Читать книгу Die HexenLust Trilogie | 3 Erotische Romane - Sharon York - Страница 16
ОглавлениеVerbotene Liebe aus vergangenen Zeiten von Sharon York
Ich hätte mit Dutzenden Hexen und Reapern gerechnet. Doch lediglich de la Crox flüsterte am Ende des Tisches verschwörerisch mit Myrs. Kein leises Gemurmel hinter vorgehaltener Hand, keine ausgestreckten Finger – nur die beiden. Stille lastete auf dem Raum, die mich erdrückte.
»Schön, dass Sie es einrichten konnten, Miss Ashcroft. Treten Sie doch näher«, rief de la Crox vorwurfsvoll. Trotzdem erkannte ich Sorgen in ihrer Stimme, wie bei einer Mutter, die froh war, dass ihrem Kind nichts passiert ist. Meine Angst wich sofort. Ihre Stimme war klirrend, aber ihr Blick war warm und herzlich.
Wir nahmen vor den mächtigen Befehlshabern des Zirkels Aufstellung. Im Blickfeld der beiden blinkten die verschiedenfarbigen Lichter auf großen Monitoren. Ich überflog die Lage mit einem Auge. Es sah schlimm aus, wirklich schlimm. Überall blinkten rote Punkte, das Gebiet schien von Dämonen jeder Farbe förmlich überrannt zu werden. De la Crox bemerkte meinen kurzen, verstohlenen Blick.
»Wie Sie sehen können, haben wir alle Hände voll zu tun. Deshalb machen wir es kurz. Sie, Maddox, melden sich sofort in der Operationszentrale. Dort wird jeder Mann gebraucht.«
Maddox räusperte sich, trat einen Schritt vor. »Wenn Sie erlauben, Madame, würde ich lieber bei Miss Ashcroft bleiben, um sie zu beschützen. Ich denke ...«
Es dauerte keinen Augenaufschlag, als Myrs auf ihn zuschoss und das rauschende Blut sein Gesicht rot färbte. »Hat Madame den Satz begonnen mit den Worten: Wenn es Euch beliebt, Eure Hoheit?«, schrie er.
Die Gesichter der beiden Männer waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, Myrs Ader an der Schläfe pulsierte bedrohlich. »Dies war ein beschissener Befehl und ich erwarte, dass dieser ausgeführt wird!«
Maddox stand sofort still.
Dann packte Myrs ihn am Arm. »Und jetzt kommen Sie mit, dass Leben ist kein Blowjob!«
Maddox warf mir einen kurzen Blick zu, in dem viele Emotionen lagen.
Ihre Schritte wurden noch lange zu mir getragen, dann krachte die Tür und wir Hexen waren allein. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie de la Crox mich die ganze Zeit gemustert hatte. Mit überkreuzten Beinen und streng hinter dem Kopf zusammengebundenen Haaren, wirkte sie wie eine äußerst attraktive Universitätsprofessorin. Vielleicht ein wenig bieder. Ich wusste nur zu gut, dass dieses Bild täuschte. Ihr Blick brannte auf mir. Nein, schien durch mich hindurchzusehen, als fixierte er ein weit entferntes Ziel tief in mir.
»Ich denke, dass Ihr Bericht unvollständig ist, Miss Ashcroft.«
Auch jetzt klang es wie der Tadel einer Mutter gegenüber eines ungehorsamen Kindes, auch wenn sie die offizielle Anrede wählte, so war jedes Wort von Sorge durchzogen. Hätte Maddox mich nicht darauf vorbereitet, wäre ich jetzt vielleicht überrascht gewesen. Aber es war töricht, so eine mächtige Hexe, wie Marie de la Crox, zu belügen. Sie kannte mich zu gut, vielleicht wie kein anderer Mensch auf dieser Erde. Ich war mir sicher, dass sie bereits jetzt mehr wusste, sprach mein Körper doch eine ganz andere Sprache.
»Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man beim Eindringen in den freien Willen auch die Gedanken des anderen für einen kurzen Moment sehen kann. Ich muss Ihnen deshalb diese Frage stellen: Haben Sie irgendetwas gesehen, während Sie vereinigt waren? Etwas, was uns helfen könnte?«
Ich überlegte.
»Isabelle«, setzte sie nach. »Bitte.«
Dies waren genau die Gedanken, die ausschließlich in meiner Seele ruhen und niemals den Weg über meine Lippen finden sollten. Nur schwerlich konnte ich mich an Einzelheiten, an die wenigen Momente erinnern, als unsere Körper verschmolzen waren.
»Ich konnte ihn sehen. Nikolai ... In der Hölle. Es gab einen Streit zwischen den vier Brüdern. Einer musste sich gegen die anderen gestellt haben. Er wurde gefoltert. Dann war auf einmal alles schwarz. Nikolai musste Jahre dort verbracht haben, um schließlich auf die Erde zu kommen.«
Meine Stimme bebte, die Worte zerfielen beinahe. »In Russland wähnte er sich seinem Ziel schließlich nahe. Doch etwas hinderte ihn daran, etwas ...« Ich stockte.
»Die Liebe«, vollendete de la Crox, nahm die Akte vom Tisch und stand schließlich auf. Bedächtig ging sie zum Fenster, blickte hinaus in die Dämmerung, die mehr und mehr Einzug hielt. »Du warst nicht ganz ehrlich zu uns, Isabelle. Aber leider waren Maddox und ich es ebenfalls nicht.«
Sie öffnete den braunen Umschlag und las laut vor. »Ich will deinen Tod, weil du ein Juwel besitzt, welches ich einmal mein Eigen nennen durfte«, zitierte sie, immer noch den Blick nach draußen gerichtet.
Ira und ich blickten uns an.
Dann setzte unsere Chefin an. Ihre Stimme bebte. »Diese Geschichte ist vielleicht eine der traurigsten, die ich jemals gehört habe und trotzdem werden die Menschen sie niemals erfahren.«
Marie de la Crox amtete laut, als wäre sie selbst in der Zeit der Krim-Kriege, im Jahre 1856. »Du musst wissen, dass die Chefinnen des Zirkels damals oft davon geredet haben. Wir waren am Boden, beinahe vernichtet. Nikolai scharte so viele Dämonen um sich, dass wir überrannt wurden. Doch eines Nachts war da diese talentierte, aber leider viel zu junge Hexe Isabella aus New York City. Für Nikolai leichte Beute, doch er tötete sie nicht, Gott weiß warum. Erst war es ein Spiel. Aber in den Wirren der Zeit wurde daraus schließlich Zuneigung und Begierde. Eine unheilvolle Allianz, welche die beiden eingingen.«
Ihre Stimme war leise, ruhig und überlegt, als müsste sie bei jedem Wort abwägen, ob sie es sagen sollte. »Schließlich kamen die Hexen des Zirkels hinter diese verbotene Liebschaft. Der Krieg war beinahe verloren, sodass sie dem Mädchen den Auftrag gaben, Nikolai zu überwältigen.«
Sie hielt inne, holte tief Luft. »Diese Hexe Isabella muss fürchterlich geweint haben, als sie ihren Geliebten ans Messer lieferte.«
Dann drehte sie sich zu mir um, schritt auf mich zu. »Ihr Name war ebenfalls Ashcroft. Sie war eine der dreizehn Hexen, die den ewigen Schlaf gegen Nikolai aussprachen. Doch anscheinend hat sie absichtlich einen Fehler gemacht. Deshalb konnte er erwachen.« Marie drehte sich herum, fixierte mich für einen Moment. »Sie war aus deiner Familie, liebe Isabelle.«
Ein dicker Kloß schien sich in meinem Hals zu verfestigen, während mir ein Schauer über den Rücken lief.
»Du willst sagen ...?«
»Es war deine Ur-, Ur-, Urgroßmutter und er scheint sie nun in dir wiederzuerkennen.«
Das war zu viel, einfach zu viel. Mit geschlossenen Augen ließ ich mich auf den Stuhl sinken. Sofort war Ira da, kniete sich zu mir nieder.
»Du wusstest es!«, drang es giftig aus mir heraus. »Du wusstest es die ganze Zeit!«
Marie schüttelte zaghaft den Kopf. »Nein, ich hatte eine Vermutung, nenn es Ahnung. Aber wir dachten, dass die Blutlinie des Mädchens zerstört sei. Als ich dich damals entdeckte, glaubten wir an einen Zufall, jedoch nicht daran, dass du wirklich der Nachkomme von Isabella Ashcroft sein könntest.«
Ich lehnte meinen Kopf zurück, versuchte, meine Atmung zu beruhigen.
»Was ist mit ihr passiert?«
»Was meinst du, Isabelle?«
»Was mit der Hexe passiert ist!?!«, schrie ich meiner Chefin, nein, jetzt war sie wieder meine Ziehmutter, entgegen. Es waren Unmengen an Gefühlen, die auf mich einhämmerten und kurz davor waren, sich zu überschlagen.
Sie strich über die Akte. »Die Aufzeichnungen hören an dieser Stelle auf. Man vermutet, dass sie noch ein Kind gebar. Schließlich brach sie mit dem Zirkel und beging in der Einöde Russlands Selbstmord.«
Ich presste die Hände auf meine Schläfen.
»Dann wäre es möglich, dass Nikolai mein Ur- ...« Ich kam nicht dazu, diesen Satz zu beenden.
»Wir halten das für sehr unwahrscheinlich. Diese junge Hexe war ... Nun ja, sagen wir mal eine Ausgeburt an Fröhlichkeit und Offenheit. In einer Zeit, in der die Pille nicht existierte und Kondome in der Form, in der wir sie kennen, ebenfalls nicht existent waren, war es ein Leichtes, schwanger zu werden. Wir gehen davon aus, dass sie vor ihrer Zeit in Russland ein Kind zur Welt brachte.«
Ich nickte kurz, hatte mich bald schon wieder unter Kontrolle. Marie ließ mir ein paar Momente, bis sie wieder ansetzte. »Aufgrund dieser Vermutung habe ich den Reaper Maddox angefordert. Eigentlich ist seine Ausbildung noch nicht beendet, aber er wird dir beistehen.« Sie lächelte traurig. »Du hast ja bereits bemerkt, dass er außergewöhnlich ist. Genau wie du.«
Ich nickte.
»Hast du sonst noch etwas gesehen, was wichtig für uns sein könnte?«
Ich horchte in mich hinein. Meine Stimme war wieder fest. Endlich ergab alles einen Sinn, auch wenn die Erkenntnis einen ziemlich bitteren Beigeschmack besaß.
»Bashir«, murmelte ich.
»Dein Informant?«, wollte Ira wissen.
»Ja. Nikolai war bei ihm. Er wollte irgendetwas, doch ich konnte nicht sehen was.«
Marie schritt auf mich zu. »Fühlst du dich stark genug, um ihm noch einen Besuch abzustatten? Es wäre unklug, jemand anderen zu schicken, wo du doch so ein gutes Verhältnis zu ihm aufgebaut hast.« Sie sprach die Worte mit einem wissenden Unterton. »Außerdem haben wir keine Kapazitäten für eine lange Befragung.«
»Ira, Sie werden Isabelle begleiten. Sie haben hiermit die Erlaubnis, jeglichen Zauber anzuwenden, den Sie für ihre Befragung als notwendig erachten.«