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DIE LEDERHOSN IS MEI GRAUS

Ich weiß, du wirst jetzt sicherlich denken: „Warum kann denn der Bub seine Lederhose (Mundart: Lederhosn, Kurze) nicht leiden? − Es gibt doch nichts schöneres, als ein bayrischer Bub in der Lederhose!“


Wenn man heutzutage eine Lederhose für seinen Bub (oder auch Mädchen) kauft, ist das sicher eine tolle Sache. Die Lederhosen sind oft Maßanfertigungen, haben ein sehr weiches Leder und einen angenehmen Tragekomfort. Sie sind meistens noch mit kunstvollen Stickereien versehen. Jedes (oder fast jedes) bayrische Kind freut sich, wenn es so eine schicke, durchaus nicht billige, Lederhose bekommt und zum Volksfest, Trachtenfest oder an Sonn- und Feiertagen anziehen darf. Im Alltag werden diese Kunstwerke, als solche kann man sie durchaus bezeichnen, nicht mehr getragen.

In der Nachkriegszeit war die Lederhose, als Alltagsbekleidung für Kinder, jedoch sehr beliebt. Nicht nur im alpenländischen Raum hatte die Lederhose ihre Anhänger gefunden.

Die Lederhosen (Kurzen) waren schwere, steife Teile, die von alleine gestanden sind, wenn man sie auszog. Das ging dann so: Aus den Hosenträgern geschlüpft, Hose rutschte automatisch nach unten und man stieg aus der Hose heraus. Die Lederhose steht dann da und man stellt sie in irgendeiner Ecke ab. Da es für uns Kinder, zumindest im Sommer, keine andere Hose gab, stieg man jeden Tag wieder in die gleiche Lederhose.

Bei einer kinderreichen Familie wurde die Lederhose von den Älteren auf die Jüngeren weitervererbt. Die Teile waren ja unverwüstlich. Sie wurden nur immer speckiger und steifer (gstarrater) und müffelten meistens, manchmal mehr, manchmal weniger. Nach was? Nach allem Möglichen, je nach Einsatzbereich des Trägers. War der Träger Waldarbeiter, Landwirt, Bierfahrer, Bauarbeiter oder Schulkind? Der Einsatzbereich der Lederhose war grenzenlos.

Jede Lederhose hatte seine eigene Duftmarke. Es war nicht unüblich, nach der Brotzeit die Hände an den Lederhosen abzureiben, das letzte Tröpfchen nach dem Pieseln landete zwangsläufig in der Lederhose. Warum? Na ja, das hat natürlich verschiedene Ursachen. Eine davon ist sicherlich die Komplexität des Hosenlatzes (Mundart: Hosentürl). − Wie jeder weiß, gibt es ja bei der Lederhose keinen Schlitz mit Reißverschluss, ersatzweise mehreren senkrecht angeordneten Knöpfen, zum Aufmachen.


Der Träger der Lederhose muss zuerst (nur) zwei waagrecht angeordnete große Knöpfe aufkriegen, was manchmal, besonders wenn es pressiert, nicht ganz einfach ist.

Anschließend kann der Hosenlatz, der an der unteren Seite fest mit der Lederhose verbunden ist, heruntergeklappt werden. – Erst, wenn dieses Prozedere überwunden ist, ist der Weg frei und er kann sein bestes Stück herausholen und sich entleeren. Dabei kommt es naturgemäß zu den verschiedenartigsten „Pannen“, die ich hier nicht näher erläutern will. Dieselbigen kannst du dir, mit ein bisschen Fantasie, sicherlich selbst vorstellen.

So entwickelte sich im Laufe der Zeit, eine speziell auf den Träger zugeschnittene Duftnote, deren Einzigartigkeit nicht zu überbieten ist. Diesen Geruch nahm der Träger der Lederhose selbst nicht mehr wahr. Wenn man jetzt, wie ich, eine Lederhose von seinem älteren Bruder vererbt bekam, kriegte man dessen Duftnote als Zugabe mit und musste damit leben, ob es einem passte oder nicht.


Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich meine Lederhose überhaupt, nie nicht, geliebt habe. Die Lederhose an sich kann ja nichts dafür. Vielleicht hatte ich einfach ein zu empfindliches Naturell als Kind. Diese Sensibilität, insbesondere was die Bekleidung anbelangt, ist mir bis zum heutigen Tage erhalten geblieben, und dafür bin ich dankbar.

Damals habe ich mir geschworen, wenn ich einmal groß bin, werde ich nie wieder eine Lederhose anziehen.


LEDERHOSN-LAUSBUA

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