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Ein Platz für unsere Ahnen

Zuerst wollte ich dieses Kapitel mit der Überschrift „Ahnenaltar“ versehen. Das Wort Altar schreckt natürlich viele – mich einschließlich – ab. Wir verbinden das Wort Altar im Kopf viel zu sehr mit den Kirchen, wobei Altar übersetzt schlicht und ergreifend „Opfertisch“ bedeutet.

Auch nicht wirklich freundlich, oder? Opfer? Müssen wir unseren Ahnen ein Opfer bringen? Bin ich etwa das Opfer meiner Ahnenreihe? Was so ein simples Wort in mir auslösen kann. Sollte ich meine Wortwahl ändern, wenn ich meinen Klienten empfehle, einen kleinen Ahnenaltar zu errichten, oder muss ich mein persönliches Kopfkino ändern? Wenn es aber auf mich so abstoßend beim Schreiben wirkt, wie wirkt es dann erst auf dich als Leser?

Ich hätte nie gedacht, dass mich etwas Alltägliches so beschäftigen könnte. Noch vor 100 Jahren war es in den Familien gang und gäbe, den Ahnen eine Ecke im Haus einzurichten. In Bayern findet man das übrigens in vielen Bauernhäusern heute noch. Ich selbst habe ja eine Ahnenreihe, die mütterliche Seite, die mir sehr vertraut ist und die ich sehr liebe. Die Seite meines Vaters kenne ich kaum, obwohl er zahlreiche Geschwister hat. Gerade weil ich zu dieser Ahnenreihe so gar keine Bindung hatte, war es für mich sinnvoll, mit diesen Ahnen zu arbeiten. Inzwischen habe ich einen Ahnenteller, einen großen Tonteller, auf dem ich immer mal wieder Dinge platziere, die ich im Wald finde und die mich besonders ansprechen. Dazu stehen bei uns immer eine Kerze und das Foto meiner Großeltern bei diesem Teller. Wenn ich ein Muster aus der Ahnenreihe erkenne, mich etwas beschäftigt oder sich schwer anfühlt, schreibe ich es auf und lege es unter den Teller. Nach 21 Tagen nehme ich meinen Zettel mit dem Anliegen wieder weg und verbrenne ihn. Die Asche verstreue ich in der Natur und bedanke mich bei meinen Ahnen für die Inspiration.

Klar klingt das, als hätte ich eine riesige Macke. Ich kann dir aber aus eigener Erfahrung berichten, dass es für mich immer sehr heilsam war, und ich mich oft selbst viel besser verstanden habe, wenn ich dieses Ritual auf meinem Weg beibehalten habe. Mich stimmt meine Ahnenecke friedlich, und wenn ich neue Inspiration suche, kann ich mich oft in totaler Stille davorsetzen und mit meinen Ahnen im Geiste kommunizieren.

Übrigens war mein Großvater väterlicherseits auch der Erste, der mir intensiv begegnete, als ich mich für die Geistige Welt geöffnet hatte. Leider habe ich ihn nie kennenlernen können, da er verstarb, als mein Vater drei Jahre alt war. Er war es auch, der mich bei einem Jenseitskontakt vor Jahren dazu gebracht hat, einen Vortrag meines jetzigen Mannes zu besuchen, der mir zum damaligen Zeitpunkt völlig unbekannt war. Aber das ist eine andere Geschichte, und die, liebe Leserin, lieber Leser, erzähle ich dir gerne ein anderes Mal privat.

Es ist spannend, wie Ahnen mit einer ganz sanften und subtilen Führung helfen. Wir müssen nur entscheiden, ob wir uns die Zeit nehmen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Schon aus diesem Grund empfehle ich dir von Herzen, dir solch eine Gedenkecke einzurichten. Mach dir aber bitte an dieser Stelle bewusst: Die Ahnen (zumindest die Verstorbenen!) haben keinerlei Forderungen an dich. Sie sind deinen Weg vor dir gegangen, haben ihn bereitet, mit ihren Erfahrungen geprägt und sowohl die schweren Verstrickungen als auch ihre Stärken, ihre Liebe in dein ganz persönliches Ahnenfeld getragen.

Übrigens werden unsere Verstorbenen inzwischen in viele Feiern mit einbezogen. Man widmet ihnen auf Hochzeiten oder Geburtstagen einen Tisch mit ihren Fotos und manchmal sogar mit ihren persönlichen Gegenständen. Ich finde diesen Brauch aus der Neuzeit wunderschön und hoffe, dass er weitere Kreise zieht.

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Ahnentango

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