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Major Kamikaze

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Harlekin fuhr erschrocken aus dem Schlaf, als der Wecker ihn aus seinen Träumen holte. Irritiert schaute er sich um. Er benötigte ein paar Sekunden, um sich in seiner neuen Umgebung zu orientieren. Er war im Haus von Madame Faunette. Der letzte Gast würde gleich eintreffen.

Harlekin sprang vom Sofa auf und streckte sich. Jetzt könnte er einen starken Kaffee gebrauchen! Noch etwas verschlafen ging er zu dem Regal, auf dem er den Kaffee vermutete und hatte die Dose schnell gefunden. Er setzte den Herd in Gang und stellte den Kessel auf das Feuer. Er rieb sich ein wenig verschlafen die Augen, ging zur Glasveranda und öffnete diese. Die Sonne ging langsam auf und es würde wieder ein heißer Tag werden. In der Nacht war es zu dunkel gewesen, um den schönen Garten in seiner ganzen Pracht bewundern zu können.

„Willkommen im Paradies!“ sagte er laut. Hier ließ es sich wirklich gut leben. Als der Wasserkessel zu pfeifen begann, riss er sich von der schönen Aussicht los und bereitete in der Kochecke den Kaffee zu. Er mochte ihn stets besonders stark und ohne Milch und Zucker. Während seiner Ausbildung zum Artisten, als er wenig Geld hatte, nannte er es immer „das existenzielle Frühstück“. Damals hatte er noch geraucht. Das Rauchen hatte er sich abgewöhnt, also blieb nur der Kaffee. Mit einem großen Becher dampfenden Kaffees in der Hand ging er auf den Käfig zu. Der Papagei war soeben aus seinem Schlaf erwacht und plusterte sich vor ihm auf.

„Guten Morgen, altes Haus. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?“ Harlekin strich über Lord Leroys Gefieder.

„Bon jour! Bon jour! Bon jour!“ plapperte der Papagei drauf los und sprang auf Harlekins Schulter. In diesem Moment erklang aus der Ferne ein lautes Motorengeräusch, das immer näher zu kommen schien.

„Ich glaube, wir bekommen Besuch.“

Harlekin nahm den letzten Schlüssel vom Küchentresen, an dem ein Anhänger mit einem gelben „K“ baumelte. Mal sehen, ob noch so eine hübsche Frau wie Miranda hier auftauchen würde. Harlekin konnte sich ein vergnügliches Grinsen nicht verkneifen. Dem Geräusch nach zu urteilen, musste es sich um ein Motorrad handeln. Mit Lord Leroy auf der Schulter bewegte er sich dem Hauseingang zu. Er öffnete die Tür und trat hinaus. Er schaute nach rechts in die Bäume, wo der Ballon ziemlich wüst zwischen den Zweigen hing.

„Es wird nicht einfach werden, den da wieder heraus zu bekommen“, dachte Harlekin. Hoffentlich war der Ballon nicht zerrissen. Das Motorengeräusch war nun ganz nah und brach plötzlich ab. Er sah, wie sich vor ihm die dicht bewachsenen Bäume zur Seite schwangen und eine Gestalt, ein Motorrad neben sich her schiebend, auf ihn zukam. Trotz der Entfernung, die noch zwischen ihnen lag, konnte er erkennen, dass die Person einen Militär Kampfanzug trug. Nachdem die Person ihr Motorrad aufgebockt hatte, nahm diese den Helm ab und blickte in Richtung Harlekin. Langsam gingen beide aufeinander zu. Bei jedem Schritt wuchs ein unangenehmes Gefühl in Harlekin.

„Zwei Welten treffen aufeinander!“ schoss es ihm durch den Kopf.

Die Frau vor ihm hatte sehr kurz geschnittene, rote Haare, ein hartes Gesicht und eine schlanke, aber sehr kräftige Statur. Sie war ungefähr 1,80 Meter groß und unter ihrem Kampfanzug zeichneten sich deutliche Muskeln ab. Der ganze Körper war durch und durch trainiert bis in jede einzelne Zelle. Ihr Alter schätzte er auf Ende zwanzig, Anfang dreißig.

Nur wenige Meter voneinander entfernt blieben beide stehen. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und Harlekin gefror es wie Eis in den Adern. Stahlharte, graugrüne, fast schon kalte Augen musterten ihn taxierend. So leicht konnte Harlekin eigentlich nichts aus der Ruhe bringen, aber in diesem Moment überkamen ihn eine gewisse Unsicherheit und sogar ein bisschen Furcht.

„Hallo! Ich bin Harlekin“, sagte er mit etwas tonloser Stimme.

Die Frau ihm gegenüber verzog leicht spöttisch ihren Mund, aber ihre Augen blieben kalt an ihm haften.

„Hallo, Narrengestalt!“ antwortete sie ihm mit einer so metallisch klingenden Stimme, dass es Harlekin eiskalt den Rücken herunterlief. „Ich bin Kamikaze! Major Kamikaze!“

Harlekin glaubte, einen russischen Akzent herauszuhören.

„Willkommen im Club! Willkommen im Club! Willkommen im Club, Major Kamikaze!“ krächzte Lord Leroy laut von Harlekins Schulter herab und es klang noch einen Tick militärischer als bei dem Major.

Die russische, ehemalige Soldatin schaute den Papagei kalt an und wenn Blicke hätten töten können, wäre der Papagei auf der Stelle tot umgefallen.

„Gibt es hier irgendwo eine Schlafgelegenheit für mich? Ich bin müde und möchte in den nächsten Stunden nicht gestört werden!“

Harlekin hielt dem Major den Schlüssel hin. Der Major hievte sich das Gepäck auf die Schulter, nahm den Schlüssel an sich und ging an Harlekin vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Kurz darauf war sie im Haus verschwunden. Harlekin atmete einmal tief durch. Mit dieser Person sollten er und die anderen die nächste Zeit in einem Haus verbringen? Hatte er bis vor kurzem noch daran geglaubt, hier nur von sympathischen Menschen umgeben zu sein, hatte er gerade einen derben Dämpfer erhalten.

„Das geht nicht gut“, flüsterte er. „Nein, das geht nicht gut!“ Mit einem unguten, flauen Gefühl in der Magengegend ging er zurück ins Haus























Die Legende von der Siebener Parabel

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