld, dass er den Sarkasmus in den Worten des Saudis überhaupt nicht realisierte.
Sobald die fünf Paare an ihrem Tisch Platz genommen hatten, brachten die beiden Kellner die ersten beiden Flaschen des Champagners und nahmen die Essens-Bestellungen auf.
Ab dann begann die Party an diesem Tisch und es war alle paar Minuten erst ein Trinkspruch zu hören, welchem sofort ein lautes Gelächter folgte, das im gesamten Oceanside Dining zu hören war.
Alle anderen Gäste waren verwundert, denn jeder Trinkspruch war eine Zahl und dann das Wort „Trompete“. Dies hörte sich wie folgt an: „1. Trompete“, 2. Trompete“, 3. Trompete“ und nach jeder Trompete wurden die Gläser erhoben.
Eine alte Dame, die einige Tische weiter saß, sagte zu ihrem Mann „Honey, das sind wohl Musiker, die sich auf ein großes Konzert vorbereiten. Es muss auch ein großes Orchester sein, denn sie trinken immer bis zur 9. Trompete.“
Wie recht die alte Dame mit dem großen Konzert hatte würde sie nie erfahren. Dass „Trompete“ nur ein Code-Wort für jeden der zehn Problemkreise des Vorhabens der fünf Paare war, das hätte sie ohnehin nicht verstanden.
Es war der Russe Sergej Wolkow und seine Frau Galina, alias Generaloberst Oleg Danilov und Obristin Karina Semjonow, welche die grundsätzliche Idee hatten, wie die westliche Welt dem Islam unterworfen werden könnte.
Die erste Trompete, nämlich der Überfall auf das russische Forschungszentrum Einheit 446 im Oblast Swerdlowsk, war ihre Idee.
Denn sie beide wussten um die ungeheure Zerstörungskraft der dort entwickelten thermobarischen Bomben.
Die zweite und dritte Trompete, nämlich tschetschenische Terroristen anzuwerben und diese mit russischen Uniformen sowie Ausweisen, Panzern und Waffen zu versehen, kamen auch von ihnen.
Sie selbst waren selbst moslemische Tschetschenen, welche in Shali, knapp 40 Kilometer südöstlich von Grosny, geboren und bis zu ihrem 15. Lebensjahr dort zur Schule gegangen waren. Obwohl sie seitdem in Russland lebten, dort erst Physik und Chemie studierten und dann die militärische Laufbahn ergriffen hatten, welche sie bis in ihre jetzigen, hohen Positionen gebracht hatte, waren sie immer im Herzen Tschetschenen geblieben und hassten die Russen zutiefst. Sie waren auch mit den dortigen Führern des Terrorismus teils verwandt, teils verschwägert.
Es würde für sie ein Kinderspiel sein, sich 92 Original-Ausweise der russischen Raketentruppen für die gleiche Anzahl an benötigten Terroristen ausstellen zu lassen, denn selbst im postsowjetischen Russland würde niemals jemand die Befehlsgewalt so hoher Rangträger, wie sie es waren, in Frage stellen.
Das gleiche galt natürlich auch für die Anforderung des Zuges, der beiden Panzer, der Lastwagen, der Jeeps, der Uniformen und der benötigten Waffen: Es würde extrem einfach sein.
Die Idee zur vierten Trompete kam von Iraker Tarek al Dschafar und seiner Frau Djamila. Sie waren beide Mitglieder des irakischen Geheimdienstes und was keiner der gesamten Gruppe zu denken gewagt hatte, war für sie eine selbstverständliche Kleinigkeit:
Die nach dem Überfall auf Einheit 446 im Oblast Swerdlowsk erforderliche Spurenvertuschung, welche die Ermordung von fast 320 Menschen erforderte, war von ihnen als feste Planung niedergeschrieben worden.
Trompeten fünf und sechs kamen vom Mr. Ismail Abidah und seine Frau Genna: Sie legten überzeugend dar, dass der Klerus im Iran und auch Saddam Hussein zur Erreichung des den Moslems heiligen Zieles, nämlich die weltweite Ausbreitung des Wortes Allahs und der Scharia, ihre Jahrzehnte langen Streitigkeiten beilegen würden.
Ebenso konnten sie alle anderen überzeugen, dass auch ein Osama bin Laden für dieses Motiv sich einer solchen Allianz anschließen würde.
Alle zusammen hatten sie die Trompete Nummer sieben binnen ihrer ersten Woche in intensiven Gesprächen, während sie auf dem Golfplatz des Hotels waren, erarbeitet:
Die Täuschung der westlichen Welt, indem Angst vor atomarer Bewaffnung des Iraks durch Saddam Hussein vorgetäuscht und geschürt wurde, während tatsächlich nur der Iran hier heimlich und extrem intensiv im nuklearen Bomben-Forschungsbereich tätig war.
Dem Irak war, auch das war eine gemeinsam erarbeitete Trompete, nämlich die achte, der Aufbau der heimlichen, benötigten Produktionsstätte für die thermobarischen Bomben vorbehalten.
Sie hatten auch detailliert die Kosten der gesamten Operation errechnet und die Finanzierung der errechneten Summe in Höhe von knapp 320 Millionen US-Dollar wurde von dem Saudi Alim Masaad und seiner Frau Rana zugesagt.
Diese Beiden waren im Direktorium der Saudi Aramco, der stattlichen Ölgesellschaft Saudi-Arabiens und verwalteten – praktisch unkontrolliert - monatliche Beträge von mehr als acht Milliarden US-Dollar.
Sie würden die notwendigen Gelder abzweigen und im Rahmen der üblichen Geschäftsvorgänge an den Iran überweisen; von dort würden sie dann dem endgültigen Empfänger zugeleitet.
Somit war auch die noch offene, neunte Trompete abgearbeitet.
Einzig und allein eine Lösung für die zehnte Trompete hatten sie nicht gefunden:
Die zehnte Trompete war die Befürchtung des irakischen Geheimdienstchefs Barsan Ibrahim, dass der von Saddam Hussein und ihm weltweit geplanter Vernichtungsschlag im Jahre 2003 gegen den Westen durch eine unbekannte Gruppe torpediert werden könnte.
Ob dies ein Risiko war, welches nur im Kopfe des fast paranoid von Verschwörungstheorien geplagten Barsan Ibrahim war, konnten und wollten sie nicht beurteilen. Aber sie wussten, wie diese Theorie ihren Weg in den Kopf des Geheimdienstchefs gefunden hatte:
Barsan Ibrahim hatte im Oktober 1999 einen Hauptmann von Saddam Husseins Leibgarde festnehmen lassen, welchen er schon lange im Verdacht hatte, ein Verräter zu sein. Seine Männer griffen zu, als sich der Hauptmann in der Al Rashed Strasse in Baghdad mit einem Motorradfahrer traf und dieser ihm gerade eine Aktentasche übergeben hatte.
Der Motorradfahrer war ihnen leider durch seine aberwitzigen Fahrmanöver entkommen; von den zahllosen dabei auf ihn abgegebenen Schüsse traf kein einziger. Aber in der Tasche fanden sie zwanzigtausend US-Dollar.
Anlässlich der dann stattfindenden Verhöre dieses Offiziers erfuhren sie, dass irgendeine der westlichen Nationen über eine streng geheime Mördergruppe verfügte und diese einsetzte, wenn sich dieses Land angegriffen fühlte oder angegriffen werden sollte. Auch, dass diese Gruppe in den letzten zwanzig Jahren wohl schon mehrfach tätig geworden war.
Barsan Ibrahim nahm seitdem an, dass wohl irgendjemand im Irak jetzt als Ziel ausgesucht werden würde. Denn sonst wäre dieser Motorradfahrer mit dem vielen Geld nicht in Baghdad gewesen.
Nur aus welchem Land oder welche Personen in dieser Mördergruppe waren, dies hatte er nicht mehr erfahren, denn der Offizier erlitt während der dritten Vernehmung einen tödlichen Herzinfarkt.
Dieser hatte eigentlich kein schwaches Herz; er hatte einfach die Qualen ausgerissener Fingernägel und abgetrennter Zehen nicht mehr ausgehalten.
Barsan Ibrahim realisierte, dass er ein mögliches Problem hatte und er gab an seine Agenten in den USA und England noch in der gleichen Nacht den Befehl, alles zu tun, diese Gruppe zu finden und zu identifizieren. Denn diese Gruppe musste, wenn es nach Barsan Ibrahim ging, alleine schon als Vorsichtsmaßnahme eliminiert werden.
Am nächsten Morgen und als reine Präventivmaßnahme, denn diese Länder waren eher als Irak freundlich bekannt, erweiterte er den Befehl, auch in Frankreich, Spanien und Deutschland nachforschen zu lassen. Es war der 2. Handelsattaché an der irakischen Botschaft in Bonn, Achmed Mousavi, welcher zwei Monate später einen Mitarbeiter der geheimsten Abteilung des Deutschen Verteidigungsministeriums anwarb und ihm den Auftrag gab, nach dieser ominösen Gruppe zu suchen.
Er versprach dem Mann ein Erfolgshonorar von 100.000 Deutsche Mark, wenn er fündig werden sollte.
Der Mann wurde fündig, sein Name war Dr. Klaus Rastatt.
Da jedoch Achmed Mousavi nie wieder von ihm hörte, wusste er auch nichts von dem Fund und er nahm an, dass dieser Dr. Rastatt, wie viele Agenten in diesem Beruf, einfach ein Großmaul und Angeber gewesen war.
Er vergaß die Angelegenheit vier Monate später, als er nach Paris versetzt wurde. Es war ja nichts passiert: Denn er hatte weder die Anwerbung nach Baghdad rapportiert noch eine einzige Mark bezahlt.
Schlussendlich wurde die zehnte Trompete von allen Beteiligten vergessen. Dass aber genau diese das gesamte Israfil-Komplott in Gefahr bringen könnte, war ihnen weder bewusst noch wollten sie es wahrhaben.