Читать книгу Die Braut des Herzogs - Sophia Farago - Страница 8
V.
ОглавлениеAm darauffolgenden Sonntag, der mit einem strahlenden Morgen begann, saß der Herzog von Wellbrooks bei einem ausgiebigen Frühstück, als der Butler meldete, Lord MacAlister wünsche Seine Gnaden zu sprechen.
»Ja, das wünsche ich in der Tat. Aber kannst du dir nicht endlich abgewöhnen, mich so formell anzukündigen, mein Guter?« sagte eine fröhliche Stimme hinter ihm.
Andrew Mattley, der vierte Earl of MacAlister, erschien im Türrahmen. Er war einer der besten Freunde des Herzogs, kleiner als dieser, jedoch ebenso sportlich. Seine dunkelblonden Locken waren à la Brutus frisiert. In dem jungenhaften Gesicht fielen vor allem die blauen Augen auf, die von unzähligen Lachfältchen umrahmt waren. Er war ein gutaussehender junger Mann, Ende zwanzig und außerordentlich charmant. Vor mehreren Jahren hatte er von seinem Vater die Würde eines Earls geerbt und damit ein umfangreiches Vermögen, das sogar das des Herzogs um etliches übertraf. Er war mit Julian Romsey, dem nunmehrigen Herzog von Wellbrooks, in Eton gewesen, anschließend in Oxford und hatte an seiner Seite in Spanien gekämpft. Die beiden waren trotz ihrer unterschiedlichen Temperamente, fröhlich und liebenswürdig der eine, arrogant und bestimmend der andere, immer unzertrennlich gewesen. Das hatte sich auch nicht geändert, als MacAlister vor einigen Monaten seine große Liebe, Miss Maria Woodford, zum Traualtar geführt hatte. Wellbrooks war dieser Beziehung anfangs mit großer Skepsis gegenübergestanden. Doch diese war allein durch einen Anflug von Eifersucht zu begründen, wie er sich selbst gegenüber zugeben mußte. Denn bald hatte er auch die kleine, stets gutgelaunte Dame ins Herz geschlossen. War sie auch von lebhafterer Natur, als er sich das für seine eigene Ehefrau gewünscht hätte, so würde sie seinem Freund Andrew eine perfekte Gattin sein.
Nun stand dieser also, zu ungewohnt früher Stunde, im Frühstückszimmer des Herzogs. Mit kurzem Blick prüfte er die aufgetragenen Speisen, bevor er sich auf einem Stuhl seinem Freund gegenüber niederließ, der schweigend sein Frühstück fortsetzte.
»Wenn ich das alles hier so betrachte«, meinte sein Gast schließlich, »so ist das doch viel zu viel für eine einzige Person. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste.«
Der Herzog schnippte mit den Fingern: »Ein Gedeck für Seine Lordschaft«, ordnete er an.
»Oh, vielen Dank«, meinte MacAlister fröhlich. »Maria ist noch immer bei ihrer Mutter in Sussex, mußt du wissen. Und alleine schmecken mir die Mahlzeiten zu Hause nicht mehr. Du mußt doch zugeben, so ein Frühstück zu zweit ist viel gemütlicher, nicht wahr?«
»Stimmt«, gab sein Freund sarkastisch zu.
MacAlister grinste.
Einer der Diener hatte das gewünschte Gedeck vorgelegt. Seine Lordschaft bediente sich reichlich und widmete sich dann seinem Mahl. Seine Gnaden beobachtete ihn eine Zeitlang schweigend und fragte schließlich mit gewissem Amüsement:
»Bist du nur gekommen, um dir bei mir den Bauch vollzuschlagen, oder hat dein Besuch zu so ungewöhnlicher Stunde noch einen anderen Grund?«
»Sicher habe ich noch einen anderen Grund«, antwortete MacAlister und deutete auf eine der schweren Silberplatten, »die Gänseleberpastete ist ganz ausgezeichnet.« Er lud sich eine weitere Portion davon auf den Teller. Der Herzog verbeugte sich leicht für das Kompliment und wartete auf die Erklärung seines Freundes.
»Wir haben dich gestern am Spieltisch vermißt, Julian«, begann dieser. »Wo hast du denn gesteckt?«
»Ich war anderweitig verabredet«, sagte Seine Gnaden leichthin.
Andrew blickte sichtlich überrascht von seinem Teller auf. »Wer ist sie?« wollte er wissen. »Eine Neue?«
Der Herzog schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, du kennst Mrs. Ordelga.«
»Oh, die schöne Elizabeth«, stellte sein Freund erstaunt fest. »Du hältst es aber schon verdächtig lange mit ihr aus. Das hat doch nicht etwas zu bedeuten?«
»Nicht das geringste«, antwortete Wellbrooks emotionslos. MacAlister kannte seinen Freund gut genug, um diese Antwort als Abfuhr zu verstehen.
»Ist schon gut«, sagte er deshalb. »Ich denke nicht daran, mich in deine Liebesaffären einzumischen. Außerdem komme ich ja wegen einer viel wichtigeren Angelegenheit.«
»Ach nein, tatsächlich?« warf Wellbrooks ein.
»Also, laß mich erzählen. Gestern im Club prahlte der junge Greenhood damit, daß er sich im Tattersall neue Pferde gekauft habe. Sie seien erstklassige Renner, unbesiegbar in jeder Wettfahrt. Er sprach gerade so, als hättest du ihn nicht erst letzten Herbst bei einem Rennen vernichtend geschlagen. Er verkündete stolz, daß er mit diesen Tieren jede Herausforderung annehmen würde. Zuerst haben wir ihn alle ausgelacht. Aber dann erschien Linham. Und was immer man von deinem Vetter halten mag, Wellbrooks, von Pferden versteht er etwas. Er sagte, er habe die Tiere kurz gesehen und sie seien wirklich ein erstklassiges Paar. Nun, um es kurz zu machen, ich weiß nicht mehr, von wem die Idee stammte, aber wir haben ein weiteres Wettrennen zwischen dir und Greenhood vereinbart.«
Der Herzog, der bequem in seinem Sessel zurückgelehnt den Ausführungen seines Freundes mit mäßigem Interesse gelauscht hatte, hob nun erstaunt eine Augenbraue: »Ach, tatsächlich?« fragte er.
»Du hast doch nichts dagegen, Julian, nicht wahr?« wollte sein Freund wissen. »Ein Rückzieher wäre eine verdammt peinliche Angelegenheit, weißt du. Denn Greenhood hat das Wettbuch bringen lassen, und die Wette wurde eingetragen. Die meisten haben auf einen Sieg von dir gesetzt. Ich natürlich auch. Nur ein paar Narren wie der alte Kirkgate wetteten ihr Geld auf Greenhood.«
»Aber kennst du denn die Pferde?« gab der Herzog zu bedenken. »Vielleicht war es unvorsichtig, auf mich zu setzen, Andrew.«
»Ich kenne sie nicht«, gestand MacAlister nicht im geringsten beunruhigt. »Aber es ist doch Greenhood, der sie kutschiert, nicht wahr?« setzte er hinzu, als würde dies schon alles über den Ausgang des Rennens sagen.
Wellbrooks war amüsiert: »Da kannst du recht haben«, meinte er.
»Du machst also mit«, stellte MacAlister zufrieden fest. »Ich wußte doch, daß man sich auf dich verlassen kann.«
»Und du bist wieder mein Postillon?« erkundigte sich sein Gastgeber.
»Ehrensache.« MacAlister lachte.
»Wo soll denn das Rennen stattfinden? Wieder auf derselben Strecke, die wir im Herbst gefahren sind?«
MacAlister nickte.
»Und wann soll das Ereignis über die Bühne gehen?«
»Morgen«, antwortete Seine Lordschaft.
»Morgen?« wiederholte Seine Gnaden überrascht. »Ich fürchte, das wird nicht gehen, Andrew.«
Als er sah, daß ihn sein Freund entgeistert anblickte, setzte er hinzu: »Ich habe vor, morgen für einige Tage aufs Land zu fahren. Ich habe dort eine wichtige Verabredung, die …«
»Aber Julian!« rief seine Lordschaft entrüstet. »Nichts kann so wichtig sein, als daß es sich nicht verschieben ließe. Oder schicke deinen Sekretär zu dieser Verabredung. Der gute Bactexter hat dich schon oftmals würdig vertreten. Er kann es doch auch morgen tun. Du kannst das Rennen nicht platzen lassen. Wir haben ein Vermögen auf dich gesetzt. Man würde annehmen, du hättest nicht den Mut, deine Pferde gegen Greenhoods neues Gespann antreten zu lassen. Nein, mein Freund, glaube mir, das geht beim besten Willen nicht.«
Der Herzog überlegte sich diesen Einwand. Er war nur zu geneigt, seinem Freund recht zu geben. Diese Idee, Bactexter nach Redbridge Manor zu schicken, war zu verlockend. Die bevorstehende Unterredung mit dem Brautvater war ohnehin nicht nach seinem Geschmack. Zudem hatte er es nicht eilig, seine künftige Braut kennenzulernen. Es war zu spät, um den Termin zu verschieben. Sollte doch wirklich Bactexter an seiner Stelle nach Bath reisen. Sollte doch er im Namen seines Herrn um die Hand von dieser Miss Redbrigde anhalten, und der ersehnten Anzeige in der Gazette würde nichts mehr im Wege stehen. Froh, seiner lästigen Pflicht entronnen zu sein, antwortete er:
»Also meinetwegen. Bactexter wird an meiner Stelle fahren. Wenn ihr jedoch das nächste Mal ein Wettrennen haben wollt, dann holt meine Einwilligung ein, bevor ihr alles arrangiert.«
»Aber natürlich«, versprach sein Freund bereitwillig und säbelte sich noch eine dicke Scheibe vom Beinschinken ab.