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Wehret den Anfängen..

Viele Erkrankungen, die als Auto-Immun-Erkrankungen, typische Alterserscheinungen oder einfach „Schicksal“ (Ursache unbekannt) definiert wurden, scheinen mit Infektionen zusammenzuhängen. Aktuelle Forschungsergebnisse werfen neues Licht auf Krankheitsursachen und -verläufe.

(Alzheimer-) Demenz

Demenz in ihren verschiedenen Formen ist eine dramatische Erkrankung, die uns schrittweise bei vollem Bewusstsein unsere Menschlichkeit nimmt. Ohne Erinnerung verlieren wir uns selbst. Die Medizin kennt über 50 verschiedene Formen der Demenz. Die Alzheimer-Krankheit ist mit rund zwei Dritteln aller Fälle die häufigste Form.lxxv Ca. 15 Prozent aller Demenzen sind vaskuläre Demenzen. Hier kommt es zu einer Störung der Blutversorgung im Gehirn. In allen Fällen kommt es zum Verlust von Nervenzellen. Die Krankenkassen gehen davon aus, dass in Deutschland jede zweite Frau und jeder dritte Mann dement werden.lxxvi Dramatische Zahlen, die leider den wenigsten bewusst sind, denn wüssten es alle, würden sich vielleicht mehr Menschen fragen, wie man diesem Schicksal entgegenwirken kann. Alleine die Maßnahmen aus diesem Buch – praktisch umgesetzt (!) – können Ihnen schon helfen, Ihr Demenz-Risiko signifikant zu senken.

Die Rolle des Immunsystems im Krankheitsverlauf der Demenz ist derzeit Gegenstand der Forschung. Sicher ist, dass Entzündungen eine Rolle spielen. Es scheint Immunzellen zu geben, die dem Verlauf der Krankheit entgegenwirken, z. B. in dem sie Ablagerungen abbauen, während andere Immunzellen das Absterben von Nervenzellen vorantreiben. Eine 2020 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie wies in den Gehirnen einiger Demenz-Patienten z. B. die Anwesenheit von T-Zellen im Gehirn nach, die spezialisiert sind auf den Epstein-Barr-Virus.lxxvii Mehr als ihre Anwesenheit konnte noch nicht gezeigt werden. Man weiß nicht, ob diese Zellen im Krankheitsverlauf tatsächlich eine Rolle spielen. Festhalten können wir jedoch, dass bei Alzheimer untypische Dinge auch im Immunsystem ablaufen und Immunzellen sich an Orten aufhalten, wo sie eigentlich nicht hingehören.

Es wurde auch DNA von verschiedenen Bakterienarten in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten identifiziert, z. B. von E. coli Bakterien. Das sind Bakterien, die normal im Darm vorkommen und dort harmlos sind. In den Gehirnen von Alzheimer-Patienten können Sie dazu führen, dass sich das Tau-Protein falsch faltet und die toxischen, klumpen-artigen Strukturen bildet, denen zunehmend eine Schlüsselrolle beim Fortschreiten der Krankheit zugeschrieben wird. Die Studie weist auf bakterielle DNA als mögliche erste Ursache für eine Proteinfehlfaltung bei Alzheimer hin und deutet darauf hin, dass eine gezielte Beeinflussung dieser DNA eine Möglichkeit sein könnte, die Krankheit nicht nur zu behandeln, sondern ihr auch vorzubeugen.lxxviii

Diabetes mellitus

Bei Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit werden zwei Typen unterschieden. Typ-1 entsteht in der Kindheit / Jugend, Typ-2 früher erst im Alter, heute aber zunehmend auch bei jüngeren Menschen.

Beim Typ-1-Diabetes mellitus zerstören Immunzellen die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Insulin wird benötigt, um den Zucker aus der Nahrung, der im Blut herumschwimmt, in die Körperzellen zu schleusen. Es wirkt wie ein Türöffner. Wenn kein Insulin mehr produziert wird, werden die Zellen nicht mehr versorgt und das Blut „überzuckert“. Die Ursachen für die Entstehung des Typ-1-Diabetes scheinen vielfältig zu sein. Es wird vermutet, dass eine Infektion mit bestimmten Viren das Immunsystem dazu veranlasst, die insulin-produzierenden Zellen anzugreifen. Umgekehrt kann die Infektion mit anderen Viren eine Immunität erzeugen und die Zellen schützen.lxxix Die Lage ist also kompliziert. In den westlichen Ländern ist jedenfalls eine dramatische Zunahme von Typ-1-Diabetes zu beobachten. Die Ursache ist bisher unbekannt.

Typ-2-Diabetes hat sehr viel mit unserem Lebenswandel zu tun. Die Insulin-produzierenden Zellen sind da, aber das Insulin kann seine Wirkung nicht entfalten. Bei einem Überangebot an Zucker machen die Körperzellen einfach die Türen zu bzw. bauen die Türen sogar ab. Das Insulin kann nicht mehr andocken.

Fastfood, Bewegungsmangel, Übergewicht und schlechter Schlaf erzeugen einen tödlichen Mix für den gesamten Stoffwechsel. Wichtige Botenstoffe z. B. aus den Muskeln werden nicht produziert, das Blut ist überfordert mit zu viel Fett und Zucker, das Sättigungsgefühl wird blockiert durch Entzündungen (CRP lässt grüßen) und die wachsenden Fettpolster befeuern selbst weiter die Entzündungsprozesse. Sogar Depressionen und Demenz können aus dieser unheilvollen Konstellation entstehen.

Zum Glück können wir viele Faktoren positiv beeinflussen. Typ-2- Diabetes ist kein Schicksal! Schon kleine Veränderungen im Lebensstil können viel bewirken. Drehen Sie die Uhr zurück! Ein Nebeneffekt der Maßnahmen aus diesem Buch könnte ein verbesserter Stoffwechsel sein. Wenn Sie Übergewicht haben, verlieren Sie vielleicht ein paar Pfunde oder Kilo. Selbst mit Typ-1-Diabetes können Sie Ihre Lebensqualität erhöhen. Lesen Sie sehr aufmerksam die Kapitel zum Thema Ernährung und Training im Ayurveda-Teil des Buches.

Multiple Sklerose (MS)

Die MS ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Die meisten Nervenfasern transportieren elektrische Impulse und sind dafür wie ein Ladekabel auch in eine Schutzhülle gepackt. Die Schutzhülle unserer Nerven besteht aus einem Stoff namens Myelin. Bei der Multiplen Sklerose wird das Myelin von Immunzellen angegriffen und der Nerv geschädigt. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, können ganz unterschiedliche Symptome entstehen. Daher heißt die MS auch die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern.


Bild Shutterstock ID 1263204124 © Molecular Sensei

Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer.

Die Erkrankungshäufigkeit steigt mit der geographischen Entfernung vom Äquator an. Menschen in nördlichen Ländern erkranken häufiger als Menschen in südlichen Ländern.

Schichtdienst schon im Teenager-Alter verdoppelt das Risiko, an MS zu erkranken.

Bestandteile der Darmflora können eine Rolle bei der T-Zellaktivierung spielen und somit ein Auslöser sein.lxxx

Viele Faktoren des Alltags (Schlaf, Ernährung, Stressmanagement) beeinflussen das Erkrankungsrisiko. Mit den ayurvedischen Empfehlungen aus dem zweiten Teil senken Sie Ihr Risiko und lindern / verbessern evtl. den Verlauf.

Parkinson

Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Namensgeber ist der englische Arzt James Parkinson, der die Hauptsymptome 1817 erstmals beschrieben hat. Der Schauspieler Michael J. Fox (bekannt aus Zurück in die Zukunft) und der Boxchampion Muhammad Ali sind zwei prominente Beispiele. Typische Symptome sind

• Zittern der Hände (lat. Tremor)

• Bewegungsarmut (griechisch Akinese)

• Starre (lat. Rigor): die Muskeln der Arme und Beine versteifen sich. Dadurch entstehen Gleichgewichtsstörungen.

Verstopfung, Depressionen, Gedächtnisprobleme können ebenfalls Teil der Parkinson-Krankheit sein. Nach Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) erkranken Patienten im Durchschnitt mit etwa 60 Jahren an Parkinson. Das Risiko einer Parkinson-Erkrankung liegt für Männer bei 2,0% und für Frauen bei 1,3%. In Deutschland sind aktuell ca. 400.000 Personen an Parkinson erkrankt. Zum einen wird dies erklärt durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Doch auch innerhalb einzelner Altersgruppen hat sich die Häufigkeit in den letzten 20 Jahren um mehr als 20% gesteigert.lxxxi Irgendetwas hat sich also in den letzten 20 Jahren verändert, dass mehr Menschen an Parkinson erkranken als früher. Die Ursache ist unbekannt. Was man weiß:

• Parkinson ist eine Erkrankung, die vorwiegend Nervenzellen betrifft, die in einem bestimmten Areal des Gehirns (Substantia nigra) Dopamin produzieren.

• Es gibt unterschiedliche Ursachen, die zu Parkinson führen können (genetische Ursachen und Umweltfaktoren).

Die Forschung zu Parkinson ist bezeichnend für das „Kann-nichtsein“-Syndrom. Dazu zwei Beispiele, die später helfen werden, den ayurvedischen Therapie- und Präventionsansatz besser zu verstehen.

Parkinson aus dem Darm?

Es gibt ein kleines Molekül, α-Synuclein (sprich: Alpha-Sünuklein), das eine wichtige Rolle bei einigen Parkinson-Formen zu spielen scheint. Normalerweise arbeitet es als Transportprotein in Nervenzellen. Im Gehirn reguliert es u. a. die Ausschüttung von Dopamin. Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der beteiligt ist an der Steuerung von Bewegungen. Daher rühren auch die Bewegungsprobleme der Betroffenen. Wenn also mit dem α-Synuclein etwas nicht stimmt, kann das Auswirkungen haben auf die Hirnfunktion.

Nun erkranken Menschen, die in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten und dabei Pestiziden ausgesetzt sind, häufiger an Parkinson als andere Menschen. Insbesondere der Kontakt mit dem Insektizid Rotenon ist nachweislich in der Lage, Parkinson auszulösen und zu verstärken.lxxxii Rotenon lässt Nervenzellen im Darmtrakt das Protein α-Synuclein ausschütten. Dieses wird dann von den Nervenenden der Nervenzellen im Gehirn aufgenommen. Es lagert sich in den Nervenzellen ab und verursacht die Symptome. In Frankreich ist Parkinson seit 2012 als Berufskrankheit für Landwirte anerkannt.lxxxiii In Deutschland wird noch geprüft. So schreibt das Ärzteblatt im Juli 2019, „es sei die „generelle Geeignetheit“ für eine neue Berufskrankheit beschlossen worden.“, aber: „Aufgrund der hohen wissenschaftlichen Anforderungen ist noch von einem längeren mehrjährigen Beratungszeitraum auszugehen.“lxxxiv

Parkinson & Immunsystem

Auch hier haben wir es mit dem a-Synuclein zu tun und mit dem wahrscheinlich längsten Wort dieses Buches: Haupthistokompatibilitätskomplex, auf englisch major histocompatibility complex oder kurz MHC. Lösen wir es mal in seine Bestandteile auf:

Haupt = irgendwie furchtbar wichtig

Histo = Gewebe

Kompatibilität = Verträglichkeit

Komplex = Zusammengesetzte Bestandteile

O.k. – zugegeben, das war jetzt wenig hilfreich. MHCs sind Gene, die zuständig für die Produktion von Zell-Personalausweisen, den MHC-Proteinkomplexen, sind. Diese präsentieren sich auf den Oberflächen der Zellen als körpereigene Antigene. Sie sind extrem wichtig für das Immunsystem zur Identifikation körpereigener Zellen. Ihren Namen verdanken sie ihrer Entdeckungsgeschichte. Im Rahmen der ersten Organtransplantationen erkannte man, dass die Gewebe von Empfänger und Spender oft nicht verträglich sind.

Wenn wir uns die MHC-Komplexe wie einen Fahnenmast vorstellen, dann sind die Antigene wie Flaggen, die an diesem Fahnenmast aufgezogen und präsentiert werden. Jede Zelle zeigt dabei ihre Antigene, die sie als körpereigen kennzeichnen. Wenn eine Zelle von einem Virus befallen wird, präsentiert sie Bestandteile des Virus auf ihrer Oberfläche. Sie zieht sozusagen eine andere Flagge auf. Das Immunsystem erkennt die Zelle als infiziert und eliminiert sie.lxxxv

Bei Parkinson wurde diese Möglichkeit lange Zeit ausgeschlossen („kann nicht sein“), weil Neuronen keine MHCs und entsprechend auch keine „Flaggenmasten" zu haben schienen. Doch Forscher konnten nun den Nachweis erbringen, dass auch Gehirnzellen über MHC verfügen.lxxxvi Die Zellen hissen bildlich gesprochen eine Flagge, die sie als defekt darstellt. Das ruft natürlich Immunzellen auf den Plan, die diese Zellen angreifen und zerstören.


Neuro-Inflammation

Ein wichtiger Faktor bei allen oben aufgeführten Erkrankungen des Gehirns sind Entzündungen. Neuro-Inflammation heißt das Schlagwort. Neuro-Inflammation umfasst biochemische und zelluläre Reaktionen des Nervensystems auf Verletzungen, Infektionen oder neurodegenerative Erkrankungen.lxxxvii

Unter normalen Bedingungen registrieren die Mikroglia, die residenten Immunzellen im Nervensystem, jede Veränderung im Milieu. Wenn sie schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind, reagieren sie darauf mit der Ausschüttung von Entzündungssignalen. Auf diese Weise fordern sie Unterstützung an. Das passiert z. B. bei

• Kontakt mit Giftstoffen, die die Nerven schädigen könnten (neurotoxische Stimuli)

• Ansammlungen von schadhaften Proteinen

• Fehlfunktionen der Mitochondrien (den Kraftwerken der Zellen)

• altersbedingten Störungen der Homöostase

Unter normalen Bedingungen beruhigt sich das Immunsystem wieder, wenn die Gefahr vorüber ist. Wenn die Problematik aber dauerhaft besteht, können chronische Entzündungen entstehen, die für sich wieder neue Probleme im System schaffen. Ein gesunde extra-zelluläre Matrix zu erhalten, ist daher auch im Gehirn wichtig bis ins hohe Alter.

Altern und Inflamm-Aging

Ein gemeinsamer Faktor beim Altern und bei vielen altersbedingten Krankheiten scheinen Entzündungen zu sein.lxxxviii Diese Entzündungen entstehen teilweise auch ohne einen Krankheitserreger von außen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe:

• körpereigene Zelltrümmer und falsch produzierte Moleküle

• fehlplatzierte Moleküle

• Degeneration von Rezeptoren

• Nährstoffe, Nährstoffüberschuss und Überernährung (Metaflammation)

• Darm-Mikrobiota (sogar die „Guten“, die zu uns gehören!):

○ Darmbakterien setzen Entzündungsprodukte frei

○ Sie können sich im Körper verirren und in Geweben Probleme machen

○ Bruchstücke von Darmbakterien finden sich in Ablagerungen in den Blutgefäßen, im Gehirn und in anderen Geweben.

• Seneszente Zellen (Seneszenz = alt werden, altern)

Zellen, die sich nicht mehr teilen können, verlieren mit der Zeit ihre Funktionsfähigkeit. In dem Fall schütten sie Botenstoffe aus, Entzündungsstoffe. Normalerweise aktiviert eine nicht mehr funktionsfähige Zelle die sog. Apoptose, den programmierten Freitod. Doch manchmal bleibt die Zelle im Reparaturmodus hängen, wie ein Computer, der abstürzt und nur noch Fehlermeldungen produziert. In der Sprache der Zelle sind diese Fehlermeldungen Zytokine, Entzündungsboten. Je mehr seneszente Zellen sich im Körper befinden, desto mehr Entzündungsherde entstehen. Die wachsende Menge kann das Immunsystem überfordern.

Der Verfall des Körpers hat also Auswirkungen auf das Immunsystem. Doch auch das Immunsystem altert. Beginnend mit dem sechsten Lebensjahrzehnt erfährt das menschliche Immunsystem dramatische alterungsbedingte Veränderungen.lxxxix Das passiert ab 60:

• Es werden weniger Immunzellen gebildet

• Die Immunzellen werden „schlechter ausgebildet“, da die Thymusdrüse ihre Funktion fortschreitend reduziert.

• Die Immunzellen teilen und vermehren sich schlechter.

• Die Signalstruktur der Immunzellen verändert sich.

• Die Aktivierung durch Krankheitserreger verläuft fehlerhaft.

Das alternde Immunsystem verliert zunehmend die Fähigkeit, sich vor Infektionen und Krebs zu schützen, und es gelingt ihm nicht, eine angemessene Wundheilung zu unterstützen. Auch Impfungen wirken bei älteren Menschen weniger effektiv.xc Der verbindende Faktor bei diesen Alterungsprozessen scheinen Veränderungen des Milieus zu sein, in dem sich die Immunzellen befinden. Dieses Milieu ist die extra-zelluläre Matrix des jeweiligen Gewebes. Das bedeutet, von der Zusammensetzung dieser Matrix hängt ab, wie effizient die Immunzellen arbeiten können. Aus diesem Plasma heraus entscheidet sich

• wie viel Stress wir haben (abhängig von der Menge an Stresshormonen im Plasma)

• wie glücklich wir sind (ebenfalls abhängig von Hormonen und Neurotransmittern)

• wie gesund unsere Gewebe sind (abhängig von der Nährstoffversorgung und dem Abtransport von Abfallstoffen)

• wie gut unsere Immunzellen sich bewegen und kommunizieren können (abhängig von der „Sauberkeit“ der Transportwege und -kanäle)

• ob und wie frei sich Krankheitserreger im Körper bewegen können.

Diese extra-zelluläre Matrix steht im Mittelpunkt der ayurvedischen Immunstärkung.

Eine der Koryphäen der Altersforschung ist Dr. Vincent Giampapa. Er war einer der ersten Mediziner in den USA, der sich professionell dem Thema Anti-Aging widmete. Er reiste dafür um die ganze Welt und erforschte die Ernährung und den Lifestyle verschiedener Kulturen. Bei seinen Forschungen stieß er auf den reichen Schatz des Ayurveda und auf die Bedeutung von Stammzellen für das Altern und für ein funktionierendes Immunsystem.

Interview mit Dr. Vincent Giampapa

Dr. G., das Thema Anti-Aging wurde in der wissenschaftlichen Welt sehr lange belächelt und nicht ernst genommen. Sie waren 1992 Gründungsmitglied der American Academy of Anti-Aging Medicine und später Präsident des American Board of Anti-Aging Medicine. Wie sind Sie zum Thema Altern und Anti-Aging gekommen?


Ich interessierte mich schon früh in meiner medizinischen Laufbahn für die Anti-Aging-Medizin. Wenn wir als Chirurgen ältere Patienten mit schlechter Ernährung operierten, waren die Erfolge gering. Ich stellte jedoch fest, dass junge Patienten, die sich ebenfalls schlecht ernährten, gut mit der Operation zurechtkamen. Das führte mich dazu, nach dem zu suchen, was bei jungen Patienten so wichtig war, dass sich ihr Körper nach einem Trauma wie einer Operation so viel schneller und besser erholen konnte als es bei älteren Patienten der Fall war.

Dr. G., warum hat das Altern einen Effekt auf unsere Immunkraft?

Mit zunehmendem Alter nimmt unsere Immunfunktion aufgrund der Schädigung unserer DNA in jeder der für die Immunkompetenz verantwortlichen Zellen ab. Dazu gehören die weißen Blutkörperchen (T-Zellen, B-Zellen, NK-Zellen und unsere Stammzellen). Unser Darm, der eine Hauptquelle unserer Immunzellen darstellt, wird auch weniger effizient bei der Produktion wichtiger Immunglobuline. Unsere Thymusdrüse, die für unsere T-Zellen-Immunität verantwortlich ist, bildet sich zurück, und wenn wir 30 Jahre alt sind, ist sie praktisch nicht mehr funktionsfähig.

Welche Rolle spielt der Schlaf in diesem Zusammenhang?

Schlaf und Immunfunktion sind eng miteinander verbunden. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass unsere Immunfunktion drastisch reduziert ist, wenn wir nicht mindestens 7 Stunden täglich schlafen. Während des Schlafs unterzieht sich unser Körper einer DNA- und Zellreparatur, die auch unsere Immunzellen durchlaufen, sowie Stammzellen, die für eine ideale Immunfunktion unerlässlich sind. Bei Schlafmangel steigt unsere Cortisol-Spiegel an, was unsere Immunfunktion beeinträchtigt und unseren Blutzucker erhöht.

Was können wir tun, um diesen Effekten entgegenzuwirken?

Um eine starke Immunfunktion aufrechtzuerhalten, müssen wir Folgendes tun, und es hat sich gezeigt, dass all dies die Immunstärke mit zunehmendem Alter fördert:

1. Trainieren Sie täglich.

2. Essen Sie nicht-entzündliche Lebensmittel.

3. Bauen Sie Stress ab.

4. Nehmen Sie wichtige Nahrungsergänzungsmittel ein, die einen hohen Gehalt an Antioxidantien und Pflanzenextrakte haben.

5. Trinken Sie alkalisches / basisches Wasser zur Unterstützung der Entgiftung von Körper und Zellen.

6. Schlafen Sie mindestens 7 Stunden täglich.

7. Halten Sie im Alter die Hormonspiegel aufrecht.

8. Essen Sie viel proteinreiche Nahrung und wichtige Protein-Nahrungsergänzungen.

9. Nehmen Sie Probiotika und Präbiotika ein.

Interessant ist in dieser Aufstellung, dass tägliches Training an erster Stelle steht. Bewegung verändert unseren Stoffwechsel und unterstützt das Immunsystem in seiner Arbeit. Dr. G ist mit fast siebzig Jahren (68 im Jahr 2020) immer noch begeisterter aktiver Kampfkunst-Sportler.

Die Bedeutung anti-entzündlicher Ernährung sollte bereits klar geworden sein. Dem Thema Ernährung ist ein ausführliches Kapitel gewidmet. Tipps zu Pro- und Präbiotika von Dr. Giampapa finden Sie am Ende des Buches. Auch die Bedeutung des Schlafs werden wir ausführlich beleuchten.


In Prag hatte ich 2019 die Möglichkeit, Dr. Giampapa über seine Gedanken zum Ayurveda befragen. Er erklärte, dass wir erst in den letzten Jahren mehr und mehr verstehen, welche wissenschaftlich nachvollziehbaren Mechanismen hinter der Wirkung zahlreicher Kräuter stehen, die im Ayurveda verwendet werden. Sie wirken auf Zell-Ebene, schützen die DNA, aktivieren Stammzellen und stärken das Immunsystem.


Das Interview finden Sie hier: www.win-silvester.de/immun

Auch die Lifestyle-Empfehlungen des Ayurveda fördern die allgemeine Immunität und senken das Risiko, krank zu werden. Die modern-wissenschaftlichen Erkenntnisse bilden im Schulterschluss mit den klassischen Schriften des Ayurveda die Grundlage für dieses Buch.

IMMUN

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