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EIN WORT ZUVOR
ОглавлениеDies ist ein Buch über Freude, über Wunder, über die Weisheit der Natur und den Glauben an die Zukunft. Es ist aber vor allem ein Buch, das Sie als werdende Mutter und werdende Eltern auf dem Weg durch Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die erste Zeit mit Ihrem Baby begleiten möchte.
Jede Frau, jedes Kind ist anders
Was Sie in diesem Buch nicht finden werden, sind verbindliche Ratschläge, die für alle Schwangeren, Mütter und Väter als die einzig richtigen gelten. Es ist aus unserer Sicht wunderbar, dass Sie in unserem Teil der Welt die Möglichkeit haben, Ihr Baby zu Hause mit der begleitenden Unterstützung Ihrer Familie und einer Hebamme zur Welt zu bringen. Genauso wunderbar ist es, dass Ihnen große Kliniken zur Verfügung stehen, die darauf eingerichtet und vorbereitet sind, Ihnen und Ihrem Baby bei fast allen medizinischen Problemen rasch zu helfen.
Erfahrungsschatz und aktuelle medizinische Erkenntnisse
Um dieses Buch zu schreiben, haben wir aus unseren langjährigen Erfahrungen als Hebamme und Ärztin im In- und Ausland und aus unserer täglichen Praxis geschöpft. Zusätzlich haben wir wissenschaftliche Publikationen, Fachzeitschriften und Datenbanken im deutschen und englischen Sprachraum gesichtet, um Ihnen die aktuellsten Erkenntnisse der Wissenschaft zu präsentieren. Zudem lassen wir vier Fachexpertinnen, allesamt auch Hebammen, in Interviews zu brandheißen Themen zu Wort kommen. Wir danken Anja Constance Gaca, Prof. Rainhild Schäfers, Dorothee Wezler und Prof. Friederike zu Sayn-Wittgenstein ganz herzlich für diese Mitarbeit.
Nicht vergessen: Die meisten Schwangerschaften verlaufen gesund!
Auch wenn medizinische Aspekte wichtig sind, haben wir uns nicht nur auf diese konzentriert. Schließlich sind Sie schwanger und nicht krank! Sie sind eine Frau, die durch einen natürlichen Lebensprozess geht: Sie werden Mutter. Das bedeutet neben den körperlichen Veränderungen auch, dass sich Ihre Einstellung und das soziale Gefüge, in dem Sie leben, wandeln. Daher richtet sich unser Buch genauso an alle Männer, die Väter, sowie an alle Partnerinnen und Partner, die Co-Mütter beziehungsweise Co-Väter werden.
Auf einigen Seiten beschreiben wir die häufigsten schwangerschafts-, geburts- sowie wochenbettspezifischen Komplikationen. Aber glauben Sie uns, Sie werden nicht alle durchmachen müssen. Einige davon werden höchstens eine Handvoll Leserinnen betreffen. Wir wollten diese Themen nur nicht weglassen, um auch diesen wenigen Frauen und ihren Familien die für sie notwendigen Informationen zu geben.
Schließen Sie unseren »Giftschrank« ruhig wieder, und denken Sie daran, dass in unserer Region die meisten Frauen eine gesunde Schwangerschaft und Geburt erleben und danach ein wundervolles, energiegeladenes Baby im Arm halten. Dafür wünschen wir Ihnen von Herzen alles Gute!
Hebamme mit Leib und Seele
Silvia Höfer: »Ich habe den schönsten Beruf der Welt.«
Als Jugendliche wollte ich Reisejournalistin werden. Ein Beruf, der in meiner Vorstellung Abenteuer versprach.
So war ich nach dem Abitur glücklich über die Chance, neben und nach der Universität beim BBC und WDR zu arbeiten. Eine meiner ersten selbst recherchierten Reportagen beschrieb die Arbeit einer freiberuflichen Hebamme in Köln. Von meinem ersten Honorar unternahm ich eine Reise in den Südosten Indiens, die als »Nebenprodukt« eine Sendung über die dortige Frauengesundheit bringen sollte. Den Zugang zum Leben der in Tamil Nadu lebenden Frauen bekam ich durch Amisha, eine der traditionellen Hebammen. Da hat es mich »erwischt«. Ich war einem Beruf begegnet, der alle meine Träume von Abenteuer erfüllte, der mich dem Wunder des Menschseins deutlich näher brachte, als meine Berichte darüber es je hätten tun können. So fing mein Hebammenleben an, das mich bis auf den heutigen Tag behaupten lässt: Ich habe den schönsten Beruf der Welt!
Als junge Mutter begann ich 1981 meine Ausbildung zur Hebamme in Berlin. Gemeinsam mit Nora Szász und anderen Frauen gründeten wir 1982 den ersten Geburtshausverein in Deutschland. Wir wollten dafür arbeiten, dass junge Familien eine selbstbestimmte Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft erleben dürfen – was zu diesem Zeitpunkt noch alles andere als selbstverständlich war.
Und so ist seit meinem Examen zur Hebamme die Begleitung von Eltern und Babys entsprechend ihrer Bedürfnisse und Wünsche ein treibender Motor für meine Arbeit. Das Erforschen von wissenschaftlichen Zusammenhängen um das Elternwerden und -sein, Arbeitsaufenthalte in anderen Ländern und das Erarbeiten von Qualitätskriterien mit Kolleginnen folgten.
Und so sind nach einer über 40-jährigen Erfahrung als freiberufliche Hebamme sowohl das überlieferte Wissen und Handwerk als auch die neueren »Werkzeuge« der Wissenschaft das, was meinen Berufsalltag spannend macht. Ich habe das große Glück, jeden Tag Babys bewundern zu dürfen, und bin dankbar für die große Offenheit der Menschen, die ich bei der »Hebammerei« begleiten darf.
Als Abenteuerin, die nie genug wissen kann, liegt mir die Vernetzung in die ganze Welt am Herzen. Gemeinsam mit Eltern werden wichtige Fragen gestellt und Antworten gefunden.
Antworten, die helfen, dass wir Hebammen Sie gut informiert und sicher auf Ihrem Weg begleiten können.
Von der Hebamme zur Frauenärztin
Nora Szász: »Die Frauen stehen im Mittelpunkt meines beruflichen Handelns.«
Während meines ersten Praktikums in einem kleinen Belegkrankenhaus auf dem Land lernte ich die Arbeit einer schon hochbetagten Hebamme kennen. Mich faszinierte ihre Erfahrung und Kompetenz. Die Verhältnisse waren ganz einfache und ich mochte es, wie versiert und unaufgeregt sie den Frauen in ihrer täglichen Arbeit begegnete. Als ich dann Anfang der 80er-Jahre selbst den Beruf der Hebamme erlernte, fand ich mich wieder in einem der modernen, auf neueste Technik ausgerichteten geburtsmedizinischen Zentren Deutschlands.
Der Kontrast hätte nicht größer sein können.
Unter den Hebammen brodelte es allerdings schon längst und so schloss ich mich der aufkommenden Bewegung für eine selbstbestimmte Geburt an. Mir gefiel es, zusammen mit anderen engagierten Frauen an einer Alternative zur technisierten Klinikentbindung zu arbeiten. Die Gründung eines nur von Hebammen geleiteten Geburtshauses in Berlin-Charlottenburg, das 1987 eröffnete, war die logische Konsequenz. Uns alle verband da mals und verbindet noch heute die Idee, dass Schwangerschaft und Geburt ganz natürliche Vorgänge im Leben einer Frau sind.
Als ich dann später Medizin an der Freien Universität in Berlin studierte, tat ich das unter der festen Vorstellung, mich lediglich als Hebamme weiterbilden zu wollen. Denn längst war ich Teil eines Netzwerkes – die Zusammenarbeit mit Silvia Höfer geht auf diese Zeit zurück – geworden, das sich im Laufe des Studiums und der darauffolgenden Berufsjahre von der Geburtshilfe auf den Bereich der Frauengesundheit ausdehnen sollte.
Außerdem fing ich an, motiviert durch meine Liebe zum Hebammenberuf zur Hebammengeschichte zu forschen, wodurch ich viel über Traditionen und Entwicklungen dieses alten Frauenberufes erlernen konnte.
Der berufliche Wechsel von der Hebamme zur Ärztin fiel mir schlussendlich leichter als vermutet. Vielleicht lag dies auch daran, dass ich über all die Jahre begriffen hatte, dass im Mittelpunkt unseres beruflichen Handelns immer die Frau stehen wird, ob als Schwangere, Gebärende oder Wöchnerin, und unsere gemeinsame professionelle Begleitung und Unterstützung braucht.
Uns gegenseitig immer ein bisschen klüger zu machen, uns stetig zu entwickeln, unser Wissen und unsere Erfahrung weiterzugeben und voneinander zu lernen ist das Konzept, das meiner Arbeit als Frauenärztin zugrunde liegt. Genau aus diesem Ansatz heraus ist der vorliegende Ratgeber entstanden.