Читать книгу Crazy-Reihe - Gesamtausgabe - Skylar Grayson - Страница 13

Vier

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»Warum bist du schon so früh auf?« Peach kam müde in die Küche geschlichen und nahm sich eine Tasse Kaffee.

»Stone hat mich gerade angerufen. Ich muss einen Termin wahrnehmen, den er gestern angenommen hat. Ich bin gespannt, um was es sich handelt.«

»Wow, du siehst toll aus. Ich mag es, wenn du dein Haar hochsteckst. Ist das Kostüm neu?«

Harper nickte. »Ja, ich habe endlich das passende Grün zu meinen Schuhen gefunden.«

»Mann, wenn du den Kunden nicht an Land ziehst, weiß ich es auch nicht.«

»Er ist ein Freund von Stone. Es geht um eine Zimmerrenovierung, kann also spät werden, weil meine anderen Termine jetzt alle nach hinten rutschen.«

»Okay, ich bin heute eh an der Uni. Wir sehen uns dann am Abend. Soll ich etwas zu essen mitbringen?«

»Ja, wir könnten zusammen kochen.« Harper küsste Peach auf die Wange und machte sich auf den Weg.

Die Adresse lag mitten in Boston. 111 Huntington Avenue. Wobei das nicht stimmen konnte, das war nämlich kein Wohnhaus, sondern ein Gebäude mit gewerblicher Nutzung. Hm, dachte sie unsicher, dann zuckte sie die Schultern. Herb würde schon wissen, wohin er sie schickte.

Sie meldete sich an und wurde am Empfang abgeholt. Ein junger Mann in maßgeschneidertem Anzug und hellblauem Hemd stellte sich ihr vor.

»Ms Hanson, ich bin Nolan Hobbs, der persönliche Assistent von Mr King. Wenn Sie mir folgen wollen?« Er ließ ihr den Vortritt in den eigens reservierten Aufzug.

Harper traute ihren Ohren kaum. Mr King? Fast hätte sie hysterisch aufgelacht. Es war ja nicht so, als wäre der Name selten, doch dieser Zufall war jetzt wirklich lustig.

In der 36. Etage hielt der Aufzug.

»Hier entlang.« Hobbs zeigte nach links und klopfte an eine Tür aus schwarzem Ebenholz.

Sie wurde von innen geöffnet.

»Ms Hanson, die Innenarchitektin«, stellt er sie vor und Harper betrat den Raum.

»Ms Hanson, darf ich Ihnen Mr Dale King vorstellen?«

~

Harper starrte den großen muskulösen Mann an und schluckte. Für einen Augenblick vergaß sie, zu atmen.

»Ms Hanson«, meinte er mit sanfter Stimme und reichte ihr die Hand. Sein Blick war freundlich, aber distanziert, er schien sie wohl nicht mit BlueSky in Verbindung zu bringen. Stockend atmete sie aus. Er war ohne Zweifel TheKing. Aber das konnte nicht sein! Solch einen Zufall gab es doch gar nicht. Was spielte sich hier ab? Hatte er diesen kurzfristigen Termin vereinbart, weil er sie auf dem Foto erkannt hatte? Nein, das konnte auf keinen Fall sein. Auf ihrem Profilbild war sie so gut wie nicht zu erkennen. Und wie hätte er sie mit Herb Stone in Verbindung bringen sollen?

Sein Blick, der ruhig auf ihr lag, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen, nahm sie sofort gefangen, und Harper war nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren. Er zog sie mit wie ein Stück Treibholz, das sich dem Sog der Gezeiten ergab.

»Guten Morgen, Mr King«, meinte sie schließlich ein wenig schüchtern, drückte dann aber die Schultern durch. Sie musste hier Stärke zeigen. Er war ein Kunde und sie wusste aus Erfahrung, dass Chaos vorprogrammiert war, wenn sie jetzt die Zügel aus der Hand gab.

»Ihr nächster Termin ist in einer halben Stunde«, merkte Hobbs an.

»Verlegen Sie ihn auf nächste Woche. Ich habe hier zu tun und möchte nicht gestört werden. Ich komme heute nicht mehr runter ins Büro. Wenn etwas Wichtiges ist, erreichen Sie mich auf dem Handy. Ach, Nolan, bestellen Sie das Mittagessen für zwölf Uhr, lassen Sie es hierher in meine Wohnung liefern.«

Nolan Hobbs nickte und verließ den Raum.

Anstatt sich umzuschauen, was sonst ihre Art war, starrte Harper King an, als würde es sich bei ihm um eine Luftspiegelung handeln.

»Ms Hanson«, fragte er plötzlich, »kann es sein, dass wir uns irgendwo schon einmal begegnet sind?« Er wies ihr den Weg in das Wohnzimmer, mit nur einem Fingerzeig. Seine Bewegungen glichen denen eines Panthers. Geräuschlos und zielgerichtet.

»Ähm, nein, nicht, dass ich wüsste. Vielleicht auf einer von Mr Stones Weihnachtspartys?«

Er schüttelte den Kopf. »Leider habe ich noch nie die Zeit gefunden, Herbs Einladung zu folgen.«

Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar und schaute sie auffordernd an. »Wenn Sie mir folgen möchten, dann zeige ich Ihnen das Zimmer.«

»Ja, natürlich.« Harper starrte auf seinen Hintern, während sie hinter ihm her ging. Er zeichnete sich wirklich hinreißend unter seiner Stoffhose ab, fand sie. Ohnehin sah King großartig aus. Er trug einen dunklen Rollkragenpullover, kein Jackett.

»Ist das hier Ihre Wohnung?«, fragte Harper verblüfft.

»Ja«, nickte King und drehte sich kurz zu ihr um.

»Aber dies ist ein Bürogebäude. Hier darf es eigentlich keine Wohnungen geben«, bemerkte sie überrascht.

Er blieb vor dem letzten Zimmer stehen und lächelte sie an. »Dann wird das wohl unser Geheimnis bleiben.« Dann öffnete er die Tür, schaltete das Licht ein und sie betraten den Raum.

Ein quadratisches Nichts.

»Der Raum ist fensterlos«, war das Erste, was sie bemerkte.

»Nicht notwendig, es gibt eine Klimaanlage.«

»Aber warum hat es kein Fenster?«, fragte sie neugierig.

»Ist das nicht etwas merkwürdig für ein Gästezimmer?«

»Wir benötigen hier keines. Und das wird auch kein Gästezimmer.«

Harper nickte, obwohl sie ihm nicht ganz folgen konnte.

»Okay, kein Fenster.« Harper kramte einen Block heraus und machte sich Notizen. »Wie genau möchten Sie es denn einrichten, Mr King, wenn es kein Gästezimmer werden soll?«

Er blickte sie lächelnd an. »Lassen Sie uns doch gemeinsam überlegen, was es wohl werden könnte.« Er wanderte langsam durch den Raum, ließ sie dabei nicht aus den Augen. »Sie wissen, was in diesem Raum entstehen soll, Harper.«

Vor Schreck ließ sie ihren Stift fallen. Er kannte ihren Vornamen. Das war nicht möglich.

Dale hob den Kugelschreiber auf und reichte ihn ihr. Dabei kam er ihr so nah, dass sie sein dezentes Aftershave riechen konnte.

»Da liege ich doch richtig, oder, BlueSky

O Gott!

Harper holte tief Luft.

»Das kann doch jetzt nicht wahr sein«, flüsterte sie leise.

»Sie sind TheKing

»Dale King, CEO von King Global.«

»Sie sprechen von den Spielkasinos?«

Er bestätigte ihre Vermutung nicht, sondern lächelte nur.

»Mit den Casinos haben wir angefangen, mittlerweile investieren wir in vielen Geschäftszweigen.«

»Aber Sie sind ein bekannter Mann. Wieso haben Sie es nötig, sich bei einer Singlebörse umzusehen?«

Jetzt grinste er unverschämt. »Warum treiben Sie sich da herum?«

»Ich ... weil ... Peach, also … meine Schwester meinte, es wäre eine gute Idee, mich dort anzumelden. Ich bin ein Niemand, ich kenne nicht viele Menschen. Sie jedoch ... Wie haben Sie mich eigentlich erkannt? Das Foto zeigt doch nur einen Teil meines Gesichts. Eigentlich dürften Sie gar nicht wissen, dass ich hinter diesem Namen stecke.« Kämpferisch streckte sie das Kinn vor und schaute ihn herausfordernd an. So einfach würde sie sich nicht geschlagen geben. Ihr Herz pochte laut in ihren Ohren und sie versuchte, durch regelmäßiges Atmen ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

King schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Das Foto ist doch toll.« Er holte sein Handy aus der Hosentasche und scrollte auf dem Display, hielt es ihr hin.

»Peach! Ich bringe sie um!«, murmelte Harper leise und konnte nicht glauben, was sie sah. Ihr Profilbild zeigte sie von ihrer besten Seite. Ein wunderschönes Bild aus dem letzten Sommer. Sie war braungebrannt und blickte lasziv lächelnd in die Kamera, der Ausschnitt ihres Tops war zu allem Überfluss ein wenig tief geraten.

»Wie kann ich das löschen?«, fragte Harper aufgelöst.

»Aber warum wollen Sie es denn löschen, Harper? Sie sehen bezaubernd aus. Ich nehme an, ihr E-Mail-Konto läuft über vor Angeboten.«

»Das habe ich nicht hochgeladen. Ich möchte das nicht. Bitte, helfen Sie mir. Wie kann man es löschen?« Harper geriet immer mehr in Panik.

»Sie müssen Ihr Profil aufrufen, unter Einstellung gibt es den Button Profil löschen, eigentlich ganz einfach.«

Harper holte ihren Laptop aus der Tasche und folgte Dales Anweisungen. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten und ihr Profil war im großen schwarzen Loch des World Wide Web nicht mehr auffindbar. Erleichtert atmete sie aus.

»Vielen Dank, Mr King.« Sie war ihm wirklich dankbar, auch wenn die Sache ungemein peinlich war. »Es tut mir so leid, das war eine dumme Idee.«

»Wir waren doch gestern schon bei Dale, oder? Und nein, das war überhaupt keine dumme Idee, sich dort anzumelden. Ich bin ehrlich gesagt sogar sehr froh, dass ich Ihnen dort begegnet bin.«

Er blickte ihr so verlangend in die Augen, dass Harper das Gefühl hatte, er würde sie jeden Moment verschlingen.

»Umso mehr freue ich mich, dass Sie Ihr Profil wieder gelöscht haben. So hoffe ich doch, dass ich das alleinige Anrecht auf ein Treffen mit Ihnen habe?«

~

Sie rang um Fassung, das konnte Dale spüren. Ihr Profil entsprach der Wahrheit, denn ihre Art, sich zu bewegen, zu sprechen, sich zu geben hatte etwas Zurückhaltendes. Ob sie eine devote Seite verbarg, wusste er noch nicht, aber in diesem Moment fiel seine Entscheidung, dass er es auf jeden Fall herausfinden würde. Er wollte Harper, so viel stand fest.

Dass sie ihr Profil im Internet gelöscht hatte, freute ihn ungemein. So gab es keine Konkurrenz, die er ohnehin nicht fürchtete.

Von der ersten Sekunde an war ihm klar gewesen, dass Harper und ihn etwas verband. Was genau, das würde sich zeigen. Auch, ob ihre Neigungen den seinen entsprachen.

»Was halten Sie von der Idee, dass ich mein Profil auch lösche?«, fragte er, als sie ihren Laptop wieder wegsteckte und sich aufrichtete. Sie standen dicht beieinander und Dale sprach sehr leise, er wollte verhindern, dass seine Stimme in dem leeren Raum widerhallte.

»Warum sollten Sie das tun?«, wisperte sie.

»Weil ich gerade genau das gefunden habe, was ich schon seit langer Zeit gesucht habe.«

Er nahm eine der roten Haarsträhnen in die Hand, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatten.

Sie schluckte angestrengt und schaute ihn mit ihren dunkelblauen Augen an.

»Das Zimmer, wie möchten Sie es einrichten?«, fragte sie kurzatmig.

Er wirkte auf sie, das war unübersehbar, und es freute ihn, denn er gierte nach Reaktionen von Harper, die ihm unbewusst in einer Tour zeigte, dass sie ihn in diesem Augenblick genauso wollte, wie er sie.

Eine bisher ungekannte Aufregung erfasste seinen Körper und er fuhr sich nervös durch die Haare. »Ich möchte, dass Sie hier ein Spielzimmer einrichten«, gab er zur Antwort. Dabei berührte er ihre Wange mit seinem Zeigefinger und fuhr die Kontur ihres Kinns entlang. Er hatte sie gefunden und sie war genau das, was er immer gesucht hatte. Sein Herz klopfte laut in seiner Brust und Dale hatte beinahe Angst, sie könnte es hören.

»Was für ein Spielzimmer?« Sie blickte ihn ohne Scheu an, doch ihre Stimme schien leicht zu krächzen.

»Ein Spielzimmer, das ich für uns beide einrichten werde.«

Harper senkte demütig den Blick und Dale hätte sie küssen können, doch er hielt sich zurück. Immerhin war er schon seit Jahren mit seinem Architekten befreundet und sie war eine von Herbs Angestellten. Er wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen.

Ihr Blick veränderte sich und sie ging auf Abstand. »Sie sind einer von denen, habe ich recht?«

»Was genau meinen Sie, Harper?«

»Sie sind ein Dom, ein Master«, stellte sie mit harter Stimme fest und blickte ihn abschätzend an. Sie ließ ihren Blick über seinen Körper wandern, als würde sie dort ihre Vermutung bestätigt finden.

»Sind Sie eine Sub?«, fragte Dale im Gegenzug.

»Nein«, kam ihre Antwort prompt. »Nein, das bin ich nicht. Und Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie das glauben.«

Er nickte und wanderte durch den Raum. »Welche Farbe würden Sie für dieses Zimmer vorschlagen?«

»Kein Rot«, platzte sie sofort heraus, und als er fragend eine Augenbraue hob, erklärte sie: »Rot wird immer mit Sex in Verbindung gebracht. Das ist ein alter Hut. Ich würde eine dunkelviolette Seidentapete empfehlen, mit einem Barockdruck in 3D-Optik. Sehr edel, sehr teuer.«

»Geld interessiert mich nicht.«

»Wie Sie meinen.« Harper nickte. »Ich könnte mir ein großes dunkelblaues Boxspringbett mit einer passenden Chaiselongue vorstellen«, fuhr sie fort. »Ich habe kürzlich so eines gesehen, es würde wunderbar hier hineinpassen. Es hat silberne Applikationen.«

Mit einem Schritt war er bei ihr und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Kein Wort mehr. Ich möchte mich überraschen lassen.«

Für eine Sekunde schloss Harper die Augen, als er ihre Haut berührte, und dieser Anblick brachte ihn fast um den Verstand. Sie war so schön, er musste sie einfach besitzen. Sie sollte ihm gehören.

Nur zögerlich konnte er sich dazu durchringen, sie wieder loszulassen, doch er entfernte sich nicht von ihr.

»Werden Sie den Auftrag übernehmen? Dieses Zimmer für uns einzurichten?«

~

Die Frage barg eine Hinterlist. Wenn sie Ja sagte, war dies ein Freibrief für Dale, dass sie sich ihm hingeben würde. Das war unmöglich. Er war ein Kunde, er war ein Freund von Herb und vor allem war er dominant.

»Ich werde das Zimmer für Sie einrichten.«

»Nein.« Dale schüttelte den Kopf. »Das ist meine Bedingung. Sie werden dieses Zimmer nur einrichten, wenn wir beide es später benutzen.«

»Ich kann das nicht.« Energisch schüttelte Harper den Kopf.

»Ich habe so etwas noch nie gemacht«, gab sie zu.

»Das macht nichts, denn ich werde Ihnen alles zeigen. Nehmen Sie den Auftrag an?«

Schweigen lag in dem Raum wie Tau über einer Frühlingswiese, kurz bevor die Sonne den Tag ankündigte.

»Es wird einige Wochen dauern, bis alles eingerichtet ist«, murmelte Harper schließlich und schaute Dale an.

»Einige Wochen?«, fragte er überrascht.

»Ich habe noch eine Menge anderer Aufträge, die nicht warten können. Es dauert außerdem, bis ich die Einrichtung zusammenhabe.«

Dale nickte. Er schien zu verstehen, dass dieser Auftrag nicht über Nacht erledigt werden konnte, auch wenn er es sich noch so sehr wünschte.

»Ich werde morgen wiederkommen, dann fange ich an.«

»Ich habe ein Mittagessen für uns bestellt.«

»Es tut mir leid, ich muss ins Büro.«

Sie packte ihre Tasche und wandte sich zum Gehen. Sie musste hier raus, sonst wäre sie verloren. Seine Dominanz war körperlich spürbar.

»Harper!«

An der Tür drehte sie sich um. »Ja, Dale?«

»Wir sehen uns wieder. Sehr bald sogar.«

»Darauf würde ich keine Wetten abschließen.«

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