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Kapitel 5

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Oz

Was zur Hölle war gerade passiert? Und wer zur Hölle war dieser unsichere und zögerliche Oz, der ich in der Klinik gerade gewesen war? Ich wusste, dass ich gut war, wenn es um Design und Farben ging. Verdammt, nach all den Jahren des Modelns war ich mittlerweile auch ein Experte, wenn es um Verträge ging. Das geschah ganz automatisch, wenn man jahrelang von gierigen Agenten über den Tisch gezogen wurde. Aber gerade eben im Krankenhaus hatte ich so getan, als wüsste ich nichts darüber. Als ob ich solche Dinge gebildeteren Leuten überlassen müsste. Gebildeten Leuten wie Jake. Und das fraß mich nun innerlich auf. Ein passiver und zögerlicher Oz passte einfach nicht zu meiner Vorstellung von einem perfekten Leben. Ein gut aussehender und geheimnisvoller Mann passte allerdings sehr gut zu dieser Vorstellung. Am besten einer mit Dreitagebart, ausdrucksstarken grauen Augen und einer vielversprechenden Ausbuchtung in seiner Hose. Ein verächtliches, bellendes Lachen entfuhr mir. In der stillen Winterluft um mich herum klang es viel zu laut. Mein Atem hinterließ warme Nebelwolken, als ich den Hügel zu meiner Hütte hinaufstapfte. Ja, ich ging zu Fuß. Ich war nämlich schon wieder mit meinem Auto in einer Schneewehe stecken geblieben. Zweifellos würde Jake später daran vorbeifahren und genervt die Augen verdrehen, weil dieser Städter so dämlich war. Drauf geschissen. Wen interessierte es? Okay, ich hatte noch immer nicht herausgefunden, wie man im Winter Auto fuhr. Aber das war nur ein kleines Hindernis auf dem Weg in mein neues Leben. Mein schlecht gelaunter Nachbar würde jedenfalls kein weiteres Hindernis darstellen. Und niemals wieder wollte ich mich dumm stellen und schweigen, wenn ich wusste, dass ich etwas zur Konversation beitragen konnte. Niemals wieder würde ich zulassen, dass mich ein Blick aus diesen umwerfenden grauen Augen dermaßen verunsicherte. Warum war dieser Mann im einen Moment freundlich und dann wieder abweisend? Ich war so beschäftigt mit meinen Gedanken an den mysteriösen Nachbarn, dass ich das Auto vor meiner Hütte erst bemerkte, als ich direkt davor stand. Als ich aufblickte, sah ich Bennett Crawford auf meiner Veranda stehen. Ich hatte den gut aussehenden Hüttenbesitzer in New York auf einem Benefizkonzert getroffen. Dort hatte er mir angeboten, die Hütte zu mieten, die ihm und Xander gehörte. Langsam fing ich an, meine Entscheidung zu bereuen. Wollte ich wirklich den ganzen Winter hier festsitzen? Mit diesem Griesgram als Nachbarn? Ernsthaft?

»Hi, Oz. Gut, dass du da bist. Warte, wo ist dein Auto? Bist du zu Fuß von der Stadt hierhergegangen?«

Ich winkte ab, als wäre es keine große Sache, einen verschneiten Berg hinaufzuwandern. »Nö. Mein Auto und ich haben ein paar Meinungsverschiedenheiten zum Thema ‚Im Winter auf einem Berg wohnen‘. Im Moment scheint es so, als würde das Auto gewinnen.«

Bennett lief die Treppe hinunter und spähte in Richtung Straße. »Shit. Soll ich dir helfen, es aus dem Schnee zu ziehen?«

Ich winkte erneut ab. »Später. Im Moment brauche ich etwas Warmes zu trinken. Komm doch rein.«

»Weißt du, wir haben einen alten Jeep, den du dir für eine Weile ausborgen kannst, wenn du willst. Wir benutzen ihn für Geländefahrten im Sommer, also ist er nichts Besonderes. Aber er hat Allradantrieb und die Heizung funktioniert noch. Unser Kumpel Russ fährt ihn im Winter manchmal, aber er musste nach Florida reisen. Familiennotfall. Er bleibt eine Weile dort, während seine Mutter eine künstliche Hüfte bekommt.«

Ich seufzte. »Ja. Okay, danke, das wäre großartig, wenn es euch wirklich nichts ausmacht. Ich muss vielleicht nach Denver fahren und mir für den Rest des Winters ein Mietauto besorgen.«

»Nein, nein. Du kannst den Jeep so lange haben, wie du willst. Russ ist Tischler, seine Werkstatt ist gleich hinter seinem Haus. Er wird den Jeep wahrscheinlich sowieso nicht wirklich brauchen, wenn er zurück ist. Im Gegensatz zu dir. Und du bleibst ja sowieso nur für eine Weile.«

Er hatte natürlich recht, aber irgendwie tat dieser Gedanke weh. Vor allem jetzt, da ich die nette Frau in der Klinik kennengelernt und zugestimmt hatte, bei dem Gemeinschaftsprojekt mitzumachen. Ich mochte das kleine Städtchen Haven und konnte gut nachvollziehen, warum Menschen gerne hier lebten.

Sobald wir uns Schuhe und Mäntel ausgezogen hatten, bat ich Bennett, Platz zu nehmen. Ich schaltete die Kaffeemaschine an und ließ Boo nach draußen. »Was verschlägt dich hierher in die Pampa? Vermisst du die Wildnis?«, fragte ich und grinste. »Geht es dir schon auf die Nerven, in der Stadt zu leben?«

Bennets Gesicht, von der Kälte rosa gefärbt, verzog sich nun ebenfalls zu einem Lächeln. »Fuck, nein. Die ganzen Schneewehen erinnern mich total an das eine Mal, als wir Weihnachten hier verbracht haben. Bevor wir in die Stadt gezogen sind. Jetzt können wir uns zumindest frei bewegen und laufen nicht mehr Gefahr, eingeschneit zu werden. Oh, da fällt mir etwas ein: Weißt du, dass für die nächsten Tage ein Kälteeinbruch vorhergesagt wurde? Temperaturen weit unter null und gefährlich kalter Wind. Du solltest so wenig Zeit wie möglich draußen verbringen, also lieber keine Bergwanderungen mehr unternehmen. Wenn du willst, kannst du ein paar Tage bei uns in der Haven Lodge verbringen, wir haben genug Platz.«

Kälteeinbruch? Es würde noch kälter werden? Ein Teil von mir war versucht, Bennetts Angebot anzunehmen. Doch ich unterdrückte den Instinkt. Wie jeder Mensch, mochte ich es, ab und zu etwas umsorgt zu werden. Und ich mochte es, eine funktionierende Heizung zu haben, die mehr als nur die nötigste Wärme spendete. Aber das Topmodel Laird war nicht hier. Im Gegensatz zum aufstrebenden Modedesigner Oz, der Colorado die Stirn bot und Cocci Borroni auf der Fashion Week in den Arsch treten würde. Sobald er aufhörte, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Die gemeinen Worte des Designers hallten durch meinen Kopf. Nur im Flüsterton hatte ich zugegeben, dass ich eines Tages gerne selbst Mode designen wollte, statt Model zu sein. Und was hatte er gesagt? Der hübsche, hübsche Laird. Immer willst du allen beweisen, dass du mehr bist als nur ein hübsches Gesicht. Akzeptiere es einfach, Süßer. Du bist, was du bist: nett anzusehen. Wie eine Anziehpuppe. Nein. Ich musste mir vor Augen halten, weshalb ich hier war. Obwohl mir nicht danach war, schenkte ich Bennett ein Lächeln. »Nein danke, ich komme schon klar. Ich denke, ich bleibe einfach zu Hause, wann immer ich nicht in der Klinik bin.«

Zu Hause.

Ich sah mich in der kleinen Hütte um und dachte darüber nach, wie wenig sie sich nach einem Zuhause anfühlte. Aber das würde ich schon noch ändern. Vor meinem Einkauf im Supermarkt war ich in einigen Antiquitätenläden gewesen, in einem Second-Hand-Laden und im Baumarkt. Haven hatte wenig zu bieten, wenn es um Inneneinrichtung ging, aber die paar Möbel, die ich in mein Auto gequetscht hatte, gefielen mir. Ich freute mich schon darauf, mein Nest zu dekorieren. Und dann wollte ich endlich mit dem Designen loslegen.

»Alles klar, wenn du es dir anders überlegst, komm einfach vorbei«, sagte Bennett.

Ich ließ Boo wieder nach drinnen, schenkte uns Kaffee ein und fand auch ein paar Kekse in einer Blechdose, die ich dazu servieren konnte. Boo beschloss schnell, dass Bennetts Schoß gemütlich aussah, und machte es sich dort bequem. Er fing an, ihre Mähne zu kraulen. Der Hund genoss seine Aufmerksamkeit sichtlich. Der Gedanke, dass sie jeden mochte außer Jake, brachte mich zum Lächeln. Verdammt, warum dachte ich ständig an diesen Arsch? »Sorry, dass ich dir nichts Besseres anbieten kann«, sagte ich. »Meine Einkäufe stecken in einer Schneewehe fest.«

Bennett lachte. »Kein Problem, das hier ist wunderbar. Ich kann sowieso nicht lange bleiben. Eigentlich bin ich nur hier, weil Xander, Lucky und ich dich nächste Woche zu Thanksgiving einladen wollen. Wir veranstalten ein großes Abendessen mit Freunden und es wäre toll, wenn du dabei wärst. Und an Weihnachten auch. Aiden und Ash fliegen an Weihnachten von New York her, damit sie bei der Hochzeit dabei sein können. Sie würden sich sicher freuen, dich zu sehen.«

Aiden war mein Agent. Ihm hatte ich es zu verdanken, dass ich die Hütte über den Winter hatte mieten können. Er hatte mir nicht viel über Xander und Bennett erzählt, nur, dass er mit Bennett auf dem College gewesen war und die beiden schon lange Freunde waren. Aidens Freund, der inzwischen sein Verlobter war, hatte ich nur einmal kurz getroffen. Aber irgendwie hatte ich sofort das Gefühl gehabt, dass der junge Mann es nicht leicht hatte. Ich wusste, dass Aiden und damit auch Ash meine wahre Identität geheim halten würden. Aiden wusste ja, was ich mit meinem Aufenthalt hier bezwecken wollte. In diesem Moment fiel mir ein, dass ich nun zum ersten Mal seit Jahren Thanksgiving nicht mit Zoey verbringen würde. Eigentlich hatte ich ja geplant, mich in meiner Hütte einzubunkern und zu arbeiten. Aber nun, da die meisten meiner Stoffe ruiniert waren, hatte ich Pech und ich musste warten, bis das neue Material geliefert wurde. Ganz zu schweigen davon, dass der heutige Tag mir eines bewiesen hatte: Ich brauchte tatsächlich soziale Interaktion. Wenn ich nicht ab und zu rauskäme, würde ich zu Hause vor mich hin schmoren und in Selbstmitleid versinken. »Wegen Weihnachten bin ich mir noch nicht sicher, weil meine Freundin Zoey mich da besucht. Aber zu Thanksgiving komme ich sehr gerne. Kann ich irgendetwas mitbringen?«

Die nächste Stunde verbrachten wir damit, über Haven zu quatschen. Bennett erzählte mir mehr über seine Firma, die er mit Xander und ihrem Sohn Lucky führte. Sie boten Abenteuerausflüge in die Wildnis an. Schließlich half Bennett mir freundlicherweise dabei, mein Auto den Berg hinaufzuziehen und meine Einkäufe nach drinnen zu bringen. Dann fuhren wir gemeinsam nach Haven, um den Jeep zu holen. Mit einer Sache hatte ich jedoch nicht gerechnet: Der Jeep besaß eine Gangschaltung. Also beschloss ich, zum Abendessen in der Stadt zu bleiben. Und dann beschloss ich, mir einen Drink zu genehmigen. Vielleicht würde ich so den Mut finden, das Biest den Berg hinaufzumanövrieren. Irgendwie schaffte ich es, das verdammte Gefährt einzuparken, wobei ich mehrmals den Motor abwürgte, und landete in einer vollgestopften Bar namens Mustache Tavern. Als ich den riesigen Elchkopf mit Schnurrbart erblickte, der über der Theke hing, ergab der Name Sinn.

»Was darf’s sein?«, fragte der Barkeeper mit tiefer, dröhnender Stimme. Er wirkte, als wäre er etwa in meinem Alter, und sah aus wie ein riesenhafter Bergmensch. Zum Glück hatte er nicht so einen Schnurrbart wie der Elchkopf über ihm. Leider sah er auch stockhetero aus. So ein Mist. »Ihr habt wahrscheinlich keine Apfel-Martinis?«

Der Mann sah mich an, als hätte ich Koboldpisse bestellt. Also hob ich die Stimme, um den Lärm um mich herum zu übertönen, und sagte rasch: »Ich nehme ein Bier. Was auch immer du mir empfehlen kannst.«

Als der Mann sich umdrehte, um mein Bier zu zapfen, legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. »Oz! Komm, setz dich doch zu uns!«

Es war Becky aus der Klinik und sie deutete auf einen Tisch, wo eine Gruppe Frauen sich gerade eine Vorspeisenplatte teilte. Mein erster Instinkt war es, abzulehnen. Ich wollte nicht, dass eine von ihnen mich erkannte und meine Anwesenheit herumposaunte. Doch dann fiel mir ein, dass mich bisher noch niemand erkannt hatte, seit ich mir die Haare abgeschnitten hatte. Vielleicht konnte ich es mir ja erlauben, ein paar neue Freunde zu finden. So, wie Zoey es vorgeschlagen hatte. »Danke, sehr gerne.«

Ich bezahlte rasch mein Bier und folgte Becky zu ihrem Tisch, wo sie mich ihren Freundinnen vorstellte. »Mädels, das ist Oz. Er hilft uns bei der Umgestaltung der Klinik.«, sagte sie mit einem Arm um meine Schultern. »Gott sei Dank haben wir ihn gefunden. Ihr glaubt nicht, wie grauenhaft das Ergebnis ohne ihn werden würde.«

Die Damen waren wirklich nett. Zwei von ihnen arbeiteten in einer Boutique in der Nähe und baten mich, bald mal vorbeizuschauen und sie wegen ihrer Schaufenstergestaltung zu beraten. Eine andere Frau war gerade Mutter geworden und ging das erste Mal seit der Geburt wieder mit ihren Freundinnen aus. Und eine der Frauen arbeitete als Friseurin und bot mir einen Rabatt auf Strähnchen an, weil sie meine Augen gut zur Geltung bringen würden. Es dauerte nicht lange, bis wir alle lachten und tratschten, als würden wir uns seit Jahren kennen. Ohne, dass ich es wirklich bemerkte, wurde das Bier gegen Tequila ausgetauscht und das Lachen wurde zu Kichern. Es waren Stunden vergangen, dennoch fühlte es sich wie Minuten an.

»Ich meine, ich bin nicht mehr der kleine Ozias aus Utah, wisst ihr?«, lallte ich. »Ich kenne mich mit Farben und dem ganzen Scheiß aus. Und mit Verträgen. Er hätte einfach nach meiner Meinung fragen sollen.« Ich hickste. »Also, ich meine … Was? Worüber haben wir schnell noch mal geredet? Wisst ihr es noch?«

Die frischgebackene Mutter Frieda sah mich mit verschwommenem Blick an. »Darüber, ob ich mir eine Kupferspirale einsetzen lassen soll oder nicht«, sagte sie und schnaubte. »Ich nehme das mal als ein Ja?«

»Oh, richtig. Äh, ich bin mir nicht sicher, was das ist, aber es klingt nett.«

Jemand nahm meine Hand und drückte einen Kuss darauf. »Schätzchen, wir sollten überlegen, wie wir dich nach Hause kriegen.«

Becky mischte sich ein. »Ich habe Jake schon eine Nachricht geschrieben. Er wohnt gleich nebenan und hat ein Auto mit Allradantrieb.«

»Nein«, widersprach ich. »Nicht der heiße Nachbar! Er guckt immer so finster und hat nicht genug Schals zu Hause, um die Hütte nett einzurichten. Wisst ihr, was ich meine? Ich muss ihm ein paar von diesen kuscheligen Dingern kaufen. Diese Teile aus Stoff, ihr wisst schon. Da kann man dann das Dingsbums hineintun. Was? Wisst ihr nicht, wie Kissen funktionieren?«

Sie starrten mich an. »Schätzchen, du hast zu viel getrunken«, sagte Suzanne und tätschelte meine Hand. »Ist schon okay. Der heiße Nachbar wird deinen betrunkenen Hintern schon nach Hause bringen.«

»Mit seinem knackigen Hintern«, murmelte jemand.

»Er hat wirklich einen knackigen Hintern«, seufzte ich. Okay, vielleicht schmachtete ich ihn ein wenig an. Aber es war die Wahrheit.

»Da wird dir niemand hier widersprechen«, meinte Becky und tippte auf ihrem Handy herum. »Nadia hat schon seit zwei Jahren ein Auge auf ihn geworfen.«

Ich richtete den Blick auf die hübsche Frau, die mir gegenübersaß. Nadia war aus Peru, sie war groß und schlank, ihr Haar dunkel und dicht. In leichten Wellen floss es um ihr Gesicht, doch ich wusste, dass die Frisur nur so wirkte, als wäre sie ganz einfach. Es brauchte sicher Stunden, bis alles so saß, wie es sollte. »Schnapp ihn dir. Er gehört ganz dir«, murmelte ich in mein leeres Shotglas. Seit die Mädels mir nichts mehr zu Trinken gaben, versuchte ich, die Reste herauszulecken. »Die ganzen guten Männer sind sowieso hetero. Ich geb’s auf.«

»Echt schade, dass Russ nicht da ist«, meinte Becky. »Er könnte dich in den kalten Nächten dort oben auf dem Berg ein bisschen wärmen. Apropos knackiger Hintern …«

»Oh, ich fahre gerade seine Riesenkarre«, sagte ich. »Ich hasse das Ding. Es ist orange. So was von letzte Saison.«

Die ganze Runde brach in Gelächter aus.

»Gibt es hier noch andere schwule Männer?«, fragte ich. »Ihr wisst schon, für den Fall, dass ich mich wirklich ein bisschen an jemandem wärmen muss?«

»Da gäbe es schon ein paar«, sagte Becky. Ihre Augen funkelten. »Was ist denn dein Typ? Was gefällt dir? Wir finden schon jemanden für dich, Ozzie.«

»Groß. Muskulös. Aber nicht so aufgepumpt, eher ein Naturbursche. Ein bisschen launisch. Graue Augen«, sagte ich und überlegte fieberhaft. »Verdammte Lügner. Die sind mein Typ. Die, die eine Menge Geheimnisse haben. Wie Cocci Boroni. Dieser verdammte Lügner. Dieses Arschloch hat meine Entwürfe geklaut und sie als seine ausgegeben, hab ich euch das schon erzählt?« Ich stutzte. »Moment mal. Oooh, ich verstehe. Du meintest, was für einen Mann ich mir wünschen würde. Nicht, welche Männer normalerweise mein Typ sind. Ach so. Also, was wünsche ich mir? Na ja, das Übliche eben, das, was wir uns alle wünschen. Eine starke Schulter zum Anlehnen, jemand der über meine Witze lacht, meinen Hund mag, meine Träume unterstützt. Jemand, der mein wahres Ich sieht und mich gut leiden kann.« Ich sah in die Runde und blickte in mehrere weit aufgerissene Augenpaare. In ein oder zwei davon glitzerten Tränen. Huch. Anscheinend hatte ich die Stimmung ordentlich ruiniert. Also zuckte ich mit den Schultern und grinste. »Fuck. Na ja, und wenn er einen großen Schwanz hat, wäre das auch ein Bonus, oder? Ich wette, Jake hat einen kleinen«, fügte ich hinzu, einfach so, weil ich es konnte. »Er führt sich zwar auf wie ein Riesenschwanz, aber das heißt ja nicht, dass …«

Genau in diesem Moment räusperte sich jemand hinter mir.

Bitte sei nicht Jake. Bitte sei nicht Jake.

Ich schlug sogar dreimal die Absätze meiner neuen „Sorel Caribou“-Schneestiefel zusammen, als ich mich umdrehte. Doch mein Zauber funktionierte nicht. Direkt hinter mir stand nämlich Jake, inklusive finsterem Blick und allem. Das war das Problem daran, wenn man beschissene Schuhe trug.

Wendungen des Schicksals: Körper & Seele

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