Читать книгу Einführung in das Geschichtsstudium - Stefan Jordan - Страница 17
3.2.3. Regional (geographisch) strukturierte Teilbereiche der Geschichtswissenschaft
ОглавлениеEine Aufteilung der Geschichtswissenschaft nach Räumen ist auf verschiedenen Ebenen anzutreffen: So kann man zunächst die Geschichte ganzer Kontinente (Geschichte Nordamerikas, Afrikanische Geschichte etc.) und Teilkontinente (Geschichte Südeuropas, Südosteuropas, Ostasiens etc.) finden. Stärker verbreitet ist die Geschichte einzelner Länder bzw. Nationen, wobei die meisten Professoren schwerpunktmäßig Deutsche Geschichte betreiben, auch wenn ihre Stellenbezeichnung (z. B. Geschichte der Neuzeit) das auf den ersten Blick nicht erkennen lässt. Seltener dagegen findet man einen Lehrstuhl, der auf die Geschichte einzelner nicht-deutscher Länder bzw. Nationen (z. B. Geschichte Großbritanniens) spezialisiert ist; in der deutschen Geschichtswissenschaft kaum gelehrt wird die Geschichte von Staaten in Afrika, Südamerika und z. T. auch Asien.
Geographisch strukturierte Bereiche der Geschichtswissenschaft können – wie epochal strukturierte Bereiche – unterschiedliche methodische Ansätze verfolgen (Kultur-, Geistes-, Sozialgeschichte etc.); sie haben wie sektoral strukturierte Bereiche die Möglichkeit epochenübergreifenden Arbeitens. Regional strukturierte Geschichtswissenschaft kann ebenfalls Spiegel politischer [47]Entscheidungen sein: Die Vielzahl an Lehrstühlen für osteuropäische Geschichte (West) bzw. für Geschichte der Sowjetunion (Ost), die nach 1945 in Deutschland eingerichtet wurden, ist deutlich zurückgegangen; angesichts des stärker werdenden Nord-Süd-Gefälles und der religiös-fundamentalistischen Auseinandersetzungen haben Neuetablierungen von Forschungsschwerpunkten und Lehrstühlen im Bereich der Geschichte des Orients, Asiens oder Afrikas dafür zugenommen.
Maurer, Michael (Hrsg.): Aufriß der Historischen Wissenschaften. Bd. 2: Räume. Stuttgart 2001. (Reclams Universal-Bibliothek.)
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich auch die Landesgeschichte als feste Größe im Kanon der historischen Subdisziplinen etabliert. In Bundesländern, die als Folge der politischen Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden (z. B. Rheinland-Pfalz) oder die schon zuvor aus mehreren Gebieten zusammengesetzt waren (Schleswig-Holstein), wird Landesgeschichte nicht auf der Ebene des heutigen Bundeslands, sondern auf der Ebene historischer Territorien betrieben (z. B. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern; Institut für Fränkische Landesforschung, Erlangen). Seltener an den Universitäten vertreten ist die Regionalgeschichte, noch weniger zu finden ist die Lokalgeschichte. Diese beiden Bereiche werden häufig von Geschichtsvereinen (z. B. Geschichtswerkstätten) betrieben oder in der Volkskunde aufgefangen, einer Nachbardisziplin der Geschichtswissenschaft, die eine Mischung aus dieser, Ethnologie, Anthropologie und Archäologie darstellt.
[48]Brednich, Rolf Wilhelm / Scharfe, Martin (Hrsg.): Das Studium der Volkskunde am Ende des Jahrhunderts. Göttingen 1996.
Buchholz, Werner (Hrsg.): Landesgeschichte in Deutschland. Bestandsaufnahme – Analyse – Perspektiven. Paderborn [u. a.] 1998.
Hauptmeyer, Carl-Hans (Hrsg.): Landesgeschichte heute. Göttingen 1987.
Weber-Kellermann, Ingeborg [u. a.]: Einführung in die Volkskunde / Europäische Ethnologie. Eine Wissenschaftsgeschichte. Stuttgart 32003.