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Neretva-Mandarinen
ОглавлениеDas Neretva-Delta liegt im Süden Kroatiens und ist mit einer Fläche von etwa 120 Quadratkilometern ungefähr so groß wie die Müritz in Mecklenburg. Schon seit 1881 wurden die Randbereiche des Sumpfgebietes durch Melioration landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Die ersten Mandarinenbäume kamen 1933 durch ein Geschenk des japanischen Konsuls an das Königreich Jugoslawien ins Neretva-Delta. Zum großen Erstaunen der dortigen Bauern und der japanischen Gäste entwickelten sich die im Schlamm des Flusses wurzelnden Bäumchen so schnell und prächtig, dass sie viel mehr Früchte trugen als in Asien. Vor allem waren die Mandarinen aus dem Delta wesentlich aromatischer und saftiger, als man sie aus Japan kannte.
Der zentrale Teil des Neretva-Deltas konnte von den Anwohnern weder zur Landwirtschaft noch zur Jagd oder zum Fischfang genutzt werden, da dort die Malariamücke verbreitet war. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ der kommunistische Staatschef Josip Broz Tito (1892–1980) mit technischer Hilfe aus der Sowjetunion kurzerhand weite Teile des Neretva-Deltas trockenlegen. Einerseits sollte die Malaria ausgerottet werden, andererseits sollten die armen Bauern aus den umliegenden Dörfern durch Melioration Felder zum Gemüseanbau erhalten.
Mit modernen Maschinen wurden Hunderte Kilometer Kanäle ausgebaggert, die mit Booten und kleinen Schiffen befahrbar sind. Dazwischen entstanden über 1000 rechteckige, kleine Inselchen, die ursprünglich überwiegend nur per Boot erreichbar waren. Titos Plan von den Gemüsefeldern ging nur zum Teil auf. Die Neretva-Bauern vermehrten die japanischen Mandarinen und passten sie den örtlichen Bedingungen an. Heute stehen davon mehr als 2,5 Millionen Bäume im Delta und zeigen zur Erntezeit von September bis November ihre orangefarbene Pracht.
Die Neretva-Mandarine ist kernlos, hat eine dünne Schale, die sich leicht entfernen lässt und bringt es unter den örtlichen Bedingungen auf einen sensationell hohen Fruchtsaftgehalt von 52 %. Und sie schmeckt so unglaublich lecker, dass man nie wieder andere Mandarinen essen möchte. Genau genommen ist sie keine Mandarine, sondern eine aus Südjapan stammende Zitruspflanze mit dem Namen Satsuma (Citrus unshiu) und nicht identisch mit einer Mandarine (Citrus reticulata).
Da in den letzten Jahren immer mehr Schotterpisten und feste Straßen ins Delta gebaut wurden, werden nur noch etwa 20 % der Bäume mit dem Boot geerntet. Die Mandarinenernte per Boot ist allerdings ein unvergessliches Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Bootsreisen in das Delta organisieren:
Mitten im Neretva-Delta liegt die nur per Boot erreichbare Konoba »Neretvanska Kuça«, wo man nach der Mandarinenernte lokale Spezialitäten genießen kann, z. B. eine Peka aus Aal und Fröschen: https://neretvanska-kuca.com
Süße und leckere Pracht: Ende September beginnt im Neretva-Delta die Mandarinenernte.