Читать книгу Josh & Emma - Portrait einer Liebe - Sina Müller - Страница 10

Nachdenken

Оглавление

„Und, was macht Kevin?“, fragte Joshua wenig interessiert. Ich wusste, er wollte die Unterhaltung am Leben halten, sie auf sicheres Terrain führen. Vermeintlich sicher. Denn alles, was mit Kevin zu tun hatte, glich einem Minenfeld. Allzu oft waren wir aneinandergeraten, weil Joshua eifersüchtig auf Kevin gewesen war.

„Der klebt in Costa Rica fest. Sammelt wahrscheinlich noch immer Schildkröteneier.“ Beim Gedanken daran, dass Kevin unter die Umweltschützer gegangen war, musste ich unwillkürlich schmunzeln. Er hatte vor kurzem ein Mädchen kennengelernt. Mathilda aus Schweden. Seither hatten wir uns kaum gehört, und wenn, dann hatte er mir einen Vortrag über Umweltverschmutzung in Europa gehalten. Er hatte Besseres zu tun, als sich ständig meine miese Laune zu geben. Ich war ihm nicht böse. Im Gegenteil. Es war eine Erleichterung, dass er mir nicht ständig sagte, was ich tun und lassen sollte.

„Oh, wow. Wie kam das?“ Joshua lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm das inzwischen abgekühlte Teeglas in beide Hände. Erstaunt stellte ich fest, dass auf meiner Seite des Tellers der Großteil der Hirsefladen abgenagt war. Ganz im Gegenteil zu Joshuas. Nun wunderte es mich nicht, dass mir latent übel war. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel gegessen.

„Na ja, es stand vor unserem Klettertrip nach Amerika schon fest, dass er im September nach Costa Rica gehen würde.“ Zuerst war es hart gewesen, nach Joshua auch noch Kevin zu verlieren. Aber er hatte mir so viel gegeben, ohne ihn hätte ich die ersten Wochen ohne Joshua nicht überlebt. Ich musste ihn gehen lassen. Was blieb mir auch anderes übrig? Stattdessen verkroch ich mich in den alles umfassenden Nebel, der mich in Gleichgültigkeit hüllte.

„Du hast mir ganz schön Hörner aufgesetzt“, sagte Joshua, und ein leiser Vorwurf schwang mit.

„Hey, ich hatte dir gesagt, dass Kevin nichts damit zu tun hat. Aber das wolltest du nicht hören“, verteidigte ich mich.

„Ja … Was hältst du davon, wenn …“ Joshua atmete tief ein und zog einen Mundwinkel hoch. „… wenn wir einfach mal die Vergangenheit ruhen lassen?“ Er blickte mich abwartend an. Es war ein Angebot. Ich brauchte nicht zu überlegen. Dankbar nahm ich es an und nickte.

„Was sagt eigentlich Carol dazu, dass ihr alle Konzerte abgesagt habt?“, fragte ich und nahm einen allerletzten Bissen. Danach würde ich explodieren.

„Du weißt davon?“ Augenblicklich schoss mein Blut literweise in meinen Kopf. Das schlechte Gewissen hämmerte schadenfroh gegen meine Brust. Nein, er konnte nichts von Tom und mir wissen. Sicher dachte er, ich hätte es von Liv mitbekommen. Oder selbst im Netz etwas darüber gefunden. Das war okay. Ich nickte.

„Na ja, du kennst sie ja. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie uns noch mit der Peitsche auf die Bühne getrieben.“

„Kann ich mir gut vorstellen“, murmelte ich und spülte den letzten Rest Tee runter. Es war lange her, dass ich mich so satt gefühlt hatte. Und kugelrund.

„Willst du noch einen Nachtisch?“

Ich lachte kurz auf und hob meine Hände abwehrend hoch. „Du willst mich wohl mästen?“ Ich zwinkerte ihn an.

„Komm, wir zahlen vorne. Ich muss an die frische Luft.“ Er nickte Richtung Ausgang, und ich stand umständlich von der harten Holzbank auf. Eine stille Trauer kroch in mir hoch. Ich wollte noch nicht nach Hause, wollte nicht, dass unser Abend zu Ende ging. Es hatte Höhen gegeben. Es hatte Tiefen gegeben. Aber es war lange her, dass ich mich so lebendig gefühlt hatte. Dass ich Schmerz empfunden hatte. Freude gefühlt hatte.

Natürlich ließ es sich Joshua nicht nehmen, mich nach Hause zu begleiten. Das hatte er immer getan und würde es auch dann tun, wenn wir uns nur gestritten hätten. Ich wählte unzählige Umwege und baute darauf, dass sich Joshua in München zu wenig auskannte, als dass er meine Strategie durchschaute.

„Was macht Marc so? Wie geht’s Lisa“, übte ich mich in Smalltalk. Ich spürte, dass der Abschied nahe war und ich unaufhaltsam auf den Abgrund zu steuerte. Und ich hatte Angst davor. Angst, hinabzustürzen und keinen Strohhalm zu finden, an dem ich mich festkrallen konnte.

„Marc genießt die Zeit. Er hat hier einen Flügel stehen und spielt Tag und Nacht irgendwelche Klassikstücke. Ich glaube, das hat ihm echt gefehlt. Einfach mal für sich zu spielen. Und Lisa. Die ist irgendwo in der Schweiz. Hat einen richtig dicken Auftrag bekommen. Ich glaube, irgendein neues Designhotel, das sie von Grund auf mitgestaltet.“

„Wow. Hört sich ja nach ’nem echten Karrieresprung an. Schade nur, dass sie und Marc die Zeit hier nicht zusammen genießen können.“ Langsam gingen mir die Ideen aus, welche Wege ich noch einschlagen könnte, um das unvermeidliche Abschiednehmen hinauszuzögern. Also steuerte ich schweren Herzens Erics Haus an.

„Ja, das ist echt blöd. Aber die beiden nehmen gerade eh ’ne Auszeit.“ Mein Kopf schnellte herum.

„Auszeit?“ Die Beziehung zwischen Marc und Lisa war mir immer wie eine uneinnehmbare Festung vorgekommen. Nichts konnte die beiden auseinanderbringen, nichts an ihrer Liebe rütteln.

„Tja, wir haben alle unsere Opfer gebracht. Die Reiserei, der Stress ist eben auch an Marc nicht spurlos vorüber gegangen“ Joshua klang bitter.

„Das tut mir leid. Ich hoffe, sie kriegen die Kurve. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die beiden nicht mehr zusammen sind.“ Aber das hatte ich auch von Joshua und mir gedacht.

„Tja, ich mir auch nicht. Aber die Liebe findet einen Weg. Irgendwann. Irgendwie“, sagte Joshua und zwinkerte mich an. Mein Herz flatterte erneut wie ein hungriger Kolibri.

„Da vorne. Da wohne ich.“ Ich zeigte auf den Altbau, in dem Eric seine unverschämt große Wohnung hatte. Fünf Zimmer für sich allein. Den Rest des Hauses hatte er vermietet. Ich kramte nach meinem Schlüssel. In wenigen Minuten würde ich abstürzen. In dieses graue Nichts, das ich so sehr fürchtete. Wie konnte ich nur weiter den Abschied hinauszögern? Wer wusste schon, wann ich Joshua das nächste Mal sehen würde.

„Okay. Versprichst du mir, darüber nachzudenken?“ Joshua sah mich durchdringend an. Ich verstand nicht. Hatte ich etwas verpasst? „Über die Artwork-Geschichte“, half er mir auf die Sprünge.

„Joshua, ich habe doch schon ...“ Doch er legte mir den Zeigefinger auf die Lippen.

„Denk darüber nach. Mehr verlange ich gar nicht.“ Er lächelte sanft. „Und hör dir die Songs an. Sie werden dir gefallen.“ Ich nickte schwach. „Also, ich ruf dich an, ja?“ Ich schlug die Augen nieder. Ich konnte das nicht. Nicht dieses Freundschaftsding. Das hatte bei Kevin geklappt. Weil ich ihn nicht mehr geliebt hatte. Aber bei Joshua …

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, druckste ich rum.

„Bitte. Lass mich nicht betteln.“ Er legte den Kopf schief.

„Ich glaub’ nicht, dass wir es hinkriegen, Freunde zu sein. Ich kann das nicht“, sagte ich schließlich und hoffte, dass er den bitteren Unterton nicht allzu sehr heraushörte. Die Tiefe zog mich immer näher heran. Ich war bereit zu fallen. Mich einzuhüllen in eine Decke aus Nichts, um den Schmerz zu betäuben. War bereit loszulassen.

„Wer sagt denn, dass es das ist, was ich will?“ Er stupste sanft meine Nase, drückte mir einen viel zu schnellen Kuss auf die Wange und hatte sich umgedreht, bevor ich etwas sagen konnte.

Als sich die Haustür hinter mir schloss, ließ ich mich kraftlos zu Boden gleiten. Ein spitzer Pfeil bohrte sich in mein Herz, brannte, als ob seine Spitze aus flüssigem Metall wäre. Ich lachte. Der Schmerz drang tiefer in mich ein, und ich freute mich. Denn es war lange her, dass ich etwas Ähnliches gefühlt hatte. Dass ich überhaupt etwas gefühlt hatte.

Ich zwang mich dazu, mich aufzurappeln und aufs Bett zu legen. Wie ein Film lief der Abend in allen Einzelheiten in meinem Kopf ab. Es gab so vieles, das ich nicht einordnen konnte. Warum wollte er, dass ich seine Songs anhörte? Bestimmt war das seine Art, sich mit unserer Trennung auseinanderzusetzen. Aber warum konnte er sie nicht einfach auf CD pressen und in die Welt hinausschreien, was er von mir hielt? Ich seufzte. Genau, weil Joshua eben Joshua war. Er würde mir nicht wehtun wollen. Obwohl ich ihm das Herz gebrochen hatte.

Was sollte die Sache mit dem Artwork? Warum war es ihm so wichtig, dass ich dem neuen Album ein Gesicht verlieh? Und was meinte er damit, dass er gar nicht mit mir befreundet sein wollte? War ich ihm plötzlich egal? Oder ging es ihm genauso? Konnte er sich ein Freundschaftsding auch nicht vorstellen? Wollte er einen klaren Cut? Alles aussprechen, klarstellen, wie er zu mir stand und dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden?

Mein Kopf ratterte, meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich spürte die Hitze, die das Zusammentreffen in mir ausgelöst hatte. Die diese frostige Kälte der letzten Monate verdrängt hatte. Es brannte. Es tat weh. Und trotzdem war es besser als das fiese Nichts, das mich gelähmt hatte.

Ich zwang mich dazu, an die Farbe Schwarz zu denken und hoffte, der alte Trick würde mein Gedankenkarussell stoppen und mir helfen, endlich einzuschlafen. Morgen würde ich hoffentlich etwas klarer sehen und wissen, wie es weitergehen sollte.

Am nächsten Morgen sah nichts klarer aus. Ich wusste, ich sollte glücklich sein. Dankbar, dass ich ihn wiedergesehen hatte. Dass es schön gewesen war und dass er nett zu mir gewesen war. Nett. Bei diesem Wort drehte sich das Messer, das noch immer in meiner linken Brust steckte und bohrte sich tiefer in mein Innerstes. Nichts hatte Platz in meinem Herzen außer dieser unbändigen Sehnsucht, diesem umfassenden Gefühl, ohne den anderen nicht mehr sein zu wollen. Und Joshua war … nett zu mir.

Das Vibrieren meines Handys riss mich aus dem Halbschlaf. Eine SMS. Von Tom. Ich verdrehte die Augen und klickte sie an. „Einsam? Zweisam! Lass uns zusammen abhängen, der Tag ist viel zu schön, um allein Trübsal zu blasen.“ Er wurde es einfach nicht müde, mir auf die Nerven zu gehen. Ich setzte mich halb auf und schob den altbackenen Vorhang ein Stück zu Seite. Es regnete. Ich schnaubte verächtlich. Wahrscheinlich hatte er zu viele Happy Pills eingeworfen. „Nein!“, war meine Antwort, die ich, ohne weiter zu überlegen, an ihn zurückschickte.

Ich kringelte mich wie eine Katze unter meiner Decke ein und hoffte, dass mich der Schlaf erneut übermannen würde. Das tat er nicht. Natürlich. Auf ihn war schon seit einer Ewigkeit kein Verlass mehr. Ich seufzte und schaltete die Kaffeemaschine an. Mit einem dampfenden Kaffee und einer fast leeren Schachtel Cornflakes beladen setzte ich mich an den Schreibtisch. Viel hatte ich in den letzten Tagen nicht zustande gebracht. Ein paar Blätter. Blumen. Einen hässlichen Käfer. Ich blätterte zu den Skizzen von Joshua. Er hatte sich kaum verändert, seit ich die Zeichnungen von ihm angefertigt hatte. Die Haare trug er kürzer. Das Gesicht war vielleicht etwas schmaler, und in den Augen brannte dieser Ausdruck, den ich nicht hatte greifen können.

Ich blätterte weiter und blieb an einer Studie hängen, die ich nach einem Konzert angefertigt hatte. Joshua auf der Bühne, singend, mit der Gitarre in der Hand. Er hatte die Augen geschlossen. Alles an ihm strahlte eine unbändige Energie aus, er schien von innen heraus zu leuchten. Ich schluckte. Heute würde ich all die Emotionen nicht einfangen können, heute würde das gleiche Motiv dumpf wirken. Ausgelutscht und ausgespuckt. So wie ich mich selbst fühlte.

Der USB-Stick schien mich hämisch anzugrinsen. Nein, den würde ich heute ganz sicher nicht anfassen. Für einen Fausthieb war ich noch nicht bereit. Ich brauchte Kraft, um mich mit den Texten auseinanderzusetzen, Joshuas Abrechnung anzunehmen.

Ich ging zurück zum Bett und zog wie von einer unsichtbaren Macht geleitet einen verstaubten Karton darunter hervor. Mit klopfendem Herzen fläzte ich mich auf das ungemachte Bett. Seltsam, dass ich ausgerechnet all den Kram mit nach München genommen hatte, der mich an Joshua erinnerte. Hatte ich doch kaum genügend Unterwäsche mitgenommen, um über die Runden zu kommen. Von den T-Shirts ganz zu schweigen.

Nach kurzem Zögern hob ich den Deckel und erblickte Joshuas Mütze. Die schwarze Wollmütze, die er mir an unserem ersten Abend aufgesetzt hatte. Ich nahm sie vorsichtig aus der Schachtel und drehte sie gedankenversunken in den Händen. Wie wundervoll damals alles war. Damals, als alles noch offen war. Ich drückte die Mütze an die Nase und war erstaunt, dass sie nach all der Zeit in ihrem dunklen Verlies noch immer nach ihm roch. Zumindest mit etwas Fantasie. Ich lehnte mich zurück und ließ die Erinnerungen in meine Gedanken sickern.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich an die neckische Bewegung dachte, mit der Joshua mir die Mütze tiefer ins Gesicht gezogen hatte. Wie er mit diesem zarten Lächeln auf den Lippen über meinen Kopf gestrichen hatte. Ich seufzte und ließ mich tiefer sinken. Ich angelte weiter in der Kiste und zog das Amulett hervor. Das Foto hatte ich so oft angeschaut, als wir noch zusammen waren. Seit jenem Konzert im letzten Sommer hatte ich es nicht mehr gesehen. Mit einem leisen Klick sprang der Deckel auf. Joshua lächelte mir sanft entgegen. Und wieder reagierte mein Körper. Mit Wärme. Mit Herzklopfen. Und mit einer erdrückenden Sehnsucht. Tränen kämpften sich den Weg durch das vertrocknete Flussbett meiner Seele. Ich ließ sie, kämpfte nicht dagegen an. Viel zu lange hatte ich mir verboten zu weinen, dabei wusste ich, dass all die Tränen raus mussten, um einem neuen Gefühl Platz zu machen.

Ich kramte weiter in der Kiste, bis ich gefunden hatte, wonach ich suchte. Das kleine braune Etui lag wie ein Schmetterling in meiner Hand. Leicht und unschuldig. Nach einem tiefen Atemzug und unzähligen Herzschlägen öffnete ich es. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, steckte ich den iPod an den Netzstecker und drückte die Play-Taste. Ich wusste noch genau, was ich zuletzt gehört hatte: Der kleine Prinz. Gelesen von Joshua. Ich steckte die Kopfhörer in die Ohren und verkroch mich in eine viel zu warme Höhle aus unzähligen Decken, Kissen und anderem Kram, der im Bett nichts zu suchen hatte.

Ich lauschte Joshuas Stimme, ließ die Sehnsucht zu, den Schmerz und gab mich ihm hin. Genoss es, zu leiden und an ihn zu denken. An ihn. An uns. Wie es wohl sein würde, wenn wir … Ich verdrängte den Gedanken noch ein paar weitere Minuten. Doch er war stärker als ich. Wie es wohl sein würde, wenn er und ich wieder zusammen sein könnten? Als Paar. Als Liebende.

Der Wunsch sickerte weiter in mich, grub sich tief in mein Herz und brachte mich fast um den Verstand. Natürlich wusste ich, dass es niemals so weit kommen würde. Joshua hasste aufgewärmte Geschichten. Und er würde mir nie wieder so vertrauen, wie er es getan hatte. Damals. Vergangenheit. Aber was wäre das Leben ohne Träume?

Ich musste mich ablenken, musste einen Weg finden, wie ich glücklich sein konnte. Auch ohne Joshua. Ich gierte nach dem Gefühl, vermisste die Geborgenheit, die Luft, die einem dann zum Atmen blieb, wenn man glücklich war.

Tom. Er hat, was ich brauche, schoss es mir durch den Kopf. Ich zögerte einen Moment. So lange hatte ich nun durchgehalten. So lange war ich stark gewesen. Aber ich wollte nicht mehr. Ich wollte vergessen. Nur für ein paar Momente. Und Tom würde mir dabei helfen.

Ich wählte seine Nummer und wischte mir die Tränen und den Rotz der letzten Minuten notdürftig mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Mit jedem Tut beschleunigte sich mein Puls. Was tat ich hier? Ich sollte auflegen. Doch es war schon zu spät.

„Hey, Emmy. Hast du doch Sehnsucht?“, begrüßte mich ein gut gelaunter Tom. Ich hoffte inständig, dass Joshua nicht in seiner Nähe war.

„Indirekt.“ Ich atmete tief ein, als ich hörte, wie flattrig meine Stimme war. „Sag mal, hast du was für mich? Du weißt schon, irgendwas gegen diesen Scheiß-Frust. Ich drehe langsam echt durch. Du hast doch sicher … na, du kannst mir bestimmt ein paar bunte Pillen besorgen.“ Ich schloss die Augen. Unfassbar, dass ich ihn darum bat. Aber jetzt war es raus. Die andere Seite hüllte sich in Schweigen. Ich legte die Stirn auf die Knie und spürte, wie mir die Tränen über die Wangen kullerten.

„Ich komme vorbei“, murmelte Tom nach einer halben Ewigkeit. „Ich springe nur noch schnell unter die Dusche, ja?“ Ich nickte und legte auf. Nervös trommelte ich mit den Fingerspitzen auf die Bettdecke. Es würde mindestens eine halbe Stunde dauern, bis Tom hier aufkreuzte. Genügend Zeit, um weiter in meinem Loch zu trudeln. Ich suchte auf meinem iPod nach der Playlist, die wir auf dem Weg nach Italien gehört hatten, und zog Joshuas Briefe aus dem Karton. Ich wusste, dass es an Selbstmord grenzte, aber Rettung war bereits unterwegs.

Josh & Emma - Portrait einer Liebe

Подняться наверх