Читать книгу Mythen, Märchen und Legenden aus Kambodscha - Socheat Chorn Franz Roither - Страница 10

Die Geschichte vom faulen Alten und seiner tollen Frau

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Hier erfahren wir, dass zwar auch faule Menschen Reichtum erlangen können, aber nicht die Erleuchtung. Und auch asiatische Märchen reisen gerne – der Baumgeist, der seine Heimat retten will, stammt aus Indien. Und man erfährt, was die Aufgabe einer bürgerlichen kambodschanischen Frau ist. Ach ja, ein Sethej ist ein nicht-adeliger, aber reicher Großkaufmann, der vor allem im Überseehandel tätig war.

Es gilt in Kambodscha außerdem allgemein die Meinung, dass vor allem am Morgen eine gründliche Gesichtsreinigung wichtig ist. Nach einem langen Arbeitstag stehen dann die Hände im Mittelpunkt, und vor dem Schlafengehen sollte man die Füße einer sorgfältigen Waschung unterziehen, da man damit den ganzen Tag auf und in Erde herumlief. Beachtet man diese Hygieneregeln nicht, so können einem böse Geister Schaden zufügen. Nur Sauberkeit bietet Schutz.

In Kambodscha gibt es die wohl billigsten Zigaretten der Welt. Man bekommt für rund 500 Riel, 2013 sind das weniger als zehn Cent, ein ganzes Päckchen. Und es ist ziemlich starker Tabak, den man da verqualmt. Kambodschanische Zigarettensorten sind Ara und Texas 5.

Betel ist das weltweit am häufigsten genutzte psychoaktive Genussmittel, das mehrere hundert Millionen Menschen vor allem in Südostasien und Indien konsumieren. Es zählt in der Region als Genuss- und nicht als Suchtmittel. Die Wirkung besteht darin, dass sich der Konsument in einen Zustand des Wohlbefindens und der Gelassenheit versetzt fühlt und eine Erhöhung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit empfindet. Die Effekte sind aber nur leicht. Nach dem Essen regt der Betelbissen die Verdauung an.

Da gibt es zuerst einmal das Betelblatt, das von der Betelpflanze kommt. Die Pfeffergewächs-Kletterpflanze kann bis zu fünf Meter hoch werden. Die Blätter haben einen hohen Gehalt an Eugenol, so dass sie beim Zerreiben intensiv nach Gewürznelken duften und auch ähnlich schmecken. Durch das Eugenol wird ein leicht betäubendes Gefühl im Mund verursacht.

Dann gibt es da noch die Betelnuss, die von der Areca-Palme stammt. Der Baum wir zehn bis dreißig Meter hoch und trägt 150 bis 300 faserige Früchte, die bis zu acht Zentimeter lang werden und reif von gelb über orange bis rot sind. Der Kern selbst ist nur drei bis zehn Gramm schwer.

Der zugesetzte, gelöschte Muschelkalk dient der Freisetzung der in der Betelnuss enthaltenen Alkaloide. Der basische Kalk ist gesundheitlich bedenklich, denn er greift das Zahnfleisch an, weil er durch Wasseraufnahme im Mund in das ätzende Kalziumhydroxid übergeht und schwere chronische Entzündungen im Mund verursacht.

Die Nuss liefert die Alkaloide Arecaidin und das Guvacin. Beim Kauen mit dem alkalischen Kalk entstehen daraus Arecolin und Guvacolin.

Da der Betelbissen durch die Alkaloide sehr bitter schmeckt, werden ihm häufig Gewürze wie Anis, Kardamon, Gewürznelken, Ingwer, Zimt, Muskatnuss, Minze, Fenchel und/oder Tabak zur Geschmacksverbesserung beigemengt.

Die Kombination „Blatt + zerkleinerte Nuss + gebrannter Kalk/Kalkpaste + diverse Gewürze“ ergibt den so begehrten Betelbissen, der oft stundenlang gründlich durchgekaut und schlussendlich ausgespuckt wird.

Im Laufe der Jahrtausende haben sich Gerätschaften entwickelt, die zur Herstellung von Betelbissen nützlich sind, insbesondere Gefäße zur Aufbewahrung der Kalkpaste, Aufbewahrungsdosen für die Betelnüsse und Betelpfefferblätter und wunderschöne Betelnussscheren zum Zerstückeln der Betelnüsse.

Folgen des Betelgenusses sind rote Münder – die meisten Kauer sind recht stolz auf ihre rot gefärbten Zähne – große, rote Spuckflecken auf den Straßen, kaputte Zähne, degenerierendes Zahnfleisch, übermäßiger Speichelfluss, eine bessere Leistungsfähigkeit, Gelassenheit, gereizte Mägen, Schleimhautkrebs, schwerste chronische Entzündungen der Mundschleimhaut, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Mundhöhlenkrebs… Die tödliche Dosis liegt bei acht bis zehn Gramm der Samen. Fast 60 Prozent aller Krebserkrankungen in Südostasien treten im Bereich von Mundhöhle und Rachen auf.

Die Nuss wird als Medikament bei Problemen der Verdauungsorgane und bei Nervenleiden verwendet. In Indien wird die Betelnuss vor allem zum Austreiben von Bandwürmern verabreicht.

Einst lebten im Lande eine arme Frau und ein armer Mann. Damals waren viele Frauen und Männer arm, aber das störte niemanden wirklich. Die arme Frau hatte gute Manieren, sie brachte ihrem Mann all den Respekt entgegen, den ein Mann in Kambodscha eben zu verdienen glaubte. Er nahm ihre Verehrung für gegeben hin. Der arme Mann hatte bedeutend weniger gute Manieren, denn seit die arme Frau und der arme Mann verheiratet waren, war er in Untätigkeit versunken. Er genoss und zelebrierte seine Faulheit richtiggehend, überzeugt davon, dass seine Frau ihre Bestimmung darin erreicht hätte, ihn zu versorgen. Und so schlief der Mann den ganzen lieben Tag lang und wachte nur auf, wenn der Hunger ihn weckte. Dann schleppte er sich aus dem Bett, ließ sich am Tisch niedersinken, stopfte das Essen, das ihm seine Frau ihm vorsetzte, in sich hinein und ließ sich von ihr sogar noch die Zigaretten rollen, die er gewöhnlich nach dem Mahl zu rauchen pflegte. Anschließend warf er sich wieder auf das Bett, um einen Verdauungsschlaf zu halten.

Ihr könnt euch vorstellen, dass so ein Eheleben in keinem Land dieser Welt lange gut gehen kann. Und so war es auch hier. Da aber die Frau die Sitten ihrer Vorfahren hoch schätzte, so sagte sie kein einziges böses Wort zu ihrem nichtsnutzigen Ehemann, sondern gab ihm immer weiter zu essen und zu trinken und führte den Haushalt ganz alleine. Doch schlussendlich war auch diese gute Ehefrau mit ihrer ganzen Weisheit am Ende, denn es gab schon lange keinen Riel mehr im ganzen Haus und fast die gesamte Einrichtung hatte sie verkauft oder gegen Lebensmittel eingetauscht. Nun waren sie wirklich arm geworden, so arm, dass man es sich gar nicht vorstellen mag.

Endlich kam der Tag, an dem die Frau wirklich, aber auch wirklich gar nichts mehr ihrem hochverehrten Mann zubereiten konnte. Und in ihrer Not machte sie, was eine Frau in Kambodscha niemals machen würde – sie befahl ihrem Mann! Dazu kramte sie die letzten paar Betelblätter und die letzten Zigaretten zusammen, näherte sich unterwürfig ihrem auf dem Bett herumlungernden Mann, hob die Hände ehrfurchtsvoll zum Gruß und sagte mit zitternder Stimme: „Verzeih mir meine Unverfrorenheit, hochverehrter Mann, aber es ist nichts mehr zum Essen im Haus, auch kein Geld und so gut wie keine Sachen mehr, die ich noch für Essen eintauschen könnte. In einigen Tagen werden wir verhungert sein! Lieber Mann, ich bitte dich daher innbrünstig – geh hinaus in den tiefen Wald, fäll einen Baum und hack einen Pflug und eine Egge aus dem Holz! Und sind dir die Werkzeuge eines fleißigen Bauern gut gelungen – und ich zweifle keinen Moment daran – so geh mit unseren Nachbarn auf die Reisfelder, denn gerade morgen beginnt die Zeit des Reisanbaus.“

Der Mann war natürlich von den wahren Reden seiner Frau nicht sehr begeistert, drehte sich zur Wand und murmelte, dass er schon gehen würde, wenn es denn unbedingt von Nöten sei. Vorher sollte sie ihm aber noch eine tüchtige Portion Reis zubereiten und für die schwere Holzhackarbeit gut einpacken. So, und nur so, könne er sich vorstellen, in den Wald zu gehen, einen Baum zu fällen und einen Pflug und eine Egge daraus zu hacken, um damit mit den anderen Männern des Dorfes die Reisfelder zu bearbeiten, wozu gerade morgen die richtige Zeit wäre.

Voll des Dankes, dass sie einen so verständnisvollen Mann hatte, erhob sich die Frau, lief in die Küche, kochte die letzten paar Reiskörner, die sich in den Ecken des Vorratsraumes zusammen­kehren ließen und packte sie ein. Neben das recht schmächtige Essenspaket legte sie außerdem die Säge und die Hacke. Und dann wartete sie, dass ihr ehrenwerter Mann vom Bette aufstehen würde. Und sie wartete lange – sehr lange.

Ihr unendlich fauler Mann verschlief den Rest des Morgens, den ganzen Vormittag, den Mittag, den frühen Nachmittag und… dann stand er auch schon auf.

Seine in unendlicher Geduld wartende Frau wusch ihm flugs das Gesicht, drückte ihm dann schnell das Rauchwerk, den Proviant und das Werkzeug in seine nichtsnutzigen Hände, verabschiedete ihn höflich und sandte ihn in den Wald hinaus.

Da stand er nun, unser wackerer Ehemann. Und nachdem er nun schon stand, fing er auch zu gehen an und ging bis in den Wald. Dort sah er sich nach einem geeigneten Baum um… um nach dem anstrengenden Spaziergang mit dem vielen Gepäck eine kleine Ruhepause einzulegen. Schnell war ein alter Baum gefunden, dessen breite Äste bis fast auf den Boden reichten und wundervollen Schatten vor der schon recht tief stehenden Abendsonne zu spenden schienen.

Schnell die Säge und die Axt achtlos ins Gestrüpp geworfen… und schon lag unser fleißiger Holzfäller auf dem weichen Moos beim Baumstamm und ließ seinen Blick und seine Gedanken gegen Himmel schweifen. „Ah, sind das wundervolle Äste über mir. Aus dem da hacke ich den Pfluggriff, aus dem daneben das Streichbrett… und der da drüben wird die Grindel. Und… ah… da sehe ich auch schon den Ast für das Joch. Ja, über mir hängt sozusagen schon der fertige Pflug!“ So und anders dachte unser Mann, und auch auf die Egge verschwendete er seine Gedankenkraft. Erleichtert, dass ihm die mühselige, von seiner Frau aufgetragenen Arbeit so gut von der Hand ging, machte der faule Mann ein kurzes Erholungsnickerchen, verspeiste im letzten Schimmer der untergehenden Abendsonne seinen mitgebrachten Proviant, rauchte ein Zigarette, kaute ein Betelblatt… und eilte im Dunkel der beginnenden Nacht nach getanem Tagwerk müde und überaus zufrieden mit sich und der Welt zu seiner ihn ehrenden Frau, die bereits voller Vorfreude und Angst auf ihn wartete und nervös vor ihrer Hütte auf und ab lief.

Kaum erblickte sie ihren heimkehrenden Gatten im Dunkel der eingebrochenen Nacht, da rannte sie ihm erleichtert entgegen, um ihm die schweren Werkzeuge nach der harten Arbeit abzunehmen. Sie geleitete ihn zurück ins Haus, setzte ihn hurtig auf eine Bank, wusch ihm schnell das Gesicht, die Hände und die Füße… und konnte sich vor lauter Neugier kaum zurückhalten. Zu groß war ihre Angst vor der drohenden Armut, zu tief ihr Vertrauen in die Fähig­keiten ihres faulen Mannes. Atemlos fragte sie: „Ehrenwerter Mann, wie ist es dir ergangen? War die Arbeit schwer und der Tag lang? Sind Pflug und Egge schon bereit zum Einsatz? Wann wird es uns wieder besser gehen?“ Mit solchen und ähnlichen Fragen über­häufte sie ihren von rechtschaffener Arbeit müden Mann. Schluss­endlich antwortete er mürrisch ob der vielen Fragen: „Ehrenwertes Eheweib, erschlag mich nicht mit deinen Fragen wie ein herab­fal­lender Ast einen unvorsichtigen Holzfäller. Meine Handwerksarbeit im Wald ist noch nicht getan. Du wirst dich noch bis Morgen gedulden müssen, denn ich muss morgen noch einmal hinaus in den Wald!“

Niedergeschlagen schwieg die Frau und fügte sich in ihr ungewisses Schicksal.

Und schon recht früh am nächsten Tag – so zur Mittagszeit – lag der Mann erneut unter seinem schattigen Baum und dachte ange­strengt daran, wie er denn nun genau den Pflug und die Egge aus den Ästen hacken wollte. Und wie er gerade am anstrengendsten nachdachte, da schien es ihm, als hörte er plötzlich Stimmen aus dem Geäst. Doch dann übermannte ihn nach so viel Denkarbeit die Müdigkeit und er schlummerte bis zum Abendrot den Schlaf recht­schaffener Leute.

Hätte er doch nur etwas genauer auf die Stimmen in den Ästen gehört. Unser Bauersmann schlummerte nämlich genau unter einem Baum, der einem alten Waldgeist als Unterkunft diente. Und wie der Geist da den Mann schon den zweiten Tag so über Pflüge und Grindel und Eggen reden hörte, da bekam er es so recht mit der Angst um seinen Wohnbaum zu tun. Schnell informierte er die anderen Geister der Gegend über das ihm drohende Unheil. Und nun setzte ein Argumentieren und Diskutieren und Beraten ein, das unser Bauer kurz vor seinem Einschlafen eben vernommen hatte. Als die Geister dann genug argumentiert, diskutiert und beraten hatten, fassten sie den Entschluss, dass nur der gewaltsame und vorzeitige Tod des vorwitzigen Bäuerleins unendliches Unglück von ihnen abwenden könne. Man kam überein, dass die geistvollste Lösung darin bestehen würde, dem Mann an der Schwelle seines Hauses den Kopf mit einem schweren Aste einzuschlagen. Nur so, und nur so, sei sichergestellt, dass es dieser Wicht von einem Menschen nie mehr wagen würde in den Wald zurückzukommen, um hier zu nichts nutze Eggen und anderen Krimskrams zu fertigen.

Als der Mann nun nach getanem Tagwerk erholt bei Sonnenuntergang aufwachte, um zu seiner hochgeehrten Frau nach Hause zurückzukehren, da schulterte der Geist einen mächtigen Ast und folgte ihm heimlich.

Die Frau sah ihren hochgeachteten und ihrer Meinung nach schwer erschöpften Ehemann am Horizont auftauchen und lief ihm voller Freude und Erwartung entgegen. Sie geleitete ihn zurück ins Haus, setzte ihn hurtig auf eine Bank, wusch ihm schnell das Gesicht, die Hände und die Füße… und konnte sich vor lauter Neugier kaum zurückhalten. Zu groß war ihre Angst vor der drohenden Armut, zu tief ihr Vertrauen in die Fähigkeiten ihres faulen Mannes.

Atemlos fragte sie: „Ehrenwerter Mann, wie ist es dir ergangen? War die Arbeit schwer und der Tag lang? Sind Pflug und Egge schon bereit zum Einsatz? Wann wird es uns wieder besser gehen?“ Mit solchen und ähnlichen Fragen überhäufte sie ihren von rechtschaffener Arbeit müden Mann. Schlussendlich antwortete er mürrisch ob der vielen Fragen: „Ehrenwertes Eheweib, erschlag mich nicht mit deinen Fragen wie ein herabfallender Ast einen unvorsichtigen Holzfäller. Meine Handwerksarbeit im Wald ist noch nicht getan. Du wirst dich noch bis Morgen gedulden müssen, denn ich muss morgen noch einmal hinaus in den Wald! Morgen, ja morgen, werde ich den Baum endgültig fällen!“

Niedergeschlagen schwieg die Frau und fügte sich in ihr ungewisses Schicksal.

Als der Geist das alles gesehen und gehört hatte, da war sein ganzer Zorn auf den Mann wie verflogen. Die Demut und der Glanz dieser vollkommenen Ehefrau hielten den Geist davon ab zuzuschlagen. Ohne dass es unser Faulpelz auch nur im Geringsten geahnt hätte, hatte ihm sein Weib das Leben gerettet.

Der Geist hatte aber auch die Worte des Mannes vernommen, der – so hatte es der Geist gehört – morgen wirklich den Baum – seinen Baum – fällen wollte. Vor lauter Angst um seinen geliebten Wohn­baum schüttelte es den Geist wie in einem Malaria-Fieber. Er sah keinen anderen Ausweg mehr, als sich dem Mann zur nächtlichen Stunde zu erkennen zu geben, vor diesem auf die Knie zu fallen und ihn anzuflehen: „Bitte, bitte, hochedler Herr, ich flehe dich an – fäll diesen Baum nicht!“

Doch der Mann, der im Halbschlaf gar nicht so recht wusste, wie ihm geschah und der Meinung war, dass seine ehrenwerte Ehefrau mit ihm sprechen würde, murmelte nur schlaftrunken: „Ja, morgen früh, gleich nach Sonnenaufgang, werde ich den Baum fällen. Ehrenwort!“

Man kann sich gut vorstellen, welche Wirkung die Worte des Mannes auf unseren ängstlichen Geist ausübten, dem ja der Charakter unseres Helden nicht bekannt war. Und so sah der Geist keine andere Möglichkeit mehr, als den Bauern zu bestechen, und so sprach er diesmal noch viel eindringlicher: „Ehrenwerter Reisbauer, wenn du meinen Baum verschonst, dann verrate ich dir Plätze mit Gold und Silber!“

Kaum hörte unser fauler Landwirt solche Worte wie „Gold“ und „Silber“, da war er plötzlich hellwach und flüsterte in die Dunkel­heit: „Ehrenwerter Baumgeist, wie viele Verstecke mit Gold und Silber gedenkst du mir zu verraten?

„Zwei“, flüsterte der Geist voller Hoffnung zurück.

„Nur zwei“, fragte der Bauer mit trauriger Stimme in die Nacht. „Nur zwei? Das ist zu wenig. Sagen wir vier. Du verrätst mir vier Verstecke… und ich werde deinen Baum nicht umhacken! Darauf gebe ich dir mein Wort. Und die Stellen bezeichnest du mir mit großen Holzklötzen, damit ich mir beim Suchen nicht allzu schwer tue.“

Dem Geist viel ein wahrer Stein der Erleichterung vom Herzen. Und da er mit Gold und Silber sowieso nicht viel anzufangen gewusst hätte, so stimmte er freudig den Vorschlägen unseres schlauen Bauern zu.

„Ja, nachdem wir nun alles abgemacht haben, so werde ich morgen eben nicht zum Baumfällen in deinen Wald gehen, sondern mir eine Schaufel schultern und nach dem Golde graben“, murmelte der Bauer noch, bevor er sich umdrehte, um vor Sonnenaufgang noch eine wohlverdiente Mütze Schlaf zu bekommen.

Und man höre und staune, kaum wagte sich die Sonne am nächsten Morgen mit ihren ersten Strahlen über den Horizont, da schüttelte unser Held seine ehrenwerte Frau bei der Schulter und flüsterte: „Ehrenwerte Frau, wach auf, steht auf, nimmt die Schaufel und folge mir in den Wald!“ Dort führte er sie zu den vier mit großen Holzstücken bezeichneten Stellen und ließ sie das Gold und das Silber aus dem Boden graben. Die Arbeit dauerte drei lange Tage, bis sie die ganzen Schätze in ihrer einfachen Hütte hatten, wo die Frau sie in diversen Koffern und Kästen versteckte. Sie war ja so stolz auf ihren unendlich klugen Mann.

Die Frau erzählte niemandem von ihrem Glück, obwohl ihr die Nachricht wie Feuer auf der Zunge brannte. Sie brachte kleine Teile davon zu einem befreundeten Goldschmied, der daraus Schmuck anfertigte. Damit ging sie in die Stadt und verkaufte ihn dort. Und so wurde das Ehepaar langsam aber stetig immer reicher und reicher. Und da man auch in Kambodscha weiß, dass man Reichtum nur mit viel Arbeit, Fleiß und Intelligenz erwirbt, so wuchs die Weisheit des Mannes in den Augen seiner Nachbarn mit seinem Vermögen, so dass sie ihn eines Tages als Sethej verehrten. Und so sammelten sich bald jeden Tag Menschen vor dem Haus, um ihn um Hilfe und Rat zu bitten… aber nur gute und kluge Frauen wissen, den Reichtum in der Familie zu halten und ein großes und gemütliches Haus zu leiten.

Mythen, Märchen und Legenden aus Kambodscha

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