Читать книгу Die Wikinger von Vinland (Band 1): Verlorene Heimat - Smilla Johansson - Страница 10
Kapitel 2
ОглавлениеSchon von Weitem sah Linea die hölzerne Palisade, die das Dorf wie ein Ring einschloss. Zu ihrem Bedauern waren die Menschen aus ihrem Schlaf erwacht und gingen ihren gewohnten Arbeiten nach. Das Haupttor war auf beiden Seiten geöffnet. Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen stellte Linea fest, dass ihre Freunde alle Hände voll zu tun hatten, die passierenden Massen zu kontrollieren.
Sie nickte Hákon kurz zu und drängte sich flink an einem Ochsenkarren vorbei, der in dem tiefen Schnee nicht vorankam, um sogleich wieder in den Schatten der Hütten zu verschwinden.
Mittlerweile war auch in den engsten Gassen der weiße Schnee einer braunen, matschigen Masse aus Dreck und Unrat gewichen. Linea musste ihr Tempo verlangsamen, um ihre Kleidung nicht vollständig zu beschmutzen.
Das Langhaus des Jarls war schon in Sicht, als sie einer vertrauten Stimme gewahr wurde. Vorsichtig schaute sie um die Ecke auf den Platz vor dem Langhaus.
Es herrschte das übliche Gewirr und Gewusel aus Marktständen, Menschen und Handelskarren aus anderen Dörfern, die sich um die Händler drängten. Über allem dröhnten die Schreie der Verkäufer, die ihre Waren anpriesen.
Und doch hörte Linea in unmittelbarer Nähe ganz deutlich den tiefen, rauen Bariton Valdarrs heraus, der sich mit einem Mann unterhielt, dessen Stimme sie zwar schon einmal gehört zu haben glaubte, sie aber nicht sofort zuordnen konnte.
Verwirrung durchzuckte Linea, als sie ihn tatsächlich in der Menge ausmachte. Ein vom Alter gebeugter Mann mit wachen, hellen Augen, einer vernarbten Wange und dem auffällig langen silbernen Bart, der ihm in geflochtenen Zöpfen bis auf die Brust hing. Es bestand kein Zweifel: Es war ihr Ziehvater.
Was macht er hier auf dem Platz? Und kann der andere vielleicht Jarl Rutmar sein?
Linea war sich nicht ganz sicher, ob Valdarrs Begleitung wirklich der Jarl war. Der Platz war einfach zu überfüllt und ständig traten ihr Menschen in den Weg, hinter denen die beiden Männer verschwanden. Die große, bullige Statur des Mannes war unter den Kriegern zwar nichts Besonderes, doch die fettigen, blonden Haare und der dicke, gebutterte Vollbart, der einen schmierigen Fleck auf seiner Tunika hinterließ, sprachen dafür. Bisher hatte sie keinen Mann in Skogbyen getroffen, der so wenig auf sein Erscheinungsbild achtete wie der Jarl. Hoch erhobenen Hauptes ging er neben Valdarr her und überragte ihn so um fast zwei Köpfe.
Die beiden Männer schritten zügig am Rande des Platzes entlang und es schien Linea, als würde sich die Menge vor ihnen teilen, als gingen sie mit gezogenen Waffen und mörderischen Blicken daher. Auch das Zurückweichen der Menge bestärkte ihre Vermutung. Wem, wenn nicht ihrem Anführer, sollten die Leute Platz machen?
Linea konnte sich nicht erinnern, wann sie den Jarl das letzte Mal gesehen hatte, aber es musste schon eine ganze Weile her sein. Vielleicht war sie sich deswegen auch nicht sicher, ob es sich wirklich um ihn handelte.
Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie den Leuten, die sie neugierig musterten und vor ihnen zurückwichen, keine Beachtung schenkten.
Linea erging es nicht viel besser; sie starrte ebenfalls auf Valdarr und seinen Begleiter, die nun völlig unbehelligt von den Wachen die Tür des Langhauses aufstießen und darin verschwanden.
Sobald von den beiden Männern nichts mehr zu sehen war, ging ein Raunen durch die Menge auf dem Platz, das sämtliche Schreie der Verkäufer übertönte.
In ihrer Gasse versteckt vernahm Linea nur einige unzusammenhängende Wortfetzen, doch das reichte aus, um ihre Neugier anzufachen. Sie musste einfach wissen, was Valdarr so Dringendes mit dem Jarl zu besprechen hatte.
Noch ehe sie sich selbst ihrer Tat bewusst war, setzten sich ihre Füße in Bewegung. Begleitet von dem Gemurmel der Masse drehte sie sich um und begab sich auf den ihr altbekannten Weg, der sie zur Hinterseite des Langhauses führte. Ihre Füße waren schon so viele Male durch diese Gassen geschlichen, dass sie den Pfad auch in finsterer Nacht blind hätte gehen können. Was sie auch häufig getan hatte, um Hákon heimlich zu besuchen und mit ihm zu dem Platz auf dem Dach zu klettern. Ihrem Platz.
Wie oft hatten sie nächtelang hier oben gesessen und die Gestirne des Himmels beobachtet? Linea wusste es nicht mehr, sie wusste nur, wie dankbar sie jedes Mal gewesen war, dass sie dort nicht allein gesessen hatte. Sie entsann sich gut daran, wie sie auch ohne Absprachen den jeweils anderen hier oben gefunden hatten, wenn sie von ihren Vätern die Fäuste zu spüren bekommen hatten, und sie erinnerte sich an Hákons sanfte Finger, die ihr die Tränen von den Wangen strichen, an die zarte Berührung seiner Haut auf ihrer.
Ein trauriges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie vermisste diese gemeinsame Zeit mit ihm, vermisste seine leise Stimme, die ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Vermisste seinen sanften Blick, der ihr versprach, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Je älter sie geworden waren, desto mehr war ihre gegenseitige Abneigung einer tiefgründigen Freundschaft gewichen. Doch seit der gewaltsamen Trennung der beiden durch Hákons Vater sahen sie sich nur noch selten. Und das heimlich.
Linea hing noch weiter ihren Gedanken nach, als sie die Rückseite des Hauses erreichte. Sie stellte den Korb mit den Netzen an die Wand und schaute, die Hände in die Hüften gestemmt, zum Dach hinauf. Der Weg war nicht schwer, da sie ganz leicht über die großen Lagerkisten hochklettern konnte. Erneut war sie froh, sich am Morgen gegen das Kleid entschieden zu haben.
Geduckt stieg sie hinauf und schob sich bäuchlings durch den Schnee an den offenen Rauchabzug im Zentrum heran. Wenn sie Glück hatte, und davon ging sie aus, saßen Valdarr und der Fremde direkt unter ihr am warmen Feuer und sie würde ungestört ihren Disput belauschen können.
Tatsächlich hörte sie neben dem Knacken und Knistern des Feuers gedämpfte Stimmen. Ungeachtet der Kälte und der Nässe des Schnees unter ihr zog sie sich noch ein kleines Stückchen nach vorne, bis sie schließlich verstand, worüber die Männer redeten.
»Lass uns allein, Ivar. Verschwinde!«, sagte der Fremde gerade barsch und kurz darauf vernahm Linea das Schlagen der Tür, die der Diener hinter sich schloss.
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als die bange Frage ihres Vaters zu ihr hinaufhallte, der plötzlich einiges von seiner Sicherheit und Stärke verlor. »Was gibt es denn noch so Dringendes zu besprechen, was nichts mit dem letzten Angriff auf die Halvsfjorder zu tun hat, mein Herr?«, fragte Valdarr zögerlich.
»Nun, Kendtmann, ich denke, dass Ihr derjenige seid, der mir etwas zu sagen haben sollte.«
Linea zog scharf die Luft ein. Sie hatte sich nicht getäuscht. In ganz Skogbyen traf man eigentlich nur eine Person, die noch über dem Kendtmann des Dorfes stand und die von ihrem Ziehvater so respektvoll behandelt wurde. Hier hatte sie nun die Bestätigung, dass auch die vielen Menschen auf dem Platz sie nicht hatten täuschen können. Der Fremde war niemand Geringerer als Jarl Rutmar.
»Ich wüsste nicht, was Euch, dem ehrenwerten Jarl von Skogbyen, nicht bekannt sein sollte, seinem alten Kendtmann jedoch schon.«
Linea konnte sich das Bild, das sich unter ihr in dem Raum abspielte, nur allzu gut vorstellen. Valdarr mit trotzig verschränkten Armen vor der Brust, der es dennoch nicht wagte, den Jarl so offen vor den Kopf zu stoßen. Ganz deutlich hörte sie einen feinen Unterton aus seiner Stimme heraus, der ihr gänzlich unbekannt war.
Unsicherheit. Lineas Herzschlag beschleunigte sich.
Er lügt, dachte sie voller Entsetzen.
Valdarr verschwieg etwas. Und es musste etwas verdammt Wichtiges sein, wenn er es sogar vor dem Jarl geheim hielt.
Angespannt horchte sie in die folgende Stille hinein.
Was geschieht dort gerade?
»Ich denke, Ihr wisst ganz genau, wovon ich rede«, entgegnete der Jarl und seine Stimme war so kalt und schneidend wie der Schnee auf dem Dach.
»Nein, mein Herr«, ruderte Valdarr hastig zurück und klang dabei schon nahezu panisch.
»So? Seht an Eurem Arm hinab, Kendtmann«, forderte der Jarl. »Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr mir auf ewig die Treue geschworen habt?«, knurrte er.
»Ihr zweifelt also an meiner Treue?«, wollte ihr Ziehvater wissen und gewann sogleich einen Bruchteil seines Mutes zurück.
»Nur an Eurer Aufrichtigkeit, was Informationen zu einer bestimmten Person anbelangt«, erwiderte der Jarl kühl.
Valdarr schwieg bedeutend, und oben auf dem Dach wagte Linea nicht zu atmen, um keines der Worte zu überhören.
»Bei Oðins Bart, Euer Schweigen verdammt Euch!«, entfuhr es dem Jarl, und das dumpfe Schlagen seiner Faust auf dem Tisch hallte den Kamin hinauf. »Valdarr, Ihr wart mir immer der beste Krieger von allen. Daher gebe ich Euch die Möglichkeit: Sagt mir, was Ihr über sie wisst, und ich schwöre bei den Göttern, ich werde nicht mehr von Euch fordern als ein weiteres Zeichen Eures Schwurs.« Auch wenn die Worte sehr gewählt klangen, hörte Linea deutlich die gepresste Wut aus der Stimme ihres Anführers heraus.
Stille. Die Drohung an ihren Ziehvater hätte deutlicher nicht sein können.
Linea zitterte und ihre Hände begannen ungeachtet des kalten Schnees zu schwitzen.
Was weiß Valdarr? Um wen geht es bei diesem Gespräch überhaupt?
Ihre Gedanken rasten, spuckten eine verrückte Idee nach der anderen aus wie ein außer Kontrolle geratenes Feuer. Mehrere Namen und Gesichter tauchten vor ihrem geistigen Auge auf – alles Frauen aus Skogbyen. Es musste eine Frau sein, das hatte der Jarl ganz deutlich gesagt. Nur wer hatte ein Geheimnis vor dem mächtigsten Mann im Umkreis? Wer konnte so töricht sein und versuchen etwas vor dem Jarl zu verheimlichen und vor allem was?
Angestrengt zwang sie sich zur Ruhe. Ein leiser Schrei entsprang ihrer Kehle, als sie hörte, wie der Jarl bereits weiter auf ihren Ziehvater einredete.
»… weiß eigentlich schon genug, um Euren Kopf vom Richtblock rollen zu sehen. Von Euch brauche ich nur die Gewissheit, dass man mir keinen Bären aufgebunden hat.«
»Wer?«, fragte ihr Ziehvater prompt und mit schneidender Stimme. Es war offensichtlich, dass er nicht klein beigeben wollte.
»Ihr seid noch fahrlässiger, als ich dachte, Valdarr. Ich gebe meinen Informanten nicht preis. Ich lasse Euch die Wahl, diese Botschaft zu bestätigen oder Eurem Ende entgegenzugehen, und bei Oðin, das werdet Ihr!«
Ein deutliches Fluchen war zu hören, und Linea traute ihren Ohren nicht, als Valdarr zähneknirschend Antwort gab. »Gut.«
»Ich wusste, Ihr seid ein ehrbarer Mann, und nun sagt mir, entspricht es der Wahrheit, was mir über sie zu Ohren gekommen ist und weswegen ich Euch zu mir rufen ließ?«
»Ja.«
»Ist es wahr, dass Ihr all die Jahre von ihr wusstet?«
»Ja.«
»Werdet Ihr versuchen Euer Versprechen ihr gegenüber einzuhalten?«
Valdarr zögerte, und Linea sah förmlich vor sich, welcher Konflikt sich in ihm abspielte.
Er würde es nicht tun. Valdarr konnte ein Versprechen, egal wem er es gegeben hatte, nicht brechen. Linea wusste, er würde es sich selbst nie verzeihen, wenn er sein Wort, worum es auch immer gehen mochte, brach.
Sie spürte, dass er es auch nicht plante, und eine bekannte Wärme breitete sich in ihrer Brust aus. Valdarr würde diese Frau nicht verraten. Er würde seinen Eid halten.
Doch im gleichen Moment vernahm Linea erneut die sonore Stimme des Jarls, in der nun ein spöttischer Unterton zu hören war. »Ich werde Euch die Entscheidung abnehmen. Ihr werdet sie ihr nicht zurückbringen. Sie bleibt in Skogbyen und Ihr, Kendtmann, tut besser daran, für Euch zu behalten, was Ihr wisst!«
Der Spott in seiner Stimme wich schlagartig einer Drohung, die es Linea eiskalt den Rücken hinabtrieb. Eine Drohung, kälter als die eisigen Winde, die sie hier oben auf dem Dach umwehten. Und so viele Gedanken ihren Kopf zuvor noch verwüstet hatten, so leer fühlte er sich nun an.
Sie wusste nichts; hatte nicht die leiseste Ahnung, von wem oder was hier die Rede war, aber sie war sich sicher, der Jarl meinte es ernst. Todernst. Das schien auch Valdarr nicht entgangen zu sein.
»Wie Ihr wünscht, mein Jarl.« Doch seine Stimme klang seltsam gepresst, so als müsste er stark an sich halten, um der Wut, die in ihm kochte, keinen Ausdruck zu verleihen.
Zu gern hätte Linea nun das Gesicht des Jarls gesehen, nur um ihre Neugierde zu stillen und zu erfahren, ob sie mit ihrer Einschätzung über ihn und seine Selbstgefälligkeit richtiglag. Aber der Rauchabzug qualmte weiter vor sich hin und sie konnte ihre Augen nicht länger offen halten, ohne dass ihr die Tränen die Sicht verschleierten.
Linea drehte den Kopf und presste ihre Wange in den Schnee, um noch weiter zuhören zu können, bereute es jedoch sofort, als sie hörte, wie Holz über Holz kratzte, während Valdarr seinen Stuhl zurückschob und sich anschickte, zu verschwinden.
»Warum so in Eile, Kendtmann? Habt Ihr da nicht etwas vergessen? Ihr habt mich belogen«, stellte der Jarl ruhig fest. »Wie kann ich mir Eurer fortwährenden Treue gewiss sein?«
Linea konnte sich beinah zu lebhaft ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht vorstellen.
»Ich versichere Euch, dass meine Treue Euch gegenüber nicht unter unserem kleinen Disput zu leiden hat, mein Herr. Ihr könnt nicht von mir behaupten, je untreu gewesen zu sein«, rechtfertigte sich Valdarr. Trotzdem bezweifelte Linea, dass er sich aus dieser Situation noch würde retten können.
»Oh, keineswegs«, erklärte der Jarl süffisant. »Doch zweifle ich an Eurer zukünftigen Loyalität und fordere damit einen erneuten Tribut von Euch. Ihr seid der treueste meiner Männer, aber seid Ihr auch bereit, den Preis zu zahlen und weiterhin als mein treuester Vasall an meiner Seite zu stehen?«
Linea sah innerlich vor sich, wie ein hämisches Glitzern in die Augen des Jarls trat, als er ihren Ziehvater zu einem erneuten Schwur aufforderte.
»Ja, das bin ich«, antwortete Valdarr trocken und Linea keuchte vor Entsetzen laut auf.
Das konnte der Jarl nicht wirklich von ihm fordern. Zu lebhaft erinnerte sie sich daran, wie Valdarr erst vor drei Sommern zwei Finger seiner linken Hand als Zeichen seiner Treue hatte lassen müssen. Der Jarl konnte doch nun unmöglich …
Das scharfe Surren und das dumpfe Schlagen der Klinge belehrten sie eines Besseren. Übelkeit durchflutete Linea, und das schabende Geräusch von Metall auf Holz ließ sie würgen. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund und schaffte es gerade so, die aufsteigende Magensäure wieder hinunterzuwürgen.
Mit einem Mal war sämtliches Gefühl aus ihr verschwunden. Wie konnte ein Mann nur so grausam sein? Sie war sich sicher, dass Rutmar ihren Vater nur als Strafe für seine Lügen noch weiter verstümmelt hatte. Denn an Valdarrs Loyalität und Demut hatte er nie zweifeln müssen.
Der kalte Wind und der nasse Schnee, auf dem Linea lag, drängten sich wieder in ihr Bewusstsein. Erst jetzt merkte sie, dass sie zitterte und sich wie ein Säugling zusammengerollt hatte, die Arme schützend um ihre Schultern geschlungen. Sie musste aufstehen, vom Dach hinunterklettern, sich bewegen. Andernfalls würde sie sich hier oben den Tod holen.
Langsam knetete Linea ihre Finger und rieb sich die Hände, um wenigstens etwas Gefühl in ihren erstarrten Körper zurückzuschicken, da hörte sie erneut Rutmars Stimme aus dem Raum unter ihr.
»Eine Sache noch, bevor Ihr geht. Wie alt ist sie, Valdarr?«
»Vierzehn Sommer«, knurrte der Befragte widerwillig und in seiner Stimme war unterschwellig der Schmerz deutlich zu hören.
Der Jarl murmelte etwas, das Linea nicht verstand, doch das zischende Schnappen nach Luft Valdarrs ließ auch Linea erneut aufhorchen. Dann sprach wieder der Jarl und seine Stimme war leise, und gleichzeitig so laut, dass Linea jedes seiner Worte vernahm. »Sie gehört mir, Valdarr. Sie war schon immer mein und Ihr wusstet es.«
»Nein!« Es war kein Schrei, wenngleich ein bestimmter, zorniger Ausruf.
Rutmar beachtete seinen Widerspruch aber nicht weiter. »Ich werde sie zum Weib nehmen, noch bevor der Sommer kommt!«
»Ja, das werdet Ihr«, antwortete Valdarr mit farbloser, geradezu teilnahmsloser Stimme.
Lineas Kopf ruckte nach oben.
Was geschieht dort mit Valdarr?
Gerade eben noch hatte er versucht, sich dem Jarl entgegenzustellen, und die mysteriöse Frau inbrünstig verteidigt, und nun, nur einen Augenblick später, stimmte er seinem Vorhaben zu?
Das kann nicht wahr sein, das ist nicht richtig, er würde nie …
Erneut ergriff der Jarl das Wort. Süffisanter als jemals zuvor klang seine Stimme und mit Schrecken vernahm Linea die Worte.
»Ich werde sie besitzen und Linea wird mir einen Sohn schenken! Einen würdigen Nachfolger wird sie mir schenken, Valdarr!«
»Ja, mein Jarl. Das wird sie.«