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2. Kapitel - Jugendzeit
ОглавлениеDie Kindheit war vorüber. Ich war ein bildhübsches Mädel von 18 Jahren, nach dem sich die Männer den Kopf verrenkten. Meine Mutter hatte mir das Nähen
beigebracht. Das war in der DDR sehr wichtig, denn schöne Stoffe gab es genug, nur die Bekleidungsindustrie war eine Katastrophe.
Ich kaufte mir vom ersten Gehalt eine Nähmaschine und fing an meine Garderobe selbst zu nähen. Egal ob Kleid, Rock, oder Hose, ich schaute mir im Westfernsehen die Modelle an und nähte alles nach was mir gefiel.
Die Mutter meiner Freundin Irmi war auch Schneiderin, so trugen wir beide immer die neuste Mode. Sonntagnachmittag ging`s zum Tanztee und Samstagabend zum Ball.
Ich konnte mir damals schon nicht vorstellen, mal ein Wochenende zu Hause zu bleiben um abends vor dem Fernseher zu sitzen, wie die meisten Menschen, wenn sie verheiratet sind. Und so ist es auch noch heute mit meinen 70 Jahren.
Ich trug das erste Minikleid in der Stadt und das erste Heiße Höschen. Es machte mir Spaß Leute zu schockieren. Das tue ich übrigens immer noch.
Nach einer Lehre in einer Baumwollspinnerei, die ich abbrach, weil das entschieden nichts für mich war, jobte ich in mehreren Berufen, als Näherin, Verkäuferin, Straßenbahnschaffnerin und als Kellnerin. Das letztere gefiel mir sehr gut. Es machte mir richtig Spaß. Wir waren ein tolles Kollektiv in einem sehr schönen Haus, es nannte sich „Haus des Handwerks“. Handwerker sind ein nettes Völkchen. Sie waren mir die liebsten Gäste. Ich hatte auch einen sehr sympathischen Chef, mit dem ich heute noch befreundet bin.
Vor einigen Jahren, ich lebte nicht mehr in meiner Heimatstadt, ist das Haus abgebrannt.
Ich stand davor und es kullerten die Tränen, denn die Menschen sowie das Haus waren für mich zu einem zweiten Zuhause geworden. Wenn ich an den Wochenenden in meine Heimatstadt Mühlhausen fuhr, war mein erster Weg ins Haus des Handwerks und erst danach zu den Eltern.
Haus des Handwerks vor und während des Brandes
Im Alter von 20 Jahren bekam ich eine Kur wegen meiner Schuppenflechte, die mich zeitweise ganz schön nervte. Musste oft langärmelige Sachen tragen, während andere Mädels luftige Sommerkleidchen anhatten. Das war oft kein Vergnügen. Deshalb fuhr ich im Urlaub immer ans Schwarze Meer. Sonne und das salzhaltige Meer taten der Haut gut. Danach hatte ich eine Zeitlang Ruhe.
Eine Kur die ich bekam, ging ins Erzgebirge über Weinachten/Silvester. Natürlich gab es zu Silvester eine Party. Ich trug ein raffiniertes schwarzes Kleid. Alle Blicke richteten sich auf mich als ich eintrat; meine gingen hin zur Band. Die Blicke des Schlagzeugers trafen sich mit den meinen. Da sprühten die Funken.
Wir landeten in der Nacht noch im Bett.
Dazu muss ich etwas erklären: Die Leute dachten immer ich wäre eine wilde Hummel, denn mein Outfit war meistens sehr sexy. Also erwartete mein Schlagzeuger wohl eine tolle Nacht. Er konnte ja nicht wissen, dass ich mit 20 Jahren noch immer Jungfrau war. Das hat mir auch nie jemand geglaubt.
Es gab aber noch keine Pille und ich hatte viel zu sehr Angst, dass ich zu früh schwanger werden könnte. Mit Recht übrigens, wie sich später erwies. Bisher knutschte ich nur! Nicht nur mit Männern, auch mal mit einer Freundin, mit der ich zusammen in der Lehre war. Wir haben uns vorgestellt, wie es sein mag lesbisch zu sein. Ich denke heute noch an das Gefühl, war nicht das schlechteste, aber diese Richtung war wohl nicht für mich bestimmt. Ich kann aber Verstehen, das es mit einer Frau auch sehr schön sein kann.
Jedenfalls war mein Schlagzeuger wohl etwas überrascht, eine Jungfrau vorzufinden.
Er ließ sich danach 8 Tage lang nicht blicken. Wir hatten keine Kondome verwendet und meine Angst stieg von Tag zu Tag, ich könnte Schwanger sein, was denn dann auch zutraf.
Aber, das merkte ich erst viel später.
Meine Ungeduld stieg. Was wenn ich Schwanger war und er mich nicht heiratet?
Es waren die 60er Jahre. Da kam für mich nur eine Hochzeit in Frage. Ein uneheliches Kind, nicht auszudenken!
Am 8. Tag kam mein Schorsch, nahm mich in den Arm und fragte mich, ob ich ihn heiraten will.
Mir viel eine Zentnerlast vom Herzen. Ich glaube, ich hätte ihn auch genommen, wenn es nicht Liebe auf den ersten Blick gewesen wäre.
Zwei Wochen nach Silvester war Hochzeit in Oberwiesental. Der Portier raunte mir noch zu, „den Herzensbrecher wollen Sie heiraten?“ Natürlich beachtete ich diese Bemerkung überhaupt nicht.
Ich nähte die ganze Nacht hindurch an meinem Hochzeitskleid. Gerade fertig fiel das Fläschchen mit dem Nähmaschinenöl um. Ein böses Omen?
Ein Kurgast half mir den Flecken zu entfernen. Die Hochzeit feierten wir mit all den Kurgästen zusammen. Die Hochzeitsnacht danach fiel aus. Mein Angetrauter war so betrunken, das er weder das Bett noch mich fand. Das zweite schlechte Omen?
Kurz nach der Hochzeit gab es mal einen kleinen Streit. Schorsch machte eine Handbewegung, als ob er ausholen wolle, ich dachte, er würde mich ohrfeigen, wie sich jedoch herausstellte, war das ein Irrtum. Ich aber, das gebrannte Kind, deutete die Handbewegung falsch, ich hatte mir damals geschworen, dass mich in meinem ganzen Leben nie wieder ein Mann schlagen wird. Ich verachte zutiefst Männer die ihre Frauen schlagen. Das hat auch bis heute nie wieder jemand gewagt.
Jedenfalls packte ich seine Koffer und schmiss ihn raus. Er konnte jedoch das Missverständnis aus räumen und ich nahm ihn wieder auf. Da das Engagement meines Mannes noch 3 Monate dauerte, nahm ich eine Arbeit in der Küche an. Und blieb mit ihm bis zu seinem Vertragsende in Oberwiesental.