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Kennicott besuchte sie das erstemal im November, dreizehn Monate nach ihrer Ankunft in Washington. Als er ihr mitteilte, daß er kommen werde, wußte sie nicht recht, ob sie den Wunsch hatte, ihn zu sehen. Es war ihr lieb, daß er selbst die Entscheidung getroffen hatte.

Sie bekam zwei Tage Urlaub vom Amt.

Sie sah ihn aus dem Zug kommen, ruhig, sicher, seinen schweren Koffer tragend, und war scheu – er war so schwer zu behandeln. Sie küßten einander unsicher und sagten gleichzeitig: »Du siehst gut aus; wie geht's dem Kind?« und: »Du siehst schrecklich gut aus, Lieber; wie geht alles?«

Er brummte: »Ich will dich in nichts stören, was du mit deinen Freunden oder sonst vor hast, aber wenn du Zeit hast, würd' ich mir gern Washington ansehen und einige Zeit nicht an meine Arbeit denken.«

Er erzählte ihr die Neuigkeiten: man arbeitete an der Fundamentierung eines neuen Schulgebäudes, Vida »ging ihm auf die Nerven mit ihrer Art, wie sie immer den Maje ansah«, der arme Chet Dashaway war bei einem Automobilunfall ums Leben gekommen.

Am Abend, beim Essen, wurde aus seiner Herzlichkeit und Feiertagsfreude an allem Nervosität; er wollte alle möglichen interessanten Dinge wissen, so unter anderem, ob sie noch immer verheiratet wären. Aber er stellte keine Fragen und sprach nicht von ihrer Rückkehr. Er räusperte sich und sagte: »Ach ja, hör mal, ich hab' den alten Apparat wieder ausprobiert. Findest du die Aufnahmen da nicht ganz gut?«

Er schob ihr dreißig Bilder von Gopher Prairie und seiner Umgebung hin. Es fiel ihr ein, daß er sie in den Tagen der ersten Liebe mit Bildern gelockt hatte; sie konstatierte, daß er noch derselbe war, daß er sich mit der Taktik begnügte, die sich schon früher als gut erwiesen hatte; aber beim Anblick der wohlbekannten Bilder vergaß sie es. Sie sah die im Sonnenlicht gesprenkelten Farnkräuter unter den Birken am Ufer des Minnimashie-Sees, vom Wind gefurchte Weizenflächen, die Veranda ihres eigenen Hauses, auf der Hugh gespielt hatte, die Hauptstraße, in der sie jedes Fenster und jedes Gesicht kannte.

»Im ganzen gefallen dir diese Bilder von Gopher Prairie recht gut, nicht!«

»Ja, natürlich.«

»Wär' gar nicht so schlecht, wieder mal was von dem alten Nest zu sehen, was!«

»Nein, wirklich nicht. Genau so, wie ich mich schrecklich gefreut habe, die Haydocks zu sehen. Aber, bitte, versteh mich recht! Das soll nicht heißen, daß ich alles zurückziehe, was ich auszusetzen hatte. Daß ich gern wieder einmal alte Freunde sehe, steht in gar keinem Zusammenhang mit der Frage, ob Gopher Prairie Feste und Hammelkoteletts haben soll.«

Hastig: »Nein, nein! Natürlich nicht, ich verstehe!«

»Aber ich weiß, daß es ziemlich lästig gewesen sein muß, mit jemand zu leben, der so vollkommen war wie ich.«

Er grinste. Sein Grinsen gefiel ihr.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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