Читать книгу IMMUN - Sebastian Weis - Страница 11

Оглавление

Das Immunsystem: Grundlagen und Wirkfaktoren

Das Immunsystem ist modern wissenschaftlich betrachtet ein sehr komplexes Netzwerk aus Zellen, Geweben und Organen, die zusammenarbeiten. Sie haben drei Hauptaufgaben:

1. Abwehr von Krankheitserregern

2. Abwehr und Beseitigung von Fremdsubstanzen (z. B. Giftstoffe, Pollen, Mikroplastik)

3. Beseitigung von abgestorbenen oder veränderten Zellen. Dazu gehören Krebszellen oder Zellen, die von einem Virus befallen wurden

Bei der Bewältigung dieser Aufgaben ist eine Grundbedingung essentiell: Toleranz gegenüber den gesunden, körpereigenen Zellen. Bei den meisten von uns ist das eine Selbstverständlichkeit. Doch bei manchen Menschen scheinen sich Teile des Immunsystems gegen den eigenen Körper zu richten. Das ist der Moment, in dem Auto- Immun-Erkrankungen entstehen. Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystem ist also, dass das System richtig lernt, wer Freund und wer Feind ist. Krankheitserreger müssen möglichst schnell als „fremd“, das heißt, als nicht zum eigenen Körper gehörend identifiziert werden.

Unser Immunsystem kann Millionen verschiedener Feinde erkennen und eliminieren. Das Geheimnis seines Erfolgs liegt in der vernetzten Kommunikation: Millionen und Abermillionen von Zellen sind im ganzen Körper verteilt, teilweise in Gruppen und Untergruppen organisiert.i

Man unterscheidet grob zwei Systeme: das angeborene und das erworbene Immunsystem. Jedes hat mit eigenen Herausforderungen in unserer modernen Welt zu kämpfen.

Das angeborene Immunsystem & Fastfood

Das angeborene oder unspezifische Immunsystem begleitet uns ab dem Tag der Geburt. Es hat ein grobes Erkennungsraster für Angreifer und erledigt ca. 90% aller Immunaufgaben. Das angeborene Immunsystem nutzt dabei Informationen, die unsere Vorfahren über Jahrtausende gesammelt haben. Es richtet sich gegen Strukturen auf der Oberfläche von Krankheitserregern, die häufig vorkommen. Diese Strukturen werden PAMP genannt: pathogen-associated molecular patterns oder auf deutsch krankheitserreger-assoziierte molekulare Muster. Statt sich mit einer Unzahl von Angreifern zu beschäftigen werden einfach die häufigsten gemeinsamen Muster dieser Angreifer analysiert und angegriffen.

Die längste Zeit unserer Evolution war diese Methode hoch effizient und zu unserem Vorteil. Doch die moderne Ernährung bringt das System durcheinander. PAMPs entstehen durch bakterielles Wachstum in der Zeit zwischen Lebensmittelzubereitung und Wärmebehandlung. Industriell hergestellte Lebensmittel können daher auch höhere Mengen PAMP enthalten. Außerdem sind PAMPs hitzestabil. Das bedeutet, die Bakterien werden zwar getötet, aber die molekularen Strukturen bleiben erhalten. So kann das Immunsystem aktiviert werden, ohne dass ein wirklicher Angriff stattfindet. Ein Fehlalarm sozusagen, der aber das gesamte System aktiviert und vielleicht von echten Angriffen andernorts ablenkt. Die Autoren einer norwegischen Studie kommen zu folgender Feststellung: „Da die mikrobiologische Qualität von Lebensmitteln im Allgemeinen anhand des Vorhandenseins lebender Bakterien beurteilt wird, könnte das Vorhandensein entzündungsauslösender Bakterienmoleküle ein potenzielles Problem der Lebensmittelsicherheit sein, das (bisher) unter den Tisch gefallen ist.“ii Mit anderen Worten: Fastfood bzw. prozessierte Lebensmittel können das Immunsystem aktivieren, Entzündungen auslösen und Ressourcen binden, die zur Abwehr von Angreifern dann fehlen.

80 bis 90 Prozent aller Lebensmittel gelangen in einer vorbereiteten Form zum Verbraucher.iii Convenience Food heißt das Zauberwort.

Es gibt vier Stufen:

Stufe 1: Küchenfertiges Gemüse oder geschnittenes Fleisch. Es muss vor dem Kochen noch bearbeitet werden.

Stufe 2: Garfertig. Hierzu gehören Teigwaren, Tiefkühlgemüse oder gewürztes / paniertes Fleisch.

Stufe 3: Aufbereitfertig. Das sind alle Instantprodukte, Puddingpulver oder Fertig-Saucen.

Stufe 4: Regenerierfertig. Hierzu zählen Fertiggerichte und Menükomponenten (z. B. in Restaurants).

Stufe 5: Verzehr- und Tischfertig. Fertige Salate, Obstkonserven oder kalte Soßen können sofort gegessen werden.

Als ultra-prozessierte Nahrung (Stufen 3 – 5) gelten Produkte

• die ganz oder überwiegend aus Substanzen hergestellt werden, die aus Lebensmitteln extrahiert wurden (z.B. Öle, Fette, Zucker, Stärke und Proteine),

• die aus Lebensmittelbestandteilen gewonnen wurden (z.B. hydrierte Fette und modifizierte Stärke) oder

• die in Labors aus Nahrungssubstraten oder anderen organischen Quellen synthetisiert wurden (z. B. Geschmacksverstärker, Farben und Zusatzstoffe)

In 80 bis 90 Prozent der Restaurants soll Convenience Food bereits verwendet werden.ıv

Wie viele Fertigprodukte nehmen Sie täglich zu sich?

Bemühen Sie sich, den Konsum von Fertigprodukten schrittweise zu reduzieren. Sie entlasten damit Ihr Immunsystem immens. Wechseln Sie schrittweise zu frischen, unbehandelten Lebensmitteln.

Alles, was lange haltbar ist, kann PAMP enthalten. Nutzen Sie also Lebensmittel aus der Konserve mit Augenmaß.

Informieren Sie sich über Einkaufsmöglichkeiten bei Bio-Bauern aus der Region.

Wenn Sie im Restaurant essen, äußern Sie Sonderwünsche. Wenn diese nicht möglich sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass fertige Komponenten verwendet werden.

Das erworbene Immunsystem & Hygiene

Das erworbene bzw. spezifische Immunsystem ermöglicht die gezielte Abwehr von einzelnen Angreifern. Dafür ist eine Datenbank notwendig, in der alle bisher erkannten Angreifer gespeichert werden. Diese Aufgabe übernehmen spezialisierte Zellen, die sog. Lymphozyten. Sie merken sich die Oberflächenstruktur feindlicher Strukturen. Sie „erinnern“ sich oft ein Leben lang. Wenn der Körper wieder mit diesem Virus konfrontiert ist, werden sofort spezifische Abwehrmaßnahmen eingeleitet. Der Angreifer wird vernichtet, noch bevor er Schaden anrichten kann. Dieser Zustand wird als Immunität bezeichnet. Je trainierter Ihr Immunsystem, desto besser die Abwehrkraft.

Hygienemaßnahmen schützen uns vor besonders gefährlichen Krankheitserregern. Doch zu viel Hygiene und Desinfektion hindern unser spezifisches Immunsystem daran, seine Funktion wahrzunehmen. Es lernt nicht, es wird nicht trainiert und steht etwas im Leerlauf. Die sog. Hygiene-Hypothese besagt, dass zu viel Hygiene Allergien und Auto-Immun-Erkrankungen begünstigt. Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass hier aber auch eine starke genetische Komponente eine Rolle spielt.v

Multiple Sklerose (eine Auto-Immun-Erkrankungen des Nervensystems) z. B. hat eine starke ethnische Komponente. Sie betrifft unverhältnismäßig viele Weiße mit europäischem Hintergrund. Trotz eines Anstiegs der MS bei Afroamerikanern in den letzten Jahren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hispanics und Asiaten an MS erkranken, deutlich geringer als bei Weißen europäischer Abstammung.vi

Umgekehrt haben schwarze Personen das höchste Risiko, an SLE zu erkranken.vii SLE oder Systemischer Lupus Erythematodes ist eine Auto-Immun-Erkrankung der Haut und der inneren Organe. Ein erhöhtes Risiko wird auch bei Südasiaten, Ostasiaten und anderen nicht-weißen Gruppen im Vergleich zu weißen Personen beobachtet.

Ob wir eine Allergie oder eine Auto-Immun-Erkrankung entwickeln, hängt also nur zum Teil von übermäßiger Hygiene ab. Die Ursache für die genetischen Varianten liegt in der Krankheitsgeschichte unserer Vorfahren. Überstandene Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose oder die Pest hinterließen einen „Fußabdruck“ im genetischen Profil einiger Menschen. Diese Genvarianten, die unsere Vorfahren schützten, zeigen sich heute je nach Kontext als Vor- oder Nachteil.

Unsere Gene entwickelten sich immer im Wechselspiel mit Krankheitserregern.

Wir stecken also in einem Dilemma: einerseits möchten wir uns schützen, andererseits schwächt genau dieser Schutz unser körpereigenen Abwehrsysteme. Die Lösung ist das rechte Maß, oder „der mittlere Weg“, wie man es im Buddhismus nennen würde. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Wo genau dieses Maß liegt, wissen wir modernwissenschaftlich noch nicht so genau. Die relativ junge Disziplin der Lifestyle-Medizin liefert gute Ansätze, steckt aber noch in den Kinderschuhen.viii

Der Ayurveda hat an dieser Stelle einige tausend Jahre Vorsprung. Mit den Informationen aus diesem Buch werden Sie eine sehr gute Annäherung finden, welche Faktoren Ihre persönliche Immunkraft beeinflussen und wie Sie darauf einwirken können.

Immunität kann auch durch Impfungen erworben werden. Hier wird der Körper mit Antigenen konfrontiert, z. B. nur mit Bruchstücken der Hülle von Viren oder Bakterien. Diese sind für sich genommen unschädlich. Die Bruchstücke reichen aus, um eine Antwort des Immunsystems zu provozieren. Es wird in der Regel eine sanfte Reaktion ausgelöst und die Lymphozyten bilden passende Antikörper. Wenn dann später der Körper mit den vollständigen Erregern konfrontiert wird, kann er sie erkennen und sofort eine umfassende Reaktion einleiten. Dem kontroversen Thema Impfen ist ein eigenes Kapitel im zweiten Teil gewidmet.

Wie gut kommen Sie im Alltag mit Viren etc. zurecht?

Wenn Sie oft relativ lange mit Infektionen zu kämpfen haben, werden Sie in diesem Buch eine Fülle wertvoller Tipps finden.

Sind Sie von einer Auto-Immun-Erkrankung betroffen?

Lesen Sie dieses Buch sehr aufmerksam durch und integrieren Sie alle Empfehlungen, die Ihnen sinnvoll erscheinen schrittweise in Ihrem Alltag. Vor allem die Aspekte der inneren Reinigung sind für Sie wichtig und das Konzept „Vermeiden der Ursachen“.

Erwägen Sie eine ayurvedische Reinigungskur im In- oder Ausland.

Beauty & Immunity

Schutzschild Haut

Die Haut ist unser Aushängeschild. Ihr Strahlen gibt Auskunft über unseren Gesundheitsstatus. Leuchtende Haut ist ein Zeichen von Fitness und Vitalität. Die Haut ist gleichzeitig unser Schutzschild nach außen. Sie schützt vor Verletzung und Infektionen, vor Hitze und vor Licht. Sie reguliert die Körpertemperatur, was wichtig ist, wenn wir z. B. Fieber haben.

Inzwischen wissen wir, dass die Haut aber weitaus mehr ist als nur eine Schutzhülle oder ein Thermostat. Sie ist ein komplexes und dynamisches Ökosystem, das von Bakterien, Archaeen (so etwas ähnliches wie Bakterien), Pilzen und Viren bewohnt wird. Diese Mikroben - kollektiv als Hautmikrobiom bezeichnet - sind grundlegend für die Physiologie und Immunität der Haut.ix Unter dem Mikroskop erkennt man drei Hautschichten: Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut.


Bild: Istock 1171470357 ©colematt

Die oberste Hautschicht ist die Epidermis. Epi heißt soviel wie auf oder darüber, Epidermis = Auf der (eigentlichen) Haut. Sie ist der erste Schutzwall gegen Angreifer. Ihre oberste Schicht besteht aus abgestorbenen, verhornten Zellen. Diese Hautschicht wird regelmäßig abgestoßen. Zuhause werden diese Schuppen Teil unseres Hausstaubs. Die Epidermis ist relativ dünn, wenn man bedenkt, wie wichtig sie für unseren Schutz ist: An den Handinnenflächen und den Fußsohlen ist sie ca. 2 Millimeter dick, an anderen Stellen (z. B. an den Augenlidern) sogar nur 0,03 – 0,05 Millimeter.

Ein kleiner Mikrokosmos bewohnt die Oberhaut und die damit verbundenen Strukturen: Haarfollikel, Talg- und Schweißdrüsen.x Mit den meisten leben wir in guter Nachbarschaft. Wir als Wirt geben Proteine und Fette an die Oberfläche ab, die von den Mikroben verstoffwechselt werden. Sie produzieren für uns im Gegenzug bioaktive Moleküle, wie Zellwandbestandteile und Antibiotika. Diese Produkte hemmen die Invasion von Krankheitserregern und aktivieren Immunzellen aus den tieferen Schichten der Haut. Wir arbeiten also Hand in Hand.

Eine gute Hautpflege nährt nicht nur die Haut, sondern auch unsere Freunde / Mitbewohner und verbessert unsere Abwehr.

Der physiologische pH-Wert der obersten Schicht der Epidermis (des Stratum corneum) liegt zwischen 5,4 und 5,9.xi Es scheint so zu sein, dass der pH-Wert die Funktion der Hautbarriere, den Stoffwechsel und die Schuppung beeinflusst.xii Entzündliche Hauterkrankungen weisen eine gestörte Hautbarriere und einen erhöhten pH-Wert auf. Das gilt auch für gealterte und trockene Haut.

Aus ayurvedischer Sicht sollte die Haut eine gewisse Öligkeit / Fettigkeit besitzen. Damit wird ein Schutzfilm erzeugt, der Krankheitserreger abwehrt und gleichzeitig das gesunde Mikrobiom nährt. Die Ernährung sollte daher niemals fettfrei sein, sondern gute Fette in Maßen enthalten. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel über Stoffwechsel und Ernährung.

Die unter der Oberfläche liegende Keimschicht liefert Nachschub für die Hornschicht und erneuert sie etwa jeden Monat. Darunter liegt die Basalschicht. Hier befinden sich schon die ersten Außenposten des Immunsystems. Diese schauen wir uns jetzt mal genauer an.


Von Stars und TRegs

Die Immunzellen der Haut (Langerhans-Zellen genannt) sind Mitglieder einer Familie sog. dendritischer Zellen.xiii Dendriten sind Zellfortsätze. Sie verleihen den Zellen eine sternenförmige Gestalt und helfen ihnen, Angreifer aufzuspüren. Diese Art von Zellen befindet sich nicht nur in der Haut, sondern auch in den Deckgeweben (Epithelien) der Atemwege, des Verdauungstrakts und des Urogenitaltrakts. Sie transportieren verdächtiges Material zu regionalen Lymphknoten und präsentieren es dort den TRegs (sprich Tierex), den regulatorischen T-Zellen.


Bilder: Istock-ID 954706326 © toonishwarhead

Die TRegs fungieren als Friedenswächter und Diplomatenxiv. Sie analysieren das Material und informieren den Rest des Immunsystems falls Gefahr besteht. TRegs sind in den verschiedenen Geweben fest integriert. Sie übernehmen dort lokal auch zusätzliche Aufgaben über die reine Immunabwehr hinaus. Sie helfen Haaren beim Wachstum oder Stammzellen bei der Regeneration. Das ist insofern interessant, als dass die ayurvedischen Konzepte solche Zusammenhänge schon vor über 2.000 Jahren beschreiben.

Insgesamt ist die oberste Hautschicht kein angenehmer Ort für Krankheitserreger. Das gilt für alle Oberflächengewebe (Epithelien), welche die Zugänge zum Körper kontrollieren. Eine Etage „tiefer“, in der Lederhaut, sieht das schon ganz anders aus. Hier befindet sich ein potentielles Bakterien-Paradies: das Bindegewebe. Es ist warm, geschützt, voller Nährstoffe und bietet freie Bewegung durch den gesamten Organismus.

Daher ist die Abwehrkraft der obersten Hautschicht essentiell für unser Gesundheit.

Aus der Lederhaut entsteht durch Gerben Leder, daher der Name. Der obere Teil enthält unter anderem viele feine Blutgefäße (Kapillare) zur Nährstoffversorgung, Sinnesrezeptoren und freie Nervenendigungen. Abwehrzellen können sich in dieser Schicht frei bewegen. Der untere Teil bildet ein stabiles aber zugleich bewegliches Netz aus festen und elastischen Eiweißfasern. Dieses Netz bindet Flüssigkeit. Die hier gebundene Menge Wasser entscheidet einerseits darüber, wie straff und glatt die Haut darüber aussieht und andererseits, wie gut sich Immunzellen bewegen können.

Die Haut fungiert auch als Salzspeicher. Infektionen mit bestimmten Hautparasiten heilen in Versuchstieren deutlich schneller aus, wenn diese eine salzreiche Kost zu sich nehmen. Forscher der Uni Bonn konnten aber umgekehrt nachweisen, dass zu viel Salz (2 Fastfood Mahlzeiten pro Tag) das Immunsystem schwächen kann.xv Statt max. 5 essen viele Deutsche 8 – 10 Gramm Salz pro Tag mit fatalen Folgen für die Immunkraft.

Die Immunzellen sind nicht die Einzigen, die Immunreaktionen auslösen können. Schmerzrezeptoren der Haut haben offenbar die Fähigkeit, selbständig Krankheitserreger zu erkennen. Sie aktivieren daraufhin Immunzellen und warnen umliegende Rezeptoren über einen möglicherweise bevorstehenden Angriff.xvi

Das Unterhautfettgewebe (Subcutis) besteht aus Bindegewebe und Fettzellen. Für die Immunabwehr ist diese Schicht wichtig, weil hier eine Vielzahl von immun-relevanten Botenstoffen produziert wird.xvi

Alle drei Hautschichten spielen also eine wichtige Rolle in der Immunabwehr.

Natürlich schöne Haut ist ein Indikator für ein funktionales Immunsystem. Die Strahlkraft Ihrer Haut spiegelt die Leistungsfähigkeit Ihres Immunsystems wider.

Praktische Tipps für eine gesunde Haut

➢ Verwenden Sie milde Kosmetik. Achten Sie bei Hautpflege-Produkten auf einen physiologischen pH-Wert von 5,4 bis 5,9.

➢ Verwenden Sie gerade bei hellerer Haut vor allem im Gesicht und allen licht-exponierten Körperteilen eine (tägliche) Pflege mit UV-A und UV-B Breitband-Lichtschutzfaktor (LSF) 30.

➢ Trainieren Sie regelmäßig ihre Muskeln. Dadurch fördern Sie die Elastizität der Haut.

➢ Sorgen Sie für ausreichend Schlaf (7 – 8 Stunden).

➢ Trinken Sie ausreichend Wasser.

Nehmen Sie gute Nährstoffe zu sich:

➢ Essen Sie salzarm = max. 5 Gramm pro Tag

(= 1 gestrichener Teelöffel)

➢ Gesunde Fette (Omega-3-Fette aus Nüssen, Algenöl etc.)

➢ Ausreichend Eiweiß (= mind. 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, d.h. eine Person, die 60 kg wiegt, sollte ca. 60 – max. 120 Gramm Eiweiß pro Tag zu sich nehmen (insbes. Kollagen bei schwachem Bindegewebe). Dies können Sie auch gezielt als Kur ergänzen.

➢ Vitamin A (gelbes / oranges Gemüse, grünes Blattgemüse)

➢ Vitamin C (Hagebutten, Sanddorn, Paprika, Kohl, Spinat, Beeren, …)

Weitere Tipps finden Sie auf

www.win-silvester.de/immun


Die Frisur hält – Dank Immunkraft!

In das Bindegewebe der Lederhaut sind die Talgdrüsen, die Schweißdrüsen und die Haarfollikel eingebunden, die alle in die Oberhaut münden. Die Immunzellen sind hier besonders aktiv. Allerdings beschäftigen sie sich mit mehr als nur Abwehraufgaben. Sie unterstützen den Körper beim Haarwachstum.

Haarfollikel arbeiten in einem gewissen Rhythmus. Sie wechseln zwischen Wachstumsphasen und Ruhephasen. Jedes Haar trägt ein kleines Reservoir an Stammzellen in sich, die in regelmäßigen Abständen das Wachstum neu initiieren. Forscher fanden heraus, dass die Stammzellen nur aktiv werden, wenn sie von Immunzellen aktiviert werden. Hier begegnen wir wieder den TRegs aus dem letzten Abschnitt. Ein Forscherteam verfolgte die Menge der TRegs in der Haut von Mäusen während der verschiedenen Phasen des Haarwachstums und fand einen interessanten Zusammenhang: gegen Ende der Ruhephase waren dreimal so viele TRegs um die Haarfollikel versammelt, als während der Ruhephasen.xviii Botenstoffe der TRegs schienen die Stammzellen zu aktiveren.

Diese Erkenntnisse werfen ein ganz neues Licht auf die Art und Weise, wie die verschiedenen Zellen unseres Immunsystems im Körper arbeiten und wieviel mehr Aufgaben sie übernehmen als „nur“ Abwehr. Das erklärt auch, warum bei Krankheit die Haare brüchig werden oder ausfallen. Es stehen nicht genug Immunzellen zur Verfügung, den Haarstoffwechsel zu unterstützen.

Die Gesundheit Ihrer Haare ist immer auch ein Indikator für die Gesundheit des Immunsystems.

Tattoos - Ötzi’s Erbe

In Deutschland haben ca. 12% der Bevölkerung ein Tattoo. Ötzi, die Gletschermumie aus dem Ötztal, gilt als einer der ältesten Belege für Tätowierungen. Der Mann aus dem Eis lebte vor ca. 5.300 Jahren. Er trug über 60 Tattoos verteilt auf seinem Körper. Die meisten fanden sich wohl an Schmerzpunkten, die auch in der Akupunktur verwendet werden.xix

Die Gründe, warum sich Menschen Tattoos stechen lassen sind vielfältig: Hingabe, Zugehörigkeit, Erinnerung, Affirmation, Heilung / Linderung oder einfach Ästhetik. Tätowierungen können auf emotionaler Ebene starke positive Effekte erzeugen und dadurch, eventuelle negative Folgen auf körperlicher Ebene ausgleichen. (Bild: Coach Jhaki)


In Übereinstimmung mit der Internationalen Klassifikation der Verfahren in der Medizin (ICPM) stellt die Tätowierung ein chirurgisches Verfahren dar.xx

Tattoos werden in die Lederhaut gestochen, weil sich die oberen Schichten ständig erneuern und die Farbe bereits nach vier Wochen verblassen würde. Welche Auswirkungen Tattoos auf das Immunsystem haben, ist nicht so richtig klar. Definitiv wird die Haut verletzt, was eine Immunreaktion auslöst. Diese Reaktion wird nun unterschiedlich interpretiert. Manche sagen, dass das Immunsystem durch das Tätowieren trainiert wird, es stärker wird und der Mensch dadurch auch insgesamt weniger anfällig wird für Erkrankungen. Andere sagen, dass genau das Gegenteil richtig ist. Was wir auf jeden Fall sehen können, ist, dass die Farbstoffe Immunreaktionen auslösen und in die nächstgelegenen Lymphknoten transportiert werden, wo sie sich anreichern. Die Folgen sind noch nicht klar.

Laut der Ärztezeitung wurden bis zum Jahre 2000 Schwermetallverbindungen als Komponenten von Tätowiermitteln hauptsächlich verwendet: Rote Farbtöne erzeugte man mit Quecksilbersulfid (Zinnober) oder Cadmiumselenid, grüne durch Chromoxid oder Kupfersalze, gelbe durch Cadmiumsulfid, schwarze Pigmentierungen aus Eisen- oder Zinkoxid und weiße aus Titanoxid. Inzwischen werden zwar „gesündere“ Farbmittel verwendet, aber auch diese können gesundheitsschädliche Bestandteile enthalten wie, Schwermetallverbindungen, polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder Substanzen, die Allergien auslösen können.xxi

Checkliste Tattoos

Unangemessene Hygienemaßnahmen und Vorerkrankungen gehören zu den Hauptrisikofaktoren beim Tätowieren.

Tätowierfarben können die Quelle für bakterielle Infektionen sein. Achten Sie darauf, ob und wie Hygiene-Standards eingehalten werden.

Die meisten Unverträglichkeitsreaktionen werden nach Einbringen von roten Farbstoffen beobachtet.

Wenn Ihre Tattoos älter als 20 Jahre sind und Sie gesundheitliche Probleme haben, lassen Sie sich auf Schwermetall-Belastungen oder Vergiftungen untersuchen.

Wenn Sie sich mit Ihren Tattoos wohlfühlen und keinerlei Beschwerden haben: Glückwunsch! Freuen Sie sich über Ihre Tattoos, machen Sie sich immer wieder die Kraft bewusst, die sie Ihnen geben.

Immunfaktor Bindegewebe

An dieser Stelle lohnt sich ein genauerer Blick auf die Bedeutung des Bindegewebes für unsere Immunkraft. Bindegewebe hält alles im Körper zusammen. Es bildet eine Matrix, eine Struktur, auf der Epithelgewebe wie die Haut aufliegt und in die alles Innere eingebettet ist, z. B. die Muskulatur. Blutgefäße und Nerven durchqueren das Bindegewebe. So dient es nicht nur als Stütze, sondern auch als Kommunikations- und Transportweg.

Im Gegensatz zu den Zellen der Oberhaut sind Bindegewebszellen nicht direkt aneinander befestigt. Stattdessen sind sie durch eine Flüssigkeit, die sog. Extra-zelluläre Matrix voneinander getrennt. Warum spielt nun das Bindegewebe für die Immunabwehr so eine große Rolle? Die Antwort ist einfach: Das reichlich vorhandene extra-zelluläre Material bietet Krankheitserregern alle notwendigen Nährstoffe sowie ein ideales warmes, feuchtes und sauerstoffreiches Umfeld. Die Transportwege können gut auch von eindringenden Mikroorganismen geentert werden.

Um genau das zu verhindern, wird ein Heer von verschiedenen Zelltypen eingesetzt. Man unterscheidet residente und einwandernde Zellen. Residente Zellen „wohnen“ im Bindegewebe. Sie sind immer da und allzeit bereit uns zu schützen. Zu diesen Zellen gehören die Mastzellen und die Makrophagen. Mastzellen sind die Alarmzellen. Sie sind relativ „zerbrechlich“ und wenn sie reißen, setzen sie Botenstoffe frei, die eine ganze Reihe von Abwehrmechanismen auslösen, darunter auch Entzündungen. Makrophagen entfernen und verdauen die Nebenprodukte sowohl der bakteriellen Kriegsführung als auch des normalen Wachstums und der Degeneration. Im Falle einer Invasion werden durch die Botenstoffe der Mastzellen weitere Immunzellen angelockt und dringen in das Bindegewebe ein. Durch dieses Zusammenspiel von residenten und mobilen Immunzellen im Bindegewebe kann der Körper alle Grenzen sicher bewachen.

Immunfaktor Kollagen

Ein wesentlicher Baustoff für das Bindegewebe der Lederhaut ist Kollagen. Durch Umwelteinflüsse wie Strahlung etc. wird das Kollagen zerstört und Falten entstehen. Bei den meisten beginnt der sichtbare Prozess der Hautalterung ab dem Alter von 30 Jahren. Mit jedem Jahr verliert die Haut der meisten Menschen an Elastizität.


Die Kollagen-Level in der Haut sinken im Laufe des Lebens

Bild Istock-ID 613248644 © elenabs

Mit dem Abbau von Kollagen ist jedoch auch eine Immunreaktion verbunden.xxii Immunzellen erkennen die Bruchstücke und halten sie für die Überreste eines bakteriellen Angriffs. In der Folge wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst, die sogar an anderen Stellen des Körpers zu Degeneration führen kann, z. B. im Knorpelgewebe im Knie. Eine gute Versorgung des Körpers mit hochwertigem Kollagen könnte daher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Entzündungen werden möglicherweise reduziert und die Haut kann sich wieder in der Tiefe straffen. Mein Kollege, Physiotherapeut und Freund Marius May hat in seiner Arbeit die Erfahrung gemacht, dass Kollagensupplemente schmerzlindernd wirken können. In Studien konnten diese Erfahrungen für Menschen mit Osteoarthritis und bei jungen Athleten mit Gelenkschmerzen bestätigt werden.xxiii

Weiche, elastische Haut und kräftiges Bindegewebe sind gute Voraussetzungen für ein funktionsfähiges Immunsystem.

Achten Sie auf eine gute Eiweiß- Versorgung des Körpers. So kann der Körper Kollagen selbst herstellen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 0,8 – 1,2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Wenn Sie einen Mangel haben, Ihr Bindegewebe straffen oder nach Verletzungen Strukturen neu aufbauen möchten, können Sie auch Kollagen-Supplemente zu sich nehmen.

Das klassische Rezept zur generellen Kräftigung des Körpers auch nach Infekten ist die Knochenbrühe (engl. bone broth) oder die Hühnerbrühe. Beachten Sie: Kollagen ist immer tierisches Protein. Die vegane Variante wäre Reis mit Linsen (kitchari). Durch seine hohe biologische Wertigkeit versorgt es den Körper optimal mit allen notwendigen Aminosäuren, den Bestandteilen des Kollagens.

Knochen enthalten viel Kollagen und andere wertvolle Substanzen.

Der Ayurveda favorisiert eine überwiegend vegetarische Ernährung. Fleisch wird als Medizin betrachtet. Mein Lehrer, Elmar Stapelfeldt, Ayurveda-Spezialist am Immanuel-Krankenhaus in Berlin propagiert daher die Idee, dass Fleisch nur in höchster Bio-Qualität und nur auf Rezept erhältlich sein sollte nach medizinischer Notwendigkeit.

Immunfaktor Zahngesundheit

Auch im Mundraum und in den Zähnen befindet sich Bindegewebe / Kollagen. Über Löcher in den Zähnen oder entzündetes Zahnfleisch können Krankheitserreger in das Bindegewebe gelangen und von dort über das Blut den gesamten Körper bereisen.

Die Bakterien sorgen für erhöhte Entzündungswerte im gesamten Körper. Außerdem können sie weit entfernte Gewebe schädigen. Wenn Sie an Karies oder Entzündungen im Mundraum leiden, kann das eine ganze Reihe von Folgeerkrankungen begünstigen.


Bildquelle Istock-ID 1220124863 © IgorNelson

Diese Erkrankungen können mit Problemen im Mundraum in Verbindung stehen:

• Lungenentzündungen / Herzentzündungen

• Blasenentzündungen und Prostataprobleme

• Verhärtung der Blutgefäße, Herzinfarkt und Schlaganfall

• Erektionsstörungen

Sie entstehen durch Schädigung von Endothelzellen, die den Blutfluss im Penis steuern. Kranke Zähne beeinträchtigen die Potenz.

• Depressionen und Verstimmungen können durch einen gestörten Stoffwechsel im Gehirn ausgelöst oder begünstigt werden.

• Frühgeburten

Es scheint einen Zusammenhang zu geben zwischen Vaginalentzündungen und Entzündungen des Zahnfleisches.

Das Bindegewebe und die extra-zelluläre Matrix (EZM) insgesamt gesund zu erhalten ist daher ein extrem wichtiger Faktor der Immunkraft.

Aus diesen Gründen ist Mundhygiene ein zentraler Bestandteil der ayurvedischen Morgenroutine.

Der Pflege der extra-zellulären Matrix ist im Ayurveda ein gesamtes Spezialgebiet gewidmet.

Gesunde Zähne sind ein Ausdruck von Kraft und Immunstärke. Nicht umsonst fletschen Tiere die Zähne im Konflikt. Dieses Relikt der Evolution nutzen wir im täglichen Miteinander immer noch, nur auf andere Weise. Ein strahlendes, offenes Lächeln ist ein Zeichen von Freude, Verbundenheit und Respekt.

Praktische Tipps

➢ Achten Sie unbedingt auf eine gute Zahnhygiene.

➢ Besorgen Sie sich eine elektrische Zahnbürste, ideal sind Schallzahnbürsten.

➢ Verwenden Sie einen Zungenschaber aus Edelstahl oder Kupfer morgens zur Reinigung der Zunge.

➢ Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt genau erklären, wie Sie Ihre Putztechnik verbessern können.

Im dritten Teil lernen Sie ayurvedische Möglichkeiten kennen, Ihre Zähne und den Mundraum gesund zu erhalten.

Immunfaktor Vitamin D - Zurück zur Natur

Die Oberhaut ist der Teil der Haut, in dem Vitamin D gebildet wird. Immunzellen haben Rezeptoren für Vitamin D und scheinen besser zu funktionieren, wenn genug Vitamin D zur Verfügung steht. Vitamin D kann die angeborene und die adaptive Immunantwort modulieren. Ein Mangel an Vitamin D ist mit einer erhöhten Autoimmunität sowie einer erhöhten Infektionsanfälligkeit verbunden. Umgekehrt scheinen Patienten mit Auto-Immun-Erkrankungen von einer Supplementation mit Vitamin D zu profitieren.

Vitamin D ist also nicht nur wichtig für unsere Knochen, sondern auch für ein gut funktionierendes Immunsystem. Beachten Sie, dass Vitamin D nur ein Sammelbegriff ist für verschiedene Vorstufen und Umwandlungsformen bioaktiver Moleküle. Wenn Sie Vitamin D supplementieren, sollten Sie sich also schlau machen, was Sie sich da gerade zuführen.

Sonnenlicht schenkt Energie und aktiviert Prozesse. Sonnenlicht kann aber auch schaden. Achten Sie auf eine gute Balance von Exposition und UV-Schutz.

Vitamin D zeigt uns, wie eng wir biologisch mit der Natur verbunden sind. Wir brauchen natürliche Reize, um gesund zu bleiben. Dazu gehört nicht nur Sonnenlicht, sondern auch ein Ökosystem, in dem wir uns bewegen. Unser Immunsystem entwickelte sich im Laufe der Evolution immer im Wechselspiel mit Einflüssen, die auch andere Lebewesen betrafen.

Studien mit Studenten und mit älteren Menschen konnten zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur Entzündungen signifikant reduzieren kann. Der Aufenthalt im Wald erhöht die Zahl natürlicher Killerzellen, erhöht die anti-virale Aktivität des Systems und erhöht die Aktivität gegen Krebszellen. Andere Studien zeigen, dass natürliche Aromen, die von immergrünen Bäumen abgesondert werden (sog. Phytonzide), mit einer Verbesserung der Aktivität der menschlichen Immunabwehr in Verbindung gebracht werden können. Eine Studie aus dem Jahr 2016 fand eine um 12% niedrigere Sterblichkeitsrate bei

Menschen, die in unmittelbarer Nähe der Natur leben, selbst nach Korrektur des soziodemographischen Hintergrunds und der Rauchgewohnheiten. Die stärksten Effekte zeigten sich beim verringerten Sterberisiko durch Krebs, Lungen- oder Nierenerkrankungen.xxiv

Praktische Tipps

Verbringen Sie jede Woche mindestens 2 Stunden in der Natur.

Vitamin D

Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz genügt es nach derzeitigem Wissensstand, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zweibis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis (0,5 MED) auszusetzen, also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde (je nach Hauttyp zwischen 5 und 25 Min. pro Tag).xxv

Menschen, die auf eine ausreichende Vitamin D – Versorgung achten sollten, sind generell Menschen, die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten. Dazu gehören:

➢ Menschen, die nur im Büro sitzen

➢ chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen

➢ Säuglinge, da sie nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden sollten

➢ Menschen mit dunkler Hautfarbe

➢ Menschen, die aus religiösen oder kulturellen Gründen nur mit gänzlich bedeckten Körper nach draußen gehen

Hochdosierte Vitamin D – Supplements sollten nur nach Absprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker genommen werden.

Wenn Sie an einer Auto-Immun-Erkrankung leiden, informieren Sie sich über mögliche Zusammenhänge und Therapiemöglichkeiten mit Vitamin D.

Schleim oder nicht Schleim, das ist hier die Frage

Was die Haut im Außen leistet, erledigen im Körperinneren Schleimhäute als Schutzbarriere. Schleimhäute kleiden die Atemwege und den Verdauungstrakt vom Mund bis zum Dickdarm vollständig aus. Ihr Aufbau ist immer ähnlich. Die Schleimhaut des Verdauungstrakts erfüllt verschiedene Aufgaben:

• Sie dient als mechanischer Schutz

• Sie bildet im Darm Verdauungsenzyme zur Aufspaltung der Nahrung und nimmt Nährstoffe auf.

• Sie bildet in Magen und Darm Hormone, welche die umliegende Muskulatur, die Bauchspeicheldrüse und die Leber steuern.

• Sie beheimatet den größten Teil unseres Immunsystems. Immunzellen in der Darmschleimhaut spüren unerwünschte Eindringlinge auf und eliminieren sie.


Bild: Istock-ID 499567781© ttsz

Daher legt der Ayurveda einen sehr großen Wert auf ölige / schleimige Eigenschaften von Lebensmitteln zur Unterstützung.

Die Schleimhaut in den Atemwegen besteht aus dem so genannten Flimmerepithel. Dieses setzt sich zusammen aus Millionen von Zellen mit beweglichen Härchen, den Flimmerhärchen. Zusammen ergeben sie einen beweglichen Teppich. Alles, was nicht in die Lunge gehört, wird von diesem Teppich in perfekt abgestimmter Choreographie wieder nach oben transportiert. Husten unterstützt das Flimmerepithel, wenn es alleine nicht klarkommt. Hinzu kommen schleimbildende Becherzellen. Ihr Schleim hält den Flimmerteppich ständig feucht. Staubpartikel, Schadstoffe und Krankheitserreger bleiben auf diesem Schleim kleben. Sie werden dann wie auf einem Förderband in Richtung Rachen abtransportiert. Von dort werden sie dann entweder in den Magen hinuntergeschluckt oder ausgehustet. Im Magen haben die meisten Krankheitserreger keine Chance. Sie werden zersetzt.

Etwa 20.000 Mal atmen wir jeden Tag ein und aus. Mit jedem Atemzug können winzige Staubpartikel und Tröpfchen, reizende Schadstoffe und mikroskopisch kleine Krankheitserreger (Bakterien, Pilze oder Viren) in die Lunge gelangen. Trockene Luft schadet den Atemwegen und Rauchen schwächt diese Strukturen zusätzlich.

Beobachten Sie Ihren Atem im Alltag. Trainieren Sie, jederzeit entspannt und tief zu atmen. Gewöhnen Sie sich die Nasenatmung als Grundatmung an. Ihr Rachenraum und Ihre Lunge werden es Ihnen danken. Allein dadurch können Sie Ihre Infektanfälligkeit deutlich reduzieren.

Die Atemwege brauchen eine gewisse Luftfeuchtigkeit. Optimal sind 40 – 60%. Meiden Sie soweit es geht Feinstaub und ähnliche Belastungen.

Trockene und kalte Nahrung ist aus ayurvedischer Sicht zu meiden.

Achten Sie auf ausreichend gesunde Fette in der Ernährung (z. B. Ghee, Olivenöl, Leinöl)

Grenzkontrollen im Körper: Die Blut-Hirn-Schranke

Die letzte Schutzschicht ist die Blut-Hirn-Schranke, sozusagen eine inner-körperliche Grenze. Sie kommt ohne Schleim aus. Die Blut-Hirn-Schranke funktioniert wie ein Grenzübergang. Sie verhindert den unkontrollierten Übertritt von Substanzen und Krankheitserregern aus dem Blut ins Gehirn.

Auch diese Grenze wird von Endothelzellen bewacht. Diese sind über sog. tight-junctions miteinander verbunden, d.h. die Zellmembranen benachbarter Zellen sind ineinander verhakt, wie Menschen, die sich unterhaken und so eine geschlossene Kette bilden. In der Membran der Endothelzellen befinden sich Transportproteine, die das Gehirn nach Bedarf mit Glucose (Zucker) versorgen. Fettlösliche Stoffe passieren ohne Extra-Transporter einfach durch die Membran hindurch. Dazu gehören Gase wie Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Alkohol, Nikotin und einige Drogen.

Bakterien und andere Mikroorganismen können sich über den Darm Zutritt verschaffen. Die Ernährung ist daher essentiell wichtig für ein gesundes Gehirn. Dazu später mehr im zweiten Teil.

Alkohol ist im Ayurveda gesunden und vor allem glücklichen Menschen vorbehalten. Trinken Sie Alkohol – wenn – nur in angenehmer Atmosphäre mit netten Menschen und nur in angemessenen, kleinen Mengen.

Reduzieren Sie schrittweise den Konsum schädigender Substanzen.

Schlaf- und Beruhigungsmittel sollten nur in Ausnahmesituationen und nur nach Verordnung genommen werden. Bemühen Sie sich um die Klärung der Ursache der Schlafstörung oder des Stresses. Finden Sie Lösungen für das wirkliche Problem (Gespräche, Psychotherapie, Coaching, Meditation…)

Lesen Sie die Infos zum Thema Stoffwechsel im zweiten Teil.

Haben Sie noch alle? – Die Bestandteile des Immunsystems

Im Ayurveda wird nach Wirkprinzipien kategorisiert, weniger nach Geweben oder Organen. Die Kenntnis der Organe hilft jedoch, die individuelle Immunkraft besser einzuschätzen. Die Organe des Immunsystems sind über den ganzen Körper verteilt. Wir können uns das Immunsystem ein wenig vorstellen wie die Polizei. Die Polizisten sind die Immunzellen mit unterschiedlichen Funktionen. Das Lymphsystem stellt ihnen die Infrastruktur zur Verfügung.


Bild: Istock 480156534 © ttsz

Lymphgefäße und -kapillaren durchziehen den gesamten Körper. Sie transportieren täglich bis zu zwei Liter Lymphe – eine gelblichweiße Zwischenzellflüssigkeit - aus dem Körper in das Venensystem. Sie sind auch so etwas wie die Müllabfuhr unseres Körpers. Über die Lymphe werden abgestorbene Zellen, Fremdkörper, Bakterien, Fette und Stoffwechselendprodukte abgeleitet. Die Bahn der Lymphgefäße wird von mehr als 100 linsenbis bohnengroßen Lymphknoten unterbrochen.

Lymphknoten


Lymphknoten sind die Polizeistationen des Immunsystems. Vielleicht haben Sie schon mal mit Ihnen Bekanntschaft gemacht, wenn Sie eine Infektion hatten und einzelne Lymphknoten angeschwollen waren, z. B. am Hals. In den Lymphknoten werden Gifte und Mikroorganismen herausgefiltert und vernichtet, soweit das möglich ist. Jeder Lymphknoten enthält spezialisierte Kompartimente (Abteilungen), in denen sich Immunzellen ansammeln. Hier treffen sie auf Antigene. Sie filtern Mikroorganismen und giftige Stoffe heraus und vernichten diese.

Von Mandeln und Polypen


Die Mandeln (Tonsillen) sind Ansammlungen von vielen kleinen Lymphknötchen. Sie bilden in Summe einen lymphatischen Ring im Mund-Rachenraum. Ihre Aufgabe ist, Krankheitserreger schon im Mund zu erkennen und unschädlich zu machen. Sie sind der erste große Abwehrposten im Rachen.

Vor allem die Mandeln im Bereich des Gaumens entzünden sich gerne mal. Dann verursachen sie Halsschmerzen und Fieber. Im Nasenrachenraum sitzen die Rachenmandeln, die im Volksmund Polypen genannt werden, wenn sie sich vergrößern.

Kinder mit einer vergrößerten Rachenmandel haben oft Schwierigkeiten, durch die Nase zu atmen. Sie sind daher meistens Mundatmer. Das erkennt man am ständig geöffneten Mund. Der Mensch ist aber primär ein Nasenatmer. Dauerhaft durch den Mund zu atmen, bedeutet daher schon neuronal ein erhöhtes Stresslevel: die Mundatmung ist lebensbedrohlichen Notlagen vorbehalten.

Die Nase hat bei der Atmung mehrere Funktionen: Sie wärmt die Luft an, befeuchtet sie und filtert über ihre Schleimhäute die ersten Krankheitserreger heraus. Bei der Mundatmung fällt das alles weg. Die Nase selbst wird auch nicht mehr belüftet, was dauerhafte Infekte in den Nasennebenhöhlen zur Folge haben kann (sog. Stauungsrhinitis). Außerdem gelangen Krankheitserreger über den Mund schneller und vor allem tiefer in die Atemwege. Dadurch wird das Risiko für Erkrankungen der unteren Atemwege erhöht.

Nachts führt das Mundatmen zu teilweise erheblichem Schnarchen. Es kann sogar zum Schlafapnoe-Syndrom kommen, zum „Atemstillstand im Schlaf“ oder genauer zu Aussetzern. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung des Körpers und auf die Regeneration. Kinder mit einem gestörten Schlaf sind oft weniger aufnahmefähig, unruhig und natürlich oft müde.

Ein großes Problem ist die Beeinträchtigung des Hörvermögens bei vielen Kindern. Die vergrößerte Rachenmandel behindert den Druckausgleich zwischen Nasenrachen und Mittelohr. Wenn die Störung länger anhält, kann es auch zu Störungen der Sprachentwicklung kommen. Auf körperliche Ebene können vermehrt Mittelohrentzündungen auftreten.

Sowohl bei den Mandeln als auch bei den Polypen muss ein Mediziner abwägen, ob es Sinn macht, sie operativ zu entfernen. Die gute Nachricht ist: es handelt sich um Routineeingriffe. Ernsthafte Probleme währenddessen oder danach sind extrem selten.xxvi

Inwieweit die Entfernung der Mandeln oder Polypen einen Effekt auf die Immunkraft hat, ist wissenschaftlich umstritten. Laut einigen Studien ist die Entfernung der Mandeln mit einer dauerhaften Verbesserung der Lebensqualität, der Gesundheit und einer geringeren Nutzung medizinischer Ressourcen assoziiert. Da insbesondere Polypen im Erwachsenenalter schrumpfen, ging man lange davon aus, dass sie überflüssig sind. Demgegenüber stehen Studien, in denen sich zeigte, dass die Tonsillektomie mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen der oberen Atemwege verbunden war. Dazu gehörten Asthma, Grippe, Lungenentzündung und chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder COPD, der Überbegriff für Krankheiten wie chronische Bronchitis. Das absolute Risiko (das berücksichtigt, wie häufig diese Krankheiten in der Gemeinschaft vorkommen) war mit 18,61 Prozent deutlich erhöht.xxvii Es wurde festgestellt, dass die Entfernung der Polypen mit einem mehr als verdoppelten absoluten Risiko für Erkrankungen der oberen Atemwege verbunden ist. Forscher weisen darauf hin, dass es bei schweren Erkrankungen immer notwendig sein wird, Mandeln und Polypen zu entfernen, favorisieren aber eine möglichst verzögerte Entfernung von Mandeln und Polypen. Das unterstützt die normale Entwicklung des Immunsystems in der Kindheit und verringert möglichen Krankheitsrisiken im späteren Leben. Bei allem für und wider können wir also festhalten, dass es gute Gründe für die Operationen gibt und viele Menschen von diesen Operationen profitieren. Ärzte wägen auch immer ab, ob eine Teilentfernung reicht. So bleibt genug Gewebe erhalten.

Wenn Ihnen Mandeln oder Polypen entfernt wurden, achten Sie besonders auf vorbeugende Maßnahmen und Stärkung Ihres Immunsystems. Setzen Sie so viele Ideen aus diesem Buch um wie möglich.

Kann das raus? - Der Blinddarm


Über 99.000mal wurde 2017 in Deutschland der Blinddarm bzw. genauer der Wurmfortsatz des Blinddarms entfernt.xxviii Das ist eine gute Nachricht, weil es früher noch sehr viel mehr waren. Lange war man der Ansicht, dass er unnütz sei und eher ein krankmachender Faktor. Inzwischen mehren sich die

Indizien, dass er für das Immunsystem eine wichtige Rolle spielen könnte.

Um ein Organ und seine Funktion zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Evolutionsgeschichte. Forscher sammelten dazu Daten für 533 Säugetierarten.xxix Die Ergebnisse waren überraschend: Der Blinddarm entwickelte sich über 30mal in mehreren Säugetierlinien unabhängig voneinander. Und er verschwand fast nie aus einer Linie, wenn er einmal aufgetaucht ist.

Im Blinddarm befinden sich hohe Konzentrationen an lymphatischem Gewebe. Lymphgewebe kann auch das Wachstum einiger Arten von nützlichen Darmbakterien stimulieren. So gibt es die These, dass der Blinddarm eventuell als "sicherer Unterschlupf" für nützliche Darmbakterien dient.xxx Forscher stellten fest, dass die im Blinddarm heimischen Lymphozyten diesen bei bakteriellen Angriffen besonders beschützen. Danach helfen sie dabei, potenziell „gute“ Bakterien im Körper wieder auszusäen. Ein ausgewogenes Mikrobiom ist wesentlich für die Erholung nach Darminfektionen wie z.B. einer Lebensmittelvergiftung.xxxi

Wenn Ihnen der Blinddarm entfernt wurde, achten Sie besonders auf Maßnahmen zur Stärkung Ihres Darmmikrobioms mit Probiotika und Präbiotika. Konkrete Empfehlungen finden Sie auf Seite 93.

Milz an Leber, Milz an Leber..


Manche Menschen kommen ohne Milz auf die Welt. Bei allen anderen hegt die Milz links im Oberbauch, unterhalb des Zwerchfells. Wie die Lymphknoten enthält die Milz spezialisierte Kompartimente, in denen sich Immunzellen sammeln. Die Milz gilt als Filteranlage des Blutkreislaufs. Alles, was nicht (mehr) ins Blut gehört, wird hier aussortiert. Dafür sind die Lymphozyten zuständig. Daher befinden sich sehr viele Immunzellen in der Milz.

Manchmal muss die Milz aus medizinischen Gründen entfernt werden. Nach dem Verlust der Milz gleichen andere Organe den Verlust aus: das Lymphsystem, die Leber und das rote Knochenmark. Daher können Betroffene weitgehend ein normales Leben weiterführen. Dennoch bleibt eine Lücke im Immunsystem.

Menschen ohne Milz haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Infektionen. Besondern anfällig sind sie gegenüber bestimmten Bakterien. Schutzimpfungen sind für Menschen ohne Milz daher essenziell. Empfohlen wird vor allem die Pneumokokken-Impfung. Informieren Sie sich beim Arzt Ihres Vertrauens.

Was haben Sie mit einem Hai gemeinsam?


Die Entstehung der Thymusdrüse geht über 500 Millionen Jahre zurück. Genetisch lässt sie sich das erste Mal bei Haien nachweisen. Ihre Vorläufer reichen noch weiter zurück. Es gab Fische, die Lymphozyten-Ansammlungen in ihrem Schlund hatten.xxxii Die Lymphozyten wurden bei den Fischen durch Botenstoffe in diese Region gelockt. Und vielleicht ist das noch heute so, denn bestimme Zellen des Immunsystems, die T-Lymphozyten, wandern nach ihrer Entstehung im Knochenmark in die Thymusdrüse. Manche Quellen sagen, sie werden schon in der Thymusdrüse gebildet. Die Wissenschaft ist sich da noch nicht einig. Wegen Ihrer Beziehung zum Thymus heißen sie jedenfalls T-Lymphozyten (T wie Thymus). Im Gegensatz zu den B-Lymphozyten, die im Knochenmark entstehen (Das B steht hier für engl. bone marrow = Knochenmark)

Bei Frauen ist die Thymusdrüse insgesamt aktiver als bei Männern. Neben diesem geschlechtsabhängigen Faktor scheint es jedoch noch einen genetischen Faktor zu geben, der über die Arbeit des Thymus mitentscheidet.xxxiii Das könnte ein Grund dafür sein, dass Menschen unterschiedlich anfällig sind für Erkrankungen.

Der Thymus nimmt seine Arbeit schon vor der Geburt auf. Bis zum Ende der Pubertät erreicht er seine maximale Größe. Im Alter schrumpft der Thymus und verkümmert. Der Thymus scheint bei vielen Tieren schneller zu altern als der Rest des Organismus. Über die Gründe lassen sich nur Vermutungen anstellen.

Die Thymusdrüse ist extrem empfindlich gegenüber Schädigungen, typischerweise in Form von Bestrahlung, zytoreduktiver Chemotherapie und stressbedingten (oder verabreichten) Kortikosteroiden.xxxiv

Auch die Geschlechtshormone, Testosteron, Progesteron und Östrogen scheinen einen negativen Effekt auf die Thymusdrüse zu haben. Ihre Wirkung zeigt sich am deutlichsten in der Pubertät, in welcher der Thymus bereits beginnt, sich zurückzubilden.

Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und dieser genetischen Variation könnten wir ein "biologisches Alter" der Thymusdrüse bei Männern und Frauen definieren. Zwischen Individuen desselben chronologischen Alters könnte je nach Geschlecht und Genetik ein Unterschied von bis zu 18,5 Jahren im "Thymusalter" berechnet werden. Zum Beispiel können eine 58,5 Jahre alte Frau und ein 40 Jahre alter Mann unterschiedlichen Genotyps ein ähnliches "Thymusalter" haben, was möglicherweise einige der Unterschiede in den Immunreaktionen zwischen gesunden Personen erklärt.

Obwohl das Altern alle Aspekte eines Organismus betrifft, unterscheidet sich dieser Prozess in der Thymusdrüse vom Altern in anderen Geweben und Organen. Das Altern beginnt schon in der Kindheit, spätestens jedoch wie gesagt während der Pubertät. Nach dieser Anfangsphase wird der Verlust an Thymusgewebe bis zum mittleren Alter auf etwa 3% pro Jahr und danach auf 1% pro Jahr geschätzt.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass trotz der zu beobachtenden Thymusrückbildung eine gewisse Thymusrestfunktion bis ins hohe Alter bestehen bleibt. Bei Hundertjährigen können noch signifikante Konzentrationen von jungen T-Zellen nachgewiesen werden.xxxv

Kalorienrestriktion reduziert die Stoffwechselaktivität und verlangsamt den Verfall.

Selbst diese Hochburg des Immunsystems ist nicht vor Infektionen geschützt. Der bekannteste Feind ist der HI-Virus. HIV infiziert direkt die sog. Thymozyten (Vorläuferzellen) und zerstört umliegendes Gewebe.

Die Thymusdrüse reagiert insgesamt sehr empfindlich. Im Falle einer bakteriellen Infektion werden bestimmte Moleküle freigesetzt, die sog. LPS = Lipo-Poly-Saccharide (wörtlich übersetzt: Fett-Zucker-Moleküle).

LPS können das Schrumpfen des Thymus begünstigen. Sie entstehen aber nicht nur durch Bakterien, sondern auch durch eine ungesunde Ernährung mit zu viel ungesunden Fetten. Glücklicherweise können wir aber auch über die Ernährung das Gegenteil bewirken. Pflanzenstoffe wie Resveratrol konnten in Studien eine schützende Wirkung für den Thymus zeigen.xxxvi

Checkliste Thymusdrüse

Wie gut wurde Ihre Thymusdrüse in Ihrer Kindheit gefordert? Wie sehr waren Sie mit natürlichen Krankheitserregern konfrontiert (im Kindergarten, in der Natur)? Wie gut konnte Ihr Immunsystem trainieren?

Wann kamen Sie in die Pubertät?

➢ Eher früh: Ihr Thymus ist evtl. etwas weniger „stark“

➢ Eher spät: Ihr Thymus hatte mehr Zeit, sich zu entwickeln.

Wie sieht Ihr aktuelles Stresslevel aus?

➢ Je höher der Stress, desto gestresster Ihr Immunsystem. Sorgen Sie für täglichen Stressabbau mit Bewegung und Meditation.

Nehmen Sie Kortikosteroide oder haben Sie diese genommen?

➢ Besprechen Sie mit Ihrem Behandler, ob, wann und welche Wege es gibt, die Medikation zu reduzieren oder auszuschleichen.

Wurden Sie schon mal im Brustbereich bestrahlt oder hatten Sie schon mal eine zytoreduktive Chemotherapie?

➢ Wenden Sie so viele Tipps wie möglich aus diesem Buch an.

Generell gilt:

➢ Aktivieren Sie mit Fasten, Meditation und Pflanzenstoffen wie Resveratrol die körpereigene Zellreparatur. Mehr dazu finden Sie im zweiten Teil des Buches.

Im nächsten Abschnitt tauchen wir ein in die Welt der Immunzellen. Dieser Abschnitt ist wertvoll für Sie, wenn Sie sich tiefergehend dafür interessieren, wie und worauf diverse Empfehlungen der Ayurveda-Medizin wirken. Wenn Sie „nur“ die praktische Anwendung interessiert, können Sie die nächsten Seiten getrost überfliegen oder auslassen.

Killer, Strategen, Formwandler und Wächter

Alle Zellen des Immunsystems werden im Knochenmark aus einem gemeinsamen Typ von Ausgangszellen gebildet: den Stammzellen.


Stammzellen

Stammzellen duplizieren sich ständig, wobei das Original immer im Knochenmark verbleibt. Die Kopie wird in den Körper abgegeben.

Aus Stammzellen können alle möglichen Körperzellen entstehen. In der Regel werden es rote Blutzellen, Blutplättchen und weiße Blutzellen (Leukozyten). Rote Blutzellen besitzen den Farbstoff Hämoglobin, der für den Sauerstofftransport notwendig ist. Weißen Blutkörperchen fehlt dieser Farbstoff.


Bild Istock 1182537845 © Vitalii Dumma

Der Prozess der Zellbildung und -differenzierung findet jeden Tag statt, solange wir leben. So wie sich die roten Blutkörperchen in unserem Blut nach einer Verletzung oder Blutspende wieder auffüllen, so werden auch die Zellen unseres Immunsystems ständig aufgefüllt.

Je weniger frei zirkulierende Stammzellen Sie im Körper haben, desto geringer ist Ihre Regenerationsfähigkeit und desto langwieriger sind Erkrankungen.

Viele chronische Erkrankungen gehen einher mit einer reduzierten Stammzell-Menge, z. B. Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, erektile Dysfunktion, Rheuma, Asthma, Nierenprobleme uvm.

Alle Immunzellen beginnen als unreife Stammzellen im Knochenmark. Je nach Bedarf entwickeln sie sich zu spezifischen Immunzelltypen, wie Makrophagen, T-Zellen, B-Zellen oder Phagozyten.


Bild Istock 954706326 © toonishwarhead

In was sich eine Stammzelle verwandelt, wird über Botenstoffe gesteuert. Dendritische Zellen haben wir bereits in der Haut kennengelernt. Jetzt schauen wir uns vier ihrer Kollegen an: Makrophagen, T- und B-Lymphozyten und die Blutplättchen.

Makrophagen

sind überall im Körper verteilt. Je nachdem, wo sie sich befinden, haben sie in der modernen Wissenschaft unterschiedliche Namen bekommen:


• Mikroglia im Gehirn

• Kupfer-Sternzellen in der Leber

• Alveolarmakrophaen in der Lunge

• Osteoklasten im Knochen

• Lipophagen

• Muziphagen usw.

Neben der Immunabwehr übernehmen sie im Gewebe auch regulatorische Funktionen. So unterstützen sie z. B. in den Hoden des Mannes die Synthese von Testosteron. Wenn im Hoden eine Entzündung vorliegt, können sie diese Funktion nicht mehr wahrnehmen. Das kann zu Unfruchtbarkeit führen. Im Ayurveda ist die Immunkraft sehr eng verbunden mit der Fruchtbarkeit bzw. mit den Geweben der Fortpflanzungsorgane. Sie gehören zu den ältesten Teilen der Immunabwehr: schon Pflanzen haben makrophagenartige Zellen.

B-Lymphozyten – das Immungedächtnis

Zwei Arten von Lymphozyten bilden das adaptive Immunsystem - B- Zellen und T-Zellen.


B-Zellen reifen im Knochenmark heran (daher der Name "B-Zelle" B steht für engl. bone marrow = Knochenmark). B-Lymphozyten bilden das Immungedächtnis. Sie sind vor allem für die Produktion von Antikörpern zuständig. Wenn Sie sich nach einer Infektion auf einen Erreger spezialisiert haben, patrouillieren sie in geringer Menge durch den gesamten Körper. Sie sondern Antikörper ab, die sich über das Blut im ganzen Körper verteilen. Sobald der Erreger neu gesichtet wird, vermehren sich die B-Lymphozyten rasend schnell und signalisieren anderen Teilen des Immunsystems, sich ebenfalls zu aktivieren. Gedächtniszellen sind aus zwei Gründen entscheidend. Erstens ermöglichen sie es unserem Immunsystem, schnell zu reagieren. Zweitens sind sie spezifisch für den Erreger, so dass die Immunantwort in dem Moment bereit ist, in dem der Erreger angetroffen wird. Wenn also ein B-Lymphozyt sich auf einen Angreifer spezialisiert hat, reagiert er auch nur noch auf diesen einen Erreger. Im Laufe unseres Lebens entstehen also mit jeder neuen Infektion neue, spezialisierte Lymphozyten, die alle spezifische Antikörper herstellen. Bei der Entwicklung kann es auch schon mal vorkommen, dass Antikörper-Varianten entstehen, die auf körpereigene Oberflächenstrukturen passen. Diese werden sofort eliminiert. Dennoch bleiben über 100 Millionen Varianten übrig, die idealerweise lebenslangen Schutz bieten.xxxvii

T-Lymphozyten – Strategen und Killer

Stammzellen, die zu T-Zellen werden, wandern über unseren Blutkreislauf vom Knochenmark zur Thymusdrüse (daher das T in T-Zelle). Hier reifen sie. Die Thymusdrüse befindet sich knapp oberhalb des Herzens hinter dem Brustbein.


T-Zellen tragen auf zweierlei Weise zur Immunabwehr bei: Einige lenken und regulieren die Immunantwort durch die Freisetzung von Zytokinen, andere greifen infizierte oder krebsartige Zellen direkt an. Weil sie nicht den Krankheitserreger direkt angreifen, sondern körpereigene, erkrankte Zellen, dürfen ihnen keine Fehler unterlaufen. Sie müssen fehlerfrei infizierte Zellen von gesunden Zellen unterscheiden können. Infizierte Zellen, die z. B. von einem Virus befallen sind, zeigen das an ihrer Zelloberfläche mit speziellen Molekülen an. Auf diese Antigene reagieren die T-Lymphozyten. Auch Krebszellen haben eine veränderte Oberflächenstruktur. Daher forscht man intensiv daran, wie man das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen den Krebs unterstützen kann.

Damit die T-Lymphozyten fehlerfrei erkennen, welche Zellen gesund sind und welche nicht, erhalten sie im Gegensatz zu den B-Lymphozyten eine spezielle Ausbildung. Diese findet in der Kindheit und Jugend im Thymus statt, später weiterhin in den Lymphknoten, der Milz und den Mandeln. T-Zellen, die auf gesunde Zellen reagieren würden, werden hier direkt aussortiert und eliminiert. Die erfolgreich ausgebildeten T-Zellen zirkulieren im Blut oder wandern ins Gewebe, wo sie eine Art Wächterfunktion übernehmen. Wenn T-Zellen aktiviert werden, treten sie direkt mit ihrer Spezialisierung in Aktion:

• T-Helferzellen schütten Zytokine aus und aktivieren andere Immunzellen.

• Zytotoxische T-Zellen lösen mithilfe von Enzymen ein Stück der Zellmembran der betroffenen Zellen auf und geben Gifte in die Zellen ab, welche die Selbstzerstörung einleiten.

• Natürliche Killer T-Zellen docken an den Zielzellen an und aktivieren ebenfalls die Selbstauflösung.

• Regulatorische T-Zellen regulieren bzw. unterdrücken die Immunantwort nach getaner Arbeit.

Bestimmte T-Zellen sind an der Gewebeentwicklung bei Kindern beteiligt.xxxviii Bestandteile des Immunsystems übernehmen also auch andere Aufgaben im Körper. Umgekehrt gibt es Zellen, von denen man bis vor kurzem gar nicht wusste, dass sie bei der Immunabwehr eine Rolle spielen: die Blutplättchen.

Blutplättchen – die Sentinels


Blutplättchen (Thrombozyten) spielen eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung und bei der Sicherung der Gefäßwände. Sie sind die zweithäufigsten Blutzellen und in etwa so groß wie Darmbakterien. Zusätzlich zu ihrer extrem hohen Anzahl sind sie in der Lage, eine Vielzahl von Wirksubstanzen zu speichern und freizusetzen. Scheinbar können sie gezielt auf verschiedene Arten von Gewebeschäden oder -bedrohungen zu reagieren. Sie fungieren wie Sentinels (engl. = Wächter), die bei Bedarf das Immunsystem aktivieren. Es gibt neuere Belege dafür, dass Thrombozyten beteiligt sind

• an der Verteidigung gegen mikrobielle Bedrohungen

• an der Rekrutierung und Förderung der Zellen des unspezifischen Immunsystems

• an der Verstärkung spezifischer Immunantworten.

Blutplättchen scheinen ein wenig wie ein Dirigent in der Immunabwehr zu wirken.xxxix Forscher der Uni Bonn konnten zeigen, dass Blutplättchen die Makrophagen und andere Zellen zur Bildung von Entzündungsstoffen anregen.xl

Wir sehen an diesem Beispiel, wie wenig wir noch über die Funktionsweise des Immunsystems wissen. Viele Zellen scheinen mehr Aufgaben wahrzunehmen als bisher bekannt. Muskeln schütten Botenstoffe aus, Fettgewebe steuert Entzündungsprozesse, Darmbakterien produzieren Neurotransmitter. Wenn wir das Bild der Kuckucksuhr wieder heranziehen: es ist so, als ob jedes Zahnrad nicht nur ein weiteres Rad in Bewegung versetzt, sondern gleich mehrere. Es entsteht ein multidimensionales Geflecht, das kaum zu durchschauen ist. Es gibt noch viele andere Zellen des Immunsystems. Für uns soll dieser Ausschnitt hier reichen.

Malaria und die Entstehung der Blutgruppen

Das Immunsystem des Menschen hat sich immer im Wechselspiel mit Krankheitserregern weiterentwickelt. Malaria wird von Forschern als "die stärkste bekannte Kraft für die evolutionäre Selektion in der jüngsten Geschichte des menschlichen Genoms" bezeichnet.xli Der Name leitet sich ab von mal aria (ital. = schlechte Luft). Noch heute infizieren sich jedes Jahr ca. 200 Mio. Menschen, 1 bis 2 Millionen davon sterben daran, vor allem Kinder.

Die Erreger befallen die die roten Blutkörperchen und zerstören diese. Es kommt zu Durchblutungsstörungen und einer Unterversorgung von Geweben mit Sauerstoff und Nährstoffen. Vor allem im Gehirn ist dies fatal.

Die roten Blutkörperlichen (Erythrozyten) haben wie jede Zelle im Körper eine Oberfläche: die Zellmembran. Diese zeigt je nach Blutgruppe unterschiedliche Strukturen (Antigene). Wenn Antigene mit Substanzen in Kontakt kommen, die Ihrem Körper unbekannt sind, lösen sie eine Reaktion des Immunsystems aus. Sie können aber auch zum Nachteil werden, wenn sie als Andockstellen für Mikroorganismen, Parasiten und Viren dienen. Genau das passiert bei Malaria. Über die Jahrtausende entstanden Mutationen dieser Zellmembranen und so verschiedene Blutgruppen. Am bekanntesten sind die vier Gruppen A, B, AB und O. Gegenwärtig gibt es über 30 anerkannte menschliche Blutgruppen und Hunderte von individuellen Blutgruppenantigenen. Diese können die Anfälligkeit des Wirts für Infektionen erhöhen oder verringern. Menschen mit der Blutgruppe 0 scheinen seltener an Malaria zu erkranken.

Die Malaria-Erreger gibt es seit über 200 Millionen Jahren. Zum Vergleich: unsere Evolution, die Entwicklung der Hominiden, der menschenartigen Affen, datiert zurück auf ca. 10 Millionen Jahre. Der moderne Mensch, der Homo sapiens, entstand vor etwa 200.000 Jahren in Afrika. Er entwickelte sich zeitlich überlappend mit dem Malaria-Erreger Plasmodium falciparum in seiner heutigen genetischen Form.xlii Die Gene unserer Vorfahren mussten sich anpassen, um unser Überleben zu sichern.


Bild: Eigenbearbeitung in Anlehnung an Cserti / Dzik (Fußnote 45)

Menschen der Blutgruppe A, B oder AB haben ein höheres Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Demenz und Krebs.xliii

Entsprechend gibt es einen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und dem Darm-Mikrobiom.xliv Aus diesem Grund ist es aus meiner Sicht ohne Untersuchung nicht empfehlenswert, Präparate mit vielen Probiotika-Stämmen einzunehmen.

Ich empfehle bei Probiotika eine Mischung mit nur wenigen Stämmen, die idealerweise der natürlichen Besiedlung des kindlichen Darms entsprechen. Auf diesem Fundament kann sich bei einer gesunden Ernährung das individuelle Gesamtmikrobiom optimal entwickeln. Bei medizinischer Verwendung sollte immer eine Voruntersuchung stattfinden.

Die Blutgruppen spielen auch eine Rolle beim Blutspenden. Am besten sind natürlich Bluttransfusionen, die blutgruppengleich durchgeführt werden. Im Notfall zählt jedoch oftmals jede Minute, daher kommen in solchen Situationen Blutkonserven mit der Blutgruppe Null negativ zum Einsatz. Sie werden von Patienten aller Blutgruppen vertragen (Die Erythrozyten werden dafür vom Plasma mit den Antikörpern getrennt.) Der Bedarf an der universal helfenden Blutgruppe O- ist besonders hoch.xlv


Bild: Shutterstock 623908520 © Incomible

Allerdings sind Null negative Blutspender sehr selten – gerade einmal sechs Prozent der in Deutschland lebenden Bevölkerung haben diese Blutgruppe. Wenn Sie also zu dieser Gruppe gehören: Spenden Sie Blut!

Die Blutgruppen spielen im Ayurveda keine direkte Rolle. Sie sind bei den verschiedenen Körpertypen / Konstitutionen, die es im Ayurveda gibt, gleichmäßig verteilt. Über die Ernährung wird jedoch Rücksicht auf individuelle Befindlichkeiten genommen.

Finden Sie heraus, welche Blutgruppe Sie haben.

Wenn Sie zur Blutgruppe A, B oder AB gehören, sind präventive Maßnahmen für Sie besonders wichtig:

➢ Ausdauertraining, jeden Tag ca. 20 – 30 Minuten (Stramm Spazierengehen, Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen, Tanzen, …)

➢ Essen Sie so wenig prozessierte Nahrung wie möglich. Fasten Sie immer wieder mal (siehe zweiter Teil)

➢ Achten Sie auf 7 – 8 Stunden Schlaf

Ein großer Teil der Bundesbürger ist mindestens einmal im Leben auf das Blut anderer angewiesen. Informieren Sie sich über Möglichkeiten, Blut zu spenden.

Das Blut spielt sowohl in der modernen Medizin als auch im Ayurveda eine herausragende Rolle für unsere Immunkraft. Jetzt wenden wir uns aber der wichtigsten Schnittstelle zwischen moderner Wissenschaft und ayurvedischem Denken zu: der extra-zellulären Matrix.

IMMUN

Подняться наверх