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Sintflut im Oktober

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Der goldene Oktober scheint dieses Jahr endgültig ausbleiben zu wollen. Es ist schon weit über die Monatsmitte hinaus und seit Ende September hat Brommelshausen und natürlich auch der Brommelshausener Stadtwald kaum mehr als einen oder zwei Sonnenstrahlen gesehen. Ein Schlechtwettertag folgt dem anderen. Am Schlechtwetterhimmel wandern dicke, graue Regenwolken in einem endlosen Gänsemarsch von Horizont zu Horizont und lassen ihr Wolkenwasser auf die Erde herunterprasseln.

Der ganze Wald tropft vor Nässe und ein kalter Ostwind bringt zu der Nässe noch eine ungemütliche, klamme Kälte mit sich, vor der auch das dichteste Dickicht in der Mitte des Waldes keinen richtigen Schutz mehr bieten kann. Die Blätter der meisten Laubbäume haben bereits ihr sattes Grün verloren. Aber anstatt in glühenden Herbstfarben zu leuchten, hängen sie braun, welk und vor Nässe tropfend an ihren Ästen. Jeder Windstoß genügt, um Tausende von ihnen abzureißen und in einem wirbelnden Tanz zu Boden flattern zu lassen. Kurz gesagt, es ist ein Sauwetter, bei dem man keinen Hund vor die Türe jagen möchte. Tiere und Menschen haben sich in ihren Häusern, Höhlen und Nestern verkrochen und verlassen ihre schützenden Unterkünfte nur zur Nahrungssuche oder weil sie sonst irgendwelchen Tätigkeiten nachgehen müssen, die sich nicht vermeiden lassen.

Das schlechte Wetter verdirbt sogar dem alten Forstmeister Sägebrecht die Lust auf Waldarbeiten und er steigt nur sehr ungern aus seinem grünen und jetzt auch sehr schmutzigen Geländewagen. Natürlich nicht, ohne sich vorher mit einer tüchtigen Prise seines guten Schnupftabaks aufzuheitern. Deshalb ist er heute richtig froh, als es endlich anfängt zu dämmern und sein Arbeitstag zu Ende geht. Er brummt noch so was wie „Scheißwetter“ und dann noch „Endlich Feierabend“ in sich hinein, steigt dann aber schnell in sein dreckstarrendes Fahrzeug und holpert mit abgeblendeten Scheinwerfern den schlammigen Waldweg entlang nach Hause. Die Vorfreude auf ein gutes Abendessen in der warmen Stube bei seiner Waldtraud und auf eine kräftige Prise Schnupftabak versetzt ihn dabei in so gute Laune, dass er während der Fahrt sogar fröhlich ein Lied vor sich hinpfeift.

Die Bande vom Vorwald

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