Читать книгу Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod - Stefan Burban - Страница 9

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Vizeadmiral Elias Garners 12. Flotte sammelte sich bei Sultanet für den Gefechtssprung nach Samadir. Der Admiral beobachtete die Vorgänge auf seiner Brücke vom Kommandodeck aus. Seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, strahlte er eine ruhige, entschlossene Präsenz aus. Der Admiral wünschte, er hätte tatsächlich in dieser Art und Weise gefühlt.

Die Reparaturen am Dreadnought Beowulf waren seit Tagen abgeschlossen. Das gewaltige Kriegsschiff war für den Kampf gerüstet, so gut es eben derzeit möglich war. Die letzten Gefechte hatten allerdings bewiesen, dass das nichts heißen mochte. Mit den Hinrady konnten sie fertigwerden, aber wenn in großer Anzahl Nefraltirischiffe auftauchten, steckten sie in ganz großen Schwierigkeiten.

Hinter ihm hüstelte jemand diskret, was bei Garner ein schmales Schmunzeln auslöste. Selbst nach all diesen Gefahren und den Entbehrungen, die sie gemeinsam erlebt und durchlitten hatten, hielt sein XO immer noch an den althergebrachten Traditionen und Gepflogenheiten der Flotte fest. Das war in gewisser Weise ein Anker der Ruhe in einem Meer aus Chaos und Unbeständigkeit. Manche Dinge änderten sich zum Glück nie.

»Treten Sie näher, Angus«, forderte der Admiral MacGregor auf, ohne sich umzudrehen. »Sie haben etwas für mich?«

Der XO trat zwei Schritte vor. Er hielt ein Pad in den Händen, doch Garner wusste genau, dass der Mann sämtliche wichtigen Details im Kopf hatte.

»Die letzten Schiffe der 3., 4. und 11. Flotte sind soeben eingetroffen. Damit haben wir wieder volle Stärke erlangt.«

Garner schnaubte. Nach den Verlusten bei Umnest und Risena war es notwendig gewesen, von anderen Verbänden Einheiten abzuziehen, um die 12. Flotte wieder auf Sollstärke zu bekommen. Es waren in den Werften eine Menge neuer Schiffe auf Kiel gelegt worden, unter anderem acht neue Dreadnoughts. Es wurde mit Hochdruck an ihnen gearbeitet. Aber realistisch betrachtet, würde es selbst in Kriegszeiten, wenn der Großteil der Industrie auf Rüstung umgestellt war, Monate dauern, bis sie fertiggestellt waren. Solange durfte die Republik mit ihrem Gegenschlag nicht warten.

Garner verzog in kameradschaftlicher Häme das Gesicht. »Meine Admiralskollegen dürften darüber nicht besonders erfreut sein. Diese Schiffe werden ihnen fehlen.«

»Die sollen sich gedulden, bis der Nachschub in den Werften fertig wird«, erwiderte MacGregor feixend und schloss damit unbewusst an die Gedankengänge des Admirals an. »Auf jeden Fall sind wir wieder vollständig kampf- und einsatzfähig. Heute Morgen sind die letzten neuen Rekruten für die Bodentruppen eingeschifft worden und der Nachschub für die Legionen ist von Perseus ebenfalls eingetroffen.«

Garner nickte langsam. »Wir sind also bereit.« Er wandte sich mit einer knappen Bewegung seinem XO zu. »Was sagen die Aufklärungsberichte über Samadir?«

»Immer noch keine Schwarmschiffe in Sicht. Sie sind abgezogen worden, kurz nachdem der Planet gefallen ist. Es gibt über hundert Hinradyschiffe im System, außerdem fast drei Dutzend Jackurynester auf dem Planeten und eine unbekannte, aber erhebliche Anzahl Hinradysoldaten. Trotz des Fehlens von Schwarmschiffen wird das kein leichter Job.«

»Das hatten wir doch auch nicht erwartet, Angus.« Er wandte sich nun zur Gänze seinem XO zu. »Oder täusche ich mich da?«

MacGregor neigte leicht den Kopf zur Seite. »Natürlich nicht, Admiral. Es ist nur …« MacGregor sprach nicht weiter, was den Admiral dazu veranlasste nachzuhaken.

»Es ist nur was

»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob unsere Kräfte reichen werden. Die feindlichen Verbände im Raum können wir zweifelsohne schlagen. Jedenfalls dann, wenn sie nicht signifikant verstärkt werden oder nicht doch noch Schwarmschiffe auftauchen. Aber was ist mit der Situation auf dem Boden? Bis zu unserem Eintreffen wird es mit Sicherheit Millionen von Jackury auf der Oberfläche geben. Und Hunderttausende von Hinrady. Das ist eine gewaltige Macht, die gegen uns steht.«

Garner biss sich leicht auf die Unterlippe. Die Gedankengänge seines XO bewegten sich in ähnlichen Bahnen wie seine eigenen. Es war ein riskantes Unterfangen und selbst bei perfekten Voraussetzungen würden die Verluste schrecklich werden. Aber sowohl der Präsident als auch Flottenadmiral Baker hatten ihm den gesamten Plan erklärt und ihm war völlig klar, dass sie hier an einem Wendepunkt des Krieges standen. Der Ausgang dieser Operation besiegelte womöglich den Ausgang des Krieges.

»Wir müssen nicht den gesamten Planten zurückerobern«, erklärte er seinem XO. »Nur den kleineren Kontinent in der südlichen Hemisphäre. Das dürfte zu schaffen sein. Es ist von größter Bedeutung, den Gegner davon zu überzeugen, dass uns der Planet wichtig ist.«

»Ich hoffe, die spielen auch mit.«

»Das werden sie schon«, erwiderte der Admiral. Das müssen sie einfach …, fügte er in Gedanken hinzu.

Ein kleines Shuttle näherte sich dem Dreadnought vom Bug aus und steuerte einen der Hangars mittschiffs an.

»Unser Paket ist also auch da.«

MacGregor nickte. »Alles ist vorbereitet. Er wird keinen Moment aus den Augen gelassen. Beim kleinsten Fluchtversuch erschießt man ihn auf der Stelle.«

Garner fühlte sich nicht wohl dabei, Daniel Red Cloud an Bord seines Schiffes zu wissen. Obwohl der Präsident ihm berichtet hatte, was es mit dem Gefangenen auf sich hatte, war und blieb der Mann eine unbekannte Größe. Zumal allgemein davon ausgegangen wurde, dass es sich bei ihm bestenfalls um einen Spion handelte.

Der Präsident hatte aber strikt darauf bestanden. Es war wichtig, dass diese Kreatur mit seinen Meistern Kontakt aufnahm, und niemand wusste, welche Reichweite deren geistige Fähigkeiten besaßen. Also war man übereingekommen, Red Cloud mit auf die Reise zu nehmen, um ihn so dicht an seine Herren heranzubringen wie nur möglich. Garner verstand den Sinn dahinter. Es gefiel ihm aber trotzdem nicht.

Das Shuttle flog in das geöffnete Maul eines Hangars und dessen Tore schlossen sich hinter diesem. Garner seufzte tief. Es hatte keinen Sinn, die Sache noch länger hinauszuschieben. Es wurde Zeit, den Kampf zurück zum Feind zu tragen.

»Alle Schiffe Formation einnehmen und Sprunggeschwindigkeit aufbauen«, ordnete er an. »So bald wie möglich springen.« Er wandte sich schwungvoll um und schritt zu seinem Kommandosessel. »Wir fliegen nach Samadir.«

Daniel Red Cloud hatte den ganzen Weg über nach Sultanet kein Wort gesprochen. Und auch jetzt, als das zwei Dutzend Marines ihn zu seiner Zelle an Bord der Beowulf brachte, verzichtete er darauf, dies auch nur mit einem Muskelzucken zu kommentieren.

Dies lag nicht daran, dass er arrogant oder seine derzeitige Situation seiner Aufmerksamkeit nicht würdig gewesen wäre. Viel einfacher – er war schlichtweg auf eine andere Aufgabe konzentriert.

Daniel spürte ein leichtes Zittern unter seinen Füßen. Der Dreadnought war gerade in den Hyperraum gesprungen.

Wie auf ein unbekanntes Signal hin, spürte er den bereits bekannten Zug in seinem Gehirn, gefolgt von dem Schwindelgefühl, das er bereits erwartet hatte.

Berichte!, forderte eine hart klingende Stimme ihn in menschlicher Sprache auf.

Sie fliegen nach Samadir, Herr, antwortete er in seinem Geist. Dort befindet sich die Brutkammer.

Die Stimme erwiderte nichts. Erneut spürte er den Schwindel und den Zug in seinem Verstand, als der Nefraltiri sich aus Daniels Geist ausklinkte. Doch bevor dessen Präsenz verschwand, nahm Daniel etwas von ihm wahr: tiefe, fast unkontrollierbare Befriedigung.

Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod

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