Читать книгу Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod - Stefan Burban - Страница 12

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Der Bodenangriff auf Samadir erfolgte in zwei Wellen. Die erste bestand aus herkömmlichen Truppentransportern, die ihre Module über vorher festgelegten Landzonen abwarfen und anschließend so schnell wie möglich wieder an Höhe gewannen, um die Atmosphäre hinter sich zu lassen.

Legion um Legion marschierte aus den abgeworfenen Containern, um zuerst die jeweilige LZ zu sichern und anschließend vorzurücken, um die weitere Umgebung zu säubern.

Die zweite Welle bestand in mehreren Großraumtruppentransportern. Kaum innerhalb der Atmosphäre, öffneten sie ihre Luken und entließen Hunderte von Gefechtstaxis ins Freie. Jedes der kleinen, bewaffneten Gefährte trug eine volle Zenturie ins Gefecht. Aufgabe dieser Einheiten war es, hinter den feindlichen Linien zu landen, den Gegner durch diese beeindruckende Zurschaustellung von Mobilität zu überraschen und weitere strategische sowie taktische Ziele im Handstreich zu nehmen. Teil der zweiten Welle war unter anderem die 7. Legion des 12. Korps.

Die Backbordseitenverkleidung öffnete sich ein kleines Stück und der Bordschütze begann augenblicklich damit, den Luftraum rund um das Vehikel mit panzerbrechenden Projektilen aus seinem doppelläufigen Schnellfeuernadelwerfer zu bestreichen.

Tian lugte dem Mann über die Schulter, wünschte sich aber sogleich, er hätte es nicht getan. Der Himmel über Samadir wimmelte nur so von Jackurykriegern. Es mussten Millionen sein. Die Gefechtstaxis nahmen Formation ein und die Geschosse ihrer Bordwaffen fetzten durch Chitinleiber wie ein heißes Messer durch Butter. Die Jackury fielen zu Zigtausenden vom Himmel, aber immer noch kamen neue nach.

Das Taxi unmittelbar zu ihrer Rechten wurde mit einem Mal von einem Dutzend Jackury belagert. Die Insektoiden stürzten sich regelrecht auf das Flugzeug, ohne auf die eigene Sicherheit auch nur einen einzigen Gedanken zu verschwenden.

Als Erstes erwischte es den Bordschützen. Ein Jackury rammte seinen Stachel durch dessen Panzerung und mit einem kräftigen Ruck riss der Insektoide den armen Kerl ins Freie. Tian versuchte, den Mann im Auge zu behalten, als er wild um sich strampelnd in die Tiefe stürzte. Es war wie ein Stich ins Herz. Einen solchen Tod mochte er nicht sterben: eingeschlossen in seiner Rüstung, der Oberfläche entgegenstürzend ohne Hoffnung auf Rettung.

Die Jackury auf dem Taxi nebenan kämpften sich bis zum Cockpit vor. Tian sah, wie sich das Cockpitfenster von innen rot färbte, als die Besatzung lebendigen Leibes zerrissen wurde. Bereits ein paar Sekunden später rollte sich das Flugzeug um die eigene Achse und trudelte der Oberfläche entgegen, während weitere Legionäre aus der Öffnung fielen.

Tian lehnte sich leicht zurück. Der Bordcomputer seiner Rüstung informierte ihn, dass seine Atmung gefährlich zunahm. Die medizinischen Systeme injizierten ihm einen Cocktail aus einem Beruhigungsmittel sowie ein Medikament, um den Blutdruck zu senken. Tian registrierte, dass seine Atmung sich normalisierte.

Sein Blick glitt abermals ins Freie. Weitere Gefechtstaxis verloren zunächst an Höhe und stürzten schließlich ab. Tian fragte sich, wie hoch ihre Verluste wohl sein würden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Aber für jeden Legionär verloren Hunderte, wenn nicht Tausende von Jackury ihr Leben.

Mammoth-II-Jagdbomber, eskortiert von Vindicator-Abfangjägern, zogen über ihre Formation hinweg. Mit einem Mal gingen die Bomber in Sturzflug über und warfen ihre Last über mehreren Pyramidenbauten ab. Die intelligenten Sprengkörper durchschlugen den äußeren Korpus der Jackurynester und drangen tief in den Boden ein, bevor sie detonierten und die Korridore der feindlichen Behausungen mit flüssigem Feuer fluteten.

Tian warf dem Piloten einen kurzen Blick zu. Als hätte dieser es bemerkt, drehte er sich um und hob den Daumen. Tian atmete tief durch. So weit, so gut. Der Angriff hatte mindestens ein Dutzend feindlicher Nester ausgeschaltet. Verglichen mit dem, was da draußen an Jackury herumflog, war das zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber jedes bisschen half.

Mit einem Mal vernahm er die Stimme des Piloten in seinem Helm. »ETA bis zum Ziel: zwei Minuten. Macht euch fertig.«

Tian nahm nacheinander Blickkontakt mit seinen Truppkameraden auf. Jeder Einzelne signalisierte Einsatzbereitschaft. Mit einer wortlosen Geste, bedeutete er seinen Freunden, sie sollten sich gegenseitig noch ein letztes Mal die Ausrüstung überprüfen. Die Legionäre folgten der Anweisung mit der stoischen Gelassenheit geübter Profis.

Francine Hernandez übernahm diese Aufgabe bei Tians Ausrüstung und nach vollendeter Überprüfung erwiderte er den Gefallen.

»ETA eine Minute«, war die Stimme des Piloten erneut zu hören.

Das Ziel der 7. Legion war die Stadt Nisa. Vor der Invasion hatte es sich dabei um eine mittelgroße Stadt auf dem westlichen Teil des kleineren Hauptkontinents gehandelt. Aufgrund ihrer Lage war sie von hoher Bedeutung. Ihre Ruinen boten ausreichend Schutz. Damit eignete sie sich als Feldhauptquartier und als Ort, an dem eine große Anzahl Legionäre sich ausruhen und neue Kraft schöpfen konnte.

Die Stadt musste unter allen Umständen eingenommen werden. Damit würden sie in Zukunft vielen Kameraden das Leben retten.

Tian trat an die Luke, hielt sich dabei aber an der Deckenverstrebung fest und verriegelte seine Hand, damit er nicht versehentlich hinausfiel. Francine lugte ihm über die Schulter, als sie sich der Stadt näherten.

»Meine Güte, was für ein Dreckloch«, meinte sie. »Und dafür sollen wir kämpfen?«

Tian schüttelte leicht den Kopf. Die Stadt glich in der Tat einer Ruinenlandschaft, die dabei war, von einer Wüste verschluckt zu werden. Allerdings hatte er während der Einsatzeinweisung Bilder gesehen, die vor der Ankunft der Jackury und Hinrady aufgenommen worden waren.

»Das alles hier war mal ein einziger, grüner Planet«, hielt er ihr leise entgegen. »Er war wunderschön.«

Tian hörte Francine über Funk schnauben. »Unsere insektoiden Freunde haben ganze Arbeit geleistet.«

»Allerdings«, erwiderte er bedrückt. Samadir war jetzt bar jeden einheimischen Lebens. Hier existierten nur noch die beiden Sklavenrassen der Nefraltiri. Auf dem ganzen Planeten sah es genauso aus wie hier. Tian war nur froh, dass die Operation lediglich beinhaltete, den kleineren Kontinent zu besetzen. Allein diese Aufgabe war schon ein Höllenritt. Er bezweifelte, ob es ihnen gelungen wäre, auch den größeren Kontinent zu befreien.

Die Gefechtstaxis verloren schnell an Höhe. Sie begaben sich auf ein Niveau knapp drei Meter über dem Boden. Die Legionäre sprangen nacheinander ins Freie. Tian spürte den Zug der Schwerkraft, als er über den Rand der Luke spazierte. Diesen Teil einer Luftlandeoperation hasste er am meisten. Der freie Fall schien immer ewig anzudauern, obwohl es sich nur um knapp eine Sekunde handelte.

Tian traf auf dem Boden auf. Er ging leicht in die Hocke, um die Wucht des Aufpralls abzufedern. Rings um ihn kamen die Legionäre der Siebten auf und formierten sich.

Der Master Sergeant ließ die Sensoren seiner Rüstung einen 360-Grad-Scan durchführen. Francine blieb dicht bei ihm. »Ich orte nichts«, gab sie durch.

»Ich auch nicht«, informierte er sie. »Das gefällt mir nicht.«

»Stellung halten!«, brüllte Rinaldis Stimme plötzlich durch seinen Helm. »Das Empfangskomitee wird nicht lange auf sich warten lassen.«

Die Landezone der 7. Legion lag in einem Areal, das früher einmal der Stadtpark gewesen war. Ein Ort aus Grün und Blau, der von der örtlichen Bevölkerung zur Erholung und Entspannung aufgesucht worden war. Nun zeugten nur noch einzelne verdrehte, vertrocknete Gerippe toter Bäume von der Vielfalt an Leben, das hier geherrscht haben musste.

Die Kohorten der 7. Legion nahmen Kampfstellung ein und sicherten das Gebiet hoch professionell ab. Das völlige Fehlen von Feindaktivität machte aber nicht nur Tian stutzig.

»Sarge?«, meldete sich Rinaldi über Funk. »Ihr Trupp klärt die nähere Umgebung auf. Falls Sie den Feind ausmachen, greifen Sie nicht an. Erkunden Sie lediglich seine Stärke und kehren Sie anschließend zurück.«

»Verstanden«, erwiderte Tian ohne erkennbare Gefühlsregung. Tatsächlich knirschte er aber mit den Zähnen. Er schaltete auf die allgemeine Truppfrequenz. »Blutiger Dolch? Ausrücken zur Feindaufklärung.«

Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod

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