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Königin Isabella sponserte Christoph Kolumbus

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Der genuesische Seefahrer hatte schon mehrere Bittgesuche bei den Katholischen Majestäten eingereicht, aber Königin Isabella entschloss sich erst im letzten Moment, das abenteuerliche Unternehmen von Kolumbus zu finanzieren.

Schon im Jahre 1486, mitten in den erbitterten Kämpfen um die Eroberung des Kalifates von Grananda, wurde Königin Isabella von Kastilien und ihr Gemahl Ferdinand von Aragon auf einen kühnen Seefahrer namens Christoph Kolumbus aufmerksam gemacht, der seltsame Theorien über die Kugelgestalt der Erde verbreitete und behauptete, diese durch eine Seereise nach Indien beweisen zu wollen. Dabei hatte Kolumbus vor, nicht nach Osten wie bisher zu fahren, sondern nach Westen. War die Erde rund, so musste er auf diese Weise ebenfalls nach Indien gelangen.

Christoph Kolumbus, der wahrscheinlich um das Jahr 1451 in Genua das Licht der Welt erblickt hatte, war der Sohn eines Webers, der sich nicht entschließen konnte, das Handwerk seines Vaters zu erlernen. Das Meer hatte ihn von Kindesbeinen an fasziniert, sodass er schon mit 14 Jahren anheuerte und zur See fuhr. Wissensdurstig, wie er war, studierte er eifrig die Karten von Paolo Toscanelli und kam zu dem Schluss, dass die Erde keinesfalls eine Scheibe sein konnte, denn noch niemandem war es gelungen, den Rand der angeblichen Scheibe zu erreichen.

Da Kolumbus erfahren hatte, dass vor allem die portugiesischen Könige Entdeckungsfahrten gegenüber aufgeschlossen waren, zog der junge Mann nach Lissabon, wo er Felipa Perestrelo e Moniz heiratete und eine Familie gründete. So sehr er sich auch bemühte, König Joao II. für seine Pläne zu interessieren, so sehr stieß er auf Ablehnung. Der portugiesische König sah keine Veranlassung, einen genuesischen Abenteurer zu finanzieren, sodass Christoph Kolumbus gezwungen war, sich um andere Geldgeber umzusehen. Er hatte längst vernommen, dass die Königin von Kastilien und ihr Gemahl Ferdinand von Aragon ein offenes Ohr für neue Entdeckungsfahrten haben sollten, obwohl beide gerade dabei waren, das blühende Kalifat von Granada mit Feuer und Schwert von den Mauren zu erobern, um es in den Schoß der christlichen Kirche zu führen.

Nachdem Kolumbus 1485 mit seinem kleinen Sohn nach Spanien gezogen war, seine Frau war inzwischen gestorben, suchte er um Audienz bei den spanischen Majestäten an und trug ihnen seine Pläne vor, wobei er gleichzeitig um die Bereitstellung einer kleinen Flotte bat. Die Königin hörte den Ausführungen des Seefahrers fasziniert zu und unterbrach ihn höchstens, um interessante Fragen zu stellen, während ihr Gemahl beinahe teilnahmslos dasaß. Kolumbus erkannte erfreut, dass Isabella ganz und gar nicht abgeneigt schien, ihn zu unterstützen, obwohl sie eine so wichtige, weitreichende Entscheidung nicht alleine treffen wollte. Wozu hatte sie gelehrte Männer um sich? Die sollten das Für und Wider dieses faszinierenden Planes genau abwägen.

Es war beinahe zu erwarten, dass die katholischen Experten nach intensiven Beratungen zu einem ablehnenden Urteil kamen, denn das bisherige Weltbild würde in Frage gestellt werden, wenn Kolumbus mit seinen Theorien Recht behalten würde. Und das war absolut abzulehnen. Der Genuese warf aber die Flinte nicht sofort ins Korn, da er das Interesse der Königin bemerkt hatte. Immer wieder suchte er – auch bestärkt durch das aufmunternde Zureden zahlreicher Freunde in Spanien – bei Isabella um Audienz an, um sie endlich doch noch umzustimmen. Die Königin wäre wahrscheinlich längst bereit gewesen, ihm die Schiffe zur Verfügung zu stellen, wären seine persönlichen Forderungen nicht maßlos gewesen. So wollte er nicht nur Vizekönig über die neuen Länder werden, die er auf seinem Weg nach Indien entdecken würde, sondern er verlangte und bekam schließlich auch in den Capitulaciones von Santa Fe, einer Charta, in der der Auftrag zu neuen Entdeckungen schriftlich niedergelegt war, zugesichert, dass er den Zehnten aller durch die Eroberungen erworbenen Güter als Privateigentum behalten durfte und zusätzlich noch ein Achtel aus dem Gewinn, den der Schiffsverkehr bringen sollte.

Mit dem Titel eines Großadmirals ausgestattet, konnte Kolumbus seine abenteuerliche Fahrt übers Meer beginnen, nachdem ihm bei einer neuerlichen Vorsprache in Granada beinahe wiederum ein Expertenkonsortium den Weg abgeschnitten hätte. Kolumbus war schon deprimiert aus der Stadt geritten, als es sich Isabella von einem Moment auf den anderen plötzlich überlegte und ihrem sicheren Instinkt nachgab. Sie schickte dem Genueser einen Boten nach, der ihn zurückholen sollte, und eröffnete dem völlig Überraschten, dass sie mit seinen Forderungen und Vorschlägen einverstanden wäre und ihm die nötigen Mittel zur Verfügung stellen wollte. Was Isabella nicht wusste, war freilich die Tatsache, dass Kolumbus wahrscheinlich auch ohne ihre Hilfe gen Westen gesegelt wäre, denn seine Ideen waren einem reichen Mann namens Luis de Santángel zu Ohren gekommen, der sich von dem Abenteuer persönlichen Gewinn erhoffte. Deshalb hatte er sich bereit erklärt, das riskante Unternehmen mit seinem gesamten Privatvermögen abzusichern, wobei er dem Seefahrer versprach, große Geldmittel zur Verfügung zu stellen.

Es waren politische und religiöse Motive gewesen, die eine Änderung der Einstellung Isabellas bewirkt hatten. Sie hatte mit sicherem Instinkt erkannt, dass ein Erfolg von Kolumbus für sie, für Kastilien, für ganz Spanien, ja für die gesamte Christenheit nur von Vorteil sein konnte. Glückte die Fahrt übers Meer und hatte der Seefahrer Recht, so würde er viel Neues, Wertvolles, vielleicht sogar große Reichtümer mit nach Hause bringen. Dazu kam, dass man endlich beginnen konnte, den Ungläubigen auf der anderen Seite der Erde die Botschaft Christi zu übermitteln. Wie unendlich würden ihre Verdienste für die Ewigkeit sein!

Isabellas Gemahl Ferdinand blieb bei den Verhandlungen seiner dynamischen Frau im Hintergrund. Er hörte nur dann aufmerksam zu, wenn die Rede auf finanzielle Vorteile kam; alles andere interessierte ihn herzlich wenig, vor allem, da der Atlantik, das Meer im Westen, fern von seinem Einflussgebiet, von Aragon, war. Für ihn war einzig und allein das Mittelmeer von Bedeutung, hier fuhren die aragonesischen Schiffe nach Italien, mit dem man Handel trieb und politische Beziehungen hatte. Wahrscheinlich hätte Kolumbus niemals eine Chance für seine weltbewegende Entdeckung gehabt, hätte Ferdinand eine Entscheidung über seine Expedition fällen sollen.

Am 3. August 1492 stach Christoph Kolumbus endlich mit dem Flaggschiff Santa Maria und zwei Begleitschiffen in See. Nach einer abenteuerlichen Fahrt über den Atlantik entdeckte der Matrose Rodrigo de Triana am 12. Oktober zum ersten Mal wieder Land. Die kleine Flotte hatte eine Insel der Bahamas erreicht, worüber der Großadmiral einen Bericht zu Papier brachte: »Ich begab mich, begleitet von Martin Alonso Pinzo und dessen Bruder Vicente Yanez … an Bord eines mit Waffen versehenen Bootes an Land. Dort entfaltete ich die königliche Flagge …« Kolumbus nannte die für die Seefahrer heilbringende Insel San Salvador.

Es war nicht die einzige Insel, die Kolumbus auf seinen Fahrten entdeckte, wobei er zwar südamerikanischen Boden, aber nicht das Festland von Nordamerika betrat. Als in den für die spanische Krone okkupierten Gebieten Unruhen der einheimischen Bevölkerung gegen die plötzlich aufgetauchten weißen Besatzer ausbrachen, griff Kolumbus übertrieben hart durch, was nicht einmal von der spanischen Obrigkeit goutiert wurde. Die Katholischen Majestäten setzten ihn ab und ließen ihn in Ketten zurück nach Spanien bringen, wo er zwar nicht verurteilt wurde, aber in Ungnade fiel, da er die sagenhaften Schätze, von denen auch die Könige träumten, nicht übers Meer gebracht hatte. Als vergessener und gebrochener Mann starb Christoph Kolumbus am 20. Mai 1506 in Valladolid, immer noch in dem Glauben, über den Weg nach Westen nach Indien gekommen zu sein. Die Kugelgestalt der Erde hatte er bewiesen!

Der goldene Apfel

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