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SPRECHEN SIE JIDDISCH, HEBRÄISCH ODER ARABISCH?


NEIN? DOCH! Sie werden sich wundern, wie viele Ausdrücke und Redewendungen Ihnen vertraut sind. Wie gut Ihr Hebräisch beziehungsweise Jiddisch ist, zeigt Ihnen folgender Text:

In einem Beisl treffen sich zwei ausgekochte Typen. Über dem einen schwebt der Pleitegeier und er ist schon ziemlich geschlaucht, weil seine Mischpoche (Verwandtschaft) den Kies (Geld), den sie ihm vorgestreckt hat, wiederhaben will. Deswegen macht diese auch einen ziemlichen Pahöll (Aufregung):

Der Onkel habe mit ihm sogar schon Tacheles geredet – es sei alles ein einziges Tohuwabohu. Und das mit dem Malochen (Arbeiten) sei nicht so seins, er überlege vielmehr, mit seiner Schickse abzuhauen. Worauf sein Freund sagt: „Red net so einen Kohl. Ich habe ein paar Ezzes (Ratschläge) für dich: Da gibt es in einem Kaff, gar nicht weit von hier, einen sehr betuchten Haberer. Man muss aufpassen, denn er ist ein bisserl meschugge (verrückt) – aber bei dem machst einen Bruch (Einbruch) und ich stehe dir Schmiere. Mit einem bisserl einem Massel (Glück) kannst du einen richtig guten Reibach (Gewinn, Beute) machen. Dann ist deine Saure-Gurken-Zeit vorbei. Halleluja, ich wünsch Dir Hals- und Beinbruch. Pass aber auf, sonst geht’s für uns beide in den Knast. Und das wäre nicht so dufte.

Zunächst waren es die Beschäftigung mit den Texten der Bibel, die zahlreiche Termini aus dem Hebräischen über das Lateinische ins Deutsche einfließen ließ. Dazu gehören Ausdrücke wie Amen, Halleluja, Hosanna, Jubel, aber auch Messias. Durch die Juden, die im Mittelalter in ihrer Alltäglichkeit nicht mehr das „heilige Hebräisch“, sondern Jiddisch sprachen, kam es schließlich zu einer deutlichen Beeinflussung des Deutschen. Die jiddische Mischsprache aus dem Mittelhochdeutschen, dem Hebräischen und dem Slawischen entwickelte sich nach 1350 in Osteuropa. Dorthin waren viele Juden geflohen, nachdem sie in Westeuropa beschuldigt worden waren, mit der Pest die christliche Bevölkerung ausrotten zu wollen. Die einzige Gruppe in Israel, die bis heute kein Neuhebräisch spricht, sondern immer noch „jiddelt“, sind die aschkenasischen Juden aus Osteuropa. Sie halten an dem Jiddischen ihrer Vorväter, das sie allerdings in hebräischen Buchstaben schreiben, fest.

Den meisten Reisenden sind einige Ausdrücke aus dem Jiddischen vertraut. Dass auch viele Lehnwörter aus dem Arabischen stammen, erstaunt sie aber sehr. Diese sind vor allem durch die Kreuzfahrer ins Deutsche übernommen worden. Aber schon früher hatte es durch die Eroberung Spaniens (711) und Siziliens (827) eine Beeinflussung der europäischen Sprachen durch das Arabische gegeben. Am folgenden Textbeispiel wird ersichtlich, wie viele Wörter aus dem Arabischen entlehnt wurden.

Ahmed war ein einfacher Seemann, aber er legte Wert darauf, immer gut gekleidet zu sein. Seine blaue Jacke war leicht mit Watte gefüttert, seine Mütze saß perfekt. So, wie er sich präsentierte, hätte man meinen können, er sei ein Admiral. Tatsächlich aber war er ein armer Schlucker, der sich in den Häfen mit den Touristen ein Zubrot verdiente, wenn sie ihn baten, sich vor einem Kamel zu präsentieren. Dann zückten sie ihre Kameras. Zwischen Ahmet und den Touristen stimmte einfach die Chemie. In ihm sahen sie den typischen Vertreter der arabischen Rasse. Er mochte die Fremden auch, auch wenn er als frommer Muslim nicht verstehen konnte, dass sie immer Alkohol tranken. Für das Trinkgeld kaufte er sich dann einen Kaffee, den er mit viel Zucker süßte. Dazu kaute er Weißbrot mit Sesam und wenn er besonders gut gelaunt war, verzauberte er die Welt – „Simsalabim“ – mit seiner Gitarre. Abends ging er zurück an Bord und holte sich sein Essen. Nicht selten gab es Spinat. Danach legte sich Ahmed müde auf seine Matraze und träumte davon, ein Admiral zu sein.

Kulturaustausch ist selten eine Einbahnstraße und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich über 300 deutsche Termini im Hebräischen finden. Dafür gibt es zwei Gründe: Viele Wörter drangen in den letzten Jahrhunderten vom Deutschen über das Jiddische ins Hebräische ein. Technische Vokabeln wie Kupplung oder Kugellager kamen durch die deutschen Juden am Beginn des 20. Jahrhunderts dazu. Deutsch war zu dieser Zeit als Wissenschaftssprache so dominant, dass die Gründungsväter der ersten Hochschule für Juden in Palästina, dem „Technion“ in Haifa, 1913 beschlossen, es als Unterrichtssprache zu verwenden. Der Konflikt zwischen den germanophilen Professoren auf der einen Seite und den zionistischen Studenten und ihren Geldgebern auf der anderen Seite war vorprogrammiert. Er konnte nur mithilfe der osmanischen Polizei geschlichtet werden.

Zu diesem Zeitpunkt war Neuhebräisch oder Ivrit, wie man das vom weißrussischen Zionisten Eliezar Ben-Jehuda (1858–1922) reaktivierte biblische Hebräisch nannte, noch nicht so weit entwickelt, dass es für Spezialgebiete, wie jenes der Technik, Ausdrücke hätte anbieten können. So setzten sich die bautechnischen Begriffe Spachtel oder der Spritz im Neuhebräischen bis heute durch.

Ben-Jehudas Verdienst war es, das seit der Zeit um 200 nach Christus nur mehr als Sakralsprache verwendete Hebräisch wieder zu einer lebendigen Alltagssprache zu machen. Diese sollte die Kommunikationsbasis für das Zusammenleben aller Juden aus aller Welt im Land werden. Und das wurde sie auch. Und wer es nicht lernte, lebte höchst gefährlich. Bis heute erzählt man die Geschichte, dass ein Neueinwanderer, der nicht Ivrit konnte, im Unabhängigkeitskrieg Israels 1948 den Befehl seines Vorgesetzten nicht verstand und, statt in den Schützengraben zu springen, aufrecht stehen blieb. Er wurde vom Feind erschossen.

Um die Leistung Ben-Jehudas zu würdigen, stelle man sich vor, das Latein eines Cäsar, Sallust oder Ovid würde heute wiederbelebt und wir müssten „ein Wienerschnitzel mit Erdäpfelsalat und dazu einen leichten Sommerspritzer“ in lateinischer Sprache bestellen.

Ganz leicht war es freilich auch für Ben-Jehuda nicht. Man erzählt sich, dass er seine Kinder in seiner Jerusalemer Wohnung eingesperrt habe, wo sie alles hatten: Spielzeug, einen Hund, eine Katze und auch sonst alles, was sich Kinder wünschen. Zwei Dinge hat er ihnen strengstens verboten: das Haus zu verlassen und mit anderen Kindern in einer anderen Sprache als Neuhebräisch zu sprechen. Im Haus Ben-Jehudas wurde nämlich nur Ivrit gesprochen. Als seine Frau Hemda sich in der neuen Sprache nicht ausdrücken konnte und sich darüber auf Russisch beschwerte, soll Ben-Jehuda gesagt haben: „Wenn Du schon nicht Ivrit sprechen kannst, dann schweig wenigstens in Ivrit!“

Neben der Reaktivierung der Sprache ist es Ben-Jehudas Verdienst, dass er kurz vor seinem Tod Sir Herbert Samuel, den britischen Hochkommissar über Palästina, überzeugen konnte, Ivrit neben dem Arabischen und Englischen als dritte Amtssprache im Land einzuführen. Dies war ein wichtiger Meilenstein für die noch kleine jüdische Gemeinde in Palästina. Die Sprache bildet die Klammer in einer heterogenen Nation von Einwanderern. Wie viel Deutsch im Hebräischen steckt, zeigt Ihnen das folgende Textbeispiel.

WIE VERLIEF DER PROZESS GEGEN JESUS?



Die Antwort finden Sie auf Seite 172.

Moischeles Laitmotiv war: Alles mit der Ruhe. Jetzt, wo ihn der Hexenschuss so plagte, wollte er sich von seinen beiden Baustellen, eine an der Autobahn, die andere in einem Kindergarten, ausruhen. Diesmal aber hatte er die Schlafstunde in seinem Zimer zu sehr ausgedehnt – das brachte ihn unter Tzugzwang. Dazu hatte er es sich auch nicht nehmen lassen, noch einen Schluck Kaffee und einen Biss von seinem Jausenbrot zu nehmen. Zu allem Überfluss kam auch noch, dass bei dem starken Regen der Winker und auch der Wischer seines Autos nicht richtig funktionierten. Weil er so wenig sah, fuhr er über einen Randstein und hatte nun einen Platfus. Als er ausstieg, um diesen zu beheben, verstand er, dass dieser Tag wahrlich schwierig war. Denn der Ritsh-Ratsh an seiner Jacke klemmte auch noch und er war völlig durchnässt, bis er den Reifen gewechselt hatte. Seine Tsaitnot war mittlerweile ziemlich groß. Als er endlich an der Baustelle ankam, war der Aisenbeton schon längst geliefert – sein Chef hatte ihn übernommen. Der schrie verärgert: „Sie haben kein Talent, etwas zu organisieren. Das Beste, was sie machen können, sind Luftgeschäfte.“ Diese Worte trafen Moischele sehr. Um den Tag wenigstens irgendwie gut zu beenden, ging der Fainschmecker am Abend in ein Restaurant und bestellte seine Lieblingsspeise: gefilten Fisch. Zum Abschluss nahm er noch einen Leck vom Eis.

Ich hoffe, Sie sind jetzt davon überzeugt, dass auch Sie ein wenig „jiddeln“ und Hebräisch und Arabisch sprechen. Israel ist mit seinen Einwanderern aus über 100 Staaten ein polyglottes Land. Dort wird von vielen Menschen auch Deutsch gesprochen. Es ist gefährlich zu glauben, man werde in Israel nicht verstanden, wenn man Deutsch spricht. Die folgende Begebenheit soll Ihnen dies verdeutlichen.

Zwei österreichische Studenten fuhren in Jerusalem mit dem öffentlichen Bus. Sie hatten keinen Sitzplatz, als dem einen eine ziemlich dicke Dame auffiel. Er sagte zu seinem Freund: „Wenn die dicke Kuh aufsteht, können wir uns beide niedersetzen. “An der nächsten Station stieg die Frau aus. Beim Verlassen des Busses wandte sie sich den beiden zu und sagte: „Muh!“


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