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Vorneweg: Was ist Mobbing?

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Für Mobbing gibt es viele Definitionen, die sich nur teilweise überschneiden. Uneinigkeit herrscht zum Beispiel darüber, über welchen Zeitraum einzelne Mobbing-Handlungen erfolgt sein müssen, um in ihrer Gesamtheit als Mobbing zu gelten. (Man beachte: Mobbing ist ein Prozess, der erst aus der Rückschau zu identifizieren ist!)

Allen Definitionen gemeinsam sind zwei Merkmale von Mobbing: Wie gerade erwähnt, muss Mobbing über einen längeren Zeitraum (zumeist werden mehrere Monate genannt) erfolgt sein, und Mobbing muss zum Ziel haben, dem Opfer zu schaden, zum Beispiel, indem es aufgrund gezielter Rufschädigung eine in Aussicht gestellte Beförderung nicht erhält, oder noch schlimmer, indem es zur Kündigung getrieben wird.

Es gibt eine Vielzahl von Handlungen, die Bestandteil des Mobbings sein können. Dazu zählen zum Beispiel:

 Ignorieren

 Ausgrenzen

 Verstummen aller Gespräche, wenn das Mobbing-Opfer den Raum betritt

 Vorenthaltung von Informationen

 Verspotten

 Beleidigung

 Sexuelle Belästigung

 Rufschädigung

 Abwertung der Persönlichkeit des Opfers

 Lügen verbreiten

 Gezielte Demütigung, auch vor Dritten

 Ungerechtfertigte/Übertriebene Kritik

 Keine Arbeit mehr geben

 Zuweisung sinnloser Tätigkeiten

 Körperliche Angriffe

Bei Mobbing handelt es sich also um weitaus mehr als nur um eine Sammlung harmloser Hänseleien oder lächerlicher Lappalien.

Mobbing entsteht also aus vielen einzelnen Handlungen, die sich über längere Zeit hinweg ansammeln, und durch die das Opfer ständig abgewertet wird. Hierin liegt die besondere Problematik des Mobbings begründet: Es hat keinen eindeutig erkennbaren Anfang und wird deshalb vom Opfer in den ersten Wochen, wenn nicht gar Monaten, kleingeredet. Jeder wird einmal übersehen, zu Unrecht vor den Kollegen zurechtgewiesen oder erhält die unbeliebteste Arbeit zugewiesen. Zunächst hält das Mobbing-Opfer diese Handlungen für Zufälle, für eine vorübergehende schlechte Laune des Vorgesetzten, für normale Reibereien im Arbeitsleben. Es wehrt sich nicht, sondern denkt sich: „Alles wird sich wieder einrenken.“ Die Mobber (vielleicht ist Mobbing zunächst gar nicht ihre Absicht, wer weiß, vielleicht haben sie zunächst nur ihren Spaß daran, das Opfer zu veralbern?) machen weiter. Das Opfer erträgt die Taten der Mobber, denn es unterstellt ihnen keine bösen Absichten. Langsam schaukelt sich die Situation hoch: Die Mobbing-Handlungen werden aggressiver, die Witze werden unverschämter, Lügen über das Opfer werden gestreut, die Arbeit des Opfers wird sabotiert, das Opfer wird lächerlich gemacht. Das Opfer fühlt sich unglücklich, schlecht behandelt, verzweifelt. Es macht sich Vorwürfe, dass es nicht früher die Mobber in die Schranken gewiesen hat. Doch wie hätte es voraussehen sollen, dass aus Scherzen später sexuelle Belästigung werden würde? Wie hätte es wissen können, dass sich aus der schlechten Laune seines Vorgesetzten eine ständige Missachtung des Opfers entwickeln würde? – Weil das Mobbing nicht von einem Tag auf den anderen einsetzt, sondern sich langsam einschleicht, ist es so schwer, die Anzeichen zu erkennen. Wenn dem Opfer klar wird, dass es absichtlich ausgeschlossen wird, ist es meist schon zu spät. Die Mobber haben schon „Blut geleckt“; sie nehmen das Opfer nicht mehr als Kollegen wahr, sondern als Feind, den sie unschädlich machen müssen.

Mobbing-Opfer sind nicht schuld

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