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3. Kapitel - Erste Ehe
ОглавлениеEs war ein traumhafter Winter mit viel Schnee und Sonne. Nach der Arbeit in der Küche, fuhren wir jeden Tag zusammen Ski.
Dann ging es heim zu meinen Eltern, wir wohnten mit Ihnen in einem Haus.
Meine Eltern waren nicht wenig überrascht als ich von Oberwiesental anrief und meine Geburtsurkunde haben wollte. Von einer Blitzhochzeit hielten sie zwar nichts, aber sie stellten sich auch nicht dagegen und sie waren einverstanden, dass wir in meinem Elternhaus wohnen wollten, denn Geld für eine eigene Wohnung hatten wir nicht. Außerdem war es fast unmöglich für ein junges Ehepaar in der DDR eine Wohnung zu bekommen.
Wir hatten nur ein Schlafzimmer für uns, Wohnzimmer, Küche und Bad teilten wir mit den Eltern. Ich suchte mir eine Arbeit als Verkäuferin und Schorsch bekam eine Anstellung bei einer Band, die jeden Abend in einem Tanzcafé spielte. An den Wochenenden ging ich manchmal mit. Das Los einer Musikerfrau war entweder sitzen bleiben oder mit anderen Männern tanzen.
An den meisten Abenden saß ich jedoch allein zu Haus, Schorsch kam oft erst in der Früh.
Noch machte ich mir keine Gedanken darüber, dass die Tanzabende nur bis 1 Uhr gingen. Schorsch meinte, er müsse sich danach abreagieren und mit Kumpels noch einen trinken.
Einmal fand ich in seiner Tasche einen Damenslip. Ich hab vergessen, was für eine Geschichte er mir auftischte, jedenfalls habe ich sie ihm geglaubt oder wollte es glauben. Ich war ziemlich naiv.
Sein Musikerkollege fragte ihn mal, „hast Du keine Angst, dass deine Frau dahinterkommt, wenn du dauernd fremd gehst?“ Er meinte nur, „sie glaubt mir doch jede Ausrede. „ Ganz schön dämlich was?“
Wir hatten immer noch keine eigenen Möbel und das Bett, in dem wir schliefen war nur ein normal Breites. Solang wir noch frisch verliebt waren, ging das ja. Jedoch inzwischen wussten wir, dass ich schwanger bin. Ich hatte von unseren beiden Gehältern etwas gespart um ein Schlafzimmer auf Kredit kaufen zu können.
Doch da kam mein Mann freudestrahlend nach Hause und präsentierte mir eine nagelneue E-Gitarre. Da gab´s dann den ersten großen Streit. Wir schafften es ein Jahr lang nicht uns eigene Möbel zu kaufen.
Inzwischen wurde unser Sohn geboren. Wir nannten ihn Frank, nach irgendeinem Schlagersänger, den mein Mann so mochte.
Eines Nachts kam Schorsch nicht nach Hause, auch nicht in der Früh und nicht am nächsten und übernächsten Tag. Dafür kam ein Brief von ihm:
„Meine liebe Siggi,
ich habe es in der DDR nicht mehr ausgehalten, bin in den Westen geflüchtet. Sobald ich hier Fuß fasse und Arbeit als Musiker gefunden habe, hole ich Dich und den Jungen nach.
Ich liebe Dich
Dein Schorsch.“
Was für ein Schock!
Wochenlang heulte ich mir die Augen aus. Ich glaubte nicht daran, dass er mich nachholt und außerdem war ich so Vernünftig, nicht mit einem Kleinkind über eine Grenze zu wollen, wo man auf Menschen schießt, die nichts weiter verbrochen haben als den Wunsch nach Freiheit.
Dafür stand am nächsten Tag die Staatssicherheit vor der Tür mit einem Durchsuchungsbefehl. Sie glaubten natürlich, dass ich davon gewusst habe und republikflüchtig werden wolle. Sie nahmen mich in ihre Dienstelle mit und verhörten mich einen ganzen Tag lang. Da ich sehr trotzig und stur sein kann, denn ich hatte mir nichts vorzuwerfen, schwieg ich und sagte während des ganzen Verhöres nicht ein einziges Wort und brachte damit den Stasimann fast zur Verzweiflung, dabei war er ein netter und gutaussehender Mann. Ich habe vor solchen Leuten nie Angst gehabt. Warum auch, mir ging es gut und ich hatte nie die Absicht in den Westen zu gehen. Nach diesem Tag belästigten sie mich erst einmal nicht weiter.
Ein paar Wochen später: Die Stasi holte mich wieder einmal, sie teilten mir mit, dass mein Mann mit einem Koffer voll DM über die Grenze zurückkommen wollte. Er wurde verhaftet und kam in Untersuchungshaft. Er sagte aus, dass er seine Familie hätte nachholen wollen. Das glaubte ihm glücklicherweise die Stasi nicht, er wurde später wegen Verdacht auf Spionage verurteilt.
Anfangs besuchte ich ihn noch, später aber ließ ich mich von ihm scheiden. Ich liebte ihn nicht mehr.