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Die seltsamen Waldgeschichten

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Mal ganz ehrlich. Wer hat schon jemals von einem Ort mit dem wunderlichen Namen Brommelshausen gehört? Ich wette, allzu viele werden es nicht sein. Ich für meinen Teil hatte bis vor Kurzem noch keinen blassen Schimmer von der Existenz dieses Städtchens. Das wäre bestimmt auch bis in alle Ewigkeiten so geblieben, wenn ich nicht von diesen seltsamen Brommelshausener Geschichten gehört hätte und für Geschichten, egal welcher Art, bin ich ja bekanntlich immer zu haben. Für gute Geschichten bin ich sofort bereit, bis in weit abgelegene Provinzen vorzudringen, und wenn es sein muss, sogar bis nach Brommelshausen.

Mit den Brommelshausener Geschichten hatte es allerdings eine ganz besondere Bewandtnis. Zuerst vermutete ich ja, dass diese Geschichten sich mit irgendwelchen komischen oder, wie schon gesagt, seltsamen Ereignissen aus der Brommelshausener Stadt- und Klatschgesellschaft beschäftigen. Dem war aber nicht so, obwohl im schmucken städtischen Rathaus durchaus mal seltsame Beschlüsse gefasst werden können. Es geht in den Geschichten auch nicht um den FC 08-Brommelshausen, der übrigens am vergangenen Sonntag eine herbe 5:0-Klatsche gegen Fortuna Untermoosbach einstecken musste. Bei dem schlechten Tabellenstand des Vereins ist aber auch so eine Niederlage mit fünf Toren Unterschied kein erwähnenswertes, geschweige denn seltsames Vorkommnis.

Nein, in Brommelshausen erzählt man sich ganz andere Geschichten – nämlich Waldgeschichten. Die Brommelshausener nennen sie so, weil alle diese Erzählungen ihre „grüne Bühne“ im Stadtwald von Brommelshausen haben. Nun ist es bei Waldgeschichten naheliegend, dass Tiere darin vorkommen, und genau das trifft hier auch zu. Es sind Tiergeschichten, die vom Alltagsleben und von den Abenteuern der dortigen Waldbewohner erzählen, wobei die Tierakteure mit ausgeprägten menschlichen Eigenschaften ausgestattet sind. Das heißt, sie sprechen, fühlen und handeln wie Menschen. Oft sind die Geschichten lustig, manchmal weniger lustig und ab und zu auch überhaupt nicht lustig, denn sie schildern auch tragische und gefährliche Ereignisse, welche die gefiederten und bepelzten Bewohner erleben müssen. Mancher wundert sich auch mit leichtem Schaudern, was sich im scheinbar so beschaulichen Stadtwald alles so abspielt.

Es sind also Tiergeschichten aus einem Stadtwald. Eigentlich nichts Besonderes, denn Tiergeschichten findet man in jeder Dorfbücherei und es gibt genügend Schreiberlinge, die sogar davon leben, indem sie mehr oder weniger gute Tiergeschichten zu Papier bringen.

Das Seltsame an diesen Waldgeschichten ist aber, dass niemand weiß, wer der Urheber dieser Geschichten ist. Es gibt keinen Schriftsteller, der die Waldgeschichten als sein geistiges Eigentum in Anspruch nehmen will, zumindest hat sich noch keiner von der schreibenden Zunft bei mir gemeldet.

Manch einer könnte nun sogar auf die Idee kommen, dass die Waldgeschichten gar keine Fantasiegeschichten aus einer Schriftstellertastatur sind, sondern wahre Begebenheiten schildern. Zugegeben, eine gewagte Idee, aber ich könnte es mir trotzdem sehr gut vorstellen.

Falls es aber doch einen mysteriösen, unbekannten Schreiberling geben sollte, der diese Geschichten erdacht hat, probier ich jetzt zum allerletzten Mal, diesen Heimlichtuer ausfindig zu machen.

„Haaalloo, ist hier irgendjemand, dem die Waldgeschichten gehören!?“

Ich habe noch einmal zwei Monate gewartet, gesucht und noch einmal gewartet, aber niemand hat sich auf meine Aufrufe gemeldet. So nehme ich an, dass die Waldgeschichten wirklich keinen Besitzer haben und ich sie hier und jetzt erzählen darf.

Fangen wir einfach an.

Die Bande vom Vorwald

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