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ZWEI

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Nahe Frankfurt am Main. Montag, 27. Juni 2011

Verflucht, das wäre um ein Haar schiefgegangen. Michael Brinkmann, den seine Freunde Mike nannten, riss erschrocken das Lenkrad nach rechts und steuerte den schwarzen Volvo wieder auf seine Fahrspur. „Konzentrier dich gefälligst“, fauchte er und strich sich wütend die Haare aus der Stirn. Schon den ganzen Morgen war er so durcheinander. Konfus und verworren schwirrten Gedanken durch seinen Kopf und ließen ihn einfach nicht zur Ruhe kommen. Die Landschaft flog an ihm vorbei wie ein Film-Abspann, den man zwar sah, aber dennoch nicht wirklich wahrnahm. Dabei war die Natur um ihn herum schön wie im Bilderbuch. Dunkelgrüne Wiesen zogen sich in sanften Hügeln bis zum Horizont, an dem bereits die ersten Ausläufer des Hochtaunus sichtbar wurden. Hätte er ein wenig genauer hingeschaut, er hätte bemerkt, wie intensiv die Farbe der Blätter war, die sich sachte im Wind bewegten und sich dabei von den morgendlichen Sonnenstrahlen wärmen ließen. Doch für all das hatte Mike keinen Blick. Nachdem er seine Schwester heute ausnahmsweise zu ihrer Arbeitsstelle in einer Werbeagentur in Bad Homburg gefahren hatte, war er nun auf dem Weg zum Frankfurter Adventure-Verlag. Er musste unbedingt diesen Auftrag für einen Artikel ergattern! Es ging um eine Reportage, die gemeinsam mit der französischen Tochtergesellschaft des Verlagshauses realisiert werden sollte. Wenn er die Informationen aus dem Vorgespräch richtig interpretiert hatte, würde er zu Recherchezwecken auch einige Zeit in Paris verbringen. Mike fand diese Vorstellung herrlich. Außerdem brauchte er den Job auch aus finanziellen Gründen. Zu lange schon dauerte die Durststrecke nun und bald würde sein Erspartes so zusammengeschmolzen sein, dass es zum Leben nicht mehr reichte. „Hätte der Junge mal was Anständiges gelernt!“, hörte er im Geiste seine Mutter schnaufen. „Ewig diese Ungewissheit, wann der nächste Auftrag von einem Verlag kommt, kein geregeltes Einkommen, da kann man doch kein Leben ´drauf aufbauen. Ich weiß gar nicht, von wem der Junge das hat, mir wäre das viel zu unsicher. Ach Gott, womit habe ich das bloß verdient, dass ich mir ständig solche Sorgen machen muss!“ Diesem mit fast schon bühnenreifer Gestik vorgetragenen Lamento folgte dann meist ein verzweifelter Seufzer und der gebrummte Kommentar seines Vaters: „Lass, Anneliese, er wollte es doch nicht anders, wollte nicht hören und dabei hatte ich schon die Lehrstelle klar gemacht, damals. Weißt du noch, der Karl von der Sparkasse hatte extra bei seinem Chef vorgesprochen!“

Trotz seiner Nervosität konnte sich Mike ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er an seine Eltern dachte. Endlos konnten sich die beiden über ihren beruflich so missratenen Sohn auslassen. Er liebte sie, aber sie würden nie verstehen können, warum er sich für eine Laufbahn als freier Journalist entschieden hatte. Manchmal fragte er sich ernsthaft, ob er nicht vielleicht adoptiert worden war. Im Gegensatz zu ihm waren seine Eltern so unglaublich pragmatisch und noch dazu absolute Kontrollfreaks. Alles in ihrem Leben war bis um die übernächste Ecke geplant und wurde mit akribischer Disziplin ausgeführt. Mike zog bedauernd die Augenbrauen hoch. Sie wussten nicht, wie es sich anfühlte, ein neugieriger Mensch zu sein. Immer auf der Suche nach spannenden und kuriosen Geschichten, die darauf warteten, erzählt zu werden. Dabei gab es sie doch überall. Sie schlummerten in fernen Ländern und fremden Kulturen genauso wie in unmittelbarer Nachbarschaft. Manche sprangen einem geradezu ins Gesicht, zogen einen in ihren Bann und bettelten darum, erzählt zu werden. Mike erhöhte die Geschwindigkeit und schaltete in den fünften Gang. Warum sich darüber noch Gedanken machen? Er war erwachsen und lebte sein Leben, so wie er es sich ausgesucht hatte. Nun ja, dachte er und lachte bitter, einen wichtigen Teil davon hatte er sich ganz gewiss nicht selbst ausgesucht. Wer wählte schon ein auf ganzer Linie gescheitertes Liebesleben aus? Er weigerte sich zu akzeptieren, dass er die Verantwortung trug, dass Nicola sich von ihm getrennt hatte. Verdammtes Schicksal. Wütend drosselte Mike die Geschwindigkeit seines Fahrzeuges wieder, weil sich ein alter Opel vor ihm exakt mit den vorgeschriebenen 80 km/h fortbewegte. Seit Nicola nicht mehr bei ihm war, fühlte er nichts als Traurigkeit. Und gleichzeitig wunderte er sich darüber, wie sehr ihn die Trennung beschäftigte und aus dem Tritt brachte. „Das muss doch irgendwann einmal wieder aufhören“, sagte er laut in die Stille seines Autos hinein und tippte auf einen Knopf am Lenkrad, um das Radio einzuschalten. Die melancholischen Moll-Töne eines klassischen Klavierkonzertes drangen in Mikes Bewusstsein. Er konzentrierte sich auf den Wagen vor ihm und warf dann einen kurzen Blick auf die vorüberziehende Landschaft. Obwohl die Sonne die Blätter der wunderbar alten Bäume in den unterschiedlichsten Grüntönen erstrahlen ließ, war in seinen Augen alles grau und trist, farblos und ohne jedes Leben. Seine Gedanken bewegten sich in Richtung Vergangenheit zurück, bis sie bei dem Tag ankamen, an dem Nicola ihm am Telefon gesagt hatte, dass sie länger in Costa Rica bleiben würde. Nach schier endlosen Erklärungsversuchen hatte sie ihm schließlich gestanden, dass sie sich dort in einen australischen Geologen verliebt hatte und nicht mehr zu ihm, Mike, zurückkommen würde. Er hatte den Hörer aufgelegt und in diesem Moment gewusst, dass nichts mehr einen Sinn machte. Als er erkannt hatte, was Nicolas Worte für ihn bedeuteten, gab es in Mikes Leben ein Vorher und ein Nachher. Von Glück zu Leere, von Energie zu zäher Langeweile und von verflogenen Stunden zu endlosen Minuten. Er lebte in der Zeit fünf nach Nicola. Fünf Wochen, drei Tage und vier Stunden, seit sich sein Dasein geändert hatte. Und dabei war alles schon geplant gewesen. Mike lachte bitter, als er realisierte, was ihm da gerade durch den Kopf ging. Er dachte schon wie seine Eltern! Doch genauso hatte er gefühlt, wie er sich nun eingestehen musste. In seinem Kopf war die Zukunft mit seiner Traumfrau bis ins Detail und bereits für mindestens drei Jahre im Voraus durchorganisiert gewesen. Und auch Nicola hatte die Parallelen erkannt.

„Du bist wie deine Mutter“, hatte sie ihm in einer ihrer letzten Streitereien vorgeworfen. „Du bist genau zu dem Spießbürger geworden, der du nie sein wolltest. Schau dich doch an, du mit deinen so verdammt exakten Vorstellungen von der Zukunft. Kein Wunder, dass du keine Aufträge mehr bekommst. Es könnte ja einer dabei sein, der von deinem betonierten Lebensweg abweicht und du deinen Kompass neu ausrichten musst. Mein Gott, Mike, du bist sogar schlimmer als deine Mutter, denn sie ist mit ihrem Leben zufrieden und es macht ihr nichts aus, dass es sie nicht interessiert, welche unentdeckten Schätze sich rechts und links des Weges befinden!“

Sie hatte sich umgedreht, die Wohnungstür hinter sich zugeknallt und war in ihr Apartment in München gefahren, um die Koffer für Costa Rica zu packen. Eine befreundete Redakteurin hatte ihr einen Auftrag für die Zeitschrift Globetrotter vermittelt. Sie sollte einen Bericht über die Unterschiede der Familientraditionen in Costa Ricas Land- und Stadtbevölkerung zusammenstellen. Er hatte sie seitdem nicht mehr gesehen. Ein kurzer Abschiedsgruß per SMS war das Letzte, was er von ihr gehört hatte, bevor sie nach Mittelamerika aufgebrochen war. Und vor fünf Wochen, drei Tagen und vier Stunden war sie dann ganz aus seinem Leben verschwunden. Und ein lehmverschmierter, abenteuerlustiger Australier hatte mit seinem charmanten Akzent und seiner bestimmt alles andere als spießigen Art seinen Platz eingenommen. Und ihn, Michael Brinkmann, Jahrgang 69 und hoch gelobter Absolvent der Henri Nannen Journalistenschule, aus seiner Lebenslaufbahn gekickt.

Ihre Worte hatten noch lange in seinem Kopf nachgehallt und er musste sich eingestehen, dass sie recht hatte. Er hatte sich verändert. Die Angst vor der Zukunft und sein Drang, alles bis ins letzte Detail zu planen, hatten ihn seiner Kreativität beraubt, seiner Neugier, der Liebe für alles Unbekannte. Wie hatte das nur geschehen können, fragte er sich, gab Gas und schaltete wütend in den vierten Gang. Es musste doch schon passiert sein, als er noch mit Nicola zusammen war – sie selbst hatte die Veränderung ja am deutlichsten gespürt. Aber jetzt war der falsche Zeitpunkt für solche Grübeleien. „Schluss jetzt mit den negativen Gedanken“, wies er sich selbst zurecht. „Du hast noch zehn Minuten bis zum Vorstellungsgespräch, also reiß dich gefälligst zusammen.“ Er durfte diese Chance nicht vermasseln, die sich in der letzten Woche unerwartet angekündigt hatte. Ein befreundeter Journalist hatte ihm den Tipp gegeben, dass der Adventure-Verlag in Frankfurt eine Artikelserie plante, für die noch freie Journalisten gesucht wurden. „Ist wohl mit ´ner Menge Recherchearbeit verbunden“, hatte Mikes Freund ihn damals vorgewarnt. Aber das hatte ihn nicht abgeschreckt. Er versprach sich davon sogar einen Vorteil, denn er hatte für den Redaktionsleiter des Verlages schon einmal ein Thema bearbeitet, für das umfangreiche Informationen hatten zusammengestellt werden müssen. Ich werde diesen Auftrag bekommen, machte Mike sich selbst Mut. Ich kann schreiben und ich will schreiben. Und ich werde verdammt noch mal alles daran setzen, wieder der Mensch zu werden, der neugierig auf die Zukunft ist, der Geschichten aufspürt und sie erzählt. Er atmete tief aus und fühlte sich schon ein wenig leichter, unbeschwerter, obgleich er sich nicht erklären konnte, woher diese minimale Veränderung plötzlich gekommen war. Aber darüber werde ich mir jetzt nicht auch noch den Kopf zerbrechen, dachte Mike und warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Ohne dass er es bemerkt hatte, war die scheinbar endlose Natur von der Großstadt abgelöst worden. Bei Dunkelgelb überquerte er die Ampel am Riederwald und fädelte sich in die Spur Richtung Frankfurt-Ost ein. Die Hanauer Landstraße war sicher nicht der schönste Ort der Mainmetropole, aber hier konnte man das Alltagsleben einer Großstadt spüren, und das gefiel ihm. Auf der vierspurigen Straße war heute zum Glück wenig Verkehr und so ließ Mike seinen Gedanken wieder freien Lauf. Er liebte Frankfurt. Besonders in Sachsenhausen, seinem liebsten aller Stadtteile, waren die Straßen gesäumt von majestätischen Altbauten, in deren Erdgeschoss sich oft kleine Bistros, Gemüseläden oder Schuhgeschäfte befanden.

Früher waren er und Nicola an den Wochenenden einfach ziellos durch diese Straßen gezogen und hatten sich Geschichten zu den Häusern und deren Bewohnern ausgedacht. Es war ihm immer leicht gefallen, in seiner Phantasie Menschen mitsamt ihren Schicksalen zum Leben zu erwecken und Nicola dann davon zu erzählen, als wären sie ganz real und würden jeden Moment aus den Türen kommen oder die Köpfe zu den Fenstern herausstrecken. Es hatte ihn nur einen Blick in die Hofeinfahrt eines der schönen Gründerzeithäuser gekostet, und schon waren die Bewohner vor seinem geistigen Auge erschienen. Er sah ihre Geschichten förmlich vor sich.

Die alte Dame zum Beispiel, die schon seit ihrer Kindheit in dem Haus mit dem großen schmiedeeisernen Tor wohnte. Früher hatte immer das schwarze Fahrrad ihres Vaters im Hof gestanden. Damit war er jeden Tag zum Depot in der Textorstraße gefahren, um eine von damals fünf Straßenbahnen der Stadt von der Schweizer Straße bis an die Hauptwache und wieder zurück zu lenken. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Nach seiner Schicht war er zurück in die Gartenstraße geradelt, hatte den Drahtesel an der immer gleichen Stelle in den Hof an die Wand gelehnt und war in das Haus mit der Nummer 17 eingetreten. Drinnen hatte das Essen schon auf der befeuerten Herdplatte gedampft, und auf dem blank gescheuerten Holztisch standen die Teller, Gläser und ein großer Krug mit Wasser bereit. Nur sonntags gab es eine Flasche Bier für ihn. Dann hatte sich die Familie zusammen an den Tisch gesetzt und gegessen. Die kleine Tochter hatte dabei immer aus dem Fenster geschaut und die Vögel beobachtet, die auf der großen Kastanie, die vor dem Haus an der Straße stand, von Ast zu Ast hüpften. Und aus diesem Fenster schaute sie heute noch, 70 Jahre später. Die Vögel waren nicht mehr jene aus den 40er Jahren und auch das Fahrrad stand nicht mehr im Hof. Aber die Kastanie war dieselbe geblieben.

Mein Gott, wie hatte Nicola ihn für seine spontanen Geschichten bewundert. „Du bist der tollste Geschichtenerzähler, den ich kenne“, hatte sie gelacht und sich an ihn gekuschelt. Vorbei, dachte er. Und vorbei seitdem auch seine sprudelnde Vorstellungskraft. Versiegt wie eine ausgetrocknete Quelle. Oder war das schon viel früher passiert? Irgendwann im Laufe ihrer Beziehung musste es geschehen sein. Die gemeinsamen Spaziergänge waren selten geworden – und wenn sie doch noch einmal zusammen durch die Schweizer Straße in Sachsenhausen liefen, hatten die Häuser ihm nichts mehr zu erzählen. Sie erzählten ihm deshalb nichts, weil er seine Neugier verloren hatte. Und das galt für alle Bereiche seines Lebens und wohl auch für seine Beziehung. Inzwischen hatte er sich eingestanden, dass er es sich zu gemütlich gemacht hatte. Bequem eingerichtet in einem Alltag, den immer weniger Phantasie und immer mehr Routine ausmachte.

Gestern erst, bei einem Glas Wein in der kleinen Bar im Fuß des Eisernen Steges, hatte er es seinem besten Freund Thomas so erklärt: „Ich war einfach zu glücklich, um zu erkennen, dass mich dieser Zustand irgendwie passiv hat werden lassen. Ich wollte wohl, dass alles so wunderbar bleibt, wollte dieses verliebt schwerelose Gefühl für immer festhalten. Morgens mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch aufwachen und den ganzen Tag über von einem Hochgefühl begleitet werden. Ich konnte nicht genug bekommen von dem Schauer, der mich durchlief, wenn ich nur an sie dachte.

„Sei mir nicht böse, mein Freund, aber du warst ja geradezu abhängig von Nicola!“

„Abhängig? Was soll das denn jetzt? Ich war doch nicht abhängig. Ich war zum ersten Mal richtig verliebt. Es hatte mich voll erwischt und ich wollte einfach, dass das so bleibt, verstehst du nicht?“

„Na ja, schon.“ Thomas hatte sich geräuspert und war auf seinem Barhocker in eine bequemere Position gerutscht. „Ihr wart sehr verliebt, das habe ich gesehen, aber von dir ist in dieser Zeit nicht viel übrig geblieben. Du hast dich nur noch und ausschließlich über Nicola definiert. Als hättest du dein “Ich“ irgendwo abgegeben. Da musste es dem Mädel ja irgendwann langweilig werden. Du hast gemacht, was sie wollte, warst begeistert von ihren Ideen, ihren Gedanken. Hast sie bewundert, wenn sie wieder einen genialen Auftrag an Land gezogen hat und davon geschwärmt, wie souverän sie ihre Interviews führt. Dich hast du dabei irgendwie aus den Augen verloren. Am Anfang eurer Beziehung vielleicht nicht, das mag sein, da wolltest du ihr schließlich noch imponieren. Aber irgendwann später hat sich für dich alles nur noch um sie gedreht. Sie war deine Daseinsberechtigung – du selbst kamst in dieser Beziehung gar nicht mehr vor.“

Mike dachte noch einmal über all das nach, was Thomas ihm gestern gesagt hatte. War er wirklich so abhängig von Nicola gewesen? So verliebt, dass er ganz und gar in ihr aufgegangen war und sich selbst verloren hatte? Wie seltsam, dachte er, ich hatte doch immer das Gefühl, dass diese Liebe mir so viel gibt, so unendlich viel Glück und Zufriedenheit. Hatte sie am Ende etwas in ihm blockiert? Er wünschte sich, mit Nicola noch einmal darüber reden zu können. Nur ein einziges Gespräch, um Dinge zu klären und Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Mit einem heftigen Kopfschütteln scheuchte Mike die Gedanken weg. Nicola war in einen anderen Mann verliebt. Fertig, Ende der Geschichte! Er musste versuchen, nach vorne zu schauen und darauf bauen, dass die Zukunft schöne Erlebnisse für ihn bereithielt. „Also los“, machte er sich selbst Mut. „Denk positiv und sei offen für Neues. Alles wird gut!“ Er hatte es laut und deutlich ausgesprochen, aber er spürte, dass er dennoch nicht daran glaubte.

Inzwischen war er die endlos scheinende Hanauer Landstraße einige Kilometer entlang gefahren und konnte bereits die gläserne Fassade des Verlagshauses erkennen. Er blinkte und lenkte sein Auto vorsichtig auf den Besucherparkplatz des Bürogebäudes. Chrom und Blech, wohin er auch schaute. Das hatte ihm noch gefehlt, dass er keinen Parkplatz fand und zu spät zum Gespräch kam. Herr Wolff, der Redaktionsleiter, wäre sicher begeistert. Ganz am Ende der Parkreihe zu seiner Rechten bewegte sich etwas. Dort fährt jemand raus, freute sich Mike. Er legte den Gang ein und fuhr im Schritttempo seinem Parkplatz entgegen. Allerdings dauerte es noch ein Weilchen, bis er sein Auto abstellen konnte, denn der Fahrer des ausparkenden Autos war offensichtlich nicht besonders geübt und kämpfte abwechselnd mit der Kupplung und den Abmessungen seines Gefährtes. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er es geschafft und steuerte seinen dunkelgrauen Mondeo mit einem erleichterten Lächeln an Mikes Auto vorbei. Dass sich solche Fahrkünstler aber auch immer die dicksten Wagen zulegen müssen, dachte er, parkte ein, stieg aus und schlug die Autotür zu. Er zupfte noch einmal kurz sein neues Jackett zurecht und machte sich auf den Weg zum Eingang.

Frühling im Oktober

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