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Service -wieso gerade jetzt?
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as Informations- und Medienzeitalter liegt genau so weit hinter uns wie das Industriezeitalter. Seit Beginn des neuen Jahrtausends und seinem historischen Beginn am 11. September 2001 löst die Service-Ökonomie alte kapitalistische Machtverhältnisse ab, weil sie immer weniger den Menschen und immer mehr dem Kapital dienen.
Während die alten Wirtschaftstanker mühsam Kurs halten, sich durch Entlassungen sanieren und kein Angestellter mehr seines Arbeitsplatzes sicher sein kann, entwickelt sich parallel eine Ökonomie, die auf Selbständigkeit beruht und mit brillanten Ideen und Innovationen im Bereich Service neue Lösungen, neues Kapital und neue Karrieren erwirtschaftet.
Besonders in der „Servicewüste Deutschland“ ist noch jede Menge Brachland in Oasen zu verwandeln. Zu dieser Entwicklung passt der Drang nach Selbstbestimmung, Freiheit und der Entfaltung der persönlichen Interessen und Fähigkeiten. Selbst die Regierung legt nahe, seine eigenen Interessen zu verfolgen und sich mit Ideen selbständig zu machen. Immer mehr Menschen entdecken, dass das größte Potenzial in ihnen selbst liegt: Ihr ganz persönliches Talent gilt es zu kapitalisieren. Wenn Frauen ein Unternehmen aufbauen oder führen, können sie innerhalb dieser Service-Ökonomie zum ersten Mal in der Geschichte ihr weibliches Talent einsetzen.
Dänische Forscher fanden in einer zehnjährigen Untersuchung heraus, dass Unternehmen, deren Leitung mit mehr Frauen besetzt war, rentabler arbeiteten. „In der Tat führen Frauen anders“, kommentiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (5. Juni 2005, S. 39): „Mögen sie die männliche Konkurrenz anfangs durch ihre Ruhe und Zurückhaltung in Sicherheit wiegen, in der Sache verhandeln Frauen zäh und unnachgiebig, das Ziel stets im Blick. (...) Die Führungstechniken der Frauen, die meist nicht reflektiert, sondern intuitiv eingesetzt werden, gehen auch weit über vermeintlich freundliches Zuhören hinaus.
„Durch ihre häufig sehr intuitive Art der Führung jenseits aller klassischen Führungsinstrumente schaffen Frauen ein großes Näheverhältnis zu ihren Mitarbeitern“, sagt Headhunterin Lammers. „Sie schaffen Bindungen, die Mitarbeiter verpflichten. (...) Deswegen sind sie so wertvoll.“
Eine weitere Studie aus England vergleicht männliche und weibliche Führungsstile und komme zu dem Ergebnis: „Frauen führten viel informeller, beteiligten Mitarbeiter eher an Entscheidungen und inspirierten sie. Mehr noch: Frauen vergäßen in Führungspositionen weniger schnell, wie sich Mitarbeiter fühlen. Die Mitarbeiter verehrten ihre Chefinnen dafür“, fasst Inge Kloepfer von der FAS zusammen. „Diese Art der Bindung ist ein weit differenzierteres Mittel der Machtausübung und Einflussnahme als der Druck über Hierarchien.“