Читать книгу Auf den Hund gekommen - Sören Prescher - Страница 11
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ОглавлениеWider Erwarten gestaltete sich die Nacht relativ friedlich. Mark hatte mit chaotischen Szenen aus Filmen wie Scott & Huutsch oder der Mein Partner mit der kalten Schnauze-Trilogie gerechnet. Doch es gab weder ein plötzliches lautstarkes Aufheulen noch einen unerwünschten dritten Schlafgast zwischen ihnen im Bett. Trotzdem wachte er in der Nacht mehrmals auf und lauschte in die Dunkelheit. Jedes Mal hörte er bloß das gleichmäßige Atmen von Caro und Felix. Jedes Mal döste er nach kurzer Zeit wieder ein.
Obwohl sämtliche befürchteten Katastrophen ausgeblieben waren, schaffte er die Hundesachen am nächsten Morgen mit großer Erleichterung in den Passat zurück. Caros Schmollmund ignoriert er bei der Verabschiedung bewusst. Es gab Momente im Leben, da musste man einfach stark bleiben.
Zumindest so lange, bis ihn Felix draußen auf dem Bürgersteig entschieden in Richtung Park zog. Musste der Hund eventuell mal? Mark beschloss, kein Risiko einzugehen, und gab dem Drängen des Hovawarts nach.
Und wirklich: Kaum erreichten sie die ersten Sträucher, verzog sich Felix dahin und hob brav das Hinterbein. Die außerdem befürchtete große Hinterlassenschaft ließ allerdings auf sich warten. Ob das gut oder schlecht war, wusste Mark nicht.
Weit kamen sie auch danach nicht. Ein latentes Hungergefühl überzeugte ihn wenig später von einem Zwischenstopp bei der nächsten Bäckerei. Allein im Wagen wollte er Felix nicht lassen, mit ins Geschäft durfte er ihn nicht nehmen. Ratsuchend blickte er sich um und band ihn kurzerhand am Fahrradständer neben dem Schaufenster an.
Mark hielt es für eine gute Idee. Zumal der Ständer klobig und schwer genug aussah, dass ihn der Hovawart sicherlich nicht so einfach wegschleifen könnte. Nicht mal, wenn ein ganzes Katzenrudel höhnisch an ihm vorbeistolziert wäre.
Womit er nicht gerechnet hatte, war ein weiterer Hund. Noch während er sein belegtes Brötchen und die Laugenbrezel bezahlte, erklang von draußen ein immer energischer werdendes Kläffen. Mark fuhr herum und erstarrte.
Vor dem Eingang stand eine alte Frau im zerknitterten Mantel und mit einem schwarzen Zwergpudel. Felix knurrte den Artgenossen an, als wäre es eine Ausgeburt der Hölle.
„Scheiße!“ Hastig knallte Mark einen Fünf-Euro-Schein auf den Tresen, riss der verdutzt dreinblickenden Verkäuferin die frisch verpackten Waren aus der Hand und stürmte nach draußen.
„Aus!“, war das Erstbeste, was ihm einfiel.
Die Rentnerin versuchte, ihren Kläffer wegzuziehen, doch so klein der Pudelrüde war, so stark war er offenbar auch. Er zerrte mit aller Kraft an der Leine, sodass die alte Frau Mühe hatte, das Lederband überhaupt festzuhalten. Felix im Gegenzug war ebenfalls so weit vorgegangen, wie es seine Leine zuließ. Zwar sah der Fahrradständer nicht so aus, als würde er gleich umfallen, darauf ankommen lassen wollte Mark es allerdings nicht.
Was sollte er tun?
Dazwischengehen? Und dabei riskieren, gleich von zwei Hunden auf einmal gebissen zu werden? Im Traum nicht!
Er beschloss, auf Nummer sicher zu gehen, und wagte sich von hinten an den Ständer heran. Zum Glück befand sich momentan kein einziges Rad darin. So konnte er sich halb über das Werbeschild der Bäckerei lehnen, um nach Felix’ Leine zu fassen.
Ausgerechnet in dem Moment wich der Vierbeiner ein Stück zurück, sodass die Leine nach unten sank. Mark spürte, wie ihm das Leder entglitt, bevor er es richtig zu fassen bekam, und beugte sich noch weiter hinab. Mit den Beinen in der Luft hängend, krallte er die Hände um das Band und zog den Hovawart weiter zu sich zurück.
Das schob zwar den Lärm weiter in seine Richtung, sorgte aber zumindest dafür, dass sich die beiden Kläffer nicht gegenseitig zerfleischen konnten.
Mit Schwung gelangte er auf den Boden zurück und ging in die Knie, um den Knoten am Fahrradständer zu lösen. Was nicht so einfach war, wenn gleichzeitig jemand kraftvoll an der anderen Seite der Leine zog.
„Nun tun Sie doch endlich was!“, setzte ihn die Alte weiter unter Druck.
„Mach ich doch! Passen Sie lieber auf Ihren Hund auf. Der ist ja gemeingefährlich!“
„Also …“ Sie schnappte nach Luft. „Das verbitte ich mir! Mein Zorro tut keiner Fliege was zuleide. Er ist die Friedfertigkeit in Person.“
„Jaja, das sieht man.“
Endlich bekam er den Knoten auf. Felix hinter sich herziehend stapfte er auf seinen Wagen zu. Die Rentnerin rief ihm etwas hinterher, was im Gebell der beiden Hunde jedoch völlig unterging. Mark war froh, als er die Bäckerei hinter sich ließ.
„Meine Güte, was sollte das denn?“, fuhr er seinen Hund an.
Dieser knurrte zwar noch, beruhigte sich aber mit jedem Atemzug mehr. Kaum war die Kofferraumtür offen, sprang er hinein, als wäre alles in bester Ordnung. Die alte Frau vor dem Eingang der Bäckerei starrte ihm noch immer fassungslos hinterher.
Auch im Präsidium waren ihm die irritierten Blicke sicher. Viele Kollegen beließen es nicht dabei und fragten gleich noch: „Machst du jetzt einen auf Kommissar Rex?“
Der Gag wurde auch beim fünften Mal nicht besser. Zumal ihn die komische Serie schon als Jugendlicher nicht sonderlich interessiert hatte, gelinde ausgedrückt. War es nicht vollkommen lächerlich, dass ein Kriminalinspektor – auch wenn er aus Wien stammte – einen Schäferhund als Partner zugewiesen bekam und mit ihm zusammen alle möglichen Kriminalfälle aufklärte? Allein bei der Vorstellung schüttelte Mark unweigerlich den Kopf. Im Fernsehen mochten solche Sachen ja funktionieren, im realen Leben hingegen gab es keine derartigen Partnerschaften. Wenn für einen Fall ein Spürhund benötigt wurde, fragte man das bei der dafür zuständigen Hundestaffel an. Eigene Ermittlungen hatten solche Duos nicht. Punkt.
Als ein sechster Kollege zum Rex-Witz ansetzte, überlegte Mark ernsthaft, Felix auf den Scherzkeks zu hetzen. Mal schauen, ob ihm dann immer noch nach Lachen zumute wäre.
Zu seiner Überraschung saß Dominik bereits am Schreibtisch und tat so, als wäre er beschäftigt. Mark hätte frühestens in einer Stunde mit ihm gerechnet. Sofern überhaupt. Nach wie vor wäre ihm eine Krankmeldung oder ein weiteres Versetzungsgesuch am allerliebsten gewesen.
„Ah, da bist du ja“, begrüßte ihn der Kollege. Bloß das Wörtchen Endlich schien da noch zu fehlen, um es perfekt zu machen. Dominik stand auf, allerdings nicht, um ihm die Hand zu geben, sondern um sich etwas aus der Jackentasche zu fischen. Bonbons waren es nicht, wie Mark nun feststellte, sondern eine kleine Plastikdose mit Medikamenten, von denen er sogleich eine einwarf.
„So früh schon Beruhigungstabletten?“, fragte er, stellte seine Sachen ab und überlegte, was er jetzt am besten mit Felix anstellte. Der Hund löste das Problem, indem er es sich einfach auf dem Boden neben dem Schreibtisch bequem machte und dort genüsslich auf einem Gummiball aus seiner Spielzeugkollektion herumkaute.
„Quatsch, das ist gegen meine Allergie. Damit ich bei unserem vierbeinigen Augenzeugen nicht ständig niesen muss. Das war die Hölle gestern.“
Nicht nur das, dachte Mark.
Der Kollege sank auf seinen Drehstuhl zurück. „Von der Spurensicherung oder Gerichtsmedizin habe ich noch nichts gehört. Die vorläufigen Berichte brauchen offenbar noch etwas.“
„Gib Ziegler und seinen Leuten doch etwas Zeit. Es ist gerade mal halb neun.“
„Ja, eben. Ich bin schon seit kurz nach sieben hier. Übrigens habe ich mich mal schlau gemacht, was unser Opfer so beruflich getan hat.“ Er räusperte sich und öffnete am Computer den entsprechenden Internettab, bevor er fortfuhr: „Als Immobilienberater bist du eine Art Unternehmensberater, nur eben für Immobilien. Du suchst für deine Kunden passende beziehungsweise von ihnen gewünschte Grundstücke oder Häuser und betreust die ganze Abwicklung bis zur notariellen Vertragsunterzeichnung. Außerdem bist du für Mietpreisgestaltung, Objektanalyse, die Erstellung von entsprechenden Marketingkonzepten sowie Finanzierungsfragen zuständig.“
„Klingt ja spannend.“
„Klingt auf jeden Fall ziemlich stressig“, widersprach Dominik. „Und als könnte es da einiges an Missgunst geben.“
„Möglich. Das Umfeld werden wir uns auf jeden Fall vornehmen. Wie hieß die Immobilienfirma gleich noch mal?“
Dominik zückte sein Notizbuch und ließ sich viel Zeit beim Umblättern. „Schiebeck Immobilien“, sagte er schließlich.
Mark gab den Namen in seinen Browser ein. Gleich der erste Eintrag dazu führte ihn zur offiziellen Homepage der Firma, wo ihn jede Menge Bilder von strahlend schönen Luxusvillen mit Pools, Tennisplätzen und sonstigem Pipapo erwarteten. Dazu zahlreiche Lofts und Etagenwohnungen, die ebenfalls aussahen, als würden sie mehr kosten, als er in zwanzig Jahren verdienen würde. Über allem thronte der breite Schriftzug Schiebeck Immobilien und etwas kleiner darunter: Ein Unternehmen der Sonterris AG.
Während er sich etwas lustlos durch die Exposés der Gebäude klickte, kam Dominik herbei, um sich die Homepage ebenfalls anzuschauen. „Nette Hütten. Vielleicht sollte ich mir so was auch zulegen.“
„Dürfte nicht ganz deine Gehaltsklasse sein.“
„Joah … vielleicht ein bisschen darüber. Aber nur ein ganz klein wenig.“ Mit Daumen und Zeigefinger formte er einen winzigen Abstand und lächelte dazu so verschmitzt, als hätte er mal wieder einen grandiosen Witz gerissen.
Gemeinsam überflogen sie kurz das Firmenprofil, bevor sie sich den Daten im Impressum zuwandten. Neben der Anschrift wurde hier als der Firmenchef ein gewisser Ralf Steinberger genannt. Mark notierte alles, bevor er sich daranmachte, das Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.
„Du kannst dir derweil ja mal die Vorstrafenregister der Toten und ihres Lebensgefährten vornehmen. Die von diesem Fjodor und dem Firmeninhaber am besten ebenfalls.“ Mark reichte ihm den Notizzettel, mit dem der Kollege zu seinem Schreibtisch zurückkehrte.
„Das von Holger Janssen hatte ich mir vorhin ehrlich gesagt schon mal angeschaut. Eine Akte hat er nicht, und auch sonst gibt es nur wenig Interessantes über ihn. Er ist Inhaber einer Firma für alternative Energien namens KJC Solar Technology GmbH. Und – pass auf, jetzt kommt’s – er ist Sportschütze und hat eine Waffenbesitzkarte für Sportgewehre.“
„Nur schade, dass Sybille Kaiser nicht erschossen wurde.“
„Mit einem Gewehr kann man auch jemanden erschlagen. Aber es ist vermutlich unwahrscheinlich, dass er die Knarre mit zur Hochzeit genommen hat.“
„Nur ein ganz klein wenig“, wiederholte Mark mit derselben Handbewegung wie sein Kollege vorhin. „Falls Gerichtsmediziner Ziegler sagt, dass ein Gewehrkolben als Tatwaffe infrage kommt, kannst du ihn dir gerne vornehmen.“
„Worauf du dich verlassen kannst!“
Einige Minuten lang arbeiteten sie schweigend weiter. Die Treffer zu Schiebeck Immobilien hielten sich in Grenzen. Nicht, dass es keine gab. Ganz im Gegenteil. Aber es waren die üblichen Angaben in Handelsregister, Schufa und dergleichen, bei denen sich auf die erste Prüfung hin nichts Auffälliges herauskristallisierte.
Deshalb dauerte es nicht lang, bis Marks Blick immer häufiger zu Dominik wanderte. Dieser starrte abwechselnd angespannt auf den Bildschirm und stopfte sich Sachen aus seiner Jackentasche in den Mund. Allergietabletten waren es hoffentlich nicht jedes Mal. Den Kaugeräuschen nach zu urteilen war es etwas Hartes. Nüsse oder Smarties wahrscheinlich.
„Also das Vorstrafenregister bringt uns auch nur bedingt weiter“, sagte Dominik, als ihm die Blicke auffielen. „Der Firmeninhaber ist laut unseren Akten blitzsauber, über Sybille Kaiser gibt es ebenfalls keine Einträge. Aber …“ Er machte eine Kunstpause und hob den Zeigefinger. „… ihr Name fiel schon mal im Rahmen einer polizeilichen Ermittlung. Es war keine große Sache. Nur eine kleine Betrugsgeschichte mit irgendwelchen fingierten Handyabrechnungen. Ist allerdings Jahre her, und eine Beteiligung an der Sache konnten die Ermittler ihr seinerzeit nicht nachweisen. Von daher: Not interesting for us.“
„Wie steht’s um unseren muskulösen Freund Fjodor Irgendwas?“
„Fjodor Sem-jo-now. Den nehme ich mir als Nächstes vor.“ Er ließ die Finger über die Tastatur stolpern und stieß dann einen leisen Pfiff aus. „Hier scheint es einen Volltreffer zu geben. Mehrere kleine Delikte in Sachen Körperverletzung und Sachbeschädigung. Eventuell hat er sich ja gedacht, dass er beruflich in eine andere Liga aufsteigen könnte. Meine Damen und Herren, ich glaube, wir haben einen ersten Kandidaten für unser Gewinnspiel.“ Er rieb sich freudig die Hände.
„Auf jeden Fall sollten wir uns noch mal mit ihm unterhalten.“ Mark schaute auf die Uhr. „Um die Zeit wird er hoffentlich halbwegs ausgenüchtert sein.“
„Wir können ihm ja auf dem Weg zur Polizeiwache einen Kaffee holen.“
Vermutlich war auch das als Scherz gemeint. Bei Dominiks bierernstem Gesichtsausdruck fiel ihm das allerdings schwer zu beurteilen. Für eine weitere Bemerkung wäre aber ohnehin keine Gelegenheit gewesen. Die Tür zum Büro des Dienststellenleiters öffnete sich, und Olaf streckte den Kopf heraus. Sein Blick traf den von Mark, gleich darauf befand sich der Chef schon auf dem Weg ins Großraumbüro. Auch seine Miene war ernst und ließ sich nur schwer deuten. Gab es irgendwelche unangenehmen Neuigkeiten?
„Hallo, ihr beiden.“ Er nickte ihnen kurz zu und schaute dann weiter zum Boden, wo sich Felix neben dem Schreibtisch ausgestreckt hatte. „Die Gerüchte stimmen also tatsächlich. Ich wollte es gar nicht glauben. Für einen solchen Tierfreund hatte ich dich gar nicht gehalten, Mark.“
„Bin ich auch nicht. Es gab nur keine andere Möglichkeit.“ Er versuchte, die Situation zu erklären. Sein Vorgesetzter lauschte aufmerksam, wirkte jedoch nicht, als erführe er etwas Neues.
„Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht so ganz, was ich davon halten soll. Normalerweise gibt es ja keine Tiere in unserer Abteilung. Aber er scheint recht pflegeleicht zu sein. Hab ihn bisher nicht mal bellen hören. Und in Anbetracht der besonderen Umstände will ich mal nicht so sein. Solange er nicht die Möbel ankaut oder in die Ecken pinkelt, hast du von mir aus grünes Licht für deinen neuen Begleiter.“
„Und was ist mit dem Hund?“, fragte Mark. Er konnte nicht anders. Der Chef guckte irritiert, und Mark winkte ab. „Felix ist nicht mein neuer Begleiter. Ich bring ihn nachher zum Tierheim, und danach ist die Sache erledigt.“
Das verstand Olaf schon eher. „Wie auch immer. Mein Okay hast du, falls jemand nachfragt. Was könnt ihr mir zum neuen Fall erzählen? Scheint ja eine ganz unschöne Geschichte zu sein.“
„Für das Hochzeitspaar jedenfalls ziemlich denkwürdig“, bestätigte Dominik auf seine gewohnt feinfühlige Art und fasste die gestrigen Ereignisse in wenigen Worten zusammen. Viel hatten sie ja bisher sowieso nicht herausgefunden. Olaf sagte „Hmmh“ sowie „Aha“ und hielt sich ansonsten mit Kommentaren zurück. Zumindest von Mark dürfte er zur Genüge wissen, dass dieser für seinen Job keine weiterführenden Ratschläge brauchte.
Nach wenigen Minuten war das Gespräch beendet, und Olaf verzog sich in sein Büro. Selbstverständlich nicht, ohne dem nach wie vor regungslos daliegenden Hund einen kurzen Blick zuzuwerfen.
Felix hob erst den Kopf, als Nicole einige Zeit darauf zu ihnen kam. Begleitet wurde sie von einer intensiven Wolke aus Rosenduft, bei der jede Hundenase den Ausnahmezustand verkünden dürfte. Vermutlich war sie Felix schon aufgefallen, als sie das Stockwerk betreten hatte. Der Hund erhob sich irritiert, und auch Mark wich angesichts der Duftexplosion im Raum ein Stück zurück. Dabei war ihm Nicoles Vorliebe für blumige Parfüms seit Jahren bekannt. Einzig Dominik zuckte nicht mal mit der Wimper. Vermutlich war seine Nase dank Felix noch immer zu.
„Hallo, ihr zwei“, begrüßte Nicole sie. „Schon wieder schwer am Schuften, wie man sieht. Wie lief‘s eigentlich gestern noch mit deinem haarigen Begleiter, Mark?“
„Stimmt, das wollte ich dich auch fragen“, schob Dominik hinterher.
„Es lief überraschend gut. Ich hatte mit deutlich mehr … nun ja … Schwierigkeiten gerechnet.“
„Nicht, dass du noch auf den Geschmack kommst.“
„Im Leben nicht.“
In der Hand hielt Nicole eine Plastiktüte mit den Besitztümern der Toten, die diese zum Zeitpunkt ihres Ablebens bei sich getragen hatte. Ein Handy sah Mark darunter nicht, dafür einen dicken Schlüsselbund, den Autoschlüssel sowie die Geldbörse, die er gestern bereits in der Hand gehabt hatte.
„Gab es irgendwo brauchbare Fingerabdrücke?“, fragte er, bevor er die Sachen abermals in Empfang nahm.
„Leider nicht. Ich hab hier ein Bild vom Inhalt der Handtasche. Es scheint bloß der übliche Krimskrams wie Kaugummi, Lippenstift und sonstige Kosmetik gewesen zu sein. Ein Telefon haben wir weit und breit nicht gefunden.“ Während sie sprach, gab sie das ausgedruckte Foto weiter. Diesmal an Dominik, der die Aufnahme eingehend musterte und sie dann wortlos weiterreichte. Mark erblickte darauf ebenfalls nichts von Belang.
„Wie sieht es mit sonstigen Tatortspuren und Beweismitteln aus?“
„Nicht besonders gut. Wir arbeiten daran, aber bisher ist die Ausbeute ziemlich mager. Auf dem Hinterhof ja sowieso, bei den Büschen sieht es jedoch kaum besser aus. Es gibt nur wenige brauchbare Indizien. Das trifft auch auf die Kleidung der Toten zu.“
„Nicht mal ein Hinweis auf das Tatwerkzeug?“
„Bis jetzt nicht. Ich hoffe ja noch, dass uns der Bericht der Gerichtsmedizin weiterhelfen wird.“
„Wem sagst du das?“ Seufzend zog Mark den Schlüsselbund aus der Plastiktüte. Er zählte acht verschiedene Schlüssel daran, fünf davon kamen seiner Meinung nach als Wohnungsschlüssel infrage. Vielleicht würden sie dort ja mehr Glück haben.