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›Lieber Gott‹ B. J.s Gebet 15. November
Оглавление– Lieber Gott, ich bin’s, B.J. Carson. Du weißt schon, der, den du zu klein gemacht hast Aber das macht nichts; ich weiß, du hattest deine Gründe. Ich weiß, ich bete nicht sehr oft, und du hast mich in letzter Zeit auch nie in der Kirche gesehen, aber jetzt muss ich einfach beten. Es gibt da ein paar Sachen bei diesem Unfall, die verstehe ich nicht – zum Beispiel, warum das passieren musste und warum Robbie sterben musste und ich nicht. Mama nimmt mich dauernd in die Arme und sagt »Gelobt sei Gott der Herr« und solche Sachen. Aber was ist mit Robbies Mama? Was soll die denn sagen?
Ist es meine Schuld, dass Robbie tot ist? Ich war ja nicht am Steuer. Ich war ja nicht betrunken. Andy und Rob und Tyrone, die wussten alle, dass ich nicht trinke – und sie haben mich nie deswegen aufgezogen. Ich hab ihnen mal erzählt, ich hätte zu früh mit dem Trinken angefangen und davon wär mein Wachstum behindert worden und deswegen hätte ich damit aufgehört und mir andere Laster zugelegt. In Wirklichkeit finde ich, dass Bier wie gekochte Schweißfüße schmeckt. Jedenfalls haben sie mich damit in Ruhe gelassen. Vielleicht ist das alles, was mir von damals geblieben ist, als ich mit Mama jeden Sonntag zur Kirche gegangen bin. Aber warum fühle ich mich trotzdem schuldig?
Ich kann gar nicht mehr richtig schlafen. Immer sehe ich dieses Feuer vor mir und höre ihn schreien und fühle mich so hilflos. Er war viel zu jung zum Sterben. Das ist einfach nicht fair. Er hatte ja gar keine Chance da rauszukommen. Ist das passiert, damit wir anderen was draus lernen sollen? Werden wir uns jetzt nicht mehr betrunken ans Steuer setzen? Schon möglich – jedenfalls einige von uns. Aber die andern hören bestimmt nicht damit auf. Ich versteh also immer noch nicht, warum das passieren musste.
Mama sagt, Gott weiß alles, Gott in seiner unendlichen Weisheit weiß immer, warum etwas geschieht. Aber Mama ist ja auch älter als ich und kennt eine Menge Leute, die gestorben sind, also kennt sie sich wahrscheinlich auch besser mit dem Tod aus als ich.
Vielleicht hätte ich versuchen sollen, die andern an diesem Abend vom Trinken abzuhalten. Vielleicht hätte ich fahren sollen. Aber ich bin immer so froh, dass sie mich überhaupt bei ihren Sachen mitmachen lassen, und trau mich einfach nicht, ihnen bei irgendwas reinzureden. Ich mache eben alles mit. Eigentlich habe ich nie verstanden, was die überhaupt an mir finden. So groß, wie die sind, und wie cool bei den Mädchen und immer so laut und aufdringlich. Und ich, fast ein Zwerg – hab noch niemals Basketball gespielt –, ein ziemlich stiller Typ, der immer noch rot wird, wenn es um Mädchen geht. Aber irgendwie habe ich für die immer dazugehört – und seit der siebten Klasse haben wir vier alles gemeinsam gemacht. Und ich war ja auch wirklich froh, dass ich solche Freunde gefunden hatte. Und jetzt ist einer von ihnen tot und ich habe Schuldgefühle.
Ich glaube, nächsten Sonntag geh ich mit Mama in die Kirche. Ich weiß, die Leute werden sagen, das tu ich nur wegen dem Unfall – und das stimmt auch. So eingebildet bin ich nicht, dass ich das nicht zugeben kann, wenn mir ein Problem zu groß ist. Genau genommen ist mir ja alles Mögliche zu groß, aber ich lern damit zu leben.
Bitte, lieber Gott, hilf mir auch damit zu leben. Danke, dass du mir zugehört hast. Also bis Sonntag.