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Kennicott freute sich sehr über Carolas Weihnachtsgeschenke; sie bekam von ihm eine Brillantnadel. Aber es wollte ihr nicht gelingen, sich einzureden, daß er viel Interesse für die Zeremonien des Weihnachtsmorgens zeige, für den Baum, den sie geschmückt, die drei Strümpfe, die sie aufgehängt hatte, für die Bändchen und Goldsiegel und versteckten Briefe. Er sagte nur:

»Nett, wie du die Dinger da rangemacht hast. Was meinst du, sollen wir am Nachmittag zu Jack Elder gehen und 'ne kleine Gesellschaft machen?«

Sie mußte an die Weihnachtseinfälle ihres Vaters denken, an die heilig gewordene alte Stoffpuppe an der Baumspitze, an die vielen billigen Geschenke, den Punsch und die Lieder, an die gerösteten Kastanien am Kamin und an die feierliche Ernsthaftigkeit, mit welcher der Richter die gekritzelten Briefchen der Kinder öffnete und die Wünsche nach Schlittenfahrten und nach Erklärungen über die Existenz des Weihnachtsmannes zur Kenntnis nahm. Sie mußte daran denken, wie er einen langen Schriftsatz vorlas, in dem er sich anklagte, sentimental zu sein, sich gegen den Frieden und die Würde des Staates Minnesota zu vergehen. Sie erinnerte sich, wie seine dünnen Beine vor ihrem Schlitten hin und her gegangen waren.

Sie murmelte unruhig: »Ich muß rasch hinauf, mir die Schuhe anziehen – in den Pumps ist es so kalt.« In der nicht sehr romantischen Einsamkeit des versperrten Badezimmers saß sie auf dem schlüpfrigen Rand der Badewanne und weinte.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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