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6.
ОглавлениеLondon, 2015
Der Klimaschock der ersten Jahre war zu einer fernen Erinnerung verblasst. Trotzdem war Marc nach sieben Jahren in England noch immer euphorisch, wenn das triste britische Wetter eine Pause einlegte und sich die Sonne zeigte.
Nach seinem Universitätsabschluss hatte er folgsam die Leitung von Harper Mining UK übernommen und den Umzug der englischen Niederlassung in die Docklands durchgeführt. In einem gläsernen Büropalast ging er seitdem erfolgreich im Sinne seines Vaters den Geschäften nach.
Nun, mit beinahe dreißig Jahren, verstand Marc die Leidenschaft für das Familienimperium. Die Freude an einem guten Geschäftsabschluss und die langen Arbeitszeiten, die er seinem Vater früher vorgeworfen hatte, waren Teil seines Lebens geworden. Er ließ sich gut gelaunt in den freien Stuhl gegenüber von George und Jamie fallen und winkte die Bedienung heran. Im Sommer war es für Normalsterbliche quasi unmöglich, ohne wochenlange Vorbestellung einen Tisch bei Bernardo zu bekommen.
Der Nobelitaliener war zurzeit mehr als angesagt.
Bei schönem Wetter speiste man al fresco auf einem weiß lackierten breiten Holzdeck über der Wasseroberfläche. Eine lange, ebenfalls weiß lackierte Bar trennte den Außenbereich vom Restaurant, das dank einer großen Glasfront den freien Blick aufs Wasser möglich machte.
Für Marc, George und Jamie war es selbstverständlich, jederzeit unangemeldet einen Platz bei Bernardo zu bekommen.
»Weshalb das fröhliche Gesicht, Harper? Hast du wieder einmal einen Konkurrenten aufgekauft?« Jamie setzte seine Sonnenbrille auf.
»Einen? Mehrere natürlich! Und gleich treffe ich mich mit dieser neuen PR-Agentin, von der alle sprechen, damit sie das Image von Harper Mining UK etwas aufpoliert.«
»Ach ja? Kann man das denn? In diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten? Ich meine, dein Konzern frisst die Konkurrenz – was gäbe es da zu beschönigen?«
Marc griff nach der schweren Stoffserviette und faltete sie auseinander. »Ich glaube nicht, dass ich dir das auf die Schnelle erklären könnte, Harkdale. Dafür braucht es Sachverstand.«
»Ach – und du denkst, den habe ich nicht?«
Die Bedienung brachte eine Flasche Weißwein, und George gestikulierte wild in der Luft. »Jetzt ist es gut, ihr beiden! Seid friedlich, sonst bekommt ihr nichts von diesem guten Tropfen. Klärt eure Unstimmigkeiten auf dem Poloplatz, aber nicht beim Mittagessen.«
»Dein Cousin hat recht, Jamie«, lenkte Marc ein. »Es ist viel zu schön heute, um nicht gut gelaunt zu sein.«
»Eben, eben.« Zufrieden lehnte George sich zurück und hielt sein sommersprossiges Gesicht in die Sonne. Trotz seiner einunddreißig Jahre sah Lord George Finmore noch immer aus wie ein Lausejunge. Ein Umstand, der ihm die Sympathien der Herren und die Herzen der Damen zufliegen ließ.
»Da wir schon von Polo sprechen – du kommst doch zum Training heute?«, wollte Jamie von Marc wissen.
Dieser schob gerade etwas getrüffelte Pasta auf seine Gabel. »Selbstverständlich. Wir müssen uns ranhalten, wenn wir die Franzosen am Samstag schlagen wollen.«
Ein Schatten fiel auf den Tisch, und die drei Männer sahen auf.
»Es tut mir leid, dass ich beim Essen störe. Mein Name ist Anne Marsden von Janus PR. Der Herr am Eingang sagte, dass ich Mr Harper hier finden würde. Wir sind für halb zwei verabredet, aber lassen Sie sich ruhig Zeit, ich werde an der Bar auf Sie warten.«