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Fünf

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Hastig durchquerte Harper den Flur zu ihrem Büro. Das Gebäude lag in der Fleet Street am North End. Sie warf ihre Handtasche auf den Tisch und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Ein Zittern durchlief ihren Körper und sie hatte Not, Luft zu bekommen. Was da gerade in der letzten Stunde abgelaufen war, ließ sich einfach nicht in Worte fassen. Sie konnte nicht glauben, dass hinter TheKing der bekannte Dale King steckte. Gründer und Besitzer von King Global, einer der finanzstärksten Firmen der USA. Noch weniger konnte sie fassen, welchen Deal er ihr vorgeschlagen hatte.

Sie schaute auf den Stapel von Ordnern auf ihrem Schreibtisch.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken.

»Ja, bitte.«

»Hallo, Harper!« Herb Stone betrat den Raum und blickte sie fragend an. »Sie sind schon wieder da?«

»Ja, ich habe mit Mr King besprochen, dass ich morgen früh mit den Arbeiten beginne. Heute habe ich noch einige Termine ...«

»… die Ian für Sie übernehmen wird«, beendete Herb ihren Satz.

»Aber ich kann doch nicht alles stehen und liegen lassen?«

»Doch, Harper. Können Sie. Dale ist ein guter Freund und vor allem unser bester Kunde. Auch wenn Sie freiberuflich für uns arbeiten, möchte ich Sie doch bitten, dass Sie Dale den Vorzug geben. Er hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt. Ihre anderen Aufträge wird Ian übernehmen, solange Sie mit Dale beschäftigt sind. Können wir uns darauf einigen?«

Herb schaute sie so bittend an, dass sie ihm dies unmöglich abschlagen konnte. Denn Herb war ihr wichtigster Kunde. Verdammt, Dale hatte sie in der Hand.

Sie setzte ein gequältes Gesicht auf. »Sie wissen nicht, was Sie von mir verlangen, Herb. Aber okay, ich kümmere mich um Mr King.«

»Danke, Harper. Ich bin Ihnen etwas schuldig. Dale erwartet Sie in einer Stunde zurück ... und er wartet ungern.«

Harper traute ihren Ohren nicht. »In einer Stunde?«

»Ja, ich schicke Ihnen sofort Ian, damit Sie ihn einweisen können.«

~

Na toll, zum zweiten Mal an diesem Tag fuhr sie nun mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage dieses Gebäudes, nachdem Nolan sie wieder am Empfang abgeholt hatte. Nun klopfte sie an die schwarze Wohnungstür. Sie schleppte solch eine Menge von Musterkatalogen mit, dass sie unter der Last fast zusammenbrach.

»Hallo, Harper«, begrüßte Dale sie, als er die Tür öffnete. Zwar telefonierte er, beendete aber sofort das Gespräch, steckte das Handy in die Hosentasche und nahm ihr die schweren Kataloge ab.

»Warum haben Sie sich nicht unten am Empfang helfen lassen?«, fragte er und sah sie tadelnd an.

»Ich schaffe das schon.«

»Ich möchte aber nicht, dass Sie diese schweren Dinger schleppen.«

Er warf die Tür hinter ihr ins Schloss und legte die Kataloge im Wohnzimmer ab.

»Kommen Sie bitte mit.« Er führte sie rechtsherum um die Ecke, wo sich das Esszimmer vor ihr ausbreitete. »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich für uns Mittagessen bestellt habe.«

Dale rückte ihr den Stuhl zurecht, nachdem sie ihren Mantel abgelegt hatte.

»Sie bekommen wohl immer das, was Sie wollen.« Harper schüttelte lächelnd den Kopf.

»Immer«, bestätigte er, lächelte aber nicht.

Sie versuchte sich erst gar nicht gegen das Essen zu wehren, denn ihr war klar, sie würde nur verlieren. Außerdem roch es viel zu gut, um darauf zu verzichten.

»Wie lange wird es dauern, bis unser Zimmer fertig ist?«

Dale goss ihnen beiden ein Glas Wein ein, doch Harper lehnte ab.

»Bitte, keinen Alkohol während der Arbeit.«

Er nickte und füllte Wasser in ein zweites Glas.

»Circa eine Woche.«

»Eine? Das ist definitiv zu lang.«

»Ich bin hierhergekommen, um ein Zimmer einzurichten, nicht, um Ihre Sklavin zu werden.«

Dale hob eine Augenbraue. »Ich dachte, wir beide wären uns einig.«

»Einig? Natürlich, darüber, dass ich Ihnen das Zimmer einrichte und Punkt.«

Er putzte seinen Mund an der Serviette ab und legte sie zur Seite. Dann stand er auf und hockte sich vor Harper, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. »Wir könnten über unsere Treffen einen Vertrag schließen.«

»Ich glaube, Sie haben zu viele Filme geschaut. Das werden wir mit Sicherheit nicht machen.«

»Somit würde Ihr Name geschützt bleiben.«

»So wie Ihrer.« Harper durchschaute ihn.

Am anderen Ende der Wohnung waren Geräusche zu hören. Eine Sekunde später standen drei Männer im Esszimmer, die weiße Malerhosen trugen.

»Mr King! Der Raum ist nun fertig tapeziert. Es muss noch trocknen, aber ansonsten ist alles erledigt.«

Dale bedankte sich bei den Handwerkern, drückte ihnen dreihundert Dollar Trinkgeld in die Hand und sie verließen die Wohnung.

»Wenn Sie mit dem Essen fertig sind, können wir uns das Zimmer ansehen.«

Er nahm ihre Hand in seine und zog sie zum Ende des Flurs.

»Wow, das ist genau die Tapete, die ich mir vorgestellt habe«, rief Harper begeistert, als sie den Raum betraten.

Eine dunkelblaue Tapete mit Barockmuster, in Prägeoptik, hing an den Wänden und ein hellgrauer Teppich zierte jetzt den Boden.

»Das Bett wird heute Nachmittag geliefert.«

Überrascht schaute Harper zu Dale auf. »Wie schaffen Sie das, die Dinge dermaßen zu beschleunigen?«

»Wenn ich etwas will, gibt es keine Grenzen. Ich akzeptiere kein Nein.« Seine Stimme hörte sich hart und unnachgiebig an. »Sagen Sie mir, was Sie sonst noch brauchen, ich lasse es dann besorgen.«

Harper schaute ihm verwundert nach, als er den Raum verließ. Sie fühlte sich plötzlich ziemlich allein. Unzählige Räume hatte sie eingerichtet, doch ein Spielzimmer war bisher nicht darunter gewesen. Harper hatte keine Ahnung, was Dale für Vorstellungen hatte. Was waren seine Vorlieben?

Mit energischen Schritten folgte sie ihm und fand ihn im Wohnzimmer, dort stand er am Fenster und schaute hinaus, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben.

»So kann ich nicht arbeiten. Ich brauche mehr Informationen.« Sie ging langsam auf ihn zu und suchte seinen Blick. »Ich brauche mehr Infos über Sie, Dale.«

»Mehr, als Sie ohnehin schon haben?«

»Ja. Was mögen Sie? Was hassen Sie? Was macht Sie an? Ich kenne Sie überhaupt nicht, daher kann ich meine Aufgabe nicht erfüllen.«

Er kam langsam auf sie zu. »Ich bin es nicht gewohnt, dass ich Informationen über mich preisgebe. Egal, welcher Art.«

»Wie soll ich dann wissen, was Ihnen gefällt?«

Mittlerweile stand er ganz nah vor ihr. »Finden Sie es selbst heraus.«

Seine Worte waren nur ein Flüstern und Harper wurde ganz heiß. Ihre Hände begannen zu schwitzen, dabei waren die Räume wohl temperiert. Ihre Lippen wurden trocken und sie fuhr mit ihrer Zunge darüber, um sie zu befeuchten. Jede einzelne Geste verfolgte Dale mit seinen Blicken.

»Sie bewegen sich auf sehr dünnem Eis, Harper.« Er bewegte kaum die Lippen.

Für Harper war die Luft wie elektrisch aufgeladen. Nur ein Funken genügte, um die Spannung zwischen ihnen zur Explosion zu bringen.

»Wie ... wie meinen Sie das?«

»Ich bin kurz davor, Ihnen zu zeigen, was genau mir gefällt.«

O Gott, bitte nicht!

Das Klopfen an der Wohnungstür beendete diesen intimen Moment und Harper stieß ihren Atem stockend aus.

»Mr King, eine Lieferung für Sie.«

Im Türrahmen stand Nolan Hobbs und musterte Harper kurz, schenkte ihr dann ein Lächeln.

»Ja, lassen Sie die Leute herauf, Ms Hanson wird sich um alles kümmern.«

Dale wandte sich ab und lief mit schnellen Schritten in die andere Richtung, verschwand hinter einer Tür.

Crazy-Reihe - Gesamtausgabe

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