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LAND

&


LEUTE


WAS SOLLTE MAN WISSEN, WENN MAN NACH ISRAEL FÄHRT?


ES SOLL Sie nicht abschrecken, wenn ich sage: Der Flughafen von Tel Aviv ist der gefährlichste Ort, wenn Sie in einer Gruppe reisen. Dort verschwinden die meisten Leute. Und andere, nach denen der Guide – vermeiden Sie in Israel den Ausdruck „Führer“– nie gesucht hat, tauchen plötzlich auf. Aber der Reihe nach. Die Gruppe war noch vollzählig, als ich sie in der Wartehalle des Flughafens in Empfang nahm. Aber keine zwei Gehminuten später war ein Mann verschwunden. Zugegeben: Ich hätte noch einmal nachzählen müssen, aber da mir von der Ankunftshalle in Ben Gurion bis zu dem davor wartenden Bus noch nie jemand verloren gegangen war, dachte ich gar nicht daran. Wir fuhren ohne ihn los. Der abgängige Herr, ein pensionierter Lehrer, hat sich die Fahrt nach Tiberias mit Zug und Bus schließlich selbst organisiert. „Ich habe Israel schon ein wenig kennengerlernt“, schwärmte er geradezu, als er am Abend im Hotel zur Gruppe stieß. Er sei ganz begeistert von dem Land, denn er habe so viele hilfsbereite Leute getroffen.

Ein anderes Mal habe ich meine Reiseteilnehmer doch gezählt. Mit dem Ergebnis, dass ich eine Person zu viel im Bus hatte. Wie sich herausstellte, war es eine betagte Frau, die die Reise von ihren Kindern zu einem runden Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Reiseunerfahren hatte sie sich am Flughafen einer deutschsprachigen Gruppe angeschlossen, von der sie glaubte, es sei die ihrige. Das war unsere Gruppe aber nicht. Auf die Frage, bei welchem österreichischen Unternehmen sie gebucht habe, wusste sie ebenso wenig eine Antwort wie auf jene nach dem Hotel, in dem sie wohnen sollte. Einen so alten Menschen, der die Sprache des Landes nicht versteht und sich nicht zu helfen weiß, kann man nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Einige Telefonate später hatten wir ihre Gruppe ausfindig gemacht. In charmantem Kärntnerisch bedankte sich die 80-Jährige mit den Worten: „Eigentlich würde ich gerne bei euch bleiben. Ihr seid so nett!“

Was möchte ich Ihnen damit sagen? Israel ist ein kleines, überschaubares Land mit vielen warmherzigen und hilfsbereiten Menschen. Vieles lässt sich ganz unkompliziert organisieren, selbst wenn es manchmal ein wenig chaotisch zugeht. Diesem Lebensstil, Kleinigkeiten nicht zu problematisieren, sondern sie unkonventionell zu lösen, steht allerdings auch ein striktes staatliches Regelsystem gegenüber, das zur Aufrechterhaltung der Sicherheit – auch Ihrer – dient. So dürfen Sie nur einreisen, wenn Ihr Reisepass vom Tag der Abreise aus Israel zumindest noch sechs Monate und einen Tag gültig ist. Visum braucht man als österreichischer oder deutscher Staatsbürger keines. Bei der Einreise erhalten Sie keinen Stempel in Ihren Pass, dafür aber eine scheckkartengroße Kopie des Passes, die Sie bis zur Abreise aufbewahren sollten.

Schwierig kann sich die Einreise allerdings gestalten, wenn ihr Pass Stempel aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder dem Iran aufweist. Das führt zu ernsthaften Komplikationen. Im Allgemeinen sind die Sicherheitskontrollen aber meist schon nach wenigen kurzen Fragen erledigt. Dramatische Berichte, die immer wieder die Runde machen, die Israelis würden Reisende schikanieren, Koffer auf der Suche nach Waffen und Sprengstoff durchwühlen, Bücher durchleuchten und sogar Früchte durchschneiden, gehören ins Reich der Vergangenheit. Die Sicherheitskräfte sind im Allgemeinen professionell, freundlich und hilfsbereit. Immer wieder bin ich über die Handhabung der Sicherheitsbestimmungen überrascht. So darf man in Israel zum Beispiel Wasserflaschen mit an Bord von Flugzeugen nehmen, was in Europa streng verboten ist.

Manche, besonders ältere oder kranke Menschen, haben Bedenken, was die medizinische Versorgung betrifft. Sie dürfen selbstverständlich alle persönlichen Medikamente im Flugzeug mit sich führen. Wenn Sie medizinisch-technische Geräte, wie etwa zur Atmungsunterstützung, benötigen, empfiehlt es sich, eine Beschreibung des Geräts mitzunehmen. Wer im Rollstuhl reist, muss dies der Fluglinie rechtzeitig bekannt geben. Wenn vor Ort gesundheitliche Probleme auftreten, darf ich Sie beruhigen. Die medizinische Versorgung in Israel ist erstklassig. Es kann allerdings empfindlich teuer werden, wenn man im Krankenhaus behandelt werden muss. Daher sollten Sie mit einer guten Versicherung vorsorgen.

Die meisten Fragen von Reisenden beziehen sich aufs Geld. Es ist nicht notwendig, in Europa israelische Schekel zu schlechten Konditionen zu kaufen. Nehmen Sie Euro mit und wechseln Sie bei einem autorisierten „Moneychanger“. Die Kurse sind meist besser als in den Hotels oder am Flughafen. Niemand, der Geld wechseln will, geht in Israel in eine Bank. Dort ist der administrative Aufwand zu hoch und die Wartezeit zu lang. Sehr viele Geschäfte und Restaurants akzeptieren auch Euro- oder Dollar-Banknoten. Das Netz an Bankomaten ist in seiner Dichte ausreichend. Solche, die in religiös-jüdischen Wohnvierteln aufgestellt sind, funktionieren am Schabbat nicht. Nur schwer zu beantworten ist die Frage, wie viel Geld Sie mitnehmen sollten. Das hängt ganz von Ihren Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten ab. Ich hatte einmal einen Reiseteilnehmer, dessen Goldene Kreditkarte ihm nach wenigen Tagen den Dienst versagte, weil er hemmungslos Ikonen und auch Diamanten eingekauft hatte. Andere Reisende kommen mit ganz wenig Geld aus.

Ein weiterer schwieriger Punkt ist die Frage nach Trinkgeldern. In Israel wird für diverse Dienstleistungen Trinkgeld erwartet, in einem Restaurant sollten es zumindest zehn Prozent sein. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie essen gehen. Die Preise sind sehr hoch und alkoholische Getränke wirklich teuer. Das Wasser mit Minze oder Zitrone, das Ihnen obligatorisch in jedem Restaurant auf den Tisch gestellt wird, können Sie problemlos trinken.

Wenn Sie individuell reisen, kommen Sie sowohl in Israel als auch in den Palästinensergebieten mit Englisch sehr gut durch. Sollten Sie einen Mietwagen nehmen, dann beachten Sie, dass Sie mit einer israelischen Nummerntafel nicht ins Westjordanland reisen können. Auch wenn Sie das Fahrzeug bereits von zu Hause aus bei einer internationalen Agentur gebucht haben, sollten Sie Orte wie Betlehem oder Jericho meiden, da Sie dort keinen Versicherungsschutz haben. Eine Ausnahme stellen die Straßen durch das Jordantal von Galiläa bis zum Toten Meer und jene von Jericho nach Jerusalem dar. Auf diesen Straßenabschnitten sind Sie versichert. Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut und Sie können das Land auch mit öffentlichen Bussen bereisen. Sammeltaxis, Sheruts genannt, finden Sie an nahezu allen Verkehrsknotenpunkten.

Telefonieren mit dem Handy und die Nutzung des Internets können sehr teuer werden. Immer wieder höre ich diesbezüglich Klagen von Reisenden. Auch wenn Israel im Sport Europa zugerechnet wird, beim Telefonieren ist das nicht der Fall. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Anbieter vor der Reise über die entsprechenden Konditionen. Die Internet-Abdeckung ist im ganzen Land hervorragend und WLAN gibt es auch in den meisten Reisebussen.

Das Fotografieren ist beinahe überall erlaubt. Und sollte es einmal verboten sein, dann werden Sie mit Warntafeln darauf hingewiesen. Auch wenn es verlockend ist, am Schabbat an der Westmauer die Kamera zu zücken – verzichten Sie darauf. Respektieren Sie die Privatsphäre und die religiösen Gefühle von Menschen. Es wird auch nicht gerne gesehen, wenn Sie arabische Frauen fotografieren. Es ist ein Gebot der Höflichkeit und des Respekts, zu fragen, bevor man den Auslöser drückt. Wenn jemand bereit ist, sich fotografieren zu lassen, erwartet er/sie eine kleine Gegenleistung, ein Bakschisch. Geschäft ist eben Geschäft.

Noch ein Tipp: Berücksichtigen Sie bei Ihrer Reiseplanung die religiösen Feiertage der einzelnen Religionen. Der Freitag ist der heilige Tag des Islam, am Samstag ist Schabbat und der Sonntag ist der christliche Feiertag. Dementsprechend gestalten sich die Öffnungszeiten verschiedener Sehenswürdigkeiten. Die Westmauer sollten Sie an einem Montag- oder Donnerstagvormittag besuchen, denn dann können Sie dort eine Bar Mitzwa miterleben.

Sie können Israel zu jeder Jahreszeit besuchen, von Anfang Jänner bis Ende Dezember. In den Wintermonaten kann es am See Gennesaret, am Toten Meer und in Eilat durchaus frühlingshafte Temperaturen haben. Regenfälle können zwar sehr intensiv sein, dauern aber selten länger als einen Tag. In den Monaten März, April und Mai und im Herbst ist es angenehm warm, aber nicht heiß und zudem niederschlagsarm. Und im Hochsommer? Da sind nur wenige Touristen im Land, denn es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass in Jerusalem die Temperaturen oft angenehmer sind als in Mitteleuropa.

Traditionell beenden Juden den Seder-Abend zu Pessach mit dem Wunsch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Vielleicht haben ja auch Sie Lust, sich diesem Wunsch anzuschließen.


Israel

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