Читать книгу Die Chefin - Sonja Becker - Страница 18
TYP A: DIE VISIONÄRIN.
ОглавлениеSie sind eine Künstlerin, die sich ihre Welt macht, wie sie Ihnen gefällt. Ihre Visionen und Illusionen sind Ihr Kapital. Sie sind ein bisschen Pipi Langstrumpf und ein bisschen Dornröschen, das nur geküsst werden muss. Zur Not reicht der passende Schuh. Am besten von Manolo Blahnik, denn Ihre Ideen lassen Sie sich reich belohnen. Einmal wachgeküsst, sehen Sie mehr Dinge als andere und können etwas schaffen, das andere in ein Produkt, einen Service oder ein Unternehmen umwandeln.
Sie leben in der Zukunft. Sie können allein mit Ihrer visionären Kraft andere Menschen veranlassen, das zu tun, was Sie sich wünschen. Alltag und Realität können diese Kräfte allerdings schwinden lassen. Auf lange Sicht finden Sie aber immer eine perfekte Lösung, weil Ihre Frohnatur und Ihre inspirierte Seele Sie wach halten. Und hoffentlich die perfekten Partner: Hüten Sie sich vor falschen Freunden.
Visionäre lieben das Abenteuer. Sie lassen sich wahrlich von ihrer Neugier leiten. Denn „alles beginnt mit Neugier“, wie der Schriftsteller Gary Hoover sagt. Heidi Klum ist so ein Typ. Als echtes bergisches Mädchen, ohne mit einem silbernen Löffel auf die Welt gekommen zu sein, hatte sie nach einem gewonnenen Model-Wettbewerb die Ahnung, irgendetwas in New York reißen zu können. Heute ist sie eine der gefragtesten Frauen dieser Welt, Supermodel, Multimillionärin und mit einem Popstar verheiratet. Ein Buch hat sie auch herausgebracht. Unter den Regeln, die man auf dem Weg zum Weltstar beachten muss, findet sich auch ihr Motto: „Folge deiner Neugier“.
Visionäre betreten für ihr Leben gern unbeschrittenes Terrain. Sie entdecken die Möglichkeiten. Sie fragen nie „Warum“, sondern „Warum nicht?“. Sie lieben das Chaos, das oft mit dem Start eines Unternehmens einhergeht. Denn jedes Unternehmen beginnt mit einer Vision. Hinter jedem Logo einer bekannten Marke steht ein großer Gedanke einer individuellen Person, die diese Vision verwirklicht hat.
Wie zum Beispiel Steve Jobs, der sein eigens ehemaliges Unternehmen Apple mit unglaublichen Ideen gerettet hat. Nachdem die Computer perfekt kinderleicht zu bedienen waren, hat er gesehen, was noch fehlte: Sex. Der Apfel ist schließlich das Symbol der Verführung. Inzwischen sind die neuen sexy Apple-Geräte Statussymbole. Nebenbei hat Apples „iPod“ die gesamte Musikindustrie revolutioniert, weil sie das Marktpotenzial der von der jammernden Industrie als halbkriminell angesehenen digitalen Musik erkannte und mp3-Downloads salonfähig machte. Jobs hat nichts davon erfunden. Aber er konnte es sehen.
Visionäre spielen vor allem in der Anfangsphase des Unternehmens eine bedeutende Rolle. Sie sind die Kapitäne des Schiffes und sehen hinter dem Horizont einen neuen Kontinent. Auch wenn es noch keine Karte gibt, sie bestimmen den Kurs. Denn sie sehen mehr als andere. Vorstellungskraft und künstlerisches Talent sind die Geburtshelfer einer neuen Business-Idee.
Das liegt in der Natur von Visionären. Wenn sie allerdings komplexe Projekte managen müssen, kommt das Schiff auf Schlingerkurs. Im schlimmsten Fall heißt der Kapitän Ahab, und seine Mannschaft springt über Bord. Weil sie gut mit Widersprüchen umgehen können, bringt ihre Art oft witzige Varianten hervor. Beständigkeit halten sie für ein Zeichen von Mittelmaß. Sie dagegen nutzen ihren runden Kopf, damit das Denken die Richtung ändern kann.
Die meisten Visionäre sind getrieben von einer schönen, neuen Welt. Über ihr persönliches Ziel hinaus möchten sie für die Menschheit in den Service gehen, sie gerechter oder menschlicher werden lassen. Oft werden sie für verrückt gehalten. So wie es früher Maschinenstürmer gab, die Sähmaschinen für eine Sünde gegen Gott hielten oder gegen Waschmaschinen Sturm liefen, gab es vor dreißig Jahren kaum Menschen, die sich vorstellen konnten, dass ein Computer für jeden erschwinglich sein kann, dass er so handlich sein kann, dass er bequem auf einen Tisch passt, so einfach, dass Kinder damit umgehen können, und dass auf einen Chip so viele Daten passen, dass damals diese merkwürdigen Spulmaschinen damit einen Wolkenkratzer füllen würden. Selbst der Gründer von IBM schätzte seinerzeit die Anzahl von Computern, die in der Welt gebraucht werden, auf fünf bis zehn Exemplare.
Vision ist eine Art kreativer Zerstörung. Sie tritt Türen zu neuen Welten auf, wodurch sich andere Systeme verändern, wie das Beispiel Apple zeigt. Weltbilder fallen in sich zusammen, Dinge verändern sich fundamental, gewohnte Muster brechen auf, neue Wirklichkeiten entstehen.
Wenn sich die Kultur gegen visionäre Ideen stemmt - was ganz natürlich ist - laufen Visionäre Gefahr, den Faden zu verlieren. Wenn Visionäre davon abgehalten werden, ihr Ding zu machen, betrachten sie andere Menschen schnell als Hindernisse oder geben sich faulen Kompromissen hin, um ihr Ziel zu erreichen. Von allen drei Typen ist der Visionärstyp am gefährdetsten, am Ende mit leeren Händen dazustehen, auch weil sie sich zu sehr in ihre Ideen oder in sich selbst verlieben. Sie können so idealistisch sein, dass sie die anderen Leute um sie herum vergraulen.
Visionäre im positiven Sinne sind aber total neugierig darauf, was andere Leute beschäftigt, und stecken andere mit ihrer Kreativität an. Wirtschafts-Visionäre erkennen Muster und Bedürfnisse im Markt, die andere nicht sehen. Ihre Ideen sind so klar wie verrückt. Das macht sie für viele so sympathisch, von anderen werden sie belächelt. Aus Rache krempeln sie selbst die Ärmel hoch und machen aus ihren Ideen Wirklichkeit. Sie sind im wahrsten Sinne „hinreißend“ und können viele Leute mit ihrem Enthusiasmus anstecken und mitreißen. Sie brauchen nur Leute, die sie erden. Allen voran Promoter und Manager.