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Drei

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Mist!

Wo war nur Peach? Ihre Hilfe konnte Harper jetzt wirklich gebrauchen, doch sie saß hier ganz allein in ihrem Schlafzimmer und starrte auf ein Bild, das unmöglich dem Original entsprechen konnte. So schöne Männer hatten es einfach nicht nötig, sich in einer Singlebörse herumzutreiben.

TheKing

Bist du noch da?

BlueSky

Ja, sorry. Wo hast du dieses Foto her?

TheKing

Welches Foto?

BlueSky

Dein Profilbild

TheKing

Woher sollte ich es haben? Mein Mitarbeiter hat es von mir gemacht.

Was? Er war das wirklich? Das konnte einfach nicht sein.

TheKing

Du hast ein sehr interessantes Profil.

Oh wirklich? Was gab denn seines her? Harper scrollte sich durch seine Seite und überflog schnell seine Angaben.

Alter sechsunddreißig, selbstständig, unter Hobbys war nur Sport angegeben. Er beschrieb sich als zielstrebig, nervenstark, besaß Führungsqualität und war ehrlich.

Folgende Eigenschaften suchte er: einfühlsam, anschmiegsam, zuverlässig, kreativ und devot.

Mein Gott, er sucht wohl eher eine Katze als eine Freundin, dachte Harper. Was in aller Welt verstand er unter devot?

BlueSky

So? Findest du? Ich habe, ehrlich gesagt, nicht viel Erfahrung mit diesen Agenturen. Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon mal jemanden getroffen, den du über das Internet kennengelernt hast?

Einen Moment musste Harper auf eine Antwort warten. Vielleicht hatte sie das Falsche geschrieben. Sie wusste es nicht. Auf jeden Fall musste man über ein ganz schönes Ego verfügen, wenn man sich TheKing nannte.

TheKing

Nein, bisher gab es niemanden, dessen Profil mich angesprochen hätte. Also, ich meine, eine Frau, die mir interessant genug erschienen wäre, und die meine Neigungen teilt.

Neigungen? Himmel, was sollte sie sich denn darunter vorstellen? Es war wohl besser, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden.

BlueSky

Oh, na, dann wünsche ich dir alles Gute, vielleicht findest du ja noch jemanden, der dein Interesse weckt.

Bye, Dale

TheKing

Da bin ich mir sicher! Bye, Harper

Dieses Gespräch schnell zu beenden, erschien Harper das Klügste. Es war ohnehin eine irrwitzige Idee, die Peach ihr mit dieser Singlebörse in den Kopf gesetzt hatte. Jemanden zu finden, der dein Herz berührte, war nun einmal nicht so einfach. Erst recht nicht, wenn man selbst nicht sicher war, wie sehr man berührt werden wollte.

~

Am Abend, als Peach wieder nach Hause kam, saß Harper auf dem Sofa und schaute fern.

»Hi, Schwesterherz! Na, was hast du heute so getrieben? Ich hoffe nicht, dass du den ganzen Tag vor dem Fernseher gehangen hast.«

Harper stellte die leere Eisdose auf den Tisch und leckte ein letztes Mal genüsslich den Löffel ab. »Nein, habe ich nicht. Ich bin stattdessen deinem Rat gefolgt und habe mich bei dieser Singlebörse angemeldet.«

»Wirklich?« Peach war vollkommen überrascht und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. »Hat sich schon jemand gemeldet?«, fragte sie aufgeregt, als ginge es um ihr eigenes Glück.

Harper winkte beschwichtigend ab. »Ja, aber nichts dabei, was sich wirklich lohnt zu erwähnen. Weißt du, wie man sich dort wieder abmelden kann? Ich habe nämlich keine Lust, auch nur einen Cent zu bezahlen, wenn dort nur kranke Typen herumhängen.«

»Der erste Monat ist doch kostenlos. Und was verstehst du unter kranke Typen

Peach ließ sich neben Harper auf dem Sofa nieder und klappte den Laptop auf. »Zeig mir mal dein Profil.«

Harper wusste, dass es keinen Sinn hatte, Peach diese Bitte abzuschlagen. Daher rief sie die Homepage auf und gab die Anmeldedaten ein.

»Was ist das denn für ein schreckliches Bild von dir?«, rief Peach aufgebracht. »Darauf erkennt man ja gar nichts.«

»Ich will auch nicht, dass mich irgendjemand erkennt.«

Ohne ihr zuzuhören, las Peach Harpers Angaben und schüttelte nur immer wieder den Kopf. »Das ist jetzt nicht dein Ernst!«

»Warum, was ist denn?«, fragte Harper irritiert.

»Dir ist schon klar, dass dein Profil sämtliche Doms der Welt auf den Plan ruft?«

»Wie bitte? Was ist denn ein Dom?«

Peach verdrehte die Augen. »Oh Mann, Harper. Manchmal könnte man meinen, ich wäre die Ältere von uns beiden. Bist du wirklich so naiv, wie du immer tust? Muss ja, sonst würdest du nicht so einen Unsinn verzapfen.«

Harper starrte ihre Schwester strafend an. »Naiv? So wirke ich auf dich?« Sie atmete tief durch. »Vermutlich hast du recht. Du bist sicher auch der Meinung, ich wäre selbst schuld, dass Mason mich sitzengelassen hat.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie wollte sich erheben, doch Peach hielt sie zurück.

»Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf? Mason war ein Mistkerl und ich will dich nur davor bewahren, dass du dem nächsten direkt in die Arme läufst. Dein Profil kannst du jedenfalls so nicht stehen lassen.«

»Aber warum denn nicht? Ich finde, ich habe mich ganz treffend beschrieben.«

»Ja, und damit hast du einen Anreiz für jeden dominanten Mann geschaffen, der auf SM steht.«

»Was?« Harper riss ihr den Laptop aus der Hand und starrte ihr Profil an.

»Harper, Schlüsselworte wie demütig, bescheiden und offen für Neues leuchten wie helle Sterne am Himmel der SM-Szene und gehören zum Grundwortschatz jeder devoten Frau. Selbstbewusst, charismatisch und eigenwillig sind Eigenschaften, die jeder dominante Mann mitbringt. Deine Anzeige hört sich an, als würdest du dich um die Mitarbeit in einem Sado-Maso-Schuppen bewerben.«

»O Gott, wie kann ich das löschen?«, rief Harper verzweifelt.

»Im ungünstigsten Fall nicht so schnell, befürchte ich.«

~

Dale stand am Fenster und schaute auf die untergehende Sonne. Er trank einen Schluck Rotwein, der so leuchtete wie das Haar dieser Harper, wenn man ihrem Profilfoto glauben durfte.

Sie ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Ob sie die Richtige für ihn war? Was er zwischen den Zeilen gelesen hatte, sah ganz danach aus, als würde sie eine feste Beziehung suchen. Das war jedoch nicht das, was er suchte. Ob sie mit Absicht diese Spuren ausgelegt hatte? Sie bezeichnete sich als demütig. Gehörte sie wirklich zu den Frauen, die sich einem Mann gegenüber devot zeigten? Ihre Anfrage war eindeutig. Sie suchte einen Partner, der sie dominierte, doch wusste sie auch wirklich, wovon sie da sprach? Oder war es nur reiner Zufall? Naivität, womöglich?

Er wandte sich vom Fenster ab und ging in den Flur, an seinem Schlafzimmer vorbei, zur letzten Tür. Dieses Zimmer zu betreten, hatte immer etwas Erregendes. Auch wenn der Raum vollkommen leer war. Dale drehte sich um, sah die nackten Wände an und war sicher, dass genau jetzt der Zeitpunkt gekommen war, die Arbeit in Angriff zu nehmen.

Er zückte sein Handy und drückte eine Kurzwahltaste.

»Herb, entschuldige, es ist schon spät, aber ich habe eine dringende Bitte. Bei der Renovierung meiner Wohnung erwähntest du eine Innenarchitektin. Ich würde gerne auf sie zurückgreifen, wenn möglich. Schon morgen. Kannst du das organisieren? … Wirklich? Wunderbar! Ich erwarte die Dame dann um neun Uhr hier in meiner Wohnung.«

Zufrieden beendete er das Gespräch. Er liebte es, wenn alles nach Plan ablief. Befriedigt fuhr er mit der Hand über die blanke Wand und stellte sich vor, es wäre der nackte Oberschenkel von Harper BlueSky.

Crazy-Reihe - Gesamtausgabe

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