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Der Morgen danach

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Als Joaquin erwachte, wusste er nicht, wie lange er geschlafen hatte. Sein Schädel brummte fürchterlich, denn er hatte eine Menge Wein getrunken und war wohl zu später Stunde ziemlich lustig drauf gewesen. Die Sonne schien hell in sein Zimmer. Joaquin bemerkte, dass er sich nicht ausgezogen hatte, als er zu Bett gegangen war, denn er lag völlig bekleidet auf seiner Decke. Sein Mund war trocken. Als er sich mit einer Hand über das Gesicht fuhr, stellte er fest, dass er völlig unrasiert war. Langsam kamen die Erinnerungen des gestrigen Abends wieder in sein Bewusstsein. Mein Gott, was hatte er getanzt. Mit Miranda, mit Madame Sophie und der hübschen Spanierin. Er glaubte sich sogar daran zu erinnern, dass Harlekin irgendwann auf dem Tisch getanzt hatte. Alle waren so ausgelassen und heiter gewesen, dass keiner daran Anstoß genommen hatte. Plötzlich sprang etwas auf sein Bett und er fuhr erschrocken hoch. Barneby, der Hund von Federico, hatte den Rest der Nacht neben seinem Bett verbracht.

„Muss ihn wohl mit ins Zimmer genommen haben“, dachte Joaquin und streichelte den Hund, der hingebungsvoll seine Hände leckte.

„Geh runter vom Bett, Barneby!“ befahl Joaquin mit rauer, trockener Stimme. „Ich stehe gleich auf und lass dich raus.“

Barneby sprang vom Bett und sah ihn erwartungsvoll an. Joaquin quälte sich aus dem Bett, nahm seine Kulturtasche, die auf dem Tisch stand, und schmiss sich ein Handtuch über die Schulter.

„Auf zum Brunnen, komm mit, Barneby!“

Als er an der Standuhr vorbei kam, registrierte er, dass es schon fast halb zwölf war. „Toll!“ dachte er, wieder den halben Tag verschlafen.“

Am Brunnen wusch er sich mit dem wunderbar kalten Wasser und rasierte sich. Er hatte, Gott sei Dank, einen kleinen Spiegel mitgebracht. Die Haut pellte sich schon von seinem Gesicht .Ob die anderen schon wach waren? Er trocknete sich vorsichtig das Gesicht ab, denn seine Haut brannte fürchterlich. Barneby hatte sich in die Büsche geschlagen, so dass Joaquin sich alleine auf den Weg zur Küche machte. Die Verandatür stand offen und im Garten und in der Wohnküche sah es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Im ganzen Raum war schmutziges Geschirr mit Essensresten verteilt. Benutzte Gläser, die teilweise noch halb gefüllt waren, standen kreuz und quer auf den Tischen herum.

„Das mach ich jetzt nicht alles alleine sauber!“ sagte Joaquin laut zu sich selbst.

Einen starken Kaffee könnte er jetzt gebrauchen. Er setzte den Kessel auf den Herd und entfachte das Feuer. Von draußen erklang freudiges Hundegebell. Es hörte sich an, als wäre Federico eingetroffen. Kurze Zeit später stand Federico in der Küche und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als er das Chaos überall sah. Dann ging er lachend auf Joaquin zu und schüttelte ihm kräftig die Hand, wobei er etwas von sich gab, was Joaquin nicht verstand.

„Guten Morgen, Federico! Sieht toll hier aus, was?“

Federico nickte und setzte sein schiefes Grinsen auf, so dass seine Zahnlücken sichtbar wurden.

„Also, ich mache das nicht alleine sauber. Ich trinke erst mal einen Kaffee zum Wachwerden.“

Federico nickte wieder und zeigte mit dem Finger auf den Garten und dann auf sich.

„Ich weiß zwar nicht, ob ich dich richtig verstanden habe, aber von mir aus kannst du ruhig im Garten mit dem Aufräumen anfangen“, sagte Joaquin.

Federico nickte wieder und ging hinaus in den Garten. Tische und Stühle standen noch draußen, also setzte sich Joaquin mit seinem dampfenden Kaffee auf das rote Sofa. Er musste jetzt erst einmal richtig wachwerden. Sein Schädel brummte fürchterlich.

„Guten Morgen, Joaquin!“ Miranda hatte die Küche betreten und sie sah trotz der langen Nacht wie das blühende Leben aus.

„Morgen, Miranda“, brummte Joaquin. „Auf dem Herd steht frischer Kaffee. Du kannst bestimmt auch einen gebrauchen oder?“

„Oh, ja! Danke! Kaffee ist genau das Richtige jetzt. Sind die anderen schon wach?“

„Nicht, dass ich wüsste. Aber Federico räumt gerade den Garten auf.“

„War ein tolles Fest gestern. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt und die Banditos waren einfach nur Klasse.“

„Du sagst es, Miranda. Ich fand es auch super! Bin leider noch immer etwas gerädert und habe einen ziemlich dicken Kopf. Kommt wohl vom vielen Wein.“

Miranda schaute ihn an. „Ja, du und Harlekin habt ganz schön zugelangt, aber ihr wart unheimlich lustig. Harlekin hat später sogar noch auf den Tischen getanzt!“

„Daran kann ich mich auch noch erinnern“, sagte Joaquin und nippte an seinem Kaffee. „Er wollte sogar zur späten Stunde Madame Sophie dazu bewegen, mit ihm zusammen auf den Tischen zu tanzen. Die hat es aber vorgezogen, auf dem Boden zu bleiben. War eine echte Gaudi!“

„Du bist wirklich ein klasse Tänzer, Joaquin. Du hast Musik im Blut.“

Joaquin wurde ein bisschen verlegen. „Und in den Füßen, Miranda! Danke für das Kompliment, aber du tanzt auch nicht übel. Madame Sophie legt für ihr Alter auch noch eine ziemlich fesche Sohle hin. Sie hat mich ganz schön durch die Gegend gewirbelt. Sieh mal, Federico winkt mir zu. Ich glaube, ich soll ihm helfen, den Eichentisch rein zu tragen. Bin gleich wieder zurück.“

Joaquin stand auf und ging in den Garten. Nachdem er gemeinsam mit Federico den Eichentisch und die Stühle in die Wohnküche geschleppt hatte, gesellte er sich wieder zu Miranda. Federico winkte ihr aus dem Garten zu und sie winkte zurück.

„Ich habe ihn unheimlich gern, den Federico. Er ist irgendwie so lustig!“ sagte Miranda.

„Ja, er ist ein herzensguter Mensch. Wenn er lacht, erinnert mich das immer an diese Kürbisköpfe mit den zackigen Zähnen, die man zu Halloween raus stellt.“

Beide mussten lachen.

„Du meinst wegen seinen Zahnlücken?“ Miranda schüttelte immer noch lachend ihren Kopf und ihre blonden, langen Haare landeten dabei in ihrem Kaffeebecher.

„Du kommst vielleicht auf Ideen! Schau mal, was du angestellt hast!“ Sie fischte sich die Haare aus dem Becher und wischte sich mit einem Tuch den Kaffee aus den Strähnen. „Du hast übrigens heute dein erstes Gespräch mit Madame Sophie. Freust du dich schon darauf?“

„Das hätte ich beinahe vergessen. Es geht um die Erbschaft meiner verstorbenen Mutter. Vielleicht erfahre ich endlich mehr über sie. Wie sie gelebt hat und wie sie so als Mensch war.“ Joaquin schwieg und schaute nachdenklich auf seinen leeren Kaffeebecher.

„Es tut mir sehr Leid für dich, dass du so früh von deiner Mutter getrennt wurdest. Du musst sehr darunter gelitten haben.“

„Ja, es war nicht einfach für mich, Miranda, aber anderen Menschen ergeht es auch nicht besser. Daher muss es dir nicht leidtun. - Was denkst du eigentlich über Kamis?“

„Ich weiß es noch nicht“, antwortete Miranda ehrlich. „Vielleicht müssen wir ihr Zeit geben.“

„Club der Auserwählten! Kinder des Lichtes! Was meinte Madame Sophie damit.“

„Ich denke, wir werden es bald erfahren, Joaquin. Ich finde das auch alles sehr geheimnisvoll, aber ich habe vollstes Vertrauen zu Madame Sophie.“

„Guten Morgen! Wie ich sehe, seid ihr auch schon wach!“

Harlekin hatte die Küche betreten und sah ziemlich zerknittert aus. Er hatte sich sein zweites Narrenkostüm angezogen und der Anblick war gewöhnungsbedürftig.

„Alles klar bei dir?“ Joaquin musterte Harlekin und hätte sich die Frage eigentlich sparen können.

Harlekin grinste schief. „Gibt es hier im Haus irgendwo Aspirin? Der Wein war ja wirklich gut, aber ich habe das Gefühl, als ob mein Schädel gleich zerspringt.“

„Trink erst mal einen starken Kaffee, vielleicht geht es dir dann besser!“ sagte Miranda mitfühlend.

Harlekin schlurfte zum Herd und holte die Kanne mit dem Kaffee zum Tisch herüber. „Möchtet ihr auch noch einen? Ist noch genügend drin.“ Harlekin schenkte allen nach. „Mann, oh, Mann, was für ein Teufelsweib diese Spanierin! Habt ihr gesehen, wie ich mit ihr getanzt habe? Wie ich sie herum gewirbelt habe?“

Joaquin lachte laut auf. „Du meinst wohl, wie sie DICH herum gewirbelt hat!“ erwiderte er und grinste über Harlekins Gesichtsausdruck. „Ja, das haben wir alle gesehen und wir haben uns auch darüber köstlich amüsiert!“ neckte er ihn weiter. „Es sah unglaublich elegant aus, wie du fast gefallen wärst und dich gerade noch auf den Beinen halten konntest.“

Jetzt musste auch Miranda lachen, denn Harlekin machte ein Gesicht, als ob er gerade in eine saure Zitrone gebissen hätte.

„Harlekin, Teufelsweib!“ gackerte Leroy und ließ ein hohles Gelächter folgen.

„Halt den Schnabel, du blöder Vogel, sonst stutze ich dir die Flügel!“ rief Harlekin ihm zu und Miranda und Joaquin lachten noch lauter.




















Die Legende von der Siebener Parabel

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