Читать книгу Das geliehene Glück des Samuel Goldman - Stefan G. Rohr - Страница 9

Kapitel 6

Оглавление

Mike Fintch saß an seinem Schreibtisch und verfolgte, wie immer nach der Ziehung, in den TV-Sendern die Berichterstattung über SevenDollies. Ein großer Bildschirm hing zu diesem Zwecke an der Wand ihm gegenüber. Wenn etwas kam, machte er sich Notizen und ergänzte seine Marketing-Statistiken für seine Berichte an die Skinners. Sein Gesicht war auch heute nicht besonders strahlend, da ihm die sich eingestellte Tendenz in Bezug auf die Teilnehmerentwicklung mit jedem Tag schwerer im Nacken zu sitzen schien.

Er schüttete sich gerade aus seiner großen Kanne einen weiteren Becher Kaffee ein, als auf NCCB das vorabendliche Privat-Interview mit Sam Goldman gesendet wurde. Ja, Mike hatte von diesem unglaublichen Glückspilz schon gehört. Im Zusammenhang mit einem Flugzeugabsturz. Und war da nicht auch dieser Goldman verwickelt, als am Vortag eine Bank überfallen wurde? Mike machte den Fernseher lauter und verfolgte mit wachsender Spannung das Interview von dieser Mary Thompson, die auch noch äußerst attraktiv anzusehen war. Seine Aufmerksamkeit wurde zunehmend größer, je mehr er von den Geschichten erfuhr. Die Reporterin verstand es wirklich gut, in der Kürze dieses Beitrages den Umfang der so unglaublich seltsamen Glücksfälle dieses Kerls klar zu machen. Und weitere Berichte, mehr Details sollten exklusiv auf NCCB folgen.

Als der Beitrag zu Ende war, schaltete Fintch den Fernseher aus und lehnte sich in seinen Bürosessel weit nach hinten. Wie er es sah, schien diesem Goldman – was für ein passender Name – das Glück förmlich an den Hacken zu kleben. Ein Glück, das so unwahrscheinlich klingt, dass es die Grenzen der Unglaubwürdigkeit bereits schon wieder überschritten hat. Solche Geschichten sind Gold wert. So ein Mensch wäre ein perfekter Botschafter für jedes Glück, das man sich erträumt. Mehr noch, er wäre fast ein Garant dafür, dass das Glück eintritt, wenn er einfach nur zugegen ist.

Nun ja, die Passagiere in dem abgestürzten Flugzeug hatten nichts von seiner Anwesenheit, die hat´s alle erwischt. Aber wer will das schon wissen? Wen interessiert´s, wenn es um die eigenen Chancen geht? Die Toten im Flieger, die Bankräuber, das ist anderen passiert. An das eigene Glück zu glauben, wird dadurch kein Jota geringer. Dieser Goldman hat ganz offensichtlich einen Vertrag mit dem Schicksal, und vielleicht scheißt er sogar Glückskacke. Dann kann er seine Gabe wohlmöglich auch auf andere übertragen. Beim Händeschütteln, oder telepathisch, oder durch Verschenken seiner befurzten Unterhosen. Wie auch immer, wenn dieser Typ mit den richtigen Leuten am richtigen Platz säße, dann wäre er der Mittelpunkt des Glückhabens, mit magnetischer Wirkung auf alle, die morgen Lotteriemillionär sein wollen, und sich deshalb ein SevenDollies-Los kaufen werden. Dazu müsste dieser Goldman für sie lediglich das Glück mit Kusshand in den Äther senden. Und dafür konnte sicher eine motivierende Bezahlung verhandelt werden.

Mike Fintch gefiel seine Vorstellung außerordentlich. Wie lange der Hype um diesen Goldman auch gehen würde, er könnte, richtig angefangen, einen riesigen Push für SevenDollies geben und die Teilnehmerzahl zum Explodieren bringen. Und der Junge ist zudem auch noch telegen, davon konnte sich Fintch ja gerade selbst am Bildschirm überzeugen.

Fintch griff zum Hörer und wählte die Nummer von John Skinner, seinem Boss, der gerade unterwegs zum gestrigen Auslosungsgewinner war.

„Was gibt´s, Mike?“ - „Wenn Ihr heute wieder im Office seid, dann müssen wir uns treffen.“

„Probleme?“

„Im Gegenteil. Ich habe vielleicht das goldene Fließ für uns gefunden.“

„Klingt spannend.“

„Mehr als das. Bis später!“ Fintch legte wieder auf.

Mike Fintch war Ende Vierzig und ein hagerer Typ von fast zwei Meter Länge, der problemlos auch als Marathonläufer durchgegangen wäre. Sein kahl rasierte Schädel ließ ihn ein wenig wie den Schiffskoch Silver aus Stevensons `Treasure Island´ anmuten, nur eben größer und asketischer. Und ein Holzbein hatte er natürlich auch nicht. Er trug gerne sportliche Leinenanzüge, die jedoch nie richtig passen wollte, denn seine Körpermaße, vor allem die Länge seiner Arme, sprengten stets die Standardmaße der Konfektionen, was ihm einen noch schlaksigeren Anstrich verlieh. Fintch hatte lustige, große Augen, über denen buschigen Brauen thronten und eigentlich zu einer optischen Disharmonie führen mussten, wäre die Komposition nicht so sympathisch gewesen. Augen, Brauen und ein betont vorstehendes Kinn gaben die perfekte Vorgabe für einen Kasperlekopf, was jedoch keinerlei Nachteil bedeutete. Er war beliebt und anerkannt. Ein schlauer Kopf mit einem ausgeprägten und zielsicheren Spürsinn für Werbung und Marketing. Er verstand es ebenso gut mit TV-Sendern zu verhandeln, wie mit Journalisten Sendebeiträge abzustimmen. Und wenn er noch seine goldumrandete Brille nach vorn auf seine Nase rutschen ließ, dann waren alle Sympathiepunkte bei ihm.

Mike Fintch aber sollte niemand unterschätzen. So freundlich und konziliant er gerade war, konnte er blitzartig in das Gegenteil umschalten. Er zeigte mitunter eine jähzornige Note, konnte derbe sprechen und mit der Schärfe eines chirurgischen Skalpells analysieren. Und wenn er etwas im Kopf trug, dann war er stur wie ein Maulesel. Er gab nie auf. Und er bekam fast immer, was er wollte.

*

Sams Kündigung schlug im Vorstand der Public Bank of South Carolina wie eine Bombe ein. Sam hatte bei seiner telefonischen Ankündigung als Grund angegeben, dass er sich nach den letzten Ereignissen für eine unbestimmte Zeit zurückziehen wolle, was in Ermangelung der Geschehnisse auch auf Verständnis traf. Dennoch war die Sprengkraft enorm, denn auch die Bankbosse hatten schon gemeinsam darüber nachgedacht, ob sich Sam nicht für ihre Bank exzellent als Werbe-Ikone eignete. Doch Sam hatte seine Entscheidung so unmissverständlich mitgeteilt, dass sein Chef diese erst einmal hinnahm. Es sollte allerdings nicht die einzige Hiobsbotschaft des Tages bleiben.

Kurz nach Sams Kündigung erreichte gleich eine zweite schlechte Nachricht das Unternehmen. Der Sicherheitschef der Bank erhielt am Morgen einen Anruf der Detektives, die den Banküberfall auf Sams Filiale bearbeiteten. Sie informierten ihn über eine Ermittlungserkenntnis, die durchaus relevant für die Bank war. Es hatte sich herausgestellt, dass die beiden Bankräuber die Neffen eines seiner Sicherheitsleute waren. Diesen Mitarbeiter, einen Mr. Frank Molloy, würden sie noch heute in der Bank besuchen und verhören. Es sei nicht auszuschließen, dass es sich hier um einen Informanten handelt, der seinen kriminellen Verwandten Tipps für ihre Überfälle auf Bankfilialen gegeben hat. Der Umstand, dass in den letzten Monaten schon vier Zweigstellen der Public Bank of South Carolina überfallen wurden, das Muster und die Täterbeschreibungen nahezu identisch waren, ließe diesen Schluss nicht nur zu, er würde sich förmlich aufdrängen. Sie wiesen ihren Gesprächspartner an, Molloy in sein Büro zu rufen, und sie würden dann dazukommen.

Das saß. Der Sicherheitschef war in Alarmstellung. Ein Security-Mann aus seinem Team als Informant für Überfälle war gar nicht gut. Allein schon der Verdacht trug schwer. Doch bevor er mit seinen Vorgesetzten die geeigneten Maßnahmen abstimmen konnte, musste er sich, zusammen mit den Cops, erst ein Bild machen.

Frank Molloy war seit knapp zwei Jahren für die Bank als Sicherheitsbeamter tätig, und gehörte zu dem Team, das uniformiert und bewaffnet als Security in den größeren Banken in der Region Wachdienst hatte. Molloy war schon Mitte Fünfzig und hatte lange Jahre zuvor als Wachmann für eine private Sicherheitsfirma gearbeitet. Als er dort seinen Job verlor, fiel es ihm für einige Zeit sehr schwer, eine neue Arbeit zu finden und er jobbte mal hier, dann mal wieder dort, war mal Gabelstapelfahrer, mal Aushilfe in einem Gartenbaubetrieb. Überglücklich war er deshalb, als er nach bestandener Sicherheitsüberprüfung eine Chance bei der Bank bekam. Und bei seinem Chef galt er bisher als zuverlässiger Mann, beliebt bei den Kollegen und ansonsten unauffällig.

Das Verhör mit ihm verlief jedoch widersprüchlich. Molloy gab an, seine Neffen – es handelte sich um die Söhne seiner Halbschwester – nicht regelmäßig, vielmehr eher selten gesehen hätte. Der Kontakt zu ihnen sei nur sporadisch und nie besonders intensiv gewesen. Er gab auch an, dass es den beiden stets nur um Geld gehen würde, sie ihn bei ihren Treffen immer nur angebettelt hatten. Dass die beiden nicht koscher waren, sei Molloy klar gewesen, allerdings hatte er nach eigener Aussage keine Details gekannt, ihr Leben war ihm fast in Gänze unbekannt. Zu seiner Halbschwester unterhielt er ebenfalls wenig Kontakt, und auch von ihrem Tod hatte er erst im Nachhinein erfahren.

Wann Molloy das letzte Mal seine Neffen getroffen oder Kontakt hatte? Daran konnte er sich nur vage erinnern, es musste aber schon einige Zeit her sein. Und damit tappte er in eine Falle der Cops. Sie hielten ihm eine Telefonliste vor, die die aus- und eingehenden Gespräche auf den Handies seiner Neffen enthielten. Und nach dieser Liste waren etliche Telefonate in den letzten zwei Monaten mit ihm geführt worden. Zuletzt vor knapp zwei Wochen. Das gebe ein deutlich anderes Bild ab, als Molloy es zuvor gezeichnet hatte.

Man bat Molloy kurz vor die Türe, und ein Cop blieb bei ihm. Der Sicherheitschef der Bank wurde von dem verbliebenen Detektives gefragt, ob er die Dienstpläne einsehen konnte. Als diese kurz darauf auf dem Bildschirm des Sicherheitschef angezeigt wurden, ergab sich etwas, das Molloy zusätzlich belastete: Er hatte, jeweils wenige Tage zuvor, in drei der überfallenen Filialen der Bank Dienst gehabt. Ein Zufall?

Als Molloy damit konfrontiert wurde, war er zunächst sprachlos. Was wollte man ihm da unterjubeln? Er wurde aufgeregt und begann sich laute zu rechtfertigen. Es sei eine Unverschämtheit, ihm eine Mittäterschaft bei den Überfällen zu unterstellen. Er war ein anständiger Mann und hatte mit kriminellen Sachen noch nie etwas am Hut gehabt. Alle konnte man fragen! Er machte keine krummen Dinger, war immer korrekt. Und das mit seinen Neffen, nun ja, das hat er stets immer gleich vergessen, wenn sie sich gemeldet haben. Da er ihnen nie Geld geben konnte, war das auch eher lästig für ihn. Sowas verdrängt man doch auch schnell. Und dass ihm jetzt ein Strick daraus gedreht werden soll … unfassbar!

Molloy gab im weiteren Verlaufe an, dass er finanziell zwar nicht in der Klemme sitzt, doch war seine Lage auch nicht gerade rosig. Er verdiente regelmäßig und das Geld reichte für sein Auskommen. Nur die Zeit seiner Arbeitslosigkeit hatte ein tiefes Loch in seine Finanzen gerissen. Und mit seinen Aushilfsjobs hiernach wurde dieses nicht gerade kleiner. Daran knabberte er auch noch, zugegeben. Aber er kam schon zurecht. Kein Grund für ihn, kriminell zu werden, das musste man ihm glauben.

Die Detektives wussten, dass sie ohne klare Beweise Molloy nichts nachweisen konnten. Die beiden Täter waren tot und konnten nicht mehr aussagen. Sie wollten noch prüfen, ob auf Molloy´s Konto auffällige Eingänge festgestellt werden konnten, Bewegungen, die man möglicherweise mit den Überfällen und der gemachten Beute in Übereinstimmung bringen konnte. Aber dass jemand so dämlich sei, den Anteil an erbeutetem Geld schnurstracks auf das eigene Bankkonto einzuzahlen, schlossen sie fast aus. Doch überprüft musste es werden. Ebenso eine Hausdurchsuchung. Das war sogar schon organisiert und der Staatsanwalt hatte den Durchsuchungsbefehl vor wenigen Minuten unterschrieben. So fuhren sie zu Molloy´s Haus, ihn selbst im Fonds des Polizeiwagens.

Der Sicherheitsdirektor der Bank blieb in seinem Büro. Er sah nur eine Chance, er musste – ob schuldig oder nicht – Molloy rauswerfen. Er konnte nicht riskieren, dass die Cops mit ihrem Verdacht Recht hatten. Schließlich sprach viel dafür, dass Frank Molloy seine Hände mit ihm Spiel gehabt hatte. Und als Chef der Security konnte er in solch einer Situation nicht untätig bleiben. Das würde sogar seinen eigenen Kopf kosten. Und so fackelte er nicht lange, handelte und veranlasste, das Molloy noch am selben Tag fristlos gekündigt wurde.

*

Paul Wayne war nicht gerade hellauf begeistert, als er erfuhr, dass seine Star-Reporterin am Vorabend eine Viertelmillion Dollar ausgegeben hatte, um diesen Goldman einzukaufen. Er musste sich aber an die eigene Nase fassen. Nicht nur, dass er die Sache um alles in der Welt für NCCB sichern wollte, er hatte ihr auch freie Hand gelassen, ohne Limit. Jetzt war es an Mary zu beweisen, dass ihr Spürsinn sich als richtig erwies und sich diese Geschichte tatsächlich zum Quotenrenner, und damit zum Goldesel entwickelte.

Wayne blieb also äußerlich gelassen, und kam nicht umher, Mary Thompson einen freundschaftlichen, anerkennenden Klaps unbemerkt von Dritten auf ihren Allerwertesten zu geben. Hiernach schüttelte er Samuel Goldman das erste Mal die Hand. Wayne war in diesem Augenblick, als er Sam zum ersten Male begegnete, etwas enttäuscht. Irgendwie hatte er erwartet, dass Goldman von einer Aura umgeben war, die seine Besonderheit sofort erkennen ließ. Wayne hatte dabei nicht an sprühende Funken, einen Heiligenschein oder an ultraviolett leuchtende Augäpfel gedacht. Auch nicht, dass sich Dinge auf dem Tisch wie von Geisterhand bewegen. Gereicht hätte ihm jedes andere kleine Zeichen für diese Magie, die dem Burschen so eigen sein soll. Aber da Stand der Bursche nun vor ihm und strahlte ebenso wenig mystischer Fähigkeiten ab, wie eine Straßenlaterne. Und für einen Moment überlegte er deshalb tatsächlich, ob er Sam nicht einfach ein paar Haare ausreißen sollte, um diese dann in einem Labor einmal auf außerirdische Lebensform untersuchen zu lassen. Einen kleinen Teil dieser Probe konnte er vielleicht auch in seinem Portemonnaie aufbewahren – nur so, für alle Fälle.

Was ihm dagegen außerordentlich gut gefiel, war etwas anderes. Als bekannt wurde, dass Goldman exklusiv mit NCCB und Mary arbeiten wird und schon heute für die beginnende Produktion der geplanten Reportagen erstmalig da sein würde, machte sich große Aufregung breit. Und das war nicht allein die Freude daran, dass die Story für NCCB viel Geschäft bringen würde. Ähnlich, wie Paul selbst empfunden hatte, so hofften scheinbar auch seine ganzen Leute im Sender auf so etwas, wie einen Heilsbringer, der mit einem Fingerschnipp das Glück herbeiruft und Wunderbares passieren lässt. Keiner sprach es mit dieser Direktheit aus, aber als Gedanke spukte es in allen Köpfen umher, füllte die Büros und die Sitzungsräume, wie Gas aus einer undichten Leitung. Geräuschlos, geruchsneutral, dennoch sehr gefährlich. Jeder wollte einen Blick von Goldman erhaschen. Es wurden die Köpfe hochgestreckt, aus den Büros herausgetreten, mitunter Beifall geklatscht, als sie durch die Flure gingen. Sam reichten sich Hände entgegen, man klopfte ihm auf die Schulter, zwinkerte ihm zu, und nicht Wenige hielten ihm etwas zu Schreiben hin, sie baten um sein Autogramm.

Wayne war das mehr als Recht. Wenn schon seine eigenen Mitarbeiter – nicht zu vergessen: er selbst – allein auf den Namen und das Zugegensein von Sam Goldman so reagierten, dann werden es die Zuschauer und Werbekunden, Sponsoren und Kapitalgeber von NCCB in gleicher Weise tun. Und das bedeutet eins: Die Goldmanstory wird ein Knaller. Er war sich jetzt deutlich sicherer, als zuvor. Zufrieden lächelte er und zog sich zurück.

*

Als die Gebrüder Skinner zurückkehrten und John´s Büro betraten, saß Mike Fintch schon dort. Er hatte sie ungeduldig erwartet. Und ohne eine Begrüßung redete er los: „Habt Ihr schon von der Goldman-Sache gehört?“ Er wartete erst gar nicht eine Antwort ab. „Ich meine, man kann ja machen, was man will, in jeder Zeitung und auf allen Sendern ist der Mann mit seiner Geschichte vertreten. Und NCCB scheint sich das exklusiv unter den Nagel gerissen zu haben, das spricht ja schon allein für sich. Und ich denke, dass dieser Hype um den Kerl erst der Anfang ist. Wir sollten uns unseren Teil sichern. Goldman ist vielleicht ein Glücksfall für SevenDollies, und könnte uns ganz weit nach Vorn bringen.“ Fintch schaute, leicht außer Atem geraten, von rechts nach links auf die Gebrüder Skinner.

Ja, auch an ihnen ist es nicht vorbei gegangen, denn in ihrem Jet hatten sie natürlich TV und das registriert, was NCCB den ganzen Tag über alle dreißig Minuten in einer Schleife gesendet hatte. Doch so richtig konnten sie die Aufregung ihres Marketingchefs noch nicht nachvollziehen.

„Sei so nett, Mike, und erkläre Deinen verblödeten Chefs einmal, was wir mit diesem – ich glaube er ist Banker? – am Hut haben sollten!“ John´s schlecht gelaunter Unterton war durchaus ernst gemeint. Und er fügte ein wenig sanfter hinzu: „Und beruhige Dich erst einmal, bist ja völlig aus dem Häuschen.“

Fintch versuchte einen neuen Ansatz und war bemüht, sich klarer auszudrücken: „Was ich meine, ist folgendes: Diesem Goldman haftet scheinbar ein Glück am Frack, das nicht von dieser Welt sein kann. So glauben es scheinbar die Leute da draußen. Und NCCB, diese Mary Thompson, zielt mit ihren Aufmachern genau darauf ab. Also, ob Goldman nun Wunder vollbringen kann, oder in Acapulco rutscht ´ne Bratwurst vom Teller, die Leutchen werden ihn als das personifizierte Glück sehen und ihm deshalb nachrennen, wo er auch immer geht und steht. Wisst Ihr nun, worauf ich hinaus will?“

Maurice war der erste, der von den Brüdern langsam zu nicken begann. Und, erst ein wenig zögerlich, begann er zu resümieren: „Ja ... ja, ich denke, ich kann Dir folgen! Goldman gleich SevenDollies, SevenDollies gleich großes Glück, Goldman und SevenDollies gleich viel, viel mehr Glück, die beste Lotterie ist demnach SevenDollies. Und das bringt eine ganze Menge neuer Kunden. Ist es da, was Du sagen wolltest?“

„Das Ei des Columbus, könnte man sagen.“ fügte John Skinner hinzu.

„Beide Eier von ihm, sage ich Dir! Beide!“ rief Mike und war froh, dass die Zwei das nun ebenso einschätzten, wie er.

„Dein Plan?“ als John Mike das fragte, war ihm klar, dass auf diese Idee auch andere kommen könnten.

„Wir müssen diesen Goldman einkaufen. Und zwar schnellstmöglich.“ sprudelte es aus Fintch heraus. „Wenn NCCB den Jungen nicht bereits unter Vertrag hat, wären die mehr als nur bescheuert. Und davon ist nun wirklich nicht auszugehen. Es wird demnach wohl unumgänglich, dass wir uns mit dem Sender und dieser Thompson über eine Zusammenarbeit einigen müssen. Je nach Vertragslage zwischen NCCB und Goldman auch mit ihm selbst. Das wird man sehen. Aber als Erstes wäre es das Beste, wenn einer von Euch, als Inhaber von SevenDollies, den Chef von dieser Mary Thompson anruft, und ein sofortiges Treffen vereinbart.“

„Gute Idee.“ antwortete Maurice. „Wir brauchen dazu aber einen Köder, damit der NCCB-Chef anbeißt. Und der Haken muss spitz sein, damit er auch sitzt.“

John nickte. „Und es muss für ihn so lecker riechen, dass er sofort zubeißt. Vorschläge?“

Mike hatte sich hierzu schon Gedanken gemacht. Das war schließlich sein Job. „Was haltet Ihr davon, dass wir NCCB eine Beteiligung an den Spieleinnahmen anbieten, so lange dieser Goldman dabei ist? Vorausgesetzt, dass Ganze entwickelt sich so, wie wir glauben.“

„Das wird nicht reichen.“ John Skinner zeigte sich skeptisch. „Da muss mehr kommen, als eine Beteiligung an irgendwelchen erhofften Losverkäufen.“

Maurice schaltete sich wieder ein: „Und wenn wir mit NCCB einen exklusiven Vertrag über unsere Ziehungen abschließen und ein dickes Paket unserer Commercials beifügen ….?" Das wäre ein fettes Ding für diesen Sender. Mit unserer Quote obendrauf explodiert deren eigene über Nacht. Und bei uns gehen die Losverkäufe durch die Decke.“

John hatte entschieden. „Mike, organisiere mir ein Telefonat mit NCCB, mit dem Boss. Den Rest machen Maurice und ich, wenn wir den Fernsehfritzen am Hörer haben.“

Kurz darauf stellte die Sekretärin von Paul Wayne ein Telefonanruf von den Inhabern der Firma SevenDollies, Mr. John und Maurice Skinner, zu ihrem Chef durch.

Das geliehene Glück des Samuel Goldman

Подняться наверх