Читать книгу Spuren im Sand - Sieglinde Breitschwerdt - Страница 6

Gedankenspiel

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Julia lehnte sich zurück. Zum ersten Mal seit langer Zeit drehten sich ihre Gedanken nicht um ‚Spuren im Sand‘.

Sie verspürte ein Kribbeln, ein süßes Ziehen im Magen, und Olivers Gesicht mit diesem unglaublichen Lächeln schaukelte durch ihre Gedanken. Ein völlig neues Leben würde sich für sie entwickeln, genauso wie es für Jessica mit Lutz begann.

Verträumt saß s ie im Deutschunterricht, vernahm das Getuschel ihr Mitschüler, das Kratzen der Stifte auf dem Papier und das Knarren der Sitzbänke. Ihr fiel eine lang zurückliegende Folge ein.

Jessica tauchte vor ihren Augen auf. Sie saß in ihrer Klasse, und versank - genau wie Julia - manchmal in ihre eigenen Träume...

Manchmal konnte sie es kaum glauben, dass Jessica im wirklichen Leben nur eine Schauspielerin war. Vor ein paar Wochen hatte sie mit Sven und Tanja eine ältere DVD angesehen. Es war die Truman-Story. Der Hauptdarsteller Jim Carrey spielte diese Rolle sehr überzeugend.

Könnte es nicht sein, dass Spuren im Sand‘ ein ähnliches Projekt war. Überall Kameras, die Jessica auf Schritt und Tritt verfolgten...

In diesem Moment spürte Julia, wie sich eine Kamera auf sie richtete, ihren Blick und das leichte nachdenkliche Stirnrunzeln einfing....

„Noch ein Blick in Weg und Weite...“, vernahm sie Frau Werder, die das Gedicht „Einen Sommer lang“ von Detlev von Liliencron vorlas, „...ruhig liegt die Welt! Und es hat an ihrer Seite – mich der Sturm gesellt!“

„Ja“, flüsterte Julia und wandte ihr Gesicht so, dass die Kamera ihren Ausdruck des Begreifens einfangen konnte, während sie einsam im Sturm traurig ihren Blick in die Weite sandte. Um sie herum das Tosen des Meeres, die gischtende Brandung und der peitschende Wind. Dies alles schien so fern zu sein.

Grob stieß Tanja sie in die Seite. „Haste jetzt ein Rad ab oder knalltste nun total durch?“, zischte sie aufgebracht, dem ein heiteres Raunen und Getuschel folgte.

Julia blickte in grinsende Gesichter, fühlte, wie es heiß in ihre Wangen kroch. Eilig steckte sie den Kopf ins Buch und gab vor, den Versen des Gedichtes zu folgen!

Gott sei dank, dass Oliver nicht in ihrem Kurs war.nAber Melli war es, das war genauso, als wenn sie Flugblätter über die Schule herabwerfen würde.

Die Pausenklingel schrillte und Frau Werder schlug das Buch zu.

„In der nächsten Stunde machen wir hier weiter!“, rief sie über den Lärm hinweg.

Mit fahrigen Händen raffte Julia ihre Sachen zusammen.

„Bye-bye, Jessi“, lästerte Melli im Vorbeigehen.

Spuren im Sand

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